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Der Jäger der missbrauchten Daten

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Der Indiana Jones des Datenschutzes: Paul-Olivier Dehaye half, die Facebook-Skandale zu enthüllen. Der Kampf des Belgiers gegen die Tech-Konzerne begann in der Schweiz. Ein Porträt.

Erschienen in der Republik, 15. Januar 2019

Sie hatten Fragen zu Facebook. Dreimal luden sie Mark Zuckerberg ein. Sie, das waren unter anderem Damian Collins, Alessandro Molon und Catherine Morin-Desailly. Abgeordnete aus Grossbritannien, Brasilien, Frankreich und sechs anderen Ländern[1], die am 27. November 2018 in die britische Haupt­stadt angereist waren.

Sie alle hätten gern vom Facebook-Gründer persönlich erfahren, wie es zu den grossen Daten­skandalen der letzten Jahre gekommen ist.

Doch der CEO lehnte es zum dritten Mal ab, nach London zu reisen. Deshalb luden sie ihn ein[2]: Paul-Olivier Dehaye.

Dabei ist Dehaye kein Angestellter des Facebook-Konzerns. Er ist auch kein Whistle­blower, kein Aussteiger. Er besitzt keine brisanten Insider­informationen. Eigentlich sind nicht einmal Antworten sein Ding. Sondern Fragen. Er stellt sie grossen Technologie­unternehmen. Er verlangt Daten­auskünfte bei Facebook, Tinder und Uber. Immer wieder. Hartnäckig[3], unnachgiebig, geduldig.

Der Mathematiker ist einer der gefragtesten Technologie­experten unserer Zeit. Er hilft Journalistinnen bei der Aufklärung von illegalen Daten­verstössen. Er unterstützt Abgeordnete dabei, den illegalen Daten­handel der Kampagne Leave.EU der Brexit-Befür­worter aufzuklären. Er war es, der den Daten­skandal der Firma Cambridge Analytica ins Rollen brachte. Er sass im März 2018 im britischen Unterhaus Seite an Seite[4] mit Whistle­blower Christopher Wylie.

Acht Mal taucht der Name Dehaye im Bericht des britischen Untersuchungsausschusses[5] auf. Seine Expertise wird in amerikanischen Gerichtsdokumenten[6] zitiert. Seinetwegen hat Facebook eine der umstrittensten Nutzer­informationen transparent gemacht.

Und dennoch: Nennt man seinen Namen in der netz­politischen Szene der Schweiz, wo er schon seit über zehn Jahren lebt, ist die Reaktion oft: Paul-Olivier wer?

Wer ist dieser unbekannte Mann, der die wichtigsten Enthüllungen über die Daten­konzerne einfädelte?

Das Netz ist politisch – Teil I

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