Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 12
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VERSUCHE, MIT DER FINSTERNIS ZU VERSCHMELZEN, MURPHY!
Wie ein fernes Echo klang die Gedankenstimme Yyndrons in Murphys Bewusstsein. Er saß da, hatte eine Hand auf das Abrash'dala um seinen Hals gelegt.
ÖFFNE DICH DER FINSTERNIS, WERDE ZU EINEM SCHATTENWESEN!
Ich kann nicht!, durchzuckte es Murphys Gedanken. Ich kann nicht...
WEIL DEIN BEWUSSTSEIN SICH NICHT GENÜGEND ÖFFNET!
Ein eisiger Schauder durchfuhr Murphy. Vielleicht wollte er sich gar nicht auf diese Weise öffnen, wie es der Geist des Mörders Yyndron verlangte und wie es zweifellos notwendig war, um das Abrash'dala zu beherrschen.
Schon das eine Mal, da er den ersten Grad der Abrash'dala-Kräfte benutzt hatte und zu einer gespenstischen Tötungsmachine mit superschnellen Reflexen und selbst den Dunkeldämonen überlegener Kraft geworden war, verfolgte ihn noch immer bis in die Träume hinein. Kein Job, den er als Hitman zu erledigen gehabt hatte, hatte ihn derart mitgenommen. Und es waren eine ganze Reihe gewesen, die ziemlich unappetitlich gewesen waren...
VERSUCH ES ERNEUT!
Reicht nicht der erste Grad?
NEIN. VIELLEICHT KANNST DU Altobelli MIT DEM, WAS DU BISHER GELERNT HAST BESIEGEN. WENN DU GLÜCK HAST. ABER ES WERDEN WEITERE AUFGABEN FOLGEN, DIE DIE DUNKELDÄMONEN DIR STELLEN WERDEN...
Diese Rolle als Werkzeug in den Händen fremder Mächte gefiel Murphy nicht. Er hatte immer auf eigene Rechnung gearbeitet. Aber andererseits reale Machtverhältnisse immer anerkannt. Es war sinnlos, sich dagegen auflehnen zu wollen. Und wer überleben wollte, musste die Kräfteverhältnisse im Auge behalten.
Und in diesem Fall waren sie nuneinmal so, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, dass Dunkeldämonen und Daran'dreen die Erde beherrschen und sich Untertan machen würden.
Es war nur die Frage, welche der beiden Gruppen sie sich als erster unter den Nagel zu reißen wusste.
SIEH AUF DEINE HAND!, forderte die Stimme des Dunkeldämonen-Mörders in ihm. SIEH SIE DIR AN...
Murphy zögerte, bevor er gehorchte.
Er hob die Hand. Ein eigenartiges Prickeln durchfuhr ihn. Es fühlte sich an, wie ein leichter elektrischer Strom. Eine Empfindung, die ihn bis ins Innerste frösteln ließ. Warum tust du dir das an, Murphy, ging es ihm durch den Kopf. Du warst tot. Du hättest bleiben sollen. Um deiner Selbst willen...
Die kribbelnde Missempfindung verstärkte sich.
Die Hand...
Sie begann sich vor Murphys Augen langsam zu verwandeln, wurde zu etwas dunklem. Einer Art Schattenriss.
Murphy zuckte zusammen, als er es sah. Er spürte, wie eine unheimliche Kraft in ihn einströmte. Eine Kraft, die nichts gegen jene Energien war, die er schon einmal mit Hilfe des Abrash'dalas geweckt hatte. Unwillkürlich schreckte der Hitman davor zurück. Es war eine instinktive Scheu. Eine Scheu, die er nicht zu erklären vermochte.
FÜRCHTE DICH NICHT, DU NARR! NUZE DAS, WAS DIR GEGEBEN WURDE NUTZE ES UND...
...TÖTE!
Die Verwandlung ging schrittweise weiter fort. Finsternis, etwas, dass wie pure Dunkelheit aussah, eine namenlose Schwärze, die mehr war, als nur die Abwesenheit jeglichen Lichtes, fraß sich seinen Arm entlang, der jetzt wie der Arm eines Schattens wirkte.
Murphy bewegte ihn, stellte fest, dass es nicht leicht, seine Form konstant zu halten. Auswüchse bildeten sich. Der Arm wurde formlos, wie ein Tentakel.
Und dann war der Arm plötzlich weg.
Unsichtbar.
Wie amputiert.
Murphy schrie auf.
Er hatte das Gefühl zu fallen. Schwindel erfasste ihn. Alles drehte sich vor seinen Augen. Er glaubte, sein Bewusstsein würde in eine Art Strudel hineingerissen, dessen unheimliche Anziehungskraft einfach unwiderstehlich war.
NEIN, DU NARR! WAS BIST DU FÜR EIN NARR, MURPHY!
Die Stimme von Yyndron, dem abgefeimten Mörder einer anderen Welt, war zunächst wie ein gewaltiges Dröhnen zu hören. Dann verhallte sie, wurde leiser, schien sich immer weiter zu entfernen.
MURPHY, DU BIST EIN GOTTVERDAMMTER VERSAGER!, grollte sie ihm hinterher.
Ja, vielleicht, dachte Murphy. Vielleicht... Aber was spielt das für eine Rolle? Die Dunkeldämonen werden einen anderen finden, der ihre Aufträge ausfüllt. Und Altobelli...
Der Gedanke an Rache war immer noch in Cains Bewusstsein.
Aber lange nicht mehr so heiß und glühend wie zuvor. Ein Gefühl der Gleichgültigkeit und der Agonie hatte in seiner Seele um sich gegriffen, sich immer weiter ausgebreitet und inzwischen beinahe den letzten Winkel seines Bewusstseins okkupiert.
Was bedeutet schon Rache?, dachte er.
ERINNERE DICH!, krächzte Yyndron. ERINNERE DICH AN DAS, WAS DIR ANGETAN WORDEN IST!
Bilder vermischten sich mit den eher chaotischen Eindrücken, die Murphy umgaben. Bilder der Erinnerung. Der Moment, in dem er für die Hinrichtung vorbereitet worden war. Etwas ganz Banales mischte sich in diese Melange.
Warum bist du nicht längst auf dem Boden aufgeschlagen?, fragte er sich.
Oder bin ich es schon lange?
Er schien sich in einem Bewusstseinszustand außerhalb von Raum und Zeit zu befinden.
Vor seinen Augen war nichts weiter als Farben, Formen und sich drehende, verschwimmende Konturen, die immer undeutlicher wurden.
Dann erfasste ihn Dunkelheit.
Die Stimme Yyndrons verstummte.
Nacht senkte sich über Murphys Bewusstsein.
Vielleicht war es da, überlegte er. Vielleicht war dies das Ende...
Sein Bedauern hielt sich zu seinem eigenen Erstaunen in Grenzen.