Читать книгу Der Wohlstand der Nationen - Адам Смит, Adam Smith - Страница 21
Erstes Buch
Von den Ursachen der Zunahme in der Ertragskraft der Arbeit und von den Regeln, nach welchen ihr Ertrag sich naturgemäß unter die verschiedenen Volksklassen verteilt
Elftes Kapitel
Die Grundrente
Abschweifung
Über die Schwankungen des Silberwerts während der letzten vier Jahrhunderte
Dritte Periode
ОглавлениеZwischen 1630 und 1640, oder um 1636, scheint die Wirkung der Entdeckung der amerikanischen Minen auf die Entwertung des Silbers ihr Ende gefunden zu haben und das Wertverhältnis zwischen diesem Metall und dem Getreide niemals tiefer gesunken zu sein als um diese Zeit. Im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts dürfte es sich etwas gehoben haben, und hatte damit wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen angefangen.
Von 1637 bis 1700 einschließlich also in den 64 letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, war nach denselben Rechnungen der Durchschnittspreis des Quarters von neun Bushel vom besten Weizen auf dem Markte zu Windsor £ 2. 11 sh. 1/3 d., nur 1 sh. 1/3 d. teurer als während der vorhergehenden sechzehn Jahre. Aber im Laufe dieser vierundsechzig Jahre traten zwei Ereignisse ein, die einen weit größeren Mangel an Getreide verursachen mussten als durch den bloßen Einfluss der Witterung zu erklären wäre, und die, auch ohne die Annahme eines weiteren Rückganges im Silberwerte, jene kleine Erhöhung des Preises vollständig erklären.
Das erste dieser Ereignisse war der Bürgerkrieg, der durch Entmutigung des Ackerbaues und Unterbrechung des Handels den Preis des Getreides höher hinauftrieb, als er durch den Einfluss von Missernten hätte steigen können. Diese Wirkung musste mehr oder weniger auf allen Märkten des Reichs eintreten, insbesondere aber auf denen in der Nähe von London, die sich ihren Vorrat aus der größten Entfernung verschaffen müssen. Der Preis des besten Weizens betrug demgemäß 1648 auf dem Markte zu Windsor £4. 5 sh., und 1649 £ 4 für den Quarter von 9 Bushel. Dies übersteigt den Durchschnittspreis der sechzehn Jahre vor 1687, der £ 2. 10 sh. betrug, um £ 3. 5 sh., was, über die vierundsechzig letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts verteilt, schon allein jene kleine Preiserhöhung erklärt, die während dieser Periode stattgefunden zu haben scheint. Diese Preise sind übrigens zwar die höchsten, doch keineswegs die einzigen hohen Preise, die durch die Bürgerkriege verursacht worden sind.
Das zweite Ereignis war die im Jahre 1688 bewilligte Prämie auf die Ausfuhr von Getreide. Nach der Annahme vieler hat diese Prämie dadurch, dass sie den Ackerbau ermutigte, lange Jahre hindurch einen größeren Überfluss und folglich eine größere Wohlfeilheit des Getreides auf dem heimischen Markte hervorgebracht als ohne sie eingetreten wäre. Inwiefern die Prämie jemals diese Wirkung haben kann, werde ich später untersuchen; für jetzt will ich nur bemerken, dass sie zwischen 1688 und 1700 keine Zeit hatte, eine solche Wirkung hervorzubringen. In diesem kurzen Zeitraume konnte ihre Wirkung nur die sein, dass sie zur Ausfuhr des jährlichen Überschusses aufmunterte, eine Ausgleichung des Überflusses eines Jahres und des Mangels eines anderen verhinderte und dadurch den Preis auf dein heimischen Markte hinauftrieb. Der Mangel, welcher in England von 1693 bis 1699 einschließlich beider Jahre herrschte, konnte, obwohl er ohne Zweifel vorzugsweise den Einflüssen des Wetters zuzuschreiben ist und sich darum auch über einen großen Teil von Europa erstreckte, durch die Prämie nur vergrößert werden. Daher wurde auch 1699 die Getreideausfuhr auf neun Monate verboten.
Noch ein drittes Ereignis trat in demselben Zeitraume ein, das, wenn es auch keinen Getreidemangel erzeugen, noch die tatsächliche für Getreide zu zahlende Silbermenge vermehren konnte, doch notwendig eine nominelle Erhöhung des Silberwerts veranlassen musste. Dies war die große Verschlechterung der Silbermünzen durch Beschneiden und Abnutzung. Dieses Übel hatte unter der Regierung Karls des Zweiten begonnen, und dauerte ununterbrochen bis 1695 fort, zu welcher Zeit, wie wir von Lowndes erfahren, das Silberkurant durchschnittlich fast fünfundzwanzig Prozent unter seinem Normalwert stand. Nun wird die nominelle Summe, welche den Marktpreis der Waren ausmacht, nicht sowohl durch die Silbermenge bestimmt, die nach dem Münzfuße in ihr enthalten sein sollte als durch diejenige, die erfahrungsmäßig wirklich in ihr enthalten ist. Diese nominelle Summe ist daher notwendig höher, wenn die Münze durch Beschneiden und Abnutzung sehr verschlechtert ist als wenn sie ihrem gesetzlichen Werte nahekommt.
Im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts ist die Silbermünze nie tiefer unter ihrem gesetzlichen Gewicht gewesen als jetzt. So verunstaltet sie aber auch ist, so wurde doch ihr Wert durch den der mit ihr vertauschbaren Goldmünze aufrechterhalten; denn wenn auch die Goldmünze vor der letzten Umprägung ebenfalls sehr entwertet war, so war sie es doch weniger als das Silber. Im Jahre 1695 dagegen wurde der Wert des Silbergeldes nicht durch den der Goldmünzen aufrechterhalten; eine Guinee wurde damals gewöhnlich für dreißig Schillinge des abgenutzten und beschnittenen Silbers gewechselt. Vor der letzten Umprägung des Goldes war der Preis des Barrensilbers selten höher als 5 sh. 7 d. die Unze, was nur fünf Pence über den Münzpreis ist. Im Jahre 1695 aber war der gewöhnliche Preis des Barrensilbers 6 sh. 5 d. die Unze, was fünfzehn Pence mehr ist als der Münzpreis12. Selbst vor der letzten Umprägung des Goldes wurde sowohl die Gold- wie die Silbermünze im Vergleich zum Barrensilber als kaum acht Prozent unter ihrem gesetzlichen Wert stehend betrachtet. 1695 dagegen wurde sie als beinahe fünfundzwanzig Prozent niedriger angesehen. Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, d. h. unmittelbar nach der großen Umprägung zu König Wilhelms Zeit, muss das meiste Silberkurant seinem gesetzlichen Gewicht noch näher gekommen sein als jetzt. Auch hat im gegenwärtigen Jahrhundert kein großes öffentliches Unglück wie etwa ein Bürgerkrieg, den Ackerbau gestört, oder den inneren Handel des Landes unterbrochen. Und obgleich die Prämie, die fast das ganze Jahrhundert hindurch bewilligt wurde, den Preis des Getreides stets etwas höher hinauf treiben musste als er sonst bei dem dermaligen Stande der Landwirtschaft gewesen wäre, so lässt sich doch, da die Prämie während dieses Jahrhunderts Zeit genug hatte, alle die ihr gewöhnlich zugeschriebenen guten Wirkungen zu offenbaren also zum Ackerbau aufzumuntern und die Getreidemenge auf dem heimischen Markte zu vermehren, nach den Grundsätzen eines Systems, das ich später erklären und prüfen werde, annehmen, dass sie den Preis dieser Ware auf die eine Weise etwas zu verringern, wie auf die andere Weise ihn etwas zu erhöhen beitrug. Viele schlagen ihren Einfluss höher an. In den ersten vierundsechzig Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts war der Durchschnittspreis des Quarters von neun Bushel des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nach den Rechnungen des Eton College £ 2. 6 19/32 d., 10 sh. 6 d. oder fünfundzwanzig Prozent wohlfeiler als während der letzten vierundsechzig Jahre des vorigen Jahrhunderts; 9 sh. 6 d. wohlfeiler als in den sechzehn Jahren vor 1636, wo die Entdeckung der reichen amerikanischen Minen vermutlich ihre volle Wirkung geäußert hatte; und 1 sh. wohlfeiler als in den sechsundzwanzig Jahren vor 1620, ehe jene Entdeckung ihre volle Wirkung äußern konnte. Nach dieser Rechnung stellt sich der Durchschnittspreis des Mittelweizens in den ersten vierundsechzig Jahren dieses Jahrhunderts auf etwa 32 sh. für den Quarter von acht Bushel.
Der Wert des Silbers scheint sonach im Verhältnis zum Werte des Getreides im gegenwärtigen Jahrhundert etwas gestiegen zu sein, und hatte wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen Jahrhunderts zu steigen angefangen.
Im Jahre 1687 betrug der Preis des Quarters von neun Bushel vom besten Weizen auf dem Markte zu Windsor £ 1. 5 sh. 2 d., was der niedrigste Preis ist, den er seit 1595 jemals gehabt hat.
Im Jahre 1688 schätzte Gregory King, eine Autorität in diesen Dingen, den Durchschnittspreis des Weizens, wie er in Jahren einer Mittelernte den Produzenten zu stehen komme, auf 3 sh. 6 d. den Bushel, oder 28 sh. den Quarter. Unter dem Produzentenpreis verstehe ich das, was man zuweilen den Kontraktpreis nennt, oder den Preis, zu dem ein Pächter sich verpflichtet, mehrere Jahre hintereinander dem Händler eine bestimmte Menge Getreide zu liefern. Da ein solcher Vertrag dem Pächter die Kosten und Mühe des Markttransports erspart, so ist der Kontraktpreis gewöhnlich niedriger als der durchschnittliche Marktpreis. King nahm an, dass in Jahren einer Mittelernte 28 sh. für den Quarter zu jener Zeit der gewöhnliche Kontraktpreis war. Vor dem durch die jüngste Reihe ungewöhnlich schlechter Jahre verursachten Mangel war dies, wie man mir versichert, der übliche Kontraktpreis in allen gewöhnlichen Jahren.
1688 bewilligte das Parlament die schon erwähnte Prämie auf die Getreideausfuhr. Die Landedelleute, die damals einen größeren Teil der gesetzgebenden Versammlung ausmachten als jetzt, hatten gemerkt, dass der Geldpreis des Getreides fiel. Die Prämie war ein Mittel, es künstlich auf den hohen Preis zu bringen, zu dem es zu den Zeiten Karls I. und II. oft verkauft worden war. Sie sollte daher so lange gegeben werden, bis der Weizen auf 48 sh. für den Quarter gestiegen wäre, d. h. bis er 20 sh. oder um fünf Siebentel teurer war als King in demselben Jahre den Produzentenpreis in Mitteljahren berechnet hatte. Wenn seine Berechnungen den guten Ruf einigermaßen verdienen, den sie allgemein haben, so waren 48 sh. für den Quarter ein Preis, der ohne ein Mittel wie die Prämie zu jener Zeit sich nur in Jahren ungewöhnlichen Mangels erwarten ließ. allein die Regierung König Wilhelms war damals noch nicht fest gegründet. Sie war nicht in der Lage, den Landedelleuten, von denen sie gerade damals die Festsetzung der jährlichen Grundsteuer forderte, etwas abschlagen zu können.
Der Wert des Silbers ist daher im Verhältnis zu dem des Getreides vor dem Ende des letzten Jahrhunderts etwas gestiegen, und scheint es bei diesem Steigen während des größten Teils des jetzigen Jahrhunderts geblieben zu sein, obgleich die Wirkung der Prämie das Steigen nicht so fühlbar werden ließ als es sonst bei dem jetzigen Stande der Landwirtschaft gewesen sein würde.
In Jahren des Überflusses erhöht die Prämie durch Veranlassung einer ungewöhnlichen Ausfuhr den Preis des Getreides mehr als es sonst in solchen Jahren der Fall sein würde. Es war ja auch der ausgesprochene Zweck der Maßregel, der Landwirtschaft dadurch, dass der Preis des Getreides selbst in Jahren des größten Überflusses gehalten würde, eine Aufmunterung zuteilwerden zu lassen.
In Jahren großen Mangels wurde allerdings die Prämie gewöhnlich beseitigt. Sie musste jedoch auch auf die Preise mancher dieser Jahre Einfluss haben; denn die bedeutende Ausfuhr, die sie in Jahren der Fülle verursachte, musste die Ausgleichung der Fülle des einen Jahres gegen den Mangel des andern oft verhindern.
Daher steigert die Prämie in Jahren sowohl der Fülle als des Mangels den Preis des Getreides über den Punkt hinaus, den er bei dem dermaligen Stande der Landwirtschaft ohne künstliche Hilfe erreichen würde. Wenn mithin der Durchschnittspreis in den ersten vierundsechzig Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts niedriger gewesen ist als in den letzten vierundsechzig Jahren des vorigen, so hätte er bei dem nämlichen Stande des Ackerbaus noch weit niedriger sein müssen, wenn die Prämie nicht auf ihn eingewirkt hätte.
Aber, kann man sagen, ohne die Prämie würde der Zustand des Ackerbaus nicht der nämliche gewesen sein. Welche Wirkungen jene Maßregel auf die Landwirtschaft des Landes gehabt haben kann, werde ich später aufzuklären suchen, wenn ich von den Prämien besonders handle; für jetzt will ich nur bemerken, dass dieses Steigen des Silberwerts im Verhältnis zum Getreide England nicht allein betroffen hat. In Frankreich hat sich, nach den Beobachtungen dreier sehr glaubwürdiger, sorgfältiger und fleißiger Forscher, Dupré de St. Maur, Messance und des Verfassers des Versuchs über die Getreidepolitik, dieselbe Erscheinung in dem nämlichen Zeitraume und beinahe in dem nämlichen Verhältnis ebenfalls geltend gemacht. In Frankreich aber war bis 1764 die Ausfuhr des Getreides verboten, und es ist einigermaßen schwer zu glauben, dass fast dieselbe Verringerung des Preises, die in dem einen Lande trotz dieses Verbots eintrat, in dem anderen der ungewöhnlichen Aufmunterung zur Ausfuhr zuzuschreiben sei.
Es würde vielleicht richtiger sein, diese Änderung in dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides als die Wirkung eines allmählichen Steigens im Sachwerte des Silbers auf dem europäischen Markte anzusehen, statt als die Wirkung des Sinkens im durchschnittlichen Sachwerte des Getreides. Das Getreide ist, wie bereits bemerkt, für längere Zeiträume ein genaueres Wertmaß als Silber oder vielleicht jede andere Ware. Als nach der Entdeckung der ergiebigen amerikanischen Minen das Getreide einen drei bis vier Mal höheren Geldpreis erreichte, schrieb man diesen Umschwung ganz allgemein nicht einem Steigen im Sachwerte des Getreides, sondern dem Sinken im Sachwerte des Silbers zu. Wenn daher in den ersten vierundsechzig Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts der durchschnittliche Geldpreis des Getreides etwas niedriger geworden ist als er in den meisten Jahren des vorigen Jahrhunderts gewesen ist, so sollte man diesen Umschwung gleichfalls nicht dem Sinken im Sachwerte des Getreides, sondern dem Steigen im Sachwerte des Silbers auf dem europäischen Markte zuschreiben.
Der hohe Preis des Getreides während der letzten zehn oder zwölf Jahre hat allerdings die Vermutung erregt, dass der Sachwert des Silbers auf dem europäischen Markte noch immer sinke. Indessen scheint dieser hohe Preis des Getreides in Wahrheit durch die ungewöhnlich schlechten Wetterverhältnisse verursacht zu sein, und kann daher nicht als dauernd, sondern nur als vorübergehend und zufällig betrachtet werden. Die Witterungsverhältnisse waren in diesen zehn oder zwölf Jahren fast in ganz Europa ungünstig, und die Unruhen in Polen haben den Mangel in all’ den Ländern vermehrt, die sich in teuren Jahren von dort her zu versorgen pflegten. Eine so lange anhaltende Ungunst der Witterung ist zwar keine sehr gewöhnliche, aber auch keineswegs eine unerhörte Erscheinung, und wer sich viel mit der Geschichte der Getreidepreise in früheren Zeiten beschäftigt hat, dem wird unschwer manches ähnliche Beispiel einfallen. Auch sind zehn Jahre außerordentlichen Mangels nichts Wunderbareres als zehn Jahre außerordentlicher Fülle. Der niedrige Getreidepreis von 1741 bis 1750, einschließlich beider Jahre, kann sehr wohl dem hohen Preise in den letzten acht oder zehn Jahren entgegengestellt werden. Von 1741 bis 1750 war, wie aus den Rechnungen des Eton College hervorgeht, der Durchschnittspreis des Quarters von neun Bushel des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nur £ 1. 13 sh. 9 4/5 d., beinahe 6 sh. 3 d. unter dem Durchschnittspreise der ersten 64 Jahre des laufenden Jahrhunderts. Hiernach stellte sich der Durchschnittspreis des Quarters von acht Bushel Mittelweizen in jenen zehn Jahren nur auf £ 1. 6 sh. 8 d.
Zwischen 1741 und 1750 verhinderte aber die Prämie, dass der Preis des Getreides auf dem heimischen Markte so tief fiel als er der Natur der Sache nach hätte fallen müssen. Während dieser zehn Jahre betrug, nach den Zollregistern, die Menge aller Sorten ausgeführten Getreides nicht weniger als 8,029,156 Quarter und 1 Bushel. Die dafür bezahlte Prämie belief sich auf £ 1,514,962. 17 sh. 4 ½ d. Daher bemerkte 1749 der damalige Premierminister Pelham im Unterhause, dass in den drei letzten Jahren eine ganz außerordentliche Summe als Prämie für Getreideausfuhr bezahlt worden sei. Er hatte guten Grund, diese Bemerkung zu machen und hätte im folgenden Jahre noch einen besseren gehabt. In diesem einzigen Jahre belief sich die Prämie auf nicht weniger als £ 324,176. 10 sh. 6 d.13. Es bedarf nicht der Bemerkung, wie sehr diese forcierte Ausfuhr den Getreidepreis über den Stand hinauftreiben musste, den er sonst auf dem heimischen Markte gehabt haben würde.
Am Schlüsse der diesem Kapitel beigefügten Tabellen wird der Leser die Tabelle für diese zehn Jahre von den übrigen getrennt finden; ebenso die Tabelle über die vorhergehenden zehn Jahre, deren Durchschnitt wahrscheinlich etwas, wenn auch nicht viel niedriger ist als der Durchschnitt der ersten vierundsechzig Jahre des Jahrhunderts. Das Jahr 1740 war aber ein Jahr ungewöhnlichen Mangels. Die zwanzig Jahre vor 1750 können also sehr wohl den zwanzig Jahren vor 1770 entgegengestellt werden. Wie die ersteren mit Ausnahme von einem oder zwei teureren Jahren weit unter dem allgemeinen Durchschnitt des Jahrhunderts blieben, so die letzteren mit Ausnahme von einem oder zwei wohlfeilen Jahren, z. B. 1759, weit über ihm. Sind die ersteren nicht ebenso weit unter dem allgemeinen Durchschnitt zurückgeblieben als die letzteren ihn überschritten haben, so ist dies wahrscheinlich der Prämie zuzuschreiben. Der Wechsel ist auch offenbar ein zu plötzlicher gewesen als dass man ihn der stets langsamen und allmählichen Wertveränderung des Silbers hätte zuschreiben können. Die Plötzlichkeit der Wirkung kann nur aus einer Ursache, die plötzlich wirkt, nämlich aus den zufälligen Schwankungen der Witterung, erklärt werden.
Der Geldpreis der Arbeit ist im Laufe dieses Jahrhunderts in Großbritannien allerdings gestiegen; doch scheint dies nicht sowohl die Folge einer Entwertung des Silbers auf dem europäischen Markte als der zunehmenden Nachfrage nach Arbeit in Großbritannien gewesen zu sein, die aus der großen und fast allgemeinen Wohlfahrt des Landes hervorging. In Frankreich, das Großbritannien im Wohlstande nachsteht, ist der Geldpreis der Arbeit, wie man beobachtet hat, seit Mitte des vorigen Jahrhunderts allmählich mit dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides gesunken. Sowohl im vorigen wie in diesem Jahrhundert soll der Tagelohn gemeiner Arbeit fast unverändert etwa den zwanzigsten Teil des durchschnittlichen Preises eines Septier Weizen (etwas mehr als vier Winchester Bushels) betragen haben. In Großbritannien hat, wie bereits gezeigt worden, der Sachpreis der Arbeit, haben die wirklichen Mengen von Lebens- und Genussmitteln, die dem Arbeiter gegeben werden, im Laufe dieses Jahrhunderts beträchtlich zugenommen. Das Steigen des Geldpreises der Arbeit scheint nicht von einer Entwertung des Silbers auf dem allgemeinen europäischen Markte, sondern vom Steigen des Sachpreises der Arbeit auf den einzelnen Märkten Großbritanniens, das dem besonders glücklichen Zustande des Landes zu verdanken ist, herzurühren.
Eine Zeitlang nach der Entdeckung Amerikas wurde das Silber immer noch zu seinem früheren Preise, oder nicht viel darunter, verkauft. Die Gewinne der Bergwerke waren eine Zeitlang sehr groß, und weit über ihrem natürlichen Satze. Indessen fanden diejenigen, die Silber einführten, bald, dass die ganze jährliche Einfuhr nicht zu diesem hohen Preise abgesetzt werden könne. Das Silber wurde allmählich gegen eine immer geringere Warenmenge vertauscht. Sein Preis sank tiefer und tiefer, bis er auf seinen natürlichen Satz, d. h. auf den Betrag fiel, der gerade hinreichend war, um den Arbeitslohn, den Kapitalgewinn und die Grundrente, die für Ausbringung und Markttransport gezahlt werden müssen, nach ihrem natürlichen Satze aufzubringen. In den meisten Silberbergwerken von Peru verschlingt, wie bereits bemerkt, die Abgabe an den König von Spanien, die sich auf ein Zehntel des Rohertrages beläuft, die ganze Grundrente. Diese Abgabe bestand ursprünglich in der Hälfte; bald fiel sie auf ein Fünftel, und zuletzt auf ein Zehntel, auf dem sie noch steht. Dies ist anscheinend alles, was in den meisten peruanischen Silberbergwerken nach Wiedererstattung des Unternehmerkapitals samt seinem üblichen Gewinn übrigbleibt; und dieser Gewinn, der einst sehr hoch war, ist anerkanntermaßen jetzt so niedrig, wie es sich überhaupt noch mit der Weiterführung der Werke verträgt.
Die Abgabe an den König von Spanien wurde 150414, einundvierzig Jahre vor 1545, dem Jahre der Entdeckung der Minen von Potosi, auf den fünften Teil des produzierten Silbers herabgesetzt.
Im Laufe von neunzig Jahren, bis 1636, hatten diese Bergwerke, die ergiebigsten in ganz Amerika, Zeit genug, ihre volle Wirkung zu üben, oder den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte so weit herabzusetzen als er eben fallen konnte, so lange jene Abgabe an den König von Spanien noch entrichtet wurde. Neunzig Jahre sind eine hinlängliche Zeit, um eine Ware, die kein Monopol hat, auf ihren natürlichen, d. h. den niedrigsten Preis herunterzubringen, zu welchem sie, so lange eine Abgabe darauf ruht, längere Zeit hindurch verkauft werden kann.
Der Preis des Silbers hätte vielleicht auf dem europäischen Markte noch tiefer fallen und es hätte nötig werden können, entweder die Abgabe darauf nicht bloß auf ein Zehntel wie im Jahre 1736, sondern wie beim Golde auf ein Zwanzigstel herabzusetzen, oder den größten Teil der amerikanischen Minen, die gegenwärtig abgebaut werden, still zu legen. Wahrscheinlich ist die allmähliche Zunahme der Nachfrage nach Silber, oder die allmähliche Erweiterung des Marktes für das Produkt der amerikanischen Silberminen der Grund, der dies verhinderte und den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte nicht nur auf seiner Höhe erhielt, sondern vielleicht sogar noch etwas höher steigerte als er um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gestanden hatte.
Seit der Entdeckung Amerikas hat der Markt für das Produkt seiner Silberminen allmählich immer größere Ausdehnung gewonnen.
Erstens: der europäische Markt hat sich allmählich immer mehr ausgedehnt. Seit der Entdeckung Amerikas hat der größte Teil Europas an Kultur sehr zugenommen. England, Holland, Frankreich und Deutschland, selbst Schweden, Dänemark und Russland haben im Ackerbau und den Gewerben bedeutende Fortschritte gemacht. Italien scheint wenigstens nicht zurückgegangen zu sein. Vor der Eroberung von Peru war Italien im Verfall; seitdem scheint es sich eher etwas erholt zu haben. Spanien und Portugal werden allerdings als zurückgekommen betrachtet. Indessen ist Portugal nur ein kleiner Teil von Europa, und der Verfall Spaniens ist vielleicht nicht so groß als man gewöhnlich annimmt. Am Anfange des sechzehnten Jahrhunderts war Spanien selbst im Vergleich mit Frankreich, das seit jener Zeit so bedeutend fortgeschritten ist, ein sehr armes Land. Kaiser Karl der Fünfte, der so oft durch beide Länder gereist war, machte die bekannte Bemerkung, dass in Frankreich an allen Dingen Überfluss, in Spanien an allen Dingen Mangel sei. Das zunehmende Produkt des Ackerbaus und der Gewerbe in Europa musste notwendig einen allmählichen Zugang an Silbermünzen erfordern, um es in Umlauf zu setzen; und die wachsende Zahl reicher Leute musste eine gleiche Zunahme an silbernem Gerät und anderen Schmuckgegenständen zur Folge haben.
Zweitens: Amerika selbst ist für das Produkt seiner Silberminen ein neuer Markt, und da es im Ackerbau, in der Industrie und an Volkszahl weit schnellere Fortschritte macht als die blühendsten europäischen Länder, so muss sein Bedarf noch weit schneller zunehmen. Die englischen Kolonien sind ein durchaus neuer Markt, der teils für Münze, teils für Geräte eine stets wachsende Silberzufuhr für einen ganzen Erdteil, in dem früher nie eine Nachfrage darnach bestanden hatte, nötig macht. Auch die meisten spanischen und portugiesischen Kolonien sind ganz neue Märkte. Neu-Granada, Yucatan, Paraguay und Brasilien waren, ehe sie von den Europäern entdeckt wurden, von wilden Völkerschaften bewohnt, die weder Künste noch Ackerbau kannten. Seitdem sind diese Länder erheblich kultiviert worden. Selbst Mexiko und Peru, wenn sie auch nicht als durchaus neue Märkte betrachtet werden können, sind doch gewiss jetzt weit bedeutendere Märkte als je zuvor. Wer nach all’ den wunderbaren Geschichten, die über den glänzenden Zustand dieser Länder in früheren Zeiten geschrieben worden sind, mit einiger Nüchternheit die Geschichte ihrer Entdeckung und Eroberung liest, wird bald erkennen, dass ihre Bewohner von Gewerben, Ackerbau und Handel weit weniger wussten als heutzutage die Tartaren der Ukraine. Selbst die Peruaner, das zivilisierteste der beiden Völker bedienten sich zwar des Goldes und Silbers zum Schmuck, kannten aber keinerlei gemünztes Geld. Ihr ganzer Handel war ein Tauschhandel, und es gab deshalb auch kaum irgendeine Arbeitsteilung unter ihnen. Wer den Boden bestellte, musste sich auch sein Haus selbst bauen, seine Möbel, Kleider, Schuhe und sein Ackergerät selbst verfertigen. Die wenigen Handwerker unter ihnen sollen von dem König, den Adeligen und Priestern gehalten worden sein und waren wahrscheinlich ihre Diener oder Sklaven. alle die früheren Gewerbe Mexikos und Perus haben niemals auch nur ein einziges Fabrikat nach Europa geliefert. Die spanischen Heere fanden, obwohl sie kaum jemals über fünfhundert Mann und oft kaum halb so stark waren, es dennoch fast überall sehr schwer, sich Lebensmittel zu verschaffen. Die Hungersnot, die sie fast überall, wohin sie kamen, selbst in Gegenden, die als sehr bevölkert und wohlangebaut geschildert werden, verursacht haben sollen, beweist hinlänglich, dass das Märchen von diesem Volksreichtum und dieser hohen Kultur meist auf Dichtung beruht. Die spanischen Kolonien stehen unter einer Regierung, die in vielen Beziehungen dem Ackerbau, der Kultur und Bevölkerungszunahme weniger günstig ist als die der englischen Kolonien. Gleichwohl scheinen sie in all’ dem weit schnellere Fortschritte zu machen als irgendein europäisches Land. Auf einem fruchtbaren Boden und unter einem glücklichen Klima scheint der große Überfluss und die Wohlfeilheit von Grund und Boden, ein Umstand, der allen neuen Kolonien gemeinsam ist, ein so großer Vorteil zu sein, dass er viele Mängel der bürgerlichen Regierung wieder gut macht. Nach Frezier, der Peru 1713 besuchte, soll Lima zwischen 25,000 und 28,000 Einwohner haben; Ulloa, der sich dort zwischen 1740 und 1746 aufhielt, gibt die Einwohnerzahl auf etwa 50,000 an. Der Unterschied in ihren Schätzungen der Einwohnerzahl verschiedener anderer größerer Städte in Chili und Peru ist ziemlich eben so groß, und da kein Grund vorliegt, sie für schlecht unterrichtet zu halten, so deutet dies auf eine kaum geringere Zunahme als die in den englischen Kolonien. Amerika ist mithin für das Produkt seiner eigenen Silberminen ein neuer Markt, dessen Nachfrage weit schneller zunehmen muss als die der blühendsten europäischen Länder.
Drittens: ein fernerer Markt für das Produkt der amerikanischen Silberminen ist Ostindien, und zwar ein Markt, der seit der Entdeckung jener Minen ununterbrochen eine immer größere Menge Silber aufnahm. Seit jener Zeit hat der direkte Handel zwischen Amerika und Ostindien, der auf den Acapulco-Schiffen getrieben wird, beständig zugenommen, und der indirekte Verkehr über Europa ist in noch weit höherem Maße gestiegen. Im sechszehnten Jahrhundert waren die Portugiesen die einzigen Europäer, die einen regelmäßigen Handel nach Ostindien trieben. In den letzten Jahren dieses Jahrhunderts begannen die Holländer dieses Monopol anzugreifen, und vertrieben jene innerhalb weniger Jahre aus ihren bedeutendsten Besitzungen in Indien. Während der größeren Hälfte des vorigen Jahrhunderts teilten sich diese beiden Nationen in den größten Teil des ostindischen Handels, wobei der holländische Handel in noch größerem Maße zunahm als der portugiesische sank. Die Engländer und Franzosen trieben schon im vorigen Jahrhundert einigen Handel mit Indien, aber erst im Laufe des jetzigen wurde er bedeutend. Der ostindische Handel der Schweden und Dänen begann im Laufe des jetzigen Jahrhunderts. Selbst die Moskowiter haben jetzt einen regelmäßigen Verkehr mit China mittelst einer Art von Karawanen, die über Land durch Sibirien und die Tartarei nach Peking ziehen. Der ostindische Handel aller dieser Nationen war, bis auf den der Franzosen, den der letzte Krieg fast ganz vernichtet hatte, in fast ununterbrochener Zunahme. Der steigende Verbrauch ostindischer Waren in Europa ist anscheinend groß genug, um allen diesen Nationen eine stets wachsende Beschäftigung zu gewähren. Tee z. B. war ein Artikel, der vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenig gebraucht wurde. Gegenwärtig beläuft sich der Wert des von der englisch-ostindischen Compagnie alle Jahre zum Gebrauch ihrer Landsleute eingeführten Tees auf mehr als anderthalb Millionen, und selbst das reicht nicht hin, da aus den Häfen Hollands, von Gothenburg in Schweden und auch von den Küsten Frankreichs, wenigstens so lange die französisch-ostindische Compagnie in Blüte war, fortwährend eine große Menge in das Land eingeschmuggelt wird. Beinahe in gleichem Verhältnis ist der Gebrauch des chinesischen Porzellans, der Gewürze von den Molukken, der bengalischen Stückgüter und unzähliger anderer Artikel gewachsen. Der Tonnengehalt aller im Ostindienhandel beschäftigten europäischen Schiffe war demgemäß im vorigen Jahrhundert wohl nie größer als allein der der Schiffe der englisch-ostindischen Compagnie vor der neuerdings erfolgten Beschränkung ihrer Schiffszahl.
Der Wert der Metalle aber war in Ostindien, besonders in China und Hindostan als die Europäer zuerst mit diesen Ländern Handel zu treiben anfingen, weit höher als in Europa, und er ist es noch heute. In Reisländern, die gewöhnlich zwei, zuweilen drei Ernten im Jahre liefern, deren jede reichlicher ist als eine gewöhnliche Getreideernte, muss der Überschuss an Nahrungsmitteln weit größer sein als in irgendeinem Getreidelande von gleicher Ausdehnung. Solche Länder sind daher auch weit mehr bevölkert. Da hier den Reichen ein größerer Überschuss von Nahrungsmitteln über ihren eigenen Verbrauch zu Gebote steht, so können sie eine weit größere Menge Arbeit anderer Leute kaufen. Das Gefolge eines chinesischen oder hindostanischen Großen ist demgemäß, nach allen Berichten, weit zahlreicher und glänzender als das der reichsten nichtfürstlichen Personen in Europa. Derselbe Überfluss an verfügbaren Nahrungsmitteln setzt sie in den Stand, eine größere Menge von ihnen für alle jene eigenartigen und seltenen Erzeugnisse zu geben, die die Natur nur in sehr geringen Mengen liefert, wie die edlen Metalle und Edelsteine, um die unter den Reichen so viel Wettbewerb besteht. Wären daher auch die Bergwerke, die den indischen Markt versorgten, ebenso ergiebig gewesen als die, die den europäischen Markt ergänzten, so würden jene Waren doch in Indien eine größere Menge Nahrungsmittel austauschen als in Europa. Nun scheinen aber die Bergwerke, welche den indischen Markt mit edlen Metallen versorgten, viel weniger ergiebig, dagegen die, welche ihn mit Edelsteinen versahen, viel ergiebiger gewesen zu sein als die europäischen, und die edlen Metalle gelten deshalb in Indien eine etwas größere Menge von Edelsteinen und eine noch weit größere Menge von Nahrungsmitteln als in Europa. Der Geldpreis der Diamanten, dieses überflüssigsten aller Dinge, wird in dem einen Lande etwas geringer, und der der Nahrungsmittel, des ersten aller Bedürfnisse, viel geringer sein als in dem anderen. Aber der Sachpreis der Arbeit, die wirkliche Menge von Lebensbedürfnissen, die die Arbeiter erhalten, ist, wie bereits bemerkt, sowohl in China wie in Hindostan, den beiden großen Märkten des Orients, niedriger als in den meisten Teilen Europas. Der Lohn des Arbeiters wird dort eine geringere Menge von Nahrungsmitteln kaufen, und da der Geldpreis der Nahrungsmittel in Indien weit geringer ist als in Europa, so ist der Geldpreis der Arbeit dort in doppelter Hinsicht niedriger, einerseits wegen der geringen Menge von Nahrungsmitteln, die dafür zu haben ist, und andererseits wegen ihres geringen Preises. Doch wird in Ländern von gleicher gewerblicher Entwicklung der Geldpreis der meisten Fabrikate sich nach dem Geldpreise der Arbeit richten, und wenn auch China und Hindostan in dieser Beziehung nicht ganz an Europa heranreichen, so stehen sie doch nicht erheblich zurück. Der Geldpreis der meisten Industrieerzeugnisse wird daher natürlich in diesen großen Reichen viel niedriger sein als irgendwo in Europa. In den meisten Gegenden Europas vermehren auch die Kosten der Landfracht sowohl den Sach- wie den Nominalpreis der Industrieerzeugnisse beträchtlich. Es kostet hier mehr Arbeit, und darum auch mehr Geld, zuerst das Material und dann die fertige Ware auf den Markt zu bringen. In China und Hindostan wird durch die weitverzweigte Binnenschifffahrt der größte Teil dieser Arbeit und folglich dieses Geldes erspart, und sowohl der Sach- wie der Nominalwert der meisten Industrieerzeugnisse stellt sich dadurch noch niedriger. Aus allen diesen Gründen war es jederzeit äußerst vorteilhaft, die edlen Metalle von Europa nach Indien zu verführen, und ist es noch heute. Es gibt schwerlich eine Ware, die dort einen besseren Preis ergibt oder nach Verhältnis der Menge von Arbeit und Waren, die sie in Europa kostet, eine größere Menge von Arbeit und Waren in Indien zu kaufen vermag. Es ist auch vorteilhafter, Silber als Gold dahin zu führen, weil das Verhältnis zwischen Feinsilber und Feingold in China und auf den meisten anderen orientalischen Märkten nur wie zehn oder höchstens wie zwölf zu eins steht, während es in Europa wie vierzehn oder fünfzehn zu eins ist. In China und auf den meisten anderen orientalischen Märkten kauft man für zehn oder höchstens zwölf Unzen Silber eine Unze Gold; in Europa braucht man vierzehn bis fünfzehn Unzen dazu. Deshalb macht das Silber in den meisten europäischen Schiffen, die nach Indien segeln, gewöhnlich den wertvollsten Bestandteil der Ladung aus; ebenso wie bei den Acapulcoschiffen, die nach Manila segeln. So scheint das Silber des neuen Kontinents eine der hauptsächlichsten Waren zu sein, die den Handel zwischen den beiden äußersten Enden des alten Festlandes vermitteln, und großenteils durch seine Dazwischenkunft werden jene so weit voneinander entfernten Teile mit einander verknüpft.
Um einen so weit ausgedehnten Markt zu versorgen, muss die jährlich aus den Bergwerken gewonnene Silbermenge nicht nur groß genug sein, um jenen beständigen Zugang an gemünztem Gelde und an Gerät, der in allen blühenden Ländern erforderlich ist, zu unterhalten, sondern auch die beständige Abnutzung des Silbers zu ersetzen, die überall vorkommt, wo dies Metall im Gebrauch ist.
Der beständige Abgang der edlen Metalle durch die Abnutzung der Münzen und Geräte ist sehr bedeutend, und würde allein schon bei Waren, die so allgemein angewendet werden, eine sehr große jährliche Zufuhr erfordern. Der Abgang dieser Metalle in einigen Gewerben ist zwar vielleicht im Ganzen nicht größer als jener allmähliche Abgang; aber merklicher, weil viel schneller. In den Manufakturen von Birmingham allein soll die Menge des jährlich zum Vergolden und Plattieren verwendeten Goldes und Silbers, das niemals wieder in der Gestalt dieser Metalle erscheinen kann, sich auf mehr als fünfzig tausend Pfund belaufen. Danach kann man sich einen Begriff machen, wie groß der jährliche Verbrauch in allen Teilen der Welt sein muss, sei es für ähnliche Waren wie die von Birmingham, sei es für Tressen, Stickereien, Gold- und Silberstoffe, Vergoldungen an Büchern und Möbeln usw. Eine bedeutende Menge dieser Metalle muss jährlich auch beim See- und Landtransport verloren gehen. Die in den meisten asiatischen Ländern herrschende Sitte, Schätze zu vergraben, von denen die Kenntnis oft mit der Person, die sie vergraben hat, stirbt, muss einen noch weit größeren Verlust verursachen.
Die Menge des nach Cádiz und Lissabon eingeführten Goldes und Silbers – einschließlich des eingeschmuggelten – beläuft sich nach den besten Schätzungen auf etwa sechs Millionen £ im Jahr.
Nach Meggens15 betrug die jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Spanien in einem Durchschnitt von sechs Jahren, nämlich von 1748 bis 1753, und die nach Portugal in einem Durchschnitt von sieben Jahren, nämlich von 1747 bis 1753, an Silber 1,101,107 Pfund und an Gold 49,940 Pfund. Das Silber, zu 62 sh. das Troy-Pfund, beträgt £ 3,413,431. 10 sh. Sterling. Das Gold, zu 441/a Guineen das Troy-Pfund, beträgt £ 2,333,446. 14 sh. Sterling. Beide zusammen betragen £ 5,746,878. 4 sh. Die Angaben über das, was unter Register eingeführt worden ist, erklärt er für ganz zuverlässig. Über die Herkunftsorte und die Mengen beider Metalle, die die einzelnen Plätze den Registern zufolge lieferten, erhalten wir umständliche Auskunft, und von der Menge der als eingeschmuggelt angenommenen edlen Metalle möglichst sorgfältige Schätzungen.
Die große Erfahrung dieses verständigen Kaufmanns gibt seinen Ansichten ein bedeutendes Gewicht.
Nach dem beredten und zuweilen wohl unterrichteten Verfasser der »Philosophischen und politischen Geschichte der Niederlassung der Europäer in beiden Indien« betrug die jährliche Einfuhr des registrierten Goldes und Silbers nach Spanien im Durchschnitt von elf Jahren, nämlich von 1754 bis 1764, 13,984,185 3/5 Piaster von zehn Realen. Mit Hinzurechnung dessen, was eingeschmuggelt sein mag, nimmt er jedoch den Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr zu 17,000,000 Piaster an, was, den Piaster zu 4 sh. 6 d. gerechnet, eine Summe von £ 3,825,000 ergibt. Er führt ebenfalls die Herkunftsorte und die Mengen jedes Metalls an, welche den Registern zufolge die einzelnen Plätze lieferten. Die jährlich von Brasilien nach Lissabon eingeführte Menge Goldes, nach dem Betrage der an den König von Portugal entrichteten Auflage geschätzt, die anscheinend ein Fünftel des reinen Metalls ausmacht, schlägt er auf 18,000,000 Cruzados oder 45,000,000 französische Livres also etwa £ 2,000,000. Für eingeschmuggelte Ware noch ein Achtel oder £ 250,000 hinzugerechnet, würde nach diesem Gewährsmann das Ganze sich auf £ 2,250,000 belaufen. Nach dieser Rechnung beträgt mithin die jährliche Gesamteinfuhr edler Metalle nach Spanien und Portugal etwa £ 6,075,000. Einige andere sehr gut beglaubigte, obwohl nur handschriftliche, Schätzungen stimmen, wie man mir sagt, damit überein, indem sie den Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr im Durchschnitt auf etwa £ 6,000,000 angeben.
Die jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Cádiz und Lissabon kommt freilich dem gesamten Jahresprodukt der amerikanischen Bergwerke nicht gleich. Einiges geht jährlich auf den Acapulco-Schiffen nach Manila, einiges wird in dem Schleichhandel der spanischen Kolonien mit den Kolonien andrer europäischer Völker verwendet, und einiges bleibt ohne Zweifel im Erzeugungslande. Außerdem sind die amerikanischen Bergwerke keineswegs die einzigen Gold- und Silberminen in der Welt. allein sie sind bei Weitem am ergiebigsten. Der Ertrag aller anderen bekannten Minen ist anerkanntermaßen im Vergleich mit den amerikanischen unbedeutend; auch wird der bei Weitem größte Teil des Ertrags ebenso unbestritten nach Cádiz und Lissabon gebracht. Nun beträgt der Verbrauch Birminghams allein nach dem Maßstabe von 50,000 Pfund im Jahr den hundertundzwanzigsten Teil jener jährlichen Einfuhr von sechs Millionen. Der gesamte jährliche Verbrauch von Gold und Silber in allen Ländern der Welt, wo man diese Metalle benutzt, kann daher dem gesamten Jahresprodukt ziemlich nahekommen. Der Rest wird wohl kaum hinreichen, die wachsende Nachfrage aller blühenden Länder zu befriedigen; ja vielleicht bleibt er so weit dahinter zurück, dass er den Preis dieser Metalle auf dem europäischen Markte etwas in die Höhe treibt. Die jährlich aus den Bergwerken auf den Markt gebrachte Menge Kupfer und Eisen ist unverhältnismäßig größer als die von Gold und Silber. Doch glauben wir deswegen nicht, dass diese gröberen Metalle sich über den Bedarf hinaus vermehren, d. h. allmählich immer wohlfeiler werden. Warum sollten wir daher glauben, dass dies bei den edlen Metallen der Fall sein werde? Die unedlen Metalle werden freilich, obwohl sie härter sind, stärker abgenutzt und ihres geringeren Werts wegen weniger sorgfältig aufbewahrt; aber die edlen Metalle sind nicht unvergänglicher als jene und gleichfalls dem Verlorengehen, der Abnutzung und dem Verbrauch auf tausenderlei Weise ausgesetzt.
Der Preis aller Metalle ist jenen langsamen und allmählichen Veränderungen unterworfen, schwankt aber weniger von Jahr zu Jahr als der anderer Rohprodukte des Bodens; auch ist der Preis der edlen Metalle plötzlichen Veränderungen weniger ausgesetzt als der der unedlen. Der Grund dieser außerordentlichen Stetigkeit des Preises liegt in der Dauerhaftigkeit der Metalle. Das jährlich zu Markt gebrachte Getreide ist vor Ende des folgenden Jahres ganz oder beinahe ganz verbraucht; dagegen kann Eisen, das vor zwei- oder dreihundert Jahren, und Gold, das vor zwei- oder dreitausend Jahren aus den Minen gefördert wurde, noch heute im Gebrauch sein. Die Massen Getreides, die in verschiedenen Jahren den Verbrauch der Welt decken müssen, werden stets dem Ertrage dieser Jahre ziemlich nahekommen; dagegen wird das Verhältnis zwischen den verschiedenen Massen Eisens, die in zwei verschiedenen Jahren gebraucht werden, durch eine zufällige Verschiedenheit in der Eisenerzeugung dieser beiden Jahre sehr wenig berührt, und das Verhältnis der Massen Goldes durch eine solche Verschiedenheit in der Goldproduktion noch weniger. Obgleich daher der Ertrag der meisten Metallbergwerke von Jahr zu Jahr vielleicht noch mehr wechselt als der der meisten Getreidefelder, so haben diese Veränderungen doch nicht denselben Einfluss auf den Preis der einen Art Ware, wie auf den der andern.
12
Lowndes, essay on the Silver Coin, p. 68
13
Siehe Tracts on the Corn Trade: Tract 3d.
14
Solorzano, Vol. II.
15
Nachschrift zu dem Universal Merchant p. 15, 16. Diese Nachschrift wurde erst 1756, drei Jahre nach der Herausgabe des Buches, das niemals eine zweite Auflage erlebte, gedruckt. Diese Nachschrift findet sich daher nur in wenigen Exemplaren; sie berichtigt einige Irrtümer des Buches.