Читать книгу Baphomet - Akron Frey - Страница 18

Das vierte Siegel

Оглавление

Solange das Bild der Erbsünde und des Sündenfalls eine Rolle spielt, mögen manche im Leben die Strafe für das Streben sehen, wie Gott werden zu wollen. Es war die Schlange, die zu Eva sprach:

„Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse“ (1. Mose 3,5). Die Bibelstelle zeigt aber auch, dass die Schuld am Sündenfall Eva in die Schuhe geschoben wurde, die sich von der Schlange verführen ließ und den schwachen Adam mit in den Untergang riss.

Akron

Wie relativ Gut und Böse sind, erleben wir gerade auch im Umgang mit der Sexualität, denn der allzu freie Umgang mit der Liebe galt schon immer als eine der großen Herausforderungen für das soziale Gefüge einer Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird man sich auch über die Gründe klar, warum das Patriarchat unter dem Deckmantel von Recht und Ordnung in den vergangenen Jahrhunderten die Triebnatur des Menschen so sehr bekämpfte. Indem die herrschende Klasse alles sich der Kontrolle Entziehende in der Welt verfolgte, sorgte sie dafür, dass Trieb und Instinkt insgeheim in der aggressiven Entladung gegenüber dem „Bösen“ überlebten. Gleichzeitig wurde damit ein Beitrag zur Stabilisierung seiner eigenen Herrschaft geleistet, denn der Kampf gegen das Böse richtete sich immer auch gegen die „Feinde“ des Patriarchats.

Hier könnte eine mögliche Erklärung dafür liegen, warum wir auf der einen Seite die Grundlagen unseres Lebens unmerklich zerstören und auf der anderen Gott den Herrn zu uns sprechen lassen, wir sollten brav und gut sein und nur die „Bösen“ töten, sonst müssten wir in der Hölle schmoren! Erst wenn wir erkennen, dass wir nicht nur den Himmel, sondern auch die Unterwelt suchen, um uns aus unserer unerlösten Leiblichkeit durch Strafe zu erlösen, bekommt unser widersprüchliches Verhalten einen Sinn. Wir müssen uns unsere Strafe wahrlich noch verdienen!6 Da wir dies aber nicht erkennen wollen, müssen wir es gleichzeitig vor uns verbergen, indem wir (aus Furcht vor Strafe) die Aggressionen unterdrücken – und damit für ihr sicheres Überleben sorgen.

Erst wenn wir den Sinn in der Zerstörung, die wir anrichten, erkennen, können wir auch erkennen, dass wir in allem nur die Strafe für das Leben suchen: für die bare Tatsache, dass wir ins Leben geboren sind, so wie es Schopenhauer als Verneinung des Willens zum Leben ausdrückte. In einer solchen Welt findet sich die „Summe menschlicher Erkenntnis“, die am Ende ihrer Weisheit angelangt ist und die sich jetzt vernichten will, in jener Liebe, die sich im Tod wieder mit der Triebnatur zu versöhnen sucht.

Zwar ist es das Ziel jedes Einweihungsweges, danach zu suchen, was wir sind; aber weil wir nicht ahnen, dass das wirkliche Ziel nicht darin besteht, zu finden, was wir sind, sondern nur die Voraussetzungen dafür zu erfahren, warum wir nicht erfahren können, was wir sind, deshalb führt uns jede Selbsterkenntnis vom Weg des Suchens ab. Alles, was wir finden, sind immer nur die Prägungen, die innerhalb der Strukturen unseres Vorstellungsvermögens liegen – also innerhalb des Rahmens, der unserer Bewusstseinskontrolle unterliegt.

Es ist deshalb nur folgerichtig, wenn auf der einen Seite heilige Frauen mit Kristallen die Erde reinigen, während auf der anderen Soldaten „im Namen Gottes“ dieselbe Erde vergiften und auf Jahre hinaus verwüsten. Wenn man den Advocatus Diaboli fragen würde, wer denn nun von beiden der kosmischen Harmonie ein Stück näher ist, würde er vermutlich nur antworten, dass beide gleich weit entfernt von ihr sind, da beide ihren Anteil an der Wahrheit übertreiben.

Baphomet

Подняться наверх