Читать книгу Der Wohlstand der Nationen - Адам Смит, Adam Smith - Страница 22

Erstes Buch
Von den Ursachen der Zunahme in der Ertragskraft der Arbeit und von den Regeln, nach welchen ihr Ertrag sich naturgemäß unter die verschiedenen Volksklassen verteilt
Elftes Kapitel
Die Grundrente
Abschweifung
Über die Schwankungen des Silberwerts während der letzten vier Jahrhunderte
Veränderungen in dem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber

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Vor der Entdeckung der amerikanischen Minen wurde das Wertverhältnis zwischen Feingold und Feinsilber in den verschiedenen europäischen Münzen auf 1:10 oder 1:12 festgestellt, d. h. eine Unze Feingold zehn oder zwölf Unzen Feinsilber gleich geachtet. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde es auf 1:14 oder 1:15 festgestellt, d. h. eine Unze Feingold 14 bis 15 Unzen Feinsilber wert geachtet. Das Gold stieg in seinem Nominalwerte, d. h. es wurde eine größere Menge Silber dafür gegeben. Beide Metalle aber sanken in ihrem wirklichen Werte, d. h. in der Arbeitsmenge, die man dafür kaufen konnte; doch sank das Silber mehr als das Gold. Obgleich sowohl die Gold- wie die Silberminen Amerikas alle anderen bis dahin bekannten an Ergiebigkeit übertrafen, scheint doch die Ergiebigkeit der Silberminen verhältnismäßig noch größer gewesen zu sein als die der Goldminen.

Die großen jährlich von Europa nach Indien gebrachten Silbermengen haben in einigen englischen Niederlassungen den Wert dieses Metalls gegen den des Goldes allmählich verringert. In der Münze von Calcutta gilt eine Unze Feingold 15 Unzen Feinsilber, ganz wie in Europa, doch wird es in der Münze nach dem Werte, den es auf dem bengalischen Markte hat, vielleicht zu hoch angeschlagen. In China ist das Verhältnis des Goldes zum Silber noch 1:10 oder 1:12. In Japan soll es wie 1:8 sein.

Das Verhältnis zwischen den Gold- und Silbermengen, die jährlich nach Europa kommen, ist nach Meggens’ Berechnung beinahe wie 1:22, d. h. für 1 Unze Gold werden etwas mehr als 22 Unzen Silber eingeführt, und die große Silbermenge, die jährlich nach Ostindien geschickt wird, führt nach seiner Ansicht die in Europa bleibenden Gold- und Silbermengen auf das Verhältnis von 1:14 oder 1:15 zurück – ihr Wertverhältnis. Er scheint zu glauben, dass ihr Wertverhältnis notwendig dasselbe sein müsse, wie das ihrer Mengen, und mithin wie 1:20 stehen würde, wenn jene größere Silberausfuhr nicht stattfände.

Allein das gewöhnliche Verhältnis zwischen dem Wert zweier Waren ist nicht notwendig das gleiche, wie das zwischen seinen in der Regel auf dem Markte befindlichen Mengen. Der Preis eines Ochsen, zu zehn Guineen gerechnet, ist etwa sechzigmal so groß als der Preis eines Lammes, zu 3 sh. 6 d. gerechnet. Es wäre aber töricht, daraus zu schließen, dass in der Regel ein Schock Lämmer für einen Ochsen auf dem Markte wären, und ebenso töricht würde es sein zu schließen, dass, weil eine Unze Gold gewöhnlich 14 oder 15 Unzen Silber gilt, auch vierzehn oder fünfzehnmal mehr Silber als Gold auf dem Markte vorhanden sei.

Die auf dem Markte gewöhnlich vorhandene Menge Silber ist im Verhältnis zum Gold wahrscheinlich weit größer als nach ihrem Wertverhältnis vorauszusetzen wäre. Die Gesamtmenge einer an den Markt gebrachten wohlfeilen Ware ist in der Regel nicht nur größer, sondern auch von größerem Wert als die Gesamtmenge einer teuren. Die Gesamtmenge des jährlich an den Markt gebrachten Brotes ist nicht nur größer, sondern auch von größerem Werte als die Gesamtmenge des Fleisches; die des Fleisches größer und von größerem Werte als die des zahmen Geflügels; und die Gesamtmenge des zahmen Geflügels größer und von größerem Werte als die des wilden Geflügels. Es gibt so viele Käufer mehr für die wohlfeile als für die teure Ware, dass gewöhnlich nicht nur eine größere Menge, sondern auch ein größerer Wert von ihr verkauft werden kann. Daher muss die Gesamtmenge der billigen Ware im Verhältnis zu der der teuren größer sein als der Wert einer gewissen Menge der teuren im Verhältnis zum Wert einer gleichen Menge der wohlfeilen. Vergleicht man die edlen Metalle miteinander, so ist das Silber eine wohlfeile, das Gold eine teure Ware. Es ist daher auch zu erwarten, dass auf dem Markte stets nicht nur eine größere Menge, sondern auch ein größerer Wert an Silber als an Gold vorhanden ist. Wer von beiden etwas hat, vergleiche sein Silber- mit seinem Goldgerät, und er wird wahrscheinlich finden, dass nicht nur die Menge, sondern auch der Wert des ersteren weit größer ist als die Menge und der Wert des letzteren. Viele haben wohl Silbersachen, aber keine Goldsachen, und letztere sind auch bei denen, die sie haben, im Allgemeinen auf Uhrgehäuse, Tabaksdosen und ähnliche Kleinigkeiten beschränkt, deren ganzer Betrag selten von großem Wert ist. In den britischen Münzen überwiegt allerdings der Wert des Goldes bei Weitem, aber in allen anderen Ländern ist es nicht der Fall. In den Münzen einiger Länder ist der Wert ziemlich gleich. In den schottischen Münzen überwog, wie man aus den Münzrechnungen ersieht, vor der Union mit England das Gold ein wenig.16 In den Münzen vieler Länder überwiegt das Silber. In Frankreich werden die größten Summen gewöhnlich in diesem Metall gezahlt, und es ist dort schwer, sich mehr Gold zu verschaffen als man in der Tasche bei sich führen muss. Doch dürfte der in allen Ländern anerkannt höhere Wert des Silbergeräts das hier und da sich findende Über wiegen der Goldmünzen über die Silbermünzen mehr als ausgleichen.

Obgleich in einem gewissen Sinne des Worts Silber immer viel wohlfeiler gewesen ist und wahrscheinlich auch stets viel wohlfeiler bleiben wird als Gold, so kann man doch in einem anderen Sinne vielleicht sagen, dass das Gold bei dem jetzigen Zustande des spanischen Marktes etwas wohlfeiler ist als das Silber. Man kann eine Ware nicht nur nach der absoluten Höhe oder Niedrigkeit ihres üblichen Preises teuer oder wohlfeil nennen, sondern auch, je nachdem dieser Preis mehr oder weniger über dem niedrigsten Preise steht, zu dem sie sich eine längere Zeit hindurch auf den Markt bringen lässt. Dieser niedrigste Preis ist derjenige, der nur eben mit mäßigem Gewinn das Kapital wieder ersetzt, das man dazu verwendete, sie dahin zu bringen. Es ist der Preis, der für den Grundbesitzer nichts abwirft, von dem die Rente keinen Bestandteil ausmacht, sondern der nur in Arbeitslohn und Gewinn besteht. Nun ist bei dem jetzigen Zustande des spanischen Marktes das Gold gewiss diesem niedrigen Preise etwas näher als das Silber. Die Abgabe an den König von Spanien macht beim Gold den zwanzigsten Teil vom reinen Metall oder fünf Prozent, beim Silber aber den zehnten Teil oder zehn Prozent aus. Auch besteht, wie bereits bemerkt, in diesen Abgaben die ganze Rente der meisten Gold- und Silberminen des spanischen Amerikas, und die Abgabe für Gold geht noch schlechter ein als die für Silber. Nicht minder dürften die Gewinne der Unternehmer von Goldminen, die weit seltener viel dabei verdienen, in der Regel noch mäßiger sein als die der Unternehmer von Silberbergwerken. Mithin muss der Preis des spanischen Goldes, dass sowohl weniger Rente wie weniger Gewinn abwirft, auf dem spanischen Markte dem niedrigsten Preise, zu dem es dahin geschafft werden kann, etwas näher stehen als der Preis des spanischen Silbers. Rechnet man alle Kosten zusammen, so kann anscheinend die Gesamtmenge des ersteren Metalls dort nicht so vorteilhaft abgesetzt werden als die Gesamtmenge des anderen. Die Abgabe auf das brasilianische Gold an den König von Portugal beträgt ebenso viel wie die frühere Abgabe auf das mexikanische und peruanische Silber an den König von Spanien, d. h. den fünften Teil des reinen Metalls. Man kann daher bezweifeln, ob die ganze Masse des amerikanischen Goldes zu einer dem niedrigsten näher stehenden Preise auf den allgemeinen europäischen Markt kommt als die ganze Masse des amerikanischen Silbers.

Der Preis der Diamanten und anderer Edelsteine kommt vielleicht dem niedrigstmöglichen noch näher als der Preis des Goldes.

Obgleich es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass von einer Abgabe, die nicht nur ein sehr geeignetes Steuerobjekt, nämlich eine Sache lediglich des Luxus und Überflusses trifft, sondern auch eine so bedeutende Einnahme gewährt, wie die Abgabe auf Silber, etwas nachgelassen werden wird, so lange sie überhaupt bezahlt werden kann – so kann doch die gleiche Unmöglichkeit, sie zu zahlen, die 1736 zur Herabsetzung von einem Fünftel auf ein Zehntel nötigte, mit der Zeit noch weitere Minderungen erzwingen, gerade so, wie man die Abgabe für Gold auf ein Zwanzigstel herabsetzen musste. Dass der Abbau der Silberminen des spanischen Amerika, wie der aller anderen Minen, durch die Notwendigkeit, die Schachte immer tiefer zu führen, und wegen der größeren Kosten, das Wasser aus den Tiefen heraus- und frische Luft hineinzubringen, immer teurer wird, ist von allen anerkannt, die den Zustand jener Minen kennen.

Diese Ursachen, die einer zunehmenden Seltenheit des Silbers gleichkommen (denn eine Ware wird seltener, wenn es schwieriger und kostspieliger wird, eine gewisse Menge von ihr zusammen zu bringen), müssen mit der Zeit zu einer der drei nachstehenden Eventualitäten führen. Die Erhöhung der Kosten muss entweder, erstens durch eine verhältnismäßige Erhöhung im Preise des Metalls, oder zweitens durch eine verhältnismäßige Verringerung der Abgabe auf Silber, oder drittens teils durch das eine, teils durch das andere dieser beiden Auskunftsmittel vollständig ausgeglichen werden. Diese dritte Folge hat die größte Wahrscheinlichkeit für sich. Wie der Goldpreis im Verhältnis zum Silberpreis trotz der großen Verringerung der Abgabe auf Gold stieg, so kann der Silberpreis im Verhältnis zu Arbeit und Waren trotz einer gleichen Verringerung der Abgabe auf Silber steigen.

Solche allmählichen Ermäßigungen der Abgabe können zwar das Steigen des Silberwertes auf dem europäischen Markte nicht gänzlich verhindern, aber jedenfalls es mehr oder weniger verzögern. Infolge dieser Ermäßigungen können manche Minen in Angriff genommen werden, die früher wegen der hohen Steuer nicht abgebaut werden konnten, und die Menge des jährlich auf den Markt gebrachten Silbers wird dann etwas größer, und daher auch der Wert einer gegebenen Menge etwas geringer sein als es sonst der Fall sein würde. Infolge der Steuerermäßigung im Jahre 1736 ist der Wert des Silbers auf dem europäischen Markte, wenn auch nicht niedriger als vorher, doch wahrscheinlich um zehn Prozent niedriger als er sein würde, wenn der spanische Hof die frühere Abgabe weiter erhoben hätte.

16

Siehe Ruddimans Vorrede zu Andersens Diplomata Scotiae.

Der Wohlstand der Nationen

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