Читать книгу Einführung in die Sprachphilosophie - Albert Newen - Страница 11
Teil 1: Die großen Entwürfe – Bedeutungstheorien für Sätze und Äußerungen
ОглавлениеÜberblick
Die Sprachphilosophie hat ihre Wurzeln einerseits in einer Übertragung von Strukturanalysen mathematischer Sätze auf die Analyse von Sätzen der natürlichen Sprache. Diese Grundidee führte zu der Philosophie der idealen Sprache (siehe Kapitel 1), die mit Frege, Russell und dem frühen Wittgenstein die Sprachphilosophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausmachte. Carnap hat dann in den 30er Jahren einen Standard für diese Strömung geschaffen, der bis in die 60er Jahre Bestand hatte. Andererseits ist die Sprachphilosophie durch eine genaue Beobachtung des Alltagsgebrauchs unserer Ausdrücke inspiriert worden. Diese Zugangsweise ist mit dem späten Wittgenstein prominent geworden und dominierte als Philosophie der normalen Sprache (siehe Kapitel 2) die Sprachphilosophie von den 40er bis in die 60er Jahre hinein. Im Kontext der Philosophie der idealen Sprache hat Tarski einen Vorschlag gemacht, wie die Bedeutung des Prädikats „( ) ist wahr“ für formale Sprachen angegeben werden kann. Diese Grundidee ist von Davidson dann verwendet worden, um eine Bedeutungstheorie zu entwickeln, nämlich eine Theorie der Wahrheitsbedingungen (siehe Kapitel 3). Diese kann als Symbiose von Philosophie der idealen und der normalen Sprache bewertet werden: Einerseits ist die Angabe von Wahrheitsbedingungen weiterhin durch logische Strukturanalysen vermittelt, andererseits werden jedoch bei der Interpretation einer Äußerung systematisch die Verwendungszusammenhänge in einer Sprachgemeinschaft berücksichtigt. Über Davidson hinausgehend ist eine weitere Grundströmung von Bedeutungstheorien durch das Anliegen geprägt, die Bedeutung von Ausdrücken als eine natürliche Eigenschaft zu erklären: die naturalistischen Bedeutungstheorien (Kapitel 4). Dazu zählt Quines Theorie der Reizbedeutung, mit der die Bedeutung eines Ausdrucks auf Reizzustände (sensorische Zustände) und Verhaltensneigungen zurückgeführt wird. In einer anderen Weise reduktiv ist die Theorie der Sprecherintentionen von Grice. Bedeutungen werden dabei auf Sprecherintentionen eines Subjekts zurückgeführt. Die Absichten (Intentionen) des Sprechers sind dabei einerseits subjektiv, andererseits jedoch auch natürliche Zustände. So entwickelt er eine neue subjektivistische Bedeutungstheorie.