Читать книгу Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland - Страница 55
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ОглавлениеDer Briefbogen war nicht beschrieben, er war beklebt mit Zeitungsausschnitten. Jeder enthielt nur ein Wort. Alle möglichen Schriftarten gaben sich ein Stelldichein. Doch so lustig, wie es aussah, war es keineswegs.
Da stand zu lesen:
„FBI auf falscher Spur — Stellcass sofort entlassen — Wenn morgen Mittwoch 12 Uhr mittags noch in Haft, sprengen wir Diamond-Brücke.
Freunde von Stellcass.“
Ich hatte diesen „Brief“ vor einer Stunde vom Staatsanwalt erhalten und nachher sorgfältige Untersuchungen angestellt. Jetzt saß ich dem Staatsanwalt wieder gegenüber. Um diese Unterredung hatte er mich gebeten.
Er war noch ziemlich jung, dieser DA., einer von den Scharfen, gedrillt auf guten Schulen. Schmal, dunkelhaarig, mit einer Goldrandbrille auf der schmalen Nase, so saß er mir gegenüber. Ein Mann von etwa zweiunddreißig Jahren und von Ehrgeiz besessen, das sah ich ihm an.
„Und welche Schlüsse haben Sie aus dem Schreiben an mich gezogen?“, fragte er kalt. Ja, kalt klang seine Stimme. Der ganze Mann war von einer Verstandeskälte, wie ich es selten bei einem Manne bemerkt hatte.
Ich sagte: „Ich weiß dazu folgendes: Die Diamond-Brücke liegt achtundzwanzig Meilen von der gesprengten Brücke entfernt. Über die Diamond-Brücke laufen die umgeleiteten Züge der A.P. & N.Y. Bahnen. Um zwölf Uhr zwei fährt aus Shamokin kommend der Express 253 darüber hinweg, also der Zug, den man schon einmal in die Tiefe jagen wollte.“
„Und was gedenken Sie mit Stellcass zu tun?“, fragte er scharf.
Sein Eifer amüsierte mich mehr, als mich sein arroganter Ton ärgerte. „Ich kann keinen Schwerkranken entlassen, Sir. Und wie Sie wissen, ist Stellcass im Dakota-Hospital.“
„Aber in Haft?“
Ich lachte. „Natürlich. Aber was ändert das? Er liegt im Bett und wird gepflegt wie jeder andere Kranke. Ob ich nun den Cop, der ab und zu nach ihm sieht, wegziehe oder dort belasse. Es bleibt sich gleich.“
Mein Lachen passte ihm nicht. Er funkelte mich durch die Gläser an. „Es geht hier um einen Anschlag auf die A.P. & N.Y. Railroad! Um Menschenleben!“
„Stellcass ist ein Vorwand, sehen Sie das nicht?“, fragte ich. „Hier steckt eine Menge mehr dahinter. Die Brücke fliegt auch in die Luft, wenn wir Stellcass entlassen. Der Verdacht soll nur auf ihn gelenkt werden. Und deshalb werde ich ihn nicht entlassen, sondern einen anderen Weg einschlagen.“
„Welchen?“, fragte er. Jetzt schien er gespannt zu sein, aber nicht überzeugt.
Ich lehnte mich zurück und sah ihn besorgt an. „Sie lassen sich zu sehr von dem Brief beeinflussen, Sir. Genau das aber wollen unsere Gegner.“
„Sie haben Nerven, Mr. McAllister! Es wird morgen in allen Zeitungen stehen, da wird dieser Briefschreiber bestimmt nicht untätig sein. Und was glauben Sie, was die Öffentlichkeit dazu sagt?“
„Lassen wir uns von Tatsachen leiten oder von der öffentlichen Meinung?“
Er sah mich giftig an. Ich konnte mir denken, was in ihm vorging. Und prompt sagte er: „Natürlich richten wir uns nach Tatsachen. Die öffentliche Meinung ist eine! Und was diesen Stellcass angeht, so fordere ich, dass er unter schärfste Beobachtung gestellt wird, dass in dieser Hinsicht alle Kräfte ...“
Ich holte tief Luft und sagte, bevor er mit seinem Satz zu Ende war: „Stellcass wird beschattet, aber nur im üblichen Rahmen. Okay, Sir, verplempern wir nicht unsere kostbare Zeit. Morgen Abend wird keine Brücke gesprengt sein, und wir werden wohl auch diesen Fall soweit haben, dass er als abgeschlossen gelten kann.“
Er starrte mich verblüfft an. „Soll das eine amtliche Prognose sein?“
„Darauf können Sie Wetten abschließen. Ich jedenfalls bin meiner Sache jetzt ziemlich sicher.“ Ich erhob mich und wandte mich der Tür zu.