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Suche nach den «heissen Daten»

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Dehaye stellte weitere Nachforschungen über Cambridge Analytica an. Sie führten ihn zum Schweizer Journalisten Hannes Grassegger vom «Magazin» des «Tages-Anzeigers». Auch Grassegger recherchierte über die Big-Data-Firma. Aus dem Kontakt der beiden entstand ein Text mit dem Titel «Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt»[8]. Mit «Bombe» meinten Grassegger und Dehaye die manipulative Werbe­maschine von Facebook, die uns zum gläsernen Wähler macht. Der Artikel wurde im Dezember 2016 weltweit zum viralen Hit. Nach der Publikation machte Dehaye seine Erkenntnisse auf «Medium.com»[9] publik. Zweihundert Journalisten aus der ganzen Welt meldeten sich daraufhin bei ihm.

Das war der Startschuss für Dehayes Netzwerk­arbeit. Während sich die Welt im Frühjahr 2017 ihre Meinung über Trumps angebliche «Bombe» machte, fing für Dehaye die Arbeit erst an. Zu viele Fragen waren für ihn noch ungeklärt. Was genau sammelt der Konzern Facebook über uns? Welche Daten­ströme werden wie miteinander verknüpft? Welche Firmen haben wieso Zugang darauf? Und: Ist das legal?

Dehaye reicht mehrere Anfragen beim grössten sozialen Netz­werk ein. Er gibt sich nicht mit den üblichen Standard­floskeln zufrieden. Er bohrt nach, verwendet das technische Vokabular des Konzerns, ist mit dem rechtlichen Instanzenweg[10] vertraut. Er weiss, dass er nur so alle Informationen zu den «heissen Eisen» von Facebook kriegt. Mehrfach korrespondiert er dazu mit dem Büro von Elizabeth Denham, der britischen Informations­kommissarin, die für alle Daten­belange Europas zuständig ist.

«Reverse Engineering» – so heisst Dehayes Recherche­methode. Das Prinzip: Wenn die Plattformen keine Auskunft über ihre Funktions­weise geben wollen, dreht man den Spiess einfach um. Und setzt am anderen Ende der Verwertungs­kette an. Bei sich selber.

Facebook-Nutzer Paul-Olivier Dehaye verlangt also vom Unternehmen seinen persönlichen digitalen Fuss­abdruck. Anhand dieses Daten­satzes rekonstruiert er die Mechanismen hinter der Plattform. Mit dem Ziel, deren Black­box zu knacken.

Das Netz ist politisch – Teil I

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