Читать книгу Sieh ihnen nicht in die Augen - Ein Schweden-Krimi - Aino Trosell - Страница 6
ОглавлениеDie verdammten Zeiger, wie spät ist es? Steht still! Du großer gib Ruhe dort oben auf der Zwölf und der kleine? Drei? Was? Aber da kann er Mossi doch nicht anrufen. Sie wird wütend. Bestimmt wird sie das. Oder ihr Mann geht ran. Und der wird auch wütend.
Und sie noch mehr. Einfach nicht gern gesehen. Analyse abgeschlossen, und das Ergebnis lautet: nicht anrufen.
Nein. Man hat doch schon einiges erlebt, man weiß, was man tut, Mensch, man ruft doch nicht nachts um drei bei seiner Assistentin an, um – ja – um zu sagen, dass man sie ... vermisst. Und zwar sehr und dass man gern ...
Man ist ja wohl kein Idiot, man hat doch alles im Griff. Das muss man schließlich, wenn man der Sicherheitsverantwortliche bei der bevorstehenden Landeskonferenz ist.
Obwohl, warum kann man eigentlich nicht anrufen, wenn man nun schon eine solche Position innehat? Es könnte ja was Wichtiges sein, eine Spionagesache, ein illegaler Transport bereits zerstörter Tretminen, diese verdammte Geschichte, bestimmte Dinge sollte man einfach nicht erfahren. Darum musste er sich ein andermal kümmern, er sehnt sich nach Mossi.
Ruhig, bleib ruhig, eins nach dem anderen. Denk nach. Der Whisky, wo zum Teufel, ach da. Der traurige kleine Rest fühlt sich total einsam, klar dass er zu den anderen Schlucken will, und man ist ja nicht so!
Also wringt man auch den letzten Tropfen aus der Flasche. Wie Bernstein dort im Glas, man dankt – fast halbvoll. Vielleicht ist man das selber ja auch, doch zum Glück hat man alles im Griff, und die Aussicht ist großartig, dieser fantastische Hang, hellerleuchtet wie am Tag, man hat die eleganteste Suite, man ist eine bedeutende Persönlichkeit, man kann anrufen, wenn man will und wenn man Unterstützung braucht, man hat eine Assistentin, eine korrekte, wunderbare kleine Mossi, Greta Mossberg, tief im Inneren wissen wir beide, dass unter den förmlichen Kostümen ein Herz schlägt und ein Puls klopft, Blut, das man in Wallung küssen könnte.
Dieser wundervolle Whisky, ein Göttertrank, man schwebt unter dem Dach des Berges, und man ist einsam auf der Welt, die anderen sind gefahren oder, besser gesagt, noch nicht gekommen.
Nein, aber jemand geht dort, kämpft sich den Hang hoch, scheiß, was hat der da, einen Schlitten oder was, laufen da zwei, verdammte Höllentropfen, womöglich sieht man schon doppelt,
ist nicht so klar, wohin die wohl wollen oder das oder er oder sie?
Irgendwas bewegt sich den Berg hoch, mehr weiß man nicht, und die Scheibe ist voller Eisblumen, na und?
Na und.
Göttliche Tropfen, aber fuck, wie diese letzten doch reinhauen, haben die ganze Fackel in Brand gesteckt, jetzt ist man plötzlich total besoffen, spürt’s, es brennt, sticht, geht heiß und geil abwärts,
sodass es rutscht, au das Kinn
an der Tischkante, der Hang, wo ist er geblieben, das Fenster weit oben, hier unten auf dem Fußboden, nein also der Teppich, puh, der stinkt.
Obwohl, wozu ein Bett, Schwerkraft ist alles.
Kalt ist es auch nicht, was man braucht, das gibt es doch hier, jetzt gehörig betäubt, man tritt schon weg beim bloßen Gedanken.
Keine Wahl. Sollte pinkeln, sollte trinken, sollte weiter denken.
Aber der Schwerkraft, der gehorcht man,
folgt dem Gesetz, yes,
man bleibt liegen, sollte das Jackett ausziehen und die Schuhe, pah, die Schuhe, so weiß man wenigstens, wo man sie hat, gute Nacht all du verdammtes Schuhzeug und Fahrzeug und du weite Panoramaaussicht dort oben über einem. Man ist ein Krieger.
Und man fällt auf seinem Posten.
Natürlich in Stiefeln.