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Das fünfte Siegel

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Das einzige, was wir in der Welt finden, sind die Bilder und Vorstellungen, die wir uns ausgedacht haben, um uns einen höheren Lebenssinn zu erzwingen, und dagegen ist auch nichts einzuwenden, solange diese Modelle das Leben erleichtern oder soziale Aufgaben erfüllen. Letztlich geht es auch nicht um ein Ziel, sondern um die Auseinandersetzung mit der Suche selbst.

Akron

Der erwachte Mensch richtet sich nicht mehr an äußeren Dingen, sondern an seinem inneren Empfinden aus. Er strebt nach einem tieferen Erkennen, das sich selbst höchstes Gesetz ist. Er hört den Ruf der Seele, aufzubrechen und alle Räume der Erkenntnis zu entdecken, die es gibt. Er begibt sich auf den Weg, sich lebendig zu fühlen und das Leben in Übereinstimmung mit dem Höheren zu bringen. Er beschäftigt sich mit dem Erkennen von kosmischen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten: Ganzheitlichkeit, Karma, Sphärenharmonie und so weiter. Die Absicht, kosmisches Bewusstsein zu erlangen, ist aber mehr eine Folge der menschlichen Prägung, sich im Rahmen der einverleibten Modelle selbst zu bespiegeln, und deshalb führt dieser Weg auch weniger zur Erfahrung des Göttlichen als zu einer mehr oder weniger starken Identifikation mit diesen religiösen oder spirituellen Vorgaben, die dann spiegelfechterisch gegen andere Modelle verteidigt werden müssen. Dahinter wirkt ein seelischer Suchtmechanismus, der das Ziel der Erkenntnis im Überfluss der ins Kraut schießenden Wahrheiten ertränkt: In kurzer Zeit möchte das Bewusstsein alle Blockaden beseitigen, alle alten Muster auflösen, alle überholten Bindungen hinter sich lassen, Kontakt mit dem höheren Selbst herstellen, sein volles Potential realisieren, den göttlichen Plan erkennen und seine eigene Bestimmung finden. Doch trotz alledem bleibt ihm verborgen, dass sich in diesem Akt weder Bewusstseinserfahrung noch Gotteserkenntnis, sondern nur die das Ego aufblähenden Auswirkungen einer grandiosen Selbstdarstellung realisieren.

In diesem Sinne ist jeder „esoterische“ Mensch eine Neuauflage des alten Tempelpriesters, der die Schaffung seines inneren Gottesbildes selbst in die Hand genommen hat. Er manifestiert das Verlangen, der Sehnsucht nach Gott ein inneres Bild zu widmen und dieses „in die Welt zu schicken“, damit er es „draußen“ finden und wieder in die Seele zurückspiegeln kann. Und da er stets ein Wissen vermittelt, das er selbst gar nicht durchschaut, sondern an das er nur gefühlsmäßig glaubt, weil es seine inneren Sehnsüchte entflammt, identifiziert er sich gerne mit Rollen, die mit Bewusstseinserweiterung zu tun haben. Deshalb ist er darauf erpicht, auch seinen Mitmenschen einen erweiterten Bewusstseinshorizont zu vermitteln. Dabei geht es nicht um Wissen im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr darum, das Wissen dingfest zu machen: Jede Bewusstseinserweiterung setzt nämlich einen geistigen Fixpunkt voraus, um von diesem aus dann in sein eigenes Universum abheben zu können.

In dieser Art von Sinnfindungsprozess manifestiert sich die unbewusste Absicht, „draußen“ zu finden, was man „innen“ sucht. Tatsächlich ist der Mensch selbst der Schöpfer seines Gottes, ohne es wahrhaben zu wollen, dass er sich dabei nur selbst – sich seines Selbst von ferne erinnernd – in seiner eigenen Schöpfung entdeckt. Der rote Faden seiner Erkenntnissuche liegt einzig und allein in der Sicherheit der Erinnerung, und seine eigene Schöpfung entspringt der Sehnsucht, stets das zu erstreben, was er auch prompt immer wieder „findet“ – ein im Suchen selbst liegender Lebenssinn! Was der Mensch aus dieser Not heraus „Gott“ nennt, ist in Wahrheit sein eigenes, von ihm allein geschaffenes Ebenbild, weil er sich an Gott selbst nicht (mehr) erinnern kann. Und was er als Ziel bezeichnet, enthüllt im Grunde nur seine Absichten, und zwar in Form des von ihm selbst entworfenen Schöpfungssinns. Finden ist seine spezifische Form von Suchen!

Baphomet

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