Читать книгу Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland - Страница 20
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Als Lynne an diesem Abend, kurz vor ihrer Sendung ins Studio ging, hatte sie ein mulmiges Gefühl. Sie war nervös. Jemand hatte ihr einen Kaffee hingestellt, den sie hastig austrank und dabei ein wenig verschüttete.
Grady, der bärbeißige Aufnahmeleiter sah das, als er hereinkam.
"Du wirst die Sendung doch durchstehen, oder?"
"Sicher, Mr. Grady."
"Weißt du, wie die Einschaltquoten inzwischen in die Höhe geschnellt sind? Ich sag's dir besser nicht, sonst wirst du am Ende noch eingebildet. Und unsere Werbespots gehen weg wie warme Semmeln!" Dann trat Grady etwas näher an Lynne heran und fuhr mit gedämpftem Tonfall fort: "Sollte der Kerl noch einmal anrufen, dann ist alles bereit. Ein Team von Scotland Yard ist da und es braucht nur ein Knopf gedrückt zu werden, um die Fangschaltung zu aktivieren."
Lynne seufzte.
"Gut."
"Du musst ihn in ein möglichst langes Gespräch verwickeln, hörst du?"
"Ich werde mein Bestes versuchen!", versprach Lynne.
Die Sendung begann. Das Thema interessierte Lynne nicht sonderlich, wenn sie ganz ehrlich war, aber es war "in". Es ging um Piercing. Soll man sich Ringe durch Nasenflügel, Bauchnabel oder beliebige andere Körperteile schießen lassen?
Ist das eher erotisch oder abstoßend? Seit Wochen schon bombardierten die Zuhörer die Redaktion von KLM mit Briefen, in denen gefordert wurde, zu diesem Thema doch endlich einmal eine Sendung zu machen.
Lynne's Night-Talk plätscherte so vor sich hin, unterbrochen von Nachrichten, Musik und etwas Werbung.
Dann drang eine Stimme durch die Leitung, die Lynne inzwischen nur zu gut wiedererkannte. Sie klang dumpf und verstellt, wie durch ein Taschentuch gesprochen. Lynne fröstelte unwillkürlich und fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Es war Bill..
"Ich habe es getan", sagte Bill einfach nur.
"Was hast du getan?", echote Lynne und machte Grady ein Zeichen. Aber der hatte längst verstanden, was los war.
"Ich habe die Frau erwürgt, die heute Morgen gefunden wurde."
"Warum? Hat sie irgendetwas getan?"
"Nein. Ich kannte nicht einmal ihren Namen."
"Warum hast du sie dann umgebracht, Bill?"
"Ich musste es. Ich konnte nicht anders. Ich war wieder William Delaney. Und ich werde wieder töten... Ich fühle es. Ich kann nicht dagegen an..."
"Und jetzt? Bist du jetzt auch William Delaney?"
"Ja, nein, ich meine, weiß nicht. Ich bin Bill."
"Bill ist die Kurzform von William."
Er schwieg. Und das Schweigen verhieß nichts Gutes.
Vielleicht das Gespräch abbrechen. Lynne hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Irgendetwas, nur damit der Gesprächsfaden zwischen ihnen nicht abriss... "Bill", sagte sie sanft und so behutsam, wie ihr das in dieser Situation möglich war. "Du möchtest doch sicher auch, dass dieser schreckliche Drang, wie du es nennst, aufhört..."
"Ja..." Es war kaum mehr, als ein dumpfes Ächzen, was da durch die Leitung kam.
"Dann lass dir helfen!", beschwor Lynne ihn.
Schweigen.
Dann ein Ausbruch. "Ihr wollt mich an den Galgen bringen! Das wollt ihr, jawohl!"
"Niemand will das!"
"Natürlich!"
"Bill!"
"Erst dann wird es aufhören, das denkt ihr, nicht wahr? Aber ich will nicht sterben. Ich will nur, dass es aufhört..."
"Heute wird bei uns niemand mehr an den Galgen gebracht", stellte Lynne sachlich fest. "Hörst du mich, Bill?"
Schweigen. Aber er war noch an der Leitung. Lynne konnte seinen Atem hören. "William?", fragte Lynne dann vorsichtig, einem vagen Instinkt folgend.
Es machte klick.