Читать книгу Der Wohlstand der Nationen - Адам Смит, Adam Smith - Страница 16
Erstes Buch
Von den Ursachen der Zunahme in der Ertragskraft der Arbeit und von den Regeln, nach welchen ihr Ertrag sich naturgemäß unter die verschiedenen Volksklassen verteilt
Elftes Kapitel
Die Grundrente
Erste Abteilung
Bodenerzeugnisse, die immer eine Rente abwerfen
ОглавлениеDa die Menschen gleich allen anderen lebenden Wesen sich natürlich nach dem Maße der vorhandenen Unterhaltsmittel vermehren, so ist nach Nahrungsmitteln allezeit mehr oder weniger Nachfrage. Gegen Nahrungsmittel steht stets eine größere oder kleinere Menge Arbeit zu Gebote, und es finden sich immer Menschen, die etwas zu tun bereit sind, um sie zu erhalten. Die Menge Arbeit, welche gegen Nahrungsmittel gekauft werden kann, ist wegen der hohen Löhne, die zuweilen für Arbeit gezahlt werden, zwar nicht immer nur genau so groß als zum Unterhalt der Arbeiter erforderlich wäre, wenn die Nahrungsmittel aufs Sparsamste zugemessen würden. Aber stets ist so viel Arbeit dafür zu haben, als die Nahrungsmittel je nach dem Satze unterhalten können, zu welchem diese Art von Arbeit in der Umgegend gewöhnlich unterhalten wird.
Der Boden bringt jedoch fast in jeder Lage mehr Nahrung hervor, als zum reichlichsten Unterhalt aller der Arbeiter, deren es bedarf, um sie auf den Markt zu bringen, erforderlich ist. Auch ist der Überschuss stets mehr als hinreichend, um das in die Arbeit gesteckte Kapital mit Zinsen wieder zu erstatten. Etwas bleibt mithin stets als Rente für den Grundeigentümer übrig.
Die ödesten Moore Norwegens und Schottlands bringen etwas Weide für das Vieh hervor, dessen Milch und Nachwuchs stets mehr als hinreichend ist, nicht nur die zur Wartung des Viehes erforderlichen Arbeiter zu ernähren, und dem Pächter oder Eigentümer der Herden den gewöhnlichen Kapitalgewinn zu verschaffen, sondern auch für den Grundherrn eine kleine Rente abzuwerfen. Diese Rente steigt mit der Güte des Weidelandes. Ein ebenso großes Stück Land ernährt zuweilen nicht allein eine größere Menge Vieh, sondern erfordert auch, da es auf kleinerem Raume beisammen ist, weniger Arbeit zu seiner Wartung und zur Einsammlung des Milchertrags. Der Grundeigentümer gewinnt doppelt: durch die Zunahme des Ertrags und durch die Verminderung der Arbeit, die aus ihm unterhalten wird.
Die Grundrente ist nicht nur je nach der Fruchtbarkeit, welcher Art die Produkte auch sein mögen, sondern auch bei gleicher Fruchtbarkeit, je nach der Lage verschieden. Land in der Nähe einer Stadt wirft eine größere Rente ab als gleich fruchtbares Land in einer entlegenen Gegend. Kostet der Anbau des einen auch nicht mehr als der des anderen, so muss es doch immer mehr Kosten verursachen, die Produkte eines entlegenen Grundstücks auf den Markt zu bringen. Da mithin eine größere Menge Arbeit davon bezahlt werden muss, so wird notwendig der Überschuss, aus dem der Gewinn des Pächters und die Rente des Grundeigentümers gezogen wird, geringer werden. Aber in entlegenen Gegenden ist, wie schon gezeigt wurde, der Gewinnsatz gewöhnlich höher als in der Nähe einer großen Stadt und es muss daher dem Grundeigentümer ein kleinerer Anteil an diesem verringerten Überschuss zufallen.
Gute Wege, Kanäle und schiffbare Flüsse ermäßigen die Frachtkosten und stellen dadurch die entlegenen Teile eines Landes mit der Umgegend einer Stadt ziemlich auf denselben Fuß. Sie sind deswegen der größte aller Fortschritte. Sie ermuntern den Anbau der entlegenen Gegenden eines Landes, die stets am umfangreichsten sind. Sie sind vorteilhaft für die Stadt, indem sie das Monopol des platten Landes der Umgegend aufheben; sie nützen aber auch dieser Umgegend selbst. Obwohl sie konkurrierende Waren auf ihren früheren Markt bringen, öffnen sie doch auch ihren Erzeugnissen manche neuen Märkte. Überdies ist das Monopol ein großer Feind guter Wirtschaft, die nur infolge jenes freien und allgemeinen Wettbewerbs, der jedermann um seiner eigenen Selbstverteidigung willen zwingt, sein Geschäft ordentlich zu treiben, sich allgemein verbreiten kann. Es ist kaum fünfzig Jahre her, dass einige Grafschaften in der Nähe von London bei dem Parlament gegen die Ausdehnung der Chausseen bis in die entfernteren Gegenden des Landes vorstellig wurden. Diese entlegeneren Gegenden, behaupteten sie, würden sich durch die Wohlfeilheit ihrer Arbeit instand gesetzt sehen, Heu und Getreide auf dem Londoner Markte wohlfeiler als sie zu verkaufen, und dadurch ihre Renten vermindern und ihren Landbau zugrunde richten. Ihre Renten sind jedoch seitdem gestiegen und ihr Bodenanbau hat sich verbessert.
Ein Getreidefeld von mäßiger Fruchtbarkeit bringt viel mehr Nahrungsmittel für die Menschen hervor als der beste Weideplatz von gleichem Umfang. Erfordert seine Bestellung auch weit mehr Arbeit, so ist doch der nach Abzug der Saat und des Unterhalts der Arbeiter übrig bleibende Ertrag gleichfalls weit größer. Wäre mithin ein Pfund Fleisch zu keiner Zeit mehr wert gewesen als ein Pfund Brot, so würde jener größere Überschuss auch immer von größerem Werte sein, und sowohl den Gewinn des Pächters wie die Rente des Grundherrn erhöhen. Und so scheint es wirklich in den rohen Anfängen der Bodenkultur allgemein der Fall gewesen zu sein.
Aber der relative Wert dieser verschiedenen Nahrungsmittel, des Brotes und des Fleisches, ist in den verschiedenen Zeiten der Landwirtschaft sehr ungleich. In ihren rohen Anfängen werden die nicht urbar gemachten Wildnisse, die zu dieser Zeit den bei weitem größten Teil des Landes einnehmen, samt und sonders dem Vieh überlassen. Es gibt dann mehr Fleisch als Brot, und folglich ist das Brot dasjenige Nahrungsmittel, für das die größte Konkurrenz vorhanden ist, und das darum auch höher im Preis steht. In Buenos-Aires waren, wie Ulloa erzählt, noch vor vierzig oder fünfzig Jahren vier Realen (2 ½ Pence) der gewöhnliche Preis eines aus einer Herde von zwei oder drei hundert Stück ausgesuchten Rindes. Vom Preise des Brotes redet Ulloa nicht, wahrscheinlich weil er nichts Auffallendes daran fand. Ein Rind, sagt er, kostet dort wenig mehr als die Arbeit, es zu fangen. Dagegen kann Getreide nicht ohne viele Arbeit gezogen werden, und in einem Lande, das am La Plata liegt, damals der direkten Straße von Europa nach den Silberminen von Potosi, konnte der Geldpreis der Arbeit nicht sehr wohlfeil sein. Anders verhält sich die Sache, wenn der Anbau sich schon über den größten Teil des Landes ausgedehnt hat. Dann gibt es mehr Brot als Fleisch, der Wettbewerb ändert seine Richtung, und der Preis des Fleisches wird höher als der des Brotes.
Durch die Ausdehnung der Bodenkultur wird ohnehin das unbebaute Weideland unzureichend, der Nachfrage nach Fleisch zu genügen. Dann muss ein großer Teil des bestellten Landes zur Zucht und Mast des Viehs hergegeben werden, und der Preis des letzteren muss also hoch genug sein, um nicht nur die zur Viehzucht nötige Arbeit, sondern auch die Rente, welche der Grundeigentümer, und den Gewinn, den der Pächter aus solchem Lande zog, so lange es als Ackerland benutzt wurde, zu bezahlen. Das Vieh, das auf völlig unbebautem Heideland aufwächst, erzielt auf dem Markte je nach dem Gewicht oder der Güte denselben Preis wie das auf den besten Ländereien aufgezogene. Die Eigentümer solcher Heiden gewinnen dabei, und steigern die Rente ihres Landes nach dem Verhältnis des Viehpreises. Noch vor einem Jahrhundert war in vielen Gegenden der schottischen Hochlande Fleisch ebenso wohlfeil, oder noch wohlfeiler als Haferbrot. Nachdem aber die Vereinigung der beiden Königreiche dem Vieh des Hochlandes den englischen Markt geöffnet hat, ist der gewöhnliche Preis dreimal so hoch als am Anfang des Jahrhunderts, und die Renten vieler hochländischen Güter haben sich in derselben Zeit verdrei- und vervierfacht. Fast durchweg ist heute in Großbritannien ein Pfund des besten Fleisches mehr wert als zwei Pfund des besten Weizenbrots; und in Jahren reicher Ernten ist es mitunter drei oder vier Pfund Weizenbrot wert.
So wird bei fortschreitender Kultur die Rente und der Gewinn unangebauten Weidelandes in einem gewissen Grade durch die Rente und den Gewinn des angebauten Landes und diese ihrerseits werden durch die Rente und den Gewinn des Getreides bedingt. Getreide erntet man Jahr aus, Jahr ein, Fleisch hingegen braucht vier oder fünf Jahre, um zum Verbrauch des Menschen reif zu werden. Bringt nun ein Morgen viel weniger von dem einen als von dem andern Nahrungsmittel hervor, so muss die geringere Menge durch den höheren Preis ausgeglichen werden. Würde sie mehr als ausgeglichen, so würde man mehr Getreideland in Weideplätze verwandeln; wäre dies nicht der Fall, so würde man einen Teil der Weideplätze wieder zum Getreidebau verwenden.
Man muss jedoch festhalten, dass diese Gleichheit zwischen Rente und Gewinn von Gras, d. h. von einem Boden, dessen unmittelbares Erzeugnis Nahrung für Vieh, und einem andern, dessen unmittelbares Erzeugnis Nahrung für Menschen ist, nur durchschnittlich vom größten Teil des kultivierten Bodens eines großen Landes gilt. Gewisse örtliche Lagen aber können dies ändern, und Rente und Gewinn vom Grasland sind dort weit höher als vom Getreideland.
So bewirkt oft in der Nähe einer großen Stadt die Nachfrage nach Milch und Pferdefutter, so wie der hohe Preis des Fleisches eine Steigerung des Werts von Grasland über sein so zu sagen natürliches Verhältnis zum Getreideland. Dieser örtliche Vorteil kann jedoch offenbar entfernteren Ländereien nicht zugutekommen.
Manche Länder sind durch besondere Umstände so volkreich geworden, dass ihr ganzes Gebiet in ähnlicher Weise, wie die Ländereien in der Nähe einer großen Stadt, unzureichend geworden ist, um das für den Bedarf der Einwohner nötige Getreide und das Viehfutter zu liefern. Ihr Boden wird deshalb hauptsächlich zum Ziehen von Futterpflanzen benutzt, die wegen ihrer Massigkeit nicht so leicht aus weiter Ferne herbeigeschafft werden können, wohingegen das Getreide, das Nahrungsmittel der großen Masse des Volks, meist aus fremden Ländern eingeführt wird. Gegenwärtig befindet sich Holland in dieser Lage, und in der Blütezeit der Römer scheint es mit einem großen Teil des alten Italiens ebenso gewesen zu sein. Eine gute Viehzucht, sagte nach Ciceros Bericht der ältere Cato, ist das erste und gewinnreichste in der Landwirtschaft, leidliche Viehzucht das zweite, und schlechte das dritte. Der Feldwirtschaft wies er erst den vierten Platz im Gewinn und Vorteil an. In der Tat muss die Feldwirtschaft in der Umgegend Roms durch die häufigen Verteilungen von Getreide an das Volk, entweder umsonst oder zu sehr niedrigem Preise, damals außerordentlich entmutigt worden sein. Dies Getreide wurde aus den eroberten Provinzen gebracht, von denen manche dem Staate an Stelle von Steuern den zehnten Teil ihrer Bodenerzeugnisse zu einem festgesetzten Preis, etwa sechs Pence für das Peck, liefern mussten. Der niedrige Preis, zu dem dies Getreide an das Volk verteilt wurde, musste notwendig den Preis des aus Latium, dem alten Gebiete Roms, zu Markt kommenden, drücken und vom Getreidebau abschrecken.
In einer waldlosen Gegend, deren Haupterzeugnis Getreide ist, wird ebenfalls ein wohlgehegtes Weideland oft besser rentieren als ein benachbartes Getreidefeld. Es dient zum Unterhalt des für den Ackerbau nötigen Viehs, und seine Rente wird in diesem Falle nicht sowohl von dem Werte seines eignen Erzeugnisses als von dem des Getreidelandes gezahlt, das als Weide dient. Die Rente würde wahrscheinlich sinken, wenn die benachbarten Ländereien alle zu Weide gemacht würden. Die gegenwärtige hohe Rente eingehegter Weiden in Schottland scheint von ihrer Seltenheit herzurühren, und wird wahrscheinlich nur so lange dauern, wie diese Seltenheit. Der Vorteil des Einhegens ist für die Weide größer als für das Getreide, da hierdurch die Arbeit des Hüters erspart wird, und das Vieh auch viel besser gedeiht, wenn es nicht von dem Hirten und seinem Hunde beunruhigt wird.
Wo sich aber kein ähnlicher örtlicher Vorteil findet, muss natürlich die Rente und der Gewinn, die das Getreide, oder was sonst die gewöhnliche Pflanzennahrung des Volkes bildet, auf den dazu geeigneten Ackern ergibt, die Rente und den Gewinn der Weiden bestimmen.
Es wäre zu erwarten, dass die Einführung der künstlichen Futterkräuter, der Rüben, der Möhren, des Kohls und anderer Auskunftsmittel, auf die man gekommen ist, um auf einem gleich großen Stück Land eine größere Anzahl Vieh zu ziehen, als es mit dem wildwachsenden Gras tunlich ist, den höheren Preis des Fleisches gegen das Brot etwas ermäßigte. In der Tat scheint es auch so zu sein, und man hat einigen Grund zu glauben, dass wenigstens auf dem Londoner Markte der Preis des Fleisches im Verhältnis zu dem des Brotes in neuerer Zeit viel niedriger ist als er es im Anfang des vorigen Jahrhunderts war.
In dem Anhange zum Leben des Prinzen Heinrich hat uns Doktor Birch ein Verzeichnis der im Haushalt dieses Prinzen gewöhnlich gezahlten Fleischpreise gegeben. Es heißt dort, dass die vier Viertel eines Ochsen von 600 Pfd. ihn gewöhnlich ungefähr £ 9. 10 sh. gekostet haben; das macht 31 sh. 8 d. für 100 Pfund. Prinz Heinrich starb am 6. November 1612, in seinem neunzehnten Jahre.
Im März 1764 wurde vom Parlament eine Untersuchung über die Ursachen der dermaligen hohen Lebensmittelpreise angeordnet. Unter anderem wurde von einem Reeder festgestellt, dass er im März 1763 für die Verproviantierung seiner Schiffe Rindfleisch mit 24 oder 25 Schilling für 100 Pfund bezahlt habe, was seiner Ansicht nach der gewöhnliche Preis war, während er in diesem teuren Jahre 27 sh. habe zahlen müssen. Gleichwohl ist dieser hohe Preis des Jahres 1764 um 4 sh. 8 d. wohlfeiler als der vom Prinzen Heinrich gezahlte gewöhnliche Preis, und nur das beste Rindfleisch eignet sich zum Einsalzen für weite Reisen.
Der vom Prinzen Heinrich bezahlte Preis beträgt 3 4/5 Pence auf das Pfund vom ganzen Ochsen, gute und schlechte Stücke zusammen; folglich konnten nach diesem Satze ausgesuchte Stücke im Detailverkauf nicht unter 4 1/2 —5 d. das Pfund abgelassen werden.
Bei der erwähnten Enquete von 1764 gaben die Zeugen an, dass ausgesuchte Stücke vom besten Rindfleisch den Verbraucher auf 4 und 4 ½ d. das Pfund und ordinäre Stücke im Allgemeinen auf 7 Farthing (1 ¾ d.) bis zu 2 ½ und 2 3/4 d. zu stehen kommen; ein Preis, der nach ihrer Aussage im Ganzen um einen halben Penny höher ist als der, für den dieselben Stücke im März verkauft zu werden pflegten. Dennoch ist auch dieser hohe Preis noch viel wohlfeiler als der gewöhnliche Detailpreis zur Zeit des Prinzen Heinrich sein musste.
Während der ersten zwölf Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Durchschnittspreis des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor £ 1. 18 sh. 3 1/6 d. der Quarter à neun Winchester Bushels.
Dagegen war in den zwölf Jahren vor 1764, letzteres Jahr mit inbegriffen, der Durchschnittspreis derselben Quantität Weizens auf dem nämlichen Markte £ 2. 1 sh. 9 ½ d.
Hieraus geht hervor, dass in den zwölf ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts der Weizen viel wohlfeiler und das Fleisch viel teurer war als in den zwölf Jahren vor 1764, mit Einschluss des letzteren Jahres.
In allen großen Ländern wird der größte Teil des angebauten Bodens zur Erzeugung von Nahrung für Menschen oder Vieh verwendet. Rente und Gewinn dieses Teiles regeln die Rente und den Gewinn alles anderen angebauten Landes. Bringt irgendein Produkt weniger ein, so wird man den Boden bald in Kornfeld oder Weide verwandeln; bringt es mehr ein, so wird man einen Teil des Getreide- und Weidelandes auf das entsprechende Produkt verwenden.
Produkte, die entweder größere Ausgaben beim ersten Anbau, oder einen größeren jährlichen Zuschuss für ihre weitere Kultur erfordern, scheinen zwar gewöhnlich eine größere Rente oder aber einen größeren Gewinn abzuwerfen als Getreide oder Futterkräuter; selten aber wird dieser Mehrertrag einen billigen Zins oder Ersatz für die Mehrkosten übersteigen.
Bei einem Hopfen-, Obst- oder Gemüsegarten pflegt die Rente des Grundeigentümers und der Gewinn des Pächters höher zu sein als bei einem Getreidefeld oder Weideland. Aber es erfordert auch mehr Kosten, den Boden dazu herzurichten, und muss deshalb dem Grundeigentümer eine höhere Rente bringen. Andererseits erfordert solches Land eine aufmerksamere und geschicktere Behandlung: deshalb gebührt dem Pächter ein größerer Gewinn. Auch ist die Ernte, wenigstens der Hopfen- und Obstgärten, ungewisser, und der Preis muss deshalb außer dem Ersatz gelegentlicher Verluste auch noch eine Art Versicherungsprämie liefern. Die in der Regel ärmlichen, immer aber nur mäßigen Vermögensumstände der Gärtner, beweisen hinlänglich, dass ihre große Geschicklichkeit in der Regel nicht zu gut belohnt wird. Ihre angenehme Kunst wird von so vielen reichen Leuten zum Zeitvertreib ausgeübt, dass die, welche davon leben wollen, nur wenig Vorteil daraus ziehen können, weil die Leute, die eigentlich ihre besten Kunden sein sollten, sich mit ihren kostbarsten Produkten selber versorgen.
Der Vorteil, den der Grundeigentümer aus solchen Anlagen zieht, scheint zu keiner Zeit größer gewesen zu sein als zum Ersatz der ursprünglichen Bestellungskosten hinreichend war. In der Landwirtschaft des Altertums scheint nächst dem Weinberge ein gutbewässerter Gemüsegarten derjenige Teil des Gutes gewesen zu sein, den man für den einträglichsten hielt. Doch meinte Demokrit, der ungefähr vor zweitausend Jahren über Landwirtschaft geschrieben hat, und bei den Alten als einer der Väter dieser Kunst galt, es sei nicht vorteilhaft, einen Gemüsegarten einzuhegen. Sein Gewinn, sagte er, ersetze die Kosten einer Steinmauer nicht und Ziegel – er verstand darunter, wie ich glaube, an der Sonne gebackene Ziegel – verwitterten durch Regen und raue Winde und bedürften beständiger Ausbesserung. Columella, der dies Urteil Demokrits mitteilt, widerspricht ihm nicht, sondern rät nur zu einer sehr wohlfeilen Einhegungsart, nämlich einem Zaune aus Brombeersträuchern und Dornen, der, wie er aus eigener Erfahrung wisse, sehr haltbar und undurchdringlich sei, zur Zeit Demokrits aber wenig bekannt gewesen zu sein scheint. Palladius tritt der Meinung Columellas, die auch Varro bestätigt hatte, bei. Nach dem Urteil dieser alten Schriftsteller war, wie es scheint, der Ertrag eines Gemüsegarten kaum mehr als hinreichend, um die ungemeine Pflege und die Kosten der Bewässerung bezahlt zu machen; denn damals, wie noch heute, erachtete man es in so heißen Ländern für notwendig, ein fließendes Wasser zu haben, das auf jedes Gartenbeet geleitet werden konnte.
Auch jetzt noch hält man im größten Teil Europas einen Gemüsegarten nicht für einträglich genug, um einen besseren Zaun als den von Columella empfohlenen, zu verdienen. In Großbritannien und mehreren anderen nördlichen Ländern können die feineren Früchte nur unter dem Schutze einer Mauer zur Reife gebracht werden. In solchen Ländern muss daher der Preis des Obstes hoch genug sein, um die Kosten des Baues und Unterhalts der unentbehrlichen Einfriedigung zu bestreiten. Die Mauer des Obstgartens schließt oft auch den Gemüsegarten ein, dem dadurch der Vorteil einer Einhegung zuteilwird, die aus seinem Ertrage nicht hätte bezahlt werden können.
Dass ein gut gehaltener und zur Vollkommenheit gebrachter Weinberg der wertvollste Teil eines Gutes sei, scheint in der Landwirtschaft der Alten ein unbezweifelter Grundsatz gewesen zu sein, wie er es heute noch in allen Weinländern ist. Ob es aber vorteilhaft sei, einen neuen Weinberg anzulegen, war, wie man aus Columella ersieht, unter den alten italienischen Landwirten eine Streitfrage. Er selbst entscheidet sich als ein wahrer Liebhaber aller sorgfältigen Kultur zugunsten des Weinbergs und sucht durch einen Vergleich des Gewinnes mit den Kosten zu beweisen, dass der Weinbau eine sehr vorteilhafte Kultur sei. Vergleiche zwischen Gewinn und Kosten sind jedoch bei neuen Produkten in der Pegel höchst trügerisch, am allermeisten aber in der Landwirtschaft. Wäre der aus solchen Pflanzungen sich ergebende Gewinn in der Pegel so groß gewesen, wie Columella annahm, so hätte kein Streit darüber bestehen können. Der nämliche Punkt ist auch heute noch in Weinländern oft streitig. Die dortigen Schriftsteller über Landwirtschaft scheinen wie Columella als Freunde und Beförderer einer hohen Kultur, allerdings im Allgemeinen geneigt sich zu Gunsten des Weinbaues zu erklären. Auch scheint in Frankreich der Eifer, mit dem die Eigentümer alter Weinberge die Anlagen neuer zu hintertreiben suchen, für ihre Meinung zu sprechen und darauf hinzudeuten, dass diejenigen, bei denen die nötige Erfahrung vorausgesetzt werden kann, diesen Kulturzweig vorläufig für vorteilhafter halten als jeden andern im Lande. Es scheint jedoch gleichzeitig auch darauf hinzudeuten, dass der höhere Gewinn nicht länger dauern kann als die Gesetze, welche gegenwärtig den freien Anbau des Weins einschränken. Im Jahre 1731 wurde ein Ministerialbefehl erwirkt, der sowohl die Anlegung neuer Weinberge als auch die Wiederherstellung derer, deren Bebauung zwei Jahre lang unterblieben war, verbot, es sei denn, dass, auf Bericht des Intendanten der Provinz, dass das Land untersucht und zu jeder anderen Kultur untauglich befunden sei, der König eine ausdrückliche Erlaubnis hierzu gebe. Den Vorwand zu diesem Erlass gab der Mangel an Getreide und Viehfutter und der Überfluss an Wein. Wäre dieser Überfluss aber wirklich festgestellt worden, so würde er auch ohne einen Ministerialerlass die Anlegung neuer Weinberge dadurch verhindert haben, dass er den Gewinn dieses Kulturzweiges unter sein natürliches Verhältnis zu dem Gewinn vom Getreide und Viehfutter heruntergebracht hätte. Was den Kornmangel betrifft, der durch die Vermehrung der Weinberge angeblich verursacht sein soll, so wird in ganz Frankreich nirgends so sorgfältig Getreide gebaut, wie gerade, soweit der Boden sich dazu eignet, in den Weinprovinzen, wie in Burgund, Guyenne und Ober-Languedoc. Die vielen Arbeiter, die in dem einen Kulturzweige gebraucht werden, muntern notwendig zu dem andern auf, indem sie für die Produkte des letzteren einen nahen Markt schaffen. Die Zahl der zahlungsfähigen Verbraucher zu verringern, ist gewiss ein höchst ungeeignetes Mittel, den Getreidebau zu fördern. Es ist das eine ähnliche Wirtschaftspolitik, wie die, welche den Landbau dadurch fördern will, dass sie die Industrie schwächt.
Rente und Gewinn von den Erzeugnissen, die entweder größere anfängliche Kosten zur Herrichtung des Landes, oder größere jährliche Kosten erfordern, sind also zwar oft weit höher als die von Getreide und Weideland, werden aber, wenn sie nur diese außergewöhnlichen Kosten wieder erstatten, in Wahrheit durch die Rente und den Gewinn dieser gewöhnlichen Ernten bestimmt.
Allerdings kommt es zuweilen vor, dass das Stück Landes, welches für ein bestimmtes Produkt eingerichtet werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Der gesamte Ertrag kann an solche Abnehmer verkauft werden, die etwas mehr zu geben bereit sind als die Bezahlung der Rente, des Gewinns und Lohns nach ihren natürlichen oder in den meisten Teilen des übrigen kultivierten Landes bewilligten Sätzen zusammen erfordert. Der Rest des Preises, der nach Bezahlung der gesamten Anlage- und Kulturkosten übrig bleibt, mag in diesem Falle, aber auch nur in diesem, gewöhnlich in keinem regelmäßigen Verhältnis zu dem gleichen Überschuss von Getreide und Viehfutter stehen, sondern es in beliebigem Maße überschreiten, und das meiste von diesem Überschuss kommt dem Grundeigentümer als Rente zugute.
Das gewöhnliche und natürliche Verhältnis, z. B. zwischen der Rente und dem Gewinn des Weins und denen des Getreides und Futters, kann man nur bei denjenigen Weinbergen anzutreffen erwarten, die bloß die gewöhnlichen guten Weine hervorbringen, d. h. solche, die fast überall auf jedem leichten Kies- oder Sandboden wachsen und sich nur durch ihre Stärke und Zuträglichkeit empfehlen. Nur mit solchen Weinbergen kann der gewöhnliche Boden des Landes in Wettbewerb treten; dass er es mit denen von ausgezeichneter Qualität nicht kann, ist von selbst klar.
Der Wein wird durch die Verschiedenheit des Bodens mehr beeinflusst als jede andere Frucht. Mancher Boden erteilt ihm eine Blume, die, wie man annimmt, weder Kultur noch Behandlung ihm auf einem anderen Boden geben kann. Diese wirkliche oder eingebildete Blume ist zuweilen dem Produkte einiger weniger Weinberge eigen, bald erstreckt sie sich über die meisten Weinberge eines kleinen Gebiets, bald endlich über einen beträchtlichen Teil einer großen Provinz. Die ganze auf den Markt gebrachte Quantität solcher Weine bleibt hinter der wirksamen Nachfrage d. h. der Nachfrage derer, die Rente, Gewinn und Lohn nach den üblichen oder für gewöhnliche Weinberge geltenden Sätzen vollauf zu bezahlen bereit sind, zurück. Die ganze Quantität kann mithin an Leute verkauft werden, die mehr zu zahlen bereit sind, und hierdurch steigt der Preis notwendig über den des gewöhnlichen Weins. Die Differenz ist größer oder kleiner, je nachdem die Mode und der geringe Vorrat den Wettbewerb der Käufer mehr oder weniger anfeuert. Stets aber fällt das meiste davon der Rente des Grundeigentümers zu. Denn obschon solche Weinberge gewöhnlich sorgfältiger bestellt werden als die meisten übrigen, so scheint doch der hohe Preis des Weines nicht sowohl eine Wirkung als die Ursache dieser sorgfältigen Kultur zu sein. Bei einem so wertvollen Produkte ist ein durch Nachlässigkeit herbeigeführter Verlust groß genug, um auch den Fahrlässigsten zur Aufmerksamkeit zu nötigen. Demnach ist ein kleiner Teil des hohen Preises hinreichend, den Lohn für die ungewöhnlich große Arbeit und den Gewinn für das mehr als gewöhnliche Kapital zu erstatten.
Die Zuckerpflanzungen, die die europäischen Nationen in Westindien besitzen, lassen sich mit diesen edlen Weinbergen vergleichen. Ihr gesamtes Erträgnis bleibt hinter der wirksamen Nachfrage von Seiten Europas zurück und lässt sich an Abnehmer verkaufen, die mehr zu geben bereit sind als zur Deckung der Rente, des Gewinnes und Lohnes nach den Sätzen hinreicht, zu welchen sie durch andere Produkte bezahlt zu werden pflegen. In Cochinchina pflegt nach der Angabe Poivres8 eines sehr sorgfältigen Beobachters der Landwirtschaft dieses Landes, der Zentner vom feinsten weißen Zucker für drei Piaster also etwa 13 sh. 6 d. unseres Geldes, verkauft zu werden. Der dortige Zentner wiegt zwischen 150—200, oder in einer Durchschnittszahl 175 Pariser Pfund, was den Preis eines englischen Zentners von hundert Pfund auf etwa 8 sh. stellt also nicht den vierten Teil dessen, was gewöhnlich für den aus unseren Kolonien eingeführten braunen Zucker (Muskovade) gezahlt wird, und nicht den sechsten Teil dessen, was der feinste weiße Zucker kostet. Auf dem größten Teil des kultivierten Landes in Cochinchina werden Getreide und Reis, die Nahrungsmittel der Volksmassen, gebaut. Die Preise des Getreides, Reises und Zuckers stehen dort wahrscheinlich in ihrem natürlichen Verhältnis zueinander, d. h. in demjenigen, welches naturgemäß zwischen den verschiedenen Erzeugnissen des meisten kultivierten Landes platzgreift und sowohl den Grundeigentümer wie den Pächter für die anfänglichen Kosten der Anlage und die jährlichen Kosten der Bebauung ungefähr entschädigt. Dagegen steht der Preis des Zuckers in unseren Zuckerpflanzungen zu dem des Reises und Getreides in Europa und Amerika in keinem solchen Verhältnis. Man sagt, dass nach den Erwartungen der Zuckerpflanzer Rum und Sirup alle Kosten der Pflanzung decken müssen, der Zucker selbst aber als reiner Gewinn übrig bleibt. Wenn dies wahr ist, was ich dahingestellt sein lasse, so wäre es ungefähr dasselbe als wenn ein Getreidepächter für alle seine Kosten durch Streu und Stroh entschädigt zu werden erwartete, um das Korn als reinen Gewinn übrig zu behalten. In London und anderen Handelsstädten sieht man oft Handelsgesellschaften wüste Ländereien in unseren Zuckerkolonien kaufen, um sie durch Faktoren und Verwalter mit Gewinn anbauen und kultivieren zu lassen, trotz der weiten Entfernung und trotzdem, dass bei der mangelhaften Rechtspflege in jenen Ländern die Wiedererstattung des Kapitals höchst unsicher ist. Niemandem fällt es dagegen ein, selbst die fruchtbarsten Ländereien Schottlands und Irlands, oder die Kornprovinzen Nordamerikas durch Agenten und Verwalter bewirtschaften zu lassen, obwohl sich wegen der geordneteren Rechtspflege dieser Länder von dorther eine regelmäßigere Wiedererstattung erwarten lässt.
In Virginien und Maryland wird der Tabaksbau dem Getreidebau als einträglicher vorgezogen. Der Tabak könnte in den meisten europäischen Ländern mit Vorteil gebaut werden, ist aber fast überall eines der hauptsächlichsten Steuerobjekte geworden, und man denkt, es werde schwieriger sein, die Steuer von jedem einzelnen Gute, auf dem diese Pflanze gezogen würde, einzutreiben, als sie am Zollhause bei der Einfuhr zu erheben. Aus diesem Grunde verbot man törichter Weise den Tabaksbau in den meisten europäischen Ländern, und verschaffte dadurch notwendig den Ländern, in denen er erlaubt ist, eine Art Monopol; und da Virginien und Maryland die größte Menge Tabak hervorbringen, so haben sie, obgleich nicht ganz ohne Konkurrenten, reiche Vorteile von diesem Monopol. Indes scheint der Tabaksbau doch nicht so vorteilhaft zu sein als der Bau des Zuckers. Ich habe nie von einer Tabakspflanzung gehört, die durch das Kapital in Großbritannien wohnender Kaufleute angelegt und kultiviert wäre, und unsere Tabakskolonien schicken uns keine so reich gewordenen Pflanzer nach Hause, wie wir sie oft aus unseren Zuckerinseln anlangen sehen. Obwohl nach dem Vorzug, den man in jenen Kolonien dem Tabaksbau vor dem Getreidebau gibt, geschlossen werden zu müssen scheint, dass die wirksame europäische Nachfrage nach Tabak nicht vollständig befriedigt wird, so ist es doch wahrscheinlich mehr der Fall als beim Zucker; und obwohl der jetzige Preis des Tabaks wahrscheinlich mehr als hinreichend ist, Ernte, Lohn und Gewinn nach den Sätzen, die in Getreideländern bezahlt zu werden pflegen, zu decken, so kann er doch nicht um so vieles höher sein als es der gegenwärtige Preis des Zuckers ist. Darum haben auch unsere Tabakspflanzer dieselbe Furcht vor einem Überfluss an Tabak an den Tag gelegt, wie die Eigentümer alter Weinberge in Frankreich vor einem Überfluss an Wem. Durch gesetzliche Akte schränken sie den Tabaksbau auf sechstausend Pflanzen (die etwa tausend Pfund Tabak liefern) für jeden Neger zwischen sechzehn und sechzig Jahren ein. Ein Neger kann, wie man rechnet, außer dieser Menge Tabak noch vier Acres Mais besorgen. Um den Markt vor Überführung zu bewahren, soll man, wie Dr. Douglas9 – wohl nach unzuverlässigen Quellen – berichtet, zuweilen in ertragreichen Jahren eine bestimmte Menge Tabak, im Verhältnis zur Zahl der Neger, verbrannt haben, wie es auch die Holländer angeblich mit ihren Gewürzen machen. Wenn ein so gewaltsames Verfahren nötig ist, um den gegenwärtigen Preis des Tabaks aufrecht zu erhalten, so wird der etwaige größere Vorteil, den der Tabaksbau vor dem Getreidebau voraushat, wahrlich nicht mehr von langer Dauer sein.
Auf diese Weise also bestimmt die Ernte des mit menschlichen Nahrungsmitteln angebauten Landes, die Rente des meisten übrigen angebauten Landes. Sein Produkt kann lange Zeit hindurch weniger abwerfen, weil sonst der Boden sogleich zu einem anderen Gebrauche eingerichtet würde; wenn aber ein Produkt für gewöhnlich mehr abwirft, so hat das seinen Grund darin, dass die Menge Landes, welches dazu gebraucht werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen.
In Europa ist das Getreide das hauptsächlichste unmittelbar zur Nahrung der Menschen dienende Erzeugnis des Bodens. Daher bestimmt hier auch mit Ausnahme weniger Fälle die Rente des Getreidelandes die alles anderen angebauten Landes. Britannien braucht weder Frankreich um seine Weinberge, noch Italien um seine Olivenhaine zu beneiden. Mit wenigen Ausnahmen wird ihr Wert durch den des Getreides bestimmt, und in diesem steht Britannien keinem der beiden Länder an Fruchtbarkeit viel nach.
Wenn in irgendeinem Lande das allgemeinste und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes in einer Pflanze bestände, von der der gewöhnlichste Boden bei gleicher oder fast gleicher Kultur eine weit größere Menge hervorbrächte als der fruchtbarste Getreideboden, so würde die Rente des Grundeigentümers oder der Überschuss, der ihm nach Bezahlung der Arbeit und Wiedererstattung des Kapitals samt üblichem Gewinn übrig bliebe, notwendig viel größer sein. Wie hoch auch der gewöhnliche Unterhalt der Arbeiter in diesem Lande zu stehen käme, so könnte doch jener Überschuss stets eine größere Zahl von ihnen unterhalten und folglich den Grundeigentümer instand setzen, über die größere Anzahl zu verfügen. Der wahre Wert seiner Rente, seine wahre Macht und Autorität, seine Verfügungskraft über die Bedürfnisse und Genussmittel des Lebens, die er durch anderer Arbeit erlangen könnte, würde notwendig viel größer sein.
Ein Reisfeld bringt eine weit größere Menge Nahrung hervor als das fruchtbarste Kornfeld. Zwei Ernten des Jahres, von dreißig bis sechzig Bushel jede, sollen der gewöhnliche Ertrag eines Acre sein. Obgleich nun der Reisbau mehr Arbeit erfordert, so bleibt doch nach Abzug des Unterhalts aller Arbeiter ein weit größerer Überschuss zurück. Daher muss in den Reisländern, wo der Reis die allgemein beliebte pflanzliche Nahrung des Volkes ist, und wo die Landarbeiter selbst fast ihren ganzen Unterhalt damit bestreiten, von diesem größeren Überschuss auch dem Grundeigentümer ein größerer Anteil zugutekommen als in den Getreideländern. In Carolina, wo die Pflanzer, wie in anderen britischen Kolonien, zugleich Pächter und Grundeigentümer sind, und wo deshalb die Rente mit dem Gewinn zusammenfällt, findet man den Reisbau einträglicher als den Getreidebau, obgleich die Felder nur eine Ernte im Jahre geben, und der Reis wegen der vorherrschenden europäischen Lebensart nicht das allgemein beliebte Nahrungsmittel des Volkes ist.
Ein gutes Reisfeld bildet das ganze Jahr hindurch einen Sumpf, und in einer Jahreszeit einen mit Wasser bedeckten Sumpf. Es eignet sich weder für Getreide- noch für Futterbau noch für Weinbau, oder überhaupt für irgendeine Nutzpflanze; und Ländereien, die sich zu diesen Zwecken eignen, sind nicht tauglich zum Reisbau. Daher kann auch selbst in Reisländern die Rente der Reisfelder nicht die Rente des übrigen angebauten Bodens bestimmen, da dieser niemals zum Reisbau gebraucht werden kann.
Die auf einem Kartoffelfelde erzeugte Nahrung steht dem Produkte eines Reisfeldes an Menge nicht nach, und übertrifft den Ertrag eines Weizenfeldes bei weitem. Zwölftausend Pfund Kartoffeln von einem Acre Land ist im Verhältnis nicht mehr als zweitausend Pfund Weizen. Zwar steht der solide Nahrungsstoff, der aus jeder dieser beiden Pflanzen gewonnen werden kann, in keinem Verhältnis zu ihrem Gewichte, da die Kartoffeln viel Wasser enthalten; aber auch zugegeben, das halbe Gewicht dieser Wurzel werde zu Wasser – in Wahrheit ist es nicht so viel —, so bringt doch ein Kartoffelfeld sechstausend Pfund soliden Nahrungsstoffes also dreimal so viel als ein gleich großer Weizenacker hervor. Ein Kartoffelfeld lässt sich mit weniger Kosten bestellen als ein Weizenfeld, da die Brache, die gewöhnlich der Aussaat des Weizens vorhergeht, das Hacken und die übrige Arbeit, deren die Kartoffel bedarf, mehr als aufwiegt. Sollte diese Wurzel jemals in einem europäischen Lande ebenso wie der Reis in manchen Reisländern zum allgemein beliebten pflanzlichen Nahrungsmittel des Volkes werden, so dass ihr eben so viel Boden gewidmet würde als man jetzt für Weizen und andere Getreidearten bestimmt, so würde eine gleiche Menge Landes eine weit größere Menschenmenge ernähren, und da die Arbeiter allgemein von Kartoffeln lebten, würde nach Wiedererstattung des Kapitals und des Unterhalts aller zur Bodenkultur nötigen Arbeit ein größerer Überschuss bleiben. Auch der Anteil des Grundbesitzers an diesem Überschuss würde größer werden. Die Bevölkerung würde wachsen, und die Renten würden weit höher steigen als sie gegenwärtig stehen.
Ein Boden, der sich zum Kartoffelbau eignet, ist zu fast allen anderen Nutzpflanzen tauglich. Nähmen die Kartoffeln eben so viel bebautes Land ein als jetzt das Getreide, so würden sie gerade so wie dieses die Rente des meisten übrigen bebauten Landes bestimmen.
In einigen Gegenden von Lancashire behauptet man, wie man mir gesagt hat, dass Haferbrot eine kräftigere Nahrung für Arbeiter sei als Weizenbrot; und dieselbe Ansicht habe ich in Schottland oft aufstellen hören.
Ich hege indes einigen Zweifel an ihrer Dichtigkeit. Die unteren Volksklassen in Schottland, die von Hafermehl leben, sind im Allgemeinen weder so stark noch so hübsch als dieselben Volksklassen in England, wo sie Weizenbrot essen. Die Schotten arbeiten weder so gut, noch sehen sie so gut aus, und da unter den besseren Klassen der beiden Länder kein solcher Unterschied besteht, so scheint die Erfahrung zu lehren, dass die Nahrung der unteren Volksklassen in Schottland dem menschlichen Körper nicht so zuträglich ist als die der nämlichen Volksklassen in England. Anders verhält sich die Sache bei den Kartoffeln. Die Londoner Sänften-, Last- und Kohlenträger sind vielleicht die kräftigsten Männer, und jene unglücklichen Weiber, die von der Prostitution leben, die schönsten Frauen im ganzen britischen Gebiete, und doch sollen sie größtenteils der untersten Volksklasse Irlands angehören, die fast nur von jener Wurzel lebt. Einen sprechenderen Beweis seiner Nahrhaftigkeit und Zuträglichkeit für den menschlichen Körper hat kein anderes Nahrungsmittel aufzuweisen.
Es hält schwer, die Kartoffeln ein Jahr lang, und ist unmöglich, sie wie das Getreide zwei oder drei Jahre aufzubewahren. Die Furcht, sie nicht verkaufen zu können, ehe sie faulen, hält von ihrem Anbau ab, und ist vielleicht das hauptsächlichste Hindernis, warum sie nicht, gleich dem Brot, in großen Ländern das vegetabilische Hauptnahrungsmittel für alle Klassen des Volkes werden.
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Voyage d’un philosophe.
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Douglas, Summary. Vol. II, p. 372, 373.