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1.2 Theorie von Sinn und Bedeutung: Gottlob Frege a) Gedanken, Vorstellungen und raumzeitliche Dinge

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Gedanke und Wahrheitswert

Frege geht bei seiner Sprachphilosophie, die vor allem in den Aufsätzen „Über Sinn und Bedeutung“ (1892) sowie „Der Gedanke“ (1918/19) erläutert wird, davon aus, dass es eine Hauptfunktion von Äußerungen ist, Gedanken auszudrücken, wobei das zentrale Merkmal von Gedanken darin besteht, dass sie einen Wahrheitswert (das Wahre oder das Falsche) haben. Er anerkennt sowohl, dass Sprache oftmals verwendet wird, ohne einen vollständigen Gedanken auszudrücken, z.B. wenn wir eine Satzfrage äußern („Wer ist der Erfinder des CD-Spielers?“), als auch, dass mit Sätzen oftmals zusätzlich eine Stimmung bzw. Beleuchtung ausgedrückt wird. Jedoch ordnet Frege die letztgenannten Aspekte der Sprache der Poesie zu. Gemäß Frege soll man sich auf denjenigen Gehalt eines Satzes konzentrieren, der etwas zur Wahrheit oder Falschheit des Satzes beisteuert. Hier ist schon die moderne Idee des wörtlichen Gehalts einer Äußerung grundgelegt, die durch die Semantik erfasst werden soll, während das darüber hinaus mit der Äußerung Gemeinte eine weitere Dimension ausmacht, für die in moderner Terminologie die Pragmatik zuständig ist.

Gedanken, Gegenstände, Vorstellungen

Gedanken sind gemäß Frege objektiv. „Objektiv“ wird der Gedanke genannt, erstens weil derselbe Gedanke von vielen Menschen erfasst werden kann, und zweitens weil er nicht erschaffen, sondern nur entdeckt wird. Mit der Redewendung, dass Wissenschaftler mit der Entdeckung und nicht mit der Schaffung von wahren Gedanken beschäftigt sind, möchte Frege auf die zeitlose Gültigkeit wahrer Gedanken hinweisen. Der Satz des Pythagoras oder eine astronomische Wahrheit waren auch vor ihrer Entdeckung gültig. Sie können daher benutzt werden, um Tatsachen zu beschreiben, die der Fall waren, bevor die Gesetze selbst entdeckt wurden. Wegen der zeitlosen Gültigkeit muss es die wahren Gedanken auch schon vor ihrer Entdeckung gegeben haben. Dasselbe gilt für falsche Gedanken auf Grund ihrer zeitlosen Ungültigkeit. Frege schreibt den Gedanken aufgrund dieser Eigenschaft eine eigene Form von Existenz zu: Sie sind objektiv-nichtwirklich und haben damit denselben Status wie Zahlen oder Platonische Ideen. Die spezifische Existenzform der Gedanken wird jedoch nur negativ charakterisiert. Indem die Gedanken als nichtwirklich bezeichnet werden, grenzt Frege sie von den raumzeitlichen Gegenständen der Außenwelt ab. „Nichtwirklichsein“ heißt bei Frege soviel wie „kein raumzeitlicher Gegenstand sein“. Mit der Eigenschaft, objektiv zu sein, werden die Gedanken von den subjektiven Vorstellungen abgegrenzt, d.h. sie sind im Gegensatz zu den Vorstellungen nicht nur einem Menschen, sondern allgemein zugänglich. Außerdem sind die Vorstellungen zeitlich strukturiert, Gedanken dagegen nicht. Frege unterscheidet somit drei Arten von existierenden Dingen, nämlich raumzeitliche Gegenstände der Außenwelt, zeitlich strukturierte Vorstellungen und Gedanken. Für jede der drei verfügen wir über einen eigenen Zugangsmodus: Wir sehen die Gegenstände der Außenwelt (oder nehmen sie auf andere Weise sinnlich wahr), wir haben unsere Vorstellungen und wir fassen Gedanken: Vorstellungen sind also entweder in einem Subjekt vorhanden oder sie existieren nicht. Jedes Subjekt hat seine eigenen, privaten Vorstellungen.

Gedanken dagegen werden von Frege, wie bei Platon die Ideen, als abstrakte Entitäten vorgestellt, die immer schon da sind. Wir fassen diese, und zwar können mehrere Subjekte denselben Gedanken fassen.


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