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Zweiter Theil
Zweites Capitel.
Luisa Molina

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Am Morgen des Tages, wo die kleine Luisa Molina die Stadt Portici verlassen sollte, sah man den Chevalier San Felice, welcher diese Mission keinem anderen Menschen anvertrauen wollte als sich selbst, die Runde durch die Spielwaarenläden der Toledostrafe machen und weiße Schafe, alleinlaufende Puppen und bewegliche Gliedermänner einkaufen, so daß Jeder, der die Nutzlosigkeit dieser Gegenstände für den würdigen Gelehrten kannte, glauben konnte, derselbe sei von irgend einem fremden Fürsten beauftragt, für dessen Kinder eine Sammlung von neapolitanischen Spielsachen in ihrer vollständigsten Ausdehnung zu besorgen.

Wer dies aber geglaubt hätte, würde doch nicht das Richtige getroffen haben, denn alle diese ungewohnten Einkäufe waren zum Zeitvertreib der kleinen Luisa Molina bestimmt.

Dann schritt man zur häuslichen Einrichtung. Das schönste Zimmer des Hauses, das, welches durch das eine Fenster die Aussicht auf den Golf und durch das andere in den Garten gewährte, ward den neuen Bewohnern überlassen.

Eine jene allerliebsten kleinen Bettstellen von Messing, welche man in Neapel so zierlich fertigt, ward neben das Bett der Wärterin gestellt und ein Mückennetz, welches unter der Aufsicht und der Angabe des gelehrten Chevalier gefertigt worden und welches die geschicktesten Combinationen der Angreifer vereiteln mußte, über dem Bett als ein durchsichtiges Zelt befestigt, welches die Kleine während des Schlafes vor allen Insektenstichen sicherstellte.

Einer jener Hirten, welche die Straße von Neapel mit Heerden von Ziegen durchziehen, die sie zuweilen bis in das fünfte Stockwerk der Häuser hinaufbringen, erhielt Befehl, alle Morgen vor der Thür Halt zu machen.

Man wählte aus seiner Heerde eine weiße Ziege, die schönste von allen, um ihre erste Milch der kleinen Luisa zu geben, und die so auserwählte Ziege erhielt sofort den mythologischen Namen Amalthea.

Nachdem der Chevalier auf diese Weise für den Zeitvertreib, die Bequemlichkeit und die materielle Ernährung der Kleinen alle nöthig erscheinenden Vorkehrungen getroffen, ließ er einen großen reich gepolsterten Wagen holen und fuhr damit nach Portici.

Die Uebersiedlung ward ohne irgend welchen Unfall ausgeführt und drei Stunden, nachdem San Felice nach Portici aufgebrochen, kleidete die kleine Luisa, nachdem sie von ihrer neuen Wohnung mit jener Begierde Besitz genommen, welche die Kinder bei einer derartigen Veränderung an den Tag zu legen pflegen, eine Puppe an und aus, die eben so groß war als sie selbst und eine so kostbare und mannigfaltige Garderobe besaß wie die der Madonna des Vescovato.

Viele Wochen, ja sogar viele Monate lang vergaß der Chevalier alle andern Wunder der Natur, um sich nur mit dem zu beschäftigen, welches er jetzt vor Augen hatte.

Was ist auch in der That eine Knospe, welche hervorbricht, eine Blume, welche sich öffnet, oder eine Frucht, welche reift, im Vergleich zu einem jungen Gehirn, welches, indem es sich entwickelt, jeden Tag eine neue Idee gebiert und der am Tage vorher geborenen ein wenig mehr Klarheit verleiht?

Dieser Fortschritt der Intelligenz des Kindes, welcher mit der Ausbildung der Organe gleichen Gang einhält, erweckte in dem Chevalier wohl einige Zweifel in Bezug auf die unsterbliche Seele, welche der Entwickelung der Organe ebenso unterworfen ist, wie die Blume und die Frucht des Baumes von dem Saft abhängen, während im Gegentheil diese selbe Seele, welche man so zu sagen hat geboren werden, groß wachsen und in der Jugend ihre Fähigkeiten erlangen und im reifen Alter dieselben gebrauchen sehen, sie unmerklich aber nichtsdestoweniger sichtbar in demselben Verhältniß verliert, wie diese Organe sich, indem sie alt werden, verhärten und abstumpfen, gerade so wie die Blumen von ihrem Wohlgeruch und die Früchte von ihrem Wohlgeschmack verlieren, wenn ihr Saft vertrocknet.

Wie alle großen Geister war der Chevalier San Felice von jeher ein wenig Pantheist und sogar psychologischer Pantheist gewesen. Indem er Gott zur Universalseele der Welt machte, betrachtete er die individuelle Seele wie etwas Ueberflüssiges. Dennoch bedauerte er sie, eben so wie er bedauerte, daß er nicht Flügel hatte wie der Vogel.

Dennoch grollte er nicht mit der Natur, weil sie an dem Menschen diese himmliche Ersparniß geübt.

Da er sich gezwungen sah, den Glauben an die Fortdauer des Lebens aufzugeben, so flüchtete er sich zu den Umgestaltungen desselben. Die Egypter legten in die Gräber ihrer geliebten Todten einen Käfer. Warum thaten sie das? Weil der Käfer, ebenso wie die Raupe, dreimal stirbt und dreimal wieder geboren wird.

Sollte Gott in seiner unendlichen Güte für den Menschen weniger thun als für das Insekt? So lautete der Ruf jenes Volkes, dessen zahlreiche Nekropolen ihre in geheiligte Binden gewickelten Leichname bis auf uns bewahrt haben.

Der Chevalier San Felice stellte sich allerdings die Frage, die ich mir stelle und die der Leser sicherlich auch sich selbst schon gestellt hat. Erinnert sich die Raupe des Eies? Erinnert sich die Puppe der Raupe? Erinnert sich der Schmetterling der Puppe? Und endlich, um den Kreislauf der Metamorphosen vollständig zu machen, erinnert sich , das Ei des Schmetterlings?

Ach, leider ist dies nicht wahrscheinlich! Gott hat dem Menschen nicht jenen Stolz der Erinnerung geben wollen, eben so wenig, als er ihn den Thieren gegeben hat. Von dem Augenblicke an, wo der Mensch sich dessen erinnern würde, was er gewesen, ehe er Mensch geworden, wäre er unsterblich.

Während der Chevalier alle diese Betrachtungen anstellte, wuchs Luisa heran. Sie hatte, ohne fast es selbst zu bemerken, lesen und schreiben gelernt und stellte auf französisch oder englisch alle Fragen, die sie zu thun hatte, denn der Chevalier hatte ihr ein für allemal begreiflich gemacht, daß er nur die Fragen beantworten würde, welche in einer oder der andern dieser Sprachen erfolgten.

Da nun die kleine Luisa sehr neugierig war und folglich sehr viel Fragen that, so verstand sie sehr bald nicht blos auf französisch und englisch zu fragen, sondern auch zu antworten.

Eben so lernte sie, ohne es zu bemerken, auch noch viele andere Dinge; von der Astronomie so viel, als ein weibliches Wesen wissen muß.

So zum Beispiel:

Luna scheint eine ganz besondere Vorliebe für den Golf von Neapel zu haben, wahrscheinlich weil sie, glücklicher als die Raupe, der Käfer und der Mensch, sich erinnert, früher die Tochter Jupiters und Latonas gewesen, auf schwimmender Insel geboren zu sein, sich Phöbe genannt und Endymion geliebt zu haben und weil sie kokett, wie sie in ihrer Eigenschaft als Dame ist, auf der ganzen Erde keinen helleren Spiegel findet, in welchem sie sich betrachten könnte, als eben den Golf von Neapel.

Luna, welche sie die Lampe des Himmels nannte, beschäftigte überhaupt die kleine Luisa sehr viel. Wenn das Gestirn voll war, so behauptete sie allemal, ein Gesicht darin zu sehen, und wenn es abnahm, so fragte sie, ob es Ratten im Himmel gebe und ob die Ratten da oben den Mond abnagten, wie sie eines Tages hienieden den Käse abgenagt hatten.

Der Chevalier, der sich freute, einem Kinde eine wissenschaftliche Demonstration machen zu müssen, fertigte, um ihr die Sache ihren Verstandeskräften gemäß angemessen zu veranschaulichen, selbst ein Modell von unserem Planetensystem.

Er zeigte ihr, wie der Mond, unser Trabant, neunundvierzigmal kleiner ist als die Erde. Er ließ ihn in einer Minute und unsere Welt den Kreislauf, zu welchem er siebenundzwanzig Tage sieben Stunden und dreiundvierzig Minuten braucht, und gleichzeitig die Umdrehung um sich selbst ausführen, die er in derselben Frist bewirkt.

Er zeigte ihr, daß der Mond bei diesem Umlaufe sich uns abwechselnd nähert und von uns entfernt, daß der fernste Punkt seines Kreislaufes das Apogäum oder die Erdferne heißt, und daß er dann einundneunzigtausend vierhundertundachtzehn Meilen von unserer Erde entfernt ist; daß sein nächster Punkt das Perigäum heißt und nur achtzigtausend und siebenundsiebzig Meilen entfernt ist.

Er erklärte ihr ferner, daß der Mond eben so wie die Erde nur deshalb leuchtet, weil er die Strahlen der Sonne zurückwirft, und daß wir deshalb nur den von der Sonne erleuchteten Theil, aber nicht den sehen können, auf welchen die Erde ihren Schatten wirft, was der Grund ist, daß wir ihn unter verschiedenen Phasen sehen.

Er versicherte ihr, daß das Gesicht, welches sie durchaus im Vollmond sehen wollte, nichts Anderes sei als die Unebenheiten des Mondbodens, die Tiefe der Thäler, worin der Schatten sich verdichtet, und die hervorragenden Gebirge, welche das Licht wiederspiegeln.

Eben so zeigte er ihr auf einem großen Plan unseres Trabanten, den man kürzlich auf der Sternwarte von Neapel gezeichnet, daß das, was sie für das Kinn des Mondes hielt, nichts Anderes war als ein Vulcan, der früher vor Jahrtausenden eben so Feuer ausgeworfen wie jetzt der Vesuv dessen auswarf, und erloschen war, wie der Vesuv einmal verlöschen wird.

Luisa verstand die erste Darlegung nicht, nach der zweiten und dritten aber begann es allmälig in ihrem Geiste zu tagen.

Eines Morgens, als man Tripel gekauft hatte, um ihre kleine hübsche Bettstelle blank zu putzen, sah Luisa den Chevalier eifrig beschäftigt, diesen röthlichen Staub im Mikroskop zu betrachten.

Auf den Fußspitzen schlich sie sich an ihn heran und fragte:

»Was betrachtest Du da, guter Freund San Felice?«

»Wenn ich bedenke, sagte der Chevalier mit sich selbst sprechend und zugleich Luisa's Frage beantwortend, »wenn ich bedenke, daß siebenundachtzig Millionen dieser Infusorien dazu gehören würden, um einen Gran zu wiegen.«

»Hundertsiebenundachtzig Millionen, was?« fragte die Kleine.

Diesmal war die Erklärung eine schwierige und der Chevalier nahm die Kleine auf das Knie und sagte:

»Die Erde, meine kleine Luisa, ist nicht immer das gewesen, was sie jetzt ist, wo wir sie mit Gras bewachsen, mit Blumen geschmückt und von Granat, Orangen- und Lorbeerrosenbäumen beschattet sehen. Ehe sie von den Menschen und den Thieren, welche Du siehst, bewohnt ward, war sie anfangs mit Wasser, dann mit großen Sümpfen, dann mit riesigen Palmbäumen bedeckt. Eben so wie die Häuser nicht von selbst entstanden sind, sondern haben gebaut werden müssen, ebenso hat Gott, der große Baumeister der Welten, auch die Erde bauen lassen. Ebenso nun, wie man Häuser von Steinen, Kalk, Sand und Ziegeln baut, so hat auch Gott die Erde aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt und eines dieser Elemente besteht aus kleinen unsichtbaren Thierchen, welche Schalen haben wie die Austern und Panzer wie die Schildkröten. Diese allein haben die Massen zu jener großen Gebirgskette in Peru geliefert, welche man die Cordilleren nennt. Die Apenninen in Mittelitalien, deren äußerste Gipfel Du von hier aus sieht, bestehen aus ihren Trümmern und die ungreifbaren Bruchstücke ihrer Schuppen sind es, welche diesem Messing, indem sie es glätten, erneuten Glanz geben.«

Und er zeigte auf ihre Bettstelle, welche eben von dem Diener geputzt ward.

Ein andermal, als Luisa einen schönen Korallenbaum sah, welchen ein Schiffer von Torre del Greco dem Chevalier gebracht, fragte sie, warum der Korallenbaum Aeste, aber keine Blätter habe.

Der Chevalier erklärte ihr hierauf, daß die Koralle nicht ein vegetabilisches Erzeugniß sei, wie sie glaube, sondern eine animalische Composition. Er erzählte ihr zu ihrem großen Erstaunen, daß Tausende von Polypen sich vereinigten, um mit dem Kalk, von dem sie leben und den die Gewalt der Wellen von den Felsen abreißt, erst diese Aeste zu bilden, welche, allmälig fester werdend, diese schöne hochrothe Farbe gewinnen, womit die Dichter die Lippen der Frauen vergleichen.

Er sagte ihr ferner, daß ein kleines Thier, welches er ihr einmal im Mikroskop zu zeigen versprach, durch Ausfüllung des leeren Raumes, welchen die Korallen zwischen sich lassen, um ganz Sicilien herum einen Gang, ein Trottoir, baut, während andere kleine Thierchen in der Südsee Inseln von dreißig Stunden im Umkreise entstehen lassen, welche sie durch Riffe miteinander in Verbindung bringen, welche später einmal der Schifffahrt bedeutende Hindernisse bereiten werden.

Nach dem, was wir hier mitgetheilt, kann man sich einen Begriff von der Ausbildung machen, welche die kleine, Luisa Molina von ihrem unermüdlichen und gelehrten Freund erhielt. Sie lernte auf diese anschauliche und klare Weise. Alles kennen, was sich überhaupt erklären läßt, so daß in ihrem Kopfe keiner jener unbestimmten Begriffe zurückblieb, welche sonst die Phantasie der Jugend zu beunruhigen pflegen.

Ganz wie San Felice seinem Freund versprochen, wuchs sie schlank und kräftig heran gleich dem Palmbaum, an dessen Fuße die meisten dieser Erklärungen stattgefunden hatten.

Der Chevalier San Felice stand mit dem Fürsten Caramanico in fortwährendem Briefwechsel. Zweimal monatlich gab er ihm Nachricht über Luisa, welche ihrerseits jedem Briefe ihres Lehrers und Pflegevaters einige Worte an ihren Vater hinzufügte.

Gegen das Jahr 1790 kam Fürst Caramanico als Gesandter von London nach Paris, als aber Toulon von den Royalisten an die Engländer ausgeliefert ward und die Regierung des Königreiches beider Sicilien, ohne sich jedoch zu Mr. Pitts Verbündetem zu erklären, Truppen gegen Frankreich schickte, verlangte Caramanico, zu loyal, um die ihm angewiesene Stellung länger einnehmen zu wollen, seine Zurückberufung.

Zu dieser Zurückberufung wollte Acton sich um keinen Preis verstehen, wenigstens sollte Caramanico nicht wieder nach Italien zurück. Deshalb ließ er ihn an die Stelle des kürzlich verstorbenen Marquis Caraccioli zum Vicekönig von Sicilien ernennen.

Der Fürst begab sich auf seinen Posten, ohne Neapel zu berühren.

Die Intelligenz und angeborne Herzensgüte des Fürsten Caramanico, der nun das schöne Land, welches man Sicilien nennt, zu regieren hatte, bewirkten hier sehr bald förmliche Wunder und zwar gerade in dem Augenblick, wo durch den verderblichen Einfluß Actons und Carolinens, nach entgegengesetzter Richtung hin gedrängt, Neapel mit Riesenschritten seinem Verderben entgegenging, wo die Gefängnisse mit den berühmtesten und angesehensten Bürgern sich füllten, wo die Staatsjunta die Wiedereinführung der seit dem Mittelalter abgeschafften Tortur verlangte und die Hinrichtung Emanueles de Deo, Vitalianos und Gaglianis, das heißt dreier Kinder, anbefahl.

Die Neapolitaner verglichen die Schrecknisse, inmitten deren sie lebten, die über ihren Häuptern schwebenden Proscriptions- und Todesstrafen mit dem Loose der Sicilianer und den schutzgewährenden väterlichen Gesetzen, nach welchen diese regiert wurden. Da sie die Königin nur leise anzuklagen wagten, so klagten sie laut ihren Minister Acton an, maßen Alles der Schuld des Ausländers bei und machten aus ihrem Wunsche, daß ebenso wie Acton früher Caramanico verdrängt, jetzt Caramanico jenen verdrängen möchte, kein Hehl.

Man sagte noch mehr. Man sagte, daß die Königin in der süßen Erinnerung an ihre erste Liebe den Wunsch der Neapolitaner theile und, wenn sie sich nicht durch falsche Scham abhalten ließe, sich ebenfalls für Caramanico erklären würde.

Diese Gerüchte gewannen eine Consistenz, welche hätte glauben lassen können, es gäbe in Neapel ein Volk und dieses Volk habe eine Stimme, als eines Tages der Chevalier San Felice von einem Freund einen Brief erhielt, welcher folgendermaßen lautete:

»Freund!

»Ich weiß nicht, was mit mir vorgeht. Seit zehn Tagen erbleicht mein Haar und fällt aus; meine Zähne zittern im Zahnfleisch und lösen sich aus ihren Höhlen. Eine unüberwindliche Mattigkeit, eine totale Niedergeschlagenheit hat sich meiner bemächtigt. Mache Dich, sobald Du diesen Brief erhalten hat, auf den Weg nach Sicilien und beeile Dich anzukommen, ehe ich todt bin.

»Dein Giuseppe.«

Dies geschah gegen das Ende des Jahres 1795. Luisa zählte jetzt neunzehn Jahre und hatte ihren Vater seit vierzehn Jahren nicht gesehen. Sie erinnerte sich seiner Liebe, aber nicht seiner Person. Das Gedächtniß ihres Herzens war treuer gewesen als das ihrer Augen.

San Felice offenbarte ihr nicht sogleich die ganze Wahrheit. Er sagte ihr blos, ihr Vater, welcher leidend sei, wünsche sie zu sehen.

Dann eilte er nach dem Hafendamm, um dort eine Ueberfahrtgelegenheit zu suchen.

Glücklicherweise stand eines jener leichten Fahrzeuge, welche man Speronare nennt, nachdem es Passagiere nach Neapel gebracht, im Begriff leer nach Sicilien zurückzukehren.

Der Chevalier miethete es auf einen Monat, um wegen der Rückreise ohne Sorgen sein zu können, und reiste noch denselben Tag mit Luisa ab.

Alles begünstigte diese traurige Reise. Das Wetter war schön, der Wind war günstig. Nach Verlauf von drei Tagen ging man in dem Hafen von Palermo vor Anker.

Bei dem ersten Schritt, den der Chevalier und Luisa in die Stadt thaten, war es ihnen, als träten sie in eine Todtenstadt.

Eine Atmosphäre der Trauer lag über den Straßen und ein schwarzer Schleier schien die Stadt einzuhüllen, welche sich selbst »die Glückliche« nennt.

Eine Prozession versperrte ihnen den Weg. Man trug die Reliquien der heiligen Rosalia nach der Kathedrale zurück.

Sie kamen vor einer Kirche vorbei. Dieselbe war schwarz ausgeschlagen und man sprach darin das Gebet für die Sterbenden.

»Was gibt es denn?« fragte der Chevalier einen Mann, der in die Kirche wollte. »Warum zeigen alle Palermitaner so betrübte, verzweifelte Mienen?«

»Ihr seid wohl kein Sicilaner?« fragte der Mann.

»Nein, ich bin von Neapel und komme daher.«

»Unser Vater liegt im Sterben,« sagte der Sicilianer.

Und da die Kirche so voll war, daß er nicht mehr hineinkonnte, so kniete er auf die äußern Stufen nieder, und rief, indem er sich auf die Brust schlug, laut:

»Heilige Mutter Gottes, biete mein Leben deinem göttlichen Sohn, wenn das Leben eines armen Fischers wie ich das Leben unseres vielgeliebten Vicekönigs erkaufen kann.«

»Ha!« rief Luisa, »Hörst Du, mein Freund? Mein Vater ist es, für den man betet! Mein Vater ist es, welcher im Sterben liegt. Eilen wir! eilen wir!«

La San Felice

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