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Das dritte Siegel

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Das Böse ist nicht der Widerspruch zum Guten. Es kann nicht durch das Gute vermieden werden, sondern es ist jene Seite des Guten selbst, die wir vom Guten abgetrennt haben, damit die andere Seite als Gutes weiter existieren darf.

Akron

Der Kampf gegen das Böse ist absurd. Denn er bringt nie das Gute, sondern immer nur das Böse im Kleid des Guten hervor. Lohnt es sich überhaupt, das Böse zu bekämpfen? Einerseits haben alle Kämpfe gegen äußere Widersacher, Minderheiten oder Probleme gezeigt: Je mehr man dagegen ankämpft, desto hartnäckiger widersetzen sie sich dem eigenen Bemühen. Andererseits liegt auch darin durchaus ein Sinn, wenn auch ein verborgener: So hat zum Beispiel die Kirche im Teufel ihren verdrängten Schatten nur deshalb heraufbeschworen, um sich selbst im Kampf gegen das Böse zu legitimieren und damit das verdrängte Böse in sich selbst aggressiv – und gleichzeitig unerkannt – auszuleben, indem man durch die Zerstörung des angeblich Bösen ja vermeintlich Gutes tat. Dies zeigt nur, wie unlösbar jede Existenz an ihren verdrängten Schatten, den Teufel, gebunden ist: Indem sie ihn bekämpft, verhilft er ihr zum seelischen Gleichgewicht. Um nichts anderes geht es, wenn man das Böse legitimiert, um das Gute zu bewirken.

Damit wird auch klar, dass der Teufel die andere Seite Gottes ist, also jener Teil, der im Schatten existieren muss, damit der andere sich weiter im Licht sonnen kann. Beide Teile bedingen sich gegenseitig, und es ist nicht – wie Schiller meinte – der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend Böses muss gebären, sondern es ist das Muster des einen, das das Muster des anderen bedingt und ausgleicht. Das Gute ist nicht einfach das Gute, und das Böse ist nicht einfach das Böse, denn beides ist je nach dem Standpunkt des Betrachters sehr verschieden. Was für den einen das Gute ist, ist für dessen Feind das Böse – zumindest, solange er sein Feind ist. Umgekehrt ist die Faszination des Bösen auch nur so lange faszinierend, wie wir seine Bindung an das Gute nicht erkennen. Durch die Verdrängung des Bösen verhelfen wir diesem Bösen – ob gewollt oder ungewollt – zu einer kultischen Größe, was weniger seiner wahren Natur als Böses, sondern vielmehr der Tatsache entspricht, dass es uns, aus uns selbst entfernt, außerhalb unserer selbst an unser eigenes Unentdecktes erinnert. Es ist in der Tat ein „höllisches“ Gebilde, von dem wir uns zwar bewusst abgestoßen fühlen, das uns aber unbewusst durch alle Verdrängungen hindurch anzieht, weil es der unentdeckte Teil unserer selbst ist. Doch es zieht uns nur so lange an, wie wir es nicht in uns selbst erkennen! Der Satanskult oder die Teufelsbeschwörungen in ihren schillernden Ausprägungen haben deshalb keine eigenständige, negativ-destruktive Bedeutung, sondern sie sind einfach die Umkehrung der überlieferten Position: ein revolutionärer Akt gegen die Herrschenden und gleichzeitig so unlösbar mit dem Bekämpften verbunden, dass man fast geneigt ist, ihn als unbedeutend abzutun, wenn sich unter seiner übertriebenen Einseitigkeit nicht auch das unbewusste Streben nach Ganzheit verbergen würde.

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