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Von der Banken- zur Staatskrise
ОглавлениеWenn Zombie-Unternehmen keine Kredite mehr bekommen, müssen sie in die Insolvenz gehen. Eigentlich wäre das ein natürlicher und sogar gesunder Vorgang, doch wenn auf einen Schlag viele Unternehmen pleitegehen, die es eigentlich längst nicht mehr hätte geben sollen, häufen sich die Probleme. Wenn Kredite ausfallen, halten die Banken nur noch die Sicherheiten, die die Unternehmen dafür hinterlegt haben, etwa Immobilien oder Wertpapiere. Die Banken werden dann versuchen, diese Sicherheiten zu verkaufen, um wenigstens etwas Geld aus dem missglückten Kreditgeschäft zu erhalten. Doch wenn viele Unternehmen auf einmal insolvent gehen, werden viele Banken gleichzeitig versuchen, die Sicherheiten auf den Markt zu werfen, was logischerweise dazu führt, dass deren Preise fallen.
In so einer negativen Preisspirale kommt auch der Interbankenmarkt zum Stillstand. Die Banken leihen einander dann kein Geld mehr. Viele Banken werden pleitegehen und versuchen, vom Staat mit Steuermitteln gerettet zu werden, weil sie „systemrelevant“ seien, wie wir es in der letzten Finanzkrise erlebt haben. Doch anders als 2008 sind viele Staaten inzwischen so hoch verschuldet, dass sie keine neuen Anleihen mehr ausgeben können, um sich noch weiter zu verschulden. Ihre Steuereinnahmen reichen nicht aus, um deren Zinsen und Tilgung zu bedienen. Kaum jemand würde neue Anleihen eines Staates kaufen, dem man nicht zutraut, seine Schulden bedienen zu können. Zusätzlich steigen durch das schwindende Vertrauen der Anleger die Zinsen auf Anleihen aus der Vergangenheit. All diese Faktoren führen dazu, dass Staatsbankrotte unvermeidlich werden.
Bisher haben wir Staatsbankrotte nur in einzelnen Fällen erlebt, etwa in Argentinien oder dem Libanon. Wenn jedoch viele Staaten auf einmal bankrottgehen, werden auch die Mittel der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds knapp, die in solchen Situationen normalerweise eingreifen. In der Eurozone kommt hinzu, dass auch die noch als solide geltenden Staaten wie Deutschland, Finnland oder die Niederlande mit in die Insolvenz gerissen werden, da sie für die Schulden der anderen Eurostaaten mithaften. Die Regierungen können sich dann nur noch durch Enteignungen der Bürger und Unternehmen finanzieren.