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1.4Vom Negativzins zum Staatsbankrott
ОглавлениеDie 2007/2008 ihren Höhepunkt findende Finanzkrise begann damit, dass in den USA Immobilienkredite an Menschen vergeben wurden, die sich eigentlich kein Wohneigentum leisten konnten. Gesetzliche Grundlage dafür war der Housing and Community Development Act of 1992, der die US-Banken verpflichtete, Immobilienkredite an sozial Schwache zu vergeben, die sich sonst kein eigenes Haus hätten kaufen können. Eine wichtige Rolle spielten dabei die staatlichen Kreditinstitute Fannie Mae und Freddie Mac, die einen großen Teil dieser Immobilien finanzierten. Die scheinbar sicheren, weil durch Immobilien gedeckten Kredite, wurden in immer komplizierter verschachtelten Finanzprodukten wie Credit Default Swaps oder Collateralized Loan Obligations verpackt. Diese Derivate wurden von den Ratingagenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s mit der Bestnote AAA versehen, schienen also ein sehr sicheres Investment zu sein.
Doch als sich zeigte, dass viele der ihnen zugrunde liegenden Kredite nicht mehr bedient werden konnten, verloren die scheinbar risikolosen Derivate massiv an Wert. Dadurch litten viele Banken an Zahlungsschwierigkeiten und liehen sich untereinander kein Geld mehr. Es kam zu einer Kreditklemme. Das weltweite Finanzsystem drohte zusammenzubrechen. Um dies zu verhindern, wurden viele Banken und Versicherungen mit Steuergeldern gerettet und teilweise verstaatlicht, denn sie waren angeblich „systemrelevant“ und „too big to fail“. Nur bei der Investmentbank Lehman Brothers machte man eine Ausnahme und ließ sie pleitegehen – vermutlich, weil in der Regierung der USA damals viele ehemalige Mitarbeiter des Lehman-Konkurrenten Goldman Sachs saßen. Die Finanzkrise von 2007/2008 wurde also nicht etwa durch den angeblich „unregulierten Turbokapitalismus“ ausgelöst, sondern durch Eingriffe des Staates in die Wirtschaft.