Читать книгу Vom Himmel abgewiesen - Abdul Maria-Lama - Страница 11
9
ОглавлениеIm Nu löste sich Ali von seinem materiellen Körper und stieg zur Himmelspforte auf. Anstandslos ließ ihn der diensthabende Engel zum Paradieseingang für Moslems passieren. Auch diesmal stand die halbmondförmige, mit einem grünen Kopftuch verzierte Pforte offen. Weit und breit war niemand zu sehen. Behände schwebte Ali durch die Pforte hindurch in ein Licht hinein, das so hell war, wie die Sonne zur Mittagszeit auf einer Sanddüne. Sogleich stand er mit beiden Beinen fest auf dem ins Unendliche reichenden Marmorboden des Paradiesvorhofes.
„Oh nein! Jetzt kommt der Kerl schon wieder!“, stöhnte es aus der Ferne. Zügig schwebte die atemberaubend schöne Engelfrau auf Ali zu. Obwohl sie missmutig dreinblickte, hatte sie nichts von ihrer perfekten Anmut verloren.
„Grüß Allah, Frau Engelein“, sagte Ali und lächelte verunsichert.
Anstatt seinen Gruß zu erwidern, rief die Schöne laut: „Immamuel, der Verrückte aus der Oase ist wieder hier, der für sein misslungenes Attentat zweiundsiebzig Jungfrauen haben wollte.“
„Welchen meinst du denn genau, Engelein-Käfer?“, ertönte die dunkle Stimme des Erzengels aus dem Hintergrund. „Bei den vielen Abgedrehten, die hierherkommen und auf Jungfrauen hoffen, kann ich mir Einzelne nicht merken.“
„Den mit der Alkoholfahne, den du zur Jungfrauensuche nach Deutschland geschickt hast.“
„Frag ihn, weshalb er wieder bei uns auftaucht!“
„Nur Scherereien habe ich in diesem Deutschland gehabt“, jammerte Ali sofort los. „Keine einzige Jungfrau habe ich bekommen. Lassen Sie mich bitte in Ihr Paradies.“
„Mamu“, rief die Schöne, „der Typ bittet um Aufnahme, weil er dort unten viele Probleme aber keine Jungfrauen bekam.“
„Führ ihn in den Abschieberaum!“, tönte es zurück.
Einige Augenblicke später standen sich Immamuel und Ali in dem hell erleuchteten Abschieberaum gegenüber. „Ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten“, begann Ali unsicher, während ihn der Engel strengen Blickes musterte, „aber in diesem Deutschland habe ich erneut schlechte Erfahrungen machen müssen.“
„So, welche denn?“, brummte Immamuel.
„Herr Engel, das war so“, sprudelte es aus Ali heraus. „Zuerst verfrachtete man mich in ein Krankenhaus für psychisch Kranke. Von dort flüchtete ich mit vier Verrückten und wurde in ein Haus gebracht, das von lauter Frauen bewohnt wird. Unterwegs zwangen mich die Verrückten in eine Burka, um dann der strengen Wärterin des Hauses nur Lügen über mich zu erzählen. Daraufhin schlug mir die Wärterin so heftig auf den Kopf, dass es mir fast vorkam, wie damals bei der Explosion des Sprengstoffgürtels.“
„Hm“, sagte Immamuel nachdenklich. „Um in Deutschland deine Jungfrauen zu bekommen, musst du anscheinend erst durch Leid hindurch. Das Leiden ist Teil des christlichen Glaubens, der Deutschland noch prägt. Aber von dieser Art christlichen Leidens habe selbst ich noch nichts gehört.“
„Ich will aber nicht leiden! Ich bin gläubiger Muslim und kein Christ.“
„So schlimm wird´s nicht werden! Das Christentum hat in Deutschland schon enorm an Einfluss verloren. Außerdem sollen deutsche Jungfrauen einigermaßen zugänglich und sehr attraktiv sein.“
Ali nickte. „Schön sind die deutschen Jungfrauen, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Sie machen mir aber den Eindruck, nicht gefügig zu sein. Hinzu kommt, die Frauen dort bewegen sich schamlos unter Männern, besitzen alle Rechte und dürfen nicht einmal geschlagen werden. Das macht doch jedem Mann zu schaffen! Der Gottlose bei mir auf dem Zimmer wollte sich sogar wegen seiner Frau umbringen.“
Immamuel lächelte ironisch. „Oh ja, wir wissen, für euch Moslemmänner ist es eine Katastrophe, wenn ihr über Frauen nicht herrschen könnt. Deshalb haben wir Gesetze erlassen, die euch bevorzugen.“
„Das war sehr weise.“
Immamuel neigte den Kopf zur Seite. „Wir sind uns da nicht mehr so sicher. Vor allem in der modernen Welt ist Männerherrschaft ziemlich problematisch. Aber wir können unsere Gesetze nicht einfach umstoßen; das verunsichert euch zu sehr und ihr fallt noch vom Glauben ab.“
Ali hob abwehrend die Hände. „Eine Frage, Herr Engel: Bewegen sich die Frauen in Deutschland so schamlos in der Öffentlichkeit, um ihren Männern zu zeigen, dass sie sich nichts mehr von ihnen sagen lassen?“
„Nur bedingt. Du musst wissen, über Jahrhunderte war das Christentum ausgesprochen sexualfeindlich. Nun ist das Pendel in sein übersexualisiertes Gegenteil umgeschlagen. Dennoch, bei vielen Naturvölkern zeigen sich die Frauen noch schamloser als bei den Deutschen, auch wenn man dort nicht so viel Aufheben darum macht.“
Ali fasste sich ans Kinn und sagte: „Noch eine Frage: Obwohl die deutschen Frauen sich so aufreizend in der Öffentlichkeit unter all den Männern bewegen, fallen die beiden Geschlechter nicht wie die Tiere übereinander her. Stattdessen scheint das Leben dort ausgesprochen geregelt zu verlaufen. Mir ist schleierhaft, wieso die deutschen Männer bei all den sexuellen Angeboten so zurückhaltend bleiben können.“
„Ach“, sagte Immamuel und winkte ab, „viele deutsche Männer tun nur so. In Wirklichkeit gehen sie heimlich fremd oder zu Prostituierten. Insgesamt sind aber die Männer des Nordens nicht so heißblütig wie ihr Orientalen, auch werden sie darauf abgerichtet, ihre Triebe zu disziplinieren. Und, sie wissen, dass Frauen oftmals nur ihre Reize zeigen, um als schön zu gelten oder begehrt zu werden.“
„Empfinden deutsche Frauen etwa Lust, wenn sie sich unzüchtig in der Öffentlichkeit zeigen?“
„Einem Großteil der westlichen Frauen gefällt es, wenn sie wegen ihres Aussehens begehrt werden, auch von familienfremden Männern.“
Alis Iris weitete sich. „Unglaublich! Aber weshalb verbietet es ihnen niemand?“
Immamuel winkte ab. „Ich bin nicht dazu da, um mit dir über das unzüchtige Verhalten der Deutschen zu diskutieren. Einen Vorteil hat es aber: Wenigstens kannst du vor der Eheschließung erkennen, welche Frauen dir gefallen und welche nicht.“
„Aber es ist doch trotzdem unislamisch, so herumzulaufen?“
„An sich schon. Aber tröste dich, in Deutschland gewinnt der Islam immer mehr an Boden. Sobald unser Glaube gesiegt hat, werden auch die deutschen Frauen ihre Reize bedecken und sich den Männern unterordnen müssen.“
„Und wie lange dauert das noch?“
„Das hängt davon ab, wie viele Muslime Deutschland noch einwandern lässt, wie viele Kinder die muslimischen Frauen in Deutschland gebären und wie sehr es euch gläubigen Männern gelingt, deutsche Frauen zu schwängern und die Kinder dem Islam zuzuführen. Aber du wirst sicher bald erleben, dass in deutschen Großstädten junge Muslime die absolute Mehrheit ihrer Altersgruppe stellen.“
„Dann bin ich in diesem Deutschland ganz gut aufgehoben“, sagte Ali mit nunmehr beruhigter Stimme. Nur das mit dem Leiden gefällt mir nicht.“
„Wie gesagt, allzu schlimm wird´s nicht werden. In der deutschen Gesellschaft hat das Christentum schon viel Einfluss verloren. Mit Umsicht und Geduld wirst du dort zu deinen Jungfrauen kommen.“
„Auch zu zweiundsiebzig?“
„Im Prinzip ja, aber für jede Einzelne musst du dich anstrengen.“
„Hm“, machte Ali und fasste sich ans Kinn. „Hier im Paradies wäre es sicher einfacher, zweiundsiebzig Jungfrauen zu bekommen?!“
Immamuel nickte bedächtig. „Das wäre bei uns völlig problemlos.“
„Reichen die Jungfrauen wirklich aus? Schließlich gibt es sehr viele gläubige Muslime auf der Erde.“
„Ach, die Anzahl der wirklich gläubigen Muslime ist eher bescheiden. Wir halten uns hier schon zehn Minuten auf und Engelein-Käfer hat mir noch keinen Neuzugang gemeldet. Auf der anderen Seite geht die Zahl unserer Jungfrauen ins Unendliche. Keine unter ihnen weist irgendeinen Makel auf. Ausnahmslos alle sind superschön und willig; obwohl sie all ihre Reize zeigen, geben sie sich scheu und unterwürfig, stets sind sie treu und werden niemals älter. Und was euch Moslemmännern besonders gut gefällt: Ihre Jungfräulichkeit erneuert sich nach jedem Mal.“
Ali blickte Immamuel mit glänzenden Augen an: „Wenn ich mich für das mit der Bombe entschuldige, könnte ich dann nicht ...“
„Nee, nix da! Hier herrschen klare Vorgaben. Nur der kommt ins Paradies, der es auch verdient. Übrigens bleibst du jetzt dauerhaft dort unten; wenn du hier noch einmal auftauchst, bekommst du richtig Ärger!“
„Ja“, sagte Ali sichtbar eingeschüchtert. „Ich halte mich daran.“
Immamuel deutete zur Wand. „Dein Fahrstuhl steht schon bereit! Friede sei mit dir.“
„Friede sei mit dir!“, wiederholte Ali, drehte sich um und betrat zögerlich die Kabine. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wurde es stockdunkel. Ali registrierte noch, dass er sich ausgesprochen schnell nach unten bewegte, dann verlor er das Bewusstsein.