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Erstes bis drittes Bändchen
XIV.
Diana von Poitiers

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Der Connetable von Montmorency war noch bei Diana von Poitiers und sprach zu ihr mit hochmüthigem Tone, ebenso rauh und gebieterisch, als sie sich sanft und weich gegen ihn zeigte.

»Ei! Gottes Tod! es ist am Ende Eure Tochter,« sagte er, »und Ihr habt bei ihr dieselben Rechte und dieselbe Gewalt wie der König, fordert diese Heirath.«

»Mein Freund,« erwiderte Diana, »bedenkt, da ich bis jetzt, was die Zärtlichkeit betrifft, sehr wenig Mutter gewesen bin, so kann ich nicht hoffen, genug Mutter hinsichtlich der Gewalt zu sein: ich kann nicht schlagen, ohne geliebkost zu haben. Wir, Frau von Angoulême und ich, sind wie Ihr wißt, sehr kalt gegen einander, und trotz ihres anfänglichen Entgegenkommens haben wir uns beständig nur in seltenen Zwischenräumen gesehen. Sie hat überdies einen großen persönlichen Einfluß auf den Geist des Königs zu gewinnen vermocht, und ich weiß in der That nicht, wer von uns Beiden zu dieser Stunde die Mächtigere ist. Was Ihr von mir fordert, Freund, ist also sehr schwierig, wenn nicht zu sagen unmöglich. Laßt diese Heirath, und ersetzt, sie durch eine glänzendere Verbindung. Der König hat die kleine Johanna an Carl von Mayenne verlobt, wir werden von ihm die kleine Margarethe für Euren Sohn erhalten.«

»Mein Sohn liegt in einem Bett, und nicht in einer Wiege,« entgegnete der Connetable, »und wie vermöchte ein kleines Mädchen zum Glück meines Hauses beizutragen? Frau von Castro hat im Gegentheil, wie Ihr mir wunderbar passend bemerkten einen großen persönlichen Einfluß auf den Geist des Königs, und deshalb will ich Frau von Castro zur Söhnerin haben. Gottes Tod! es ist seltsam, daß ein Edelmann, der den Namen des ersten Barons der Christenheit führt, wenn er sich herbeiläßt, eine Bastardin zu heirathen, so viel Schwierigkeiten findet, diesen Mißbund zu schließen. Madame, Ihr seid nicht umsonst die Geliebte des Königs, wie ich nicht umsonst Euer Liebhaber bin. Trotz Frau von Castro, trotz diesem Jungfernknecht, der sie anbetet, will ich, daß diese Heirath stattfinde, ich will es.«

»Nun wohl! hört mein Freund,« sprach Diana von Poitiers mit sanftem Tone, »ich mache mich anheischig, das Mögliche und das Unmögliche zu thun, um Euch zu diesem Ziele zu führen. Was soll ich Euch mehr sagen? Doch Ihr werdet wenigstens besser gegen mich sein, und nicht mehr in diesem plumpen Tone mit mir sprechen, Böser!«

Und mit ihren zarten, rosigen Lippen streifte die schöne Herzogin den grauen starren Bart des alten Anne, der sie brummend gewähren ließ.

Denn so war diese seltsame Liebe, die nichts erklärte, wenn nicht eine seltsame Entsittlichung der vergötterten Geliebten eines jungen schönen Königs für einen alten Graubart, der sie hart behandelte. Das rohe Wesen von Montmorency entschädigte sie für die Galanterie von Heinrich II., und sie fand mehr Reize in der üblen Behandlung des Einen, als in den Schmeicheleien des Andern. Ungeheuerliche Laune eines weiblichen Herzens! Anne von Montmorency war weder geistreich noch glänzend, und er galt mit Recht für habgierig und geizig. Die furchtbaren Strafen, die er der meuterischen Bevölkerung von Bordeaux auferlegt, hatten ihm allein eine Art von gehässiger Berühmtheit verliehen. Allerdings brav, eine gewöhnliche Eigenschaft in Frankreich, war er bis dahin kaum in den Schlachten, an denen er Antheil genommen, glücklich gewesen. Bei den Siegen von Ravenna und Marignan, wo er noch nicht befehligte, zeichnete man ihn nicht unter der Menge aus; an der Bicoque, wo er Oberster der Schweizergarden war, ließ er beinahe sein ganzes Regiment niedermetzeln, und bei Pavia wurde er gefangen genommen. Sein militärischer Ruhm ging nicht weiter, und Saint-Laurent sollte dem Allem eine klägliche Krone aufsetzen. Ohne die Gunst von Heinrich II., die diesem wahrscheinlich durch Diana von Poitiers eingeflößt wurde, wäre er der Zweite im Rath wie im Kriege geblieben, und dennoch liebte ihn Diana, schmeichelte sie ihm, gehorchte sie ihm in Allem, die Geliebte eines reizenden Königs, die Sklavin eines lächerlichen Kriegsknechtes.

In diesem Augenblick kratzte man bescheiden an der Thüre, ein Page trat auf die Erlaubniß von Frau von Valentinois ein und meldete, der Vicomte d’Ermès bitte inständig und aus einem sehr wichtigen Beweggrunde, einen Augenblick bei der Herzogin vorgelassen zu werden.

»Der Verliebte!« rief der Connetable, »was will er denn von Euch, Diana? Sollte er zufällig kommen, um sich von Euch die Hand Eurer Tochter zu erbitten?«

»Darf ich ihn eintreten lassen?« fragte fügsam die Favoritin.

»Allerdings, allerdings; dieser Schritt kann uns unterstützen. Doch er warte einige Augenblicke. Noch ein Wort, damit wir uns verständigen.«

Diana von Poitiers ertheilte diesen Befehl dem Pagen, der wieder hinausging.

»Wenn der Vicomte d’Ermès zu Euch kommt, Diana,« sprach der Connetable, »so geschieht es, weil sich unerwartete Schwierigkeiten erheben, und weil der Fall sehr verzweifelt sein muß, daß er zu einem verzweifelten Mittel seine Zuflucht nimmt. Hört mich also wohl, und wenn Ihr meine Instruktion genau befolgt, so wird Eure, ich gestehe es, etwas gewagte Vermittlung beim König vielleicht unnöthig werden. Diana, um was auch der Vicomte bei Euch nachsuchen mag, verweigert es ihm. Bittet er Euch um seinen Weg, so schickt ihn auf die seiner Bahn entgegengesetzte Seite, will er, daß Ihr ja antwortet, so sagt nein und ja, wenn er auf ein Nein hofft. Seid verächtlich, hochmüthig, schlimm gegen ihn, kurz seid die würdige Tochter der Fee Melusine, von der Ihr aus dem Hause Poitiers abstammt, wie es scheint. Habt Ihr mich verstanden, Diana? und werdet Ihr thun, was ich sage?«

»Punkt für Punkt, mein Connetable.«

»Dann werden sich die Strähnen des Galant ein wenig verwirren. Der Arme wirft sich so in den Rachen der . . .«

Er wollte sagen der Wölfin, doch er Verbesserte sich:

»Der Wölfe. Ich lasse Euch allein, Diana, und legt mir gut Rechenschaft ab von diesem schönen Prätendenten. Heute Abend!«

Er war so gnädig, Diana auf die Stirne zu küssen, und entfernte sich sodann. Man führte durch eine andere Thüre den Vicomte d’Ermès ein.

Gabriel verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor Diana, die ihm durch den hochmüthigsten Gruß antwortete; doch Gabriel bewaffnete sich mit Muth für diesen ungleichen Kampf der glühenden Leidenschaft gegen die eisige Eitelkeit, und begann mit ziemlich viel Ruhe.

»Madame,« sprach er, »der Schritt, den ich bei Euch thue, ist allerdings kühn und wahnsinnig. Doch es gibt zuweilen im Leben so ernste, so erhabene, so feierliche Umstände, daß sie uns über die gewöhnlichen Regeln des Wohlstandes, über die gewöhnlichen Bedenklichkeiten setzen. Ich befinde mich nun in einer dieser furchtbaren Krisen des Schicksals. Der Mann, der mit Euch spricht, Madame, legt in Eure Hände sein Leben, und wenn Ihr es ohne Mitleid fallen laßt, so wird es zerschellen.«

Frau von Valentinois machte nicht das geringste Zeichen der Ermuthigung. Den Leib vorwärts geneigt das Kinn auf ihre Hand, und den Ellenbogen auf ihr Knie stützend, schaute sie Gabriel fest und mit einer Miene verdrießlichen Erstaunens an.

»Madame,« fuhr Gabriel fort, indem er den betrübenden Einfluß dieses absichtlichen Schweigens von sich abzuschütteln suchte. »Ihr wißt, oder wißt vielleicht nicht, daß ich Frau von Castro liebe. Ich liebe sie, Madame mit einer tiefen, glühenden, unwiderstehlichen Liebe.«

»Was geht das mich an?« schien ein nachlässiges Lächeln von Diana von Poitiers sagen zu wollen.

»Ich spreche von dieser Liebe, die meine Seele erfüllt, Madame, um dazu zu gelangen, Euch zu sagen, ich könne, ich müsse sogar die blinden Fatalitäten und die unversöhnlichen Forderungen der Leidenschaft verstehen, entschuldigen, bewundern. Weit entfernt, diese zu tadeln, wie der gemeine Haufen, sie zu zergliedern, wie die Philosophen, sie zu verdammen, wie die Priester, knie ich vor ihr nieder, und bete sie an wie eine Ausstrahlung Gottes. Sie macht das Herz, in das sie eintritt, reiner, größer, göttlicher, und hat sie nicht Jesus geheiligt an dem Tag, wo er zu Magdalena sagte, sie sei gebenedeit unter allen Weibern, weil sie viel geliebt?«

Diana von Poitiers änderte ihre Haltung, und streckte sich die Augen halb geschlossen, nachläßig in ihrem Lehnstuhle aus.

»Wo will er hinaus mit seiner Rede?« dachte sie.

»Ihr seht also, Madame,« fuhr Gabriel fort, »die Liebe ist für mich heilig; mehr noch, sie ist allmächtig in meinen Augen. Lebte der Gemahl von Frau von Castro noch, ich würde Frau von Castro lieben und es nicht einmal versuchen, einen unwiderstehlichen Instinkt zu besiegen. Nur die falsche Liebe läßt sich bändigen, die wahre Liebe aber kann man eben so wenig vermeiden, als befehlen. Ihr selbst, Madame, auserkohren und geliebt von dem größten König der Welt, müßt deshalb nicht vor der Berührung einer aufrichtigen Leidenschaft geschützt sein, und hättet Ihr derselben nicht zu widerstehen vermocht, so würde ich Euch beklagen und beneiden, aber nie verdammen.«

Dasselbe Schweigen von Seiten der Herzogin von Valentinois. Ein spöttisches Erstaunen war das einzige Gefühl, das sich auf ihrem Gesichte ausprägte. Gabriel sprach mit noch mehr Wärme, als wollte er diese eherne Seele an den Flammen der seinigen erweichen:

»Ein König verliebt sich, und das ist ganz einfach, in eine bewunderungswürdige Schönheit; Ihr seid gerührt von dieser Liebe, doch Euer Herz, das sie erwidern will, kann es dies nothwendig? Ach! nein. Aber an der Seite des Königs sieht Euch ein Edelmann schön, muthig, ergeben; er liebt Euch, und diese Leidenschaft dunkler, aber nicht minder mächtig, erreicht Eure Seele, in welche der Geist eines Königs nicht einzudringen vermochte; seid Ihr nicht auch Königin, Königin durch die Schönheit, wie der Fürst, der Euch liebt, König durch die Macht ist? Besteht nicht unter Euch unabhängige und freie Gleichheit? Sind es die Titel, welche die Herzen gewinnen? Wer konnte Euch verhindern, daß Ihr einen Tag, eine Stunde, in Eurem edlen Vertrauen, den Unterthan dem Herrn Vorzoget? Ich wenigstens nicht, der ich mich zu wenig auf edle Gefühle verstünde, wenn ich Frau Diana von Poitiers ein Verbrechen daraus machen wollte, daß sie, von Heinrich II. geliebt, den Grafen von Montgommery liebte.«

Diana machte plötzlich eine Bewegung, stand halb auf und öffnete ihre großen, grünen, klaren Augen. In der That, zu wenig Personen kannten ihr Geheimniß am Hof, als daß dieses rasche Wort von Gabriel nicht einiges Erstaunen bei ihr verursacht haben müßte.

»Habt Ihr materielle Beweise von dieser Liebe?« fragte sie nicht ohne eine gewisse Unruhe.

»Ich habe nur eine moralische Gewißheit, Madame, doch ich habe sie.«

»Ha!« machte sie, indem sie wieder ihre freche Miene annahm. »Nun! dann ist es mir ganz gleichgültig, Euch die Wahrheit zu gestehen. Ja, ich habe den Grafen von Montgommery geliebt. Hernach?«

Doch hernach wußte Gabriel nichts Bestimmtes mehr, und er wandelte nur noch in der Finsternis der Vermuthungen. Dennoch fuhr er fort:

»Ihr habt Jacques von Montgommery geliebt, Madame, und ich wage, sogar zu behaupten, daß Ihr sein Andenken liebt; denn ist er von der Oberfläche der Welt verschwunden, so ist es für Euch geschehen. Nun wohl! in seinem Namen beschwöre ich Euch, Madame, und richte ich eine Frage an Euch, die Euch vielleicht vermessen vorkommen wird, ich wiederhole es, doch ich wiederhole auch, daß Eure Antwort, wenn Ihr mir zu antworten die Güte habt, in meinem Herzen nur Dankbarkeit und Anbetung zur Folge haben wird; denn an dieser Antwort hängt mein Leben; ich wiederhole endlich, daß ich, wenn Ihr sie mir nicht verweigert, fortan mit Leib und Seele Euch gehören werde, und die gediegenste Macht der Erde kann eines treuen Armes und eines ergebenen Herzens bedürfen, Madame.«

»Vollendet, mein Herr, kommen wir zu der furchtbaren Frage,« sprach die Herzogin.

»Ich will mich auf die Kniee werfen, um sie gegen Euch auszusprechen, Madame,« sagte Gabriel, während er wirklich niederkniete.

Und er fuhr dann mit bebendem Herzen und zitternder Stimme fort:

»Madame, im Verlaufe des Jahres 1538 habt Ihr den Grafen von Montgommery geliebt.«

»Es kann sein,« antwortete Diana von Poitiers. »Hernach?«

»Im Januar 1539 ist der Graf von Montgommery verschwunden, und im Mai 1539 wurde Diana von Castro geboren.«

»Nun?« fragte Diana.

»Nun, Madame,« sagte Gabriel so leise, daß sie ihn kaum hörte. »hierin liegt das Geheimniß, das ich mir zu Euren Füßen von Euch erflehen will, das Geheimnis, von dem mein Schicksal abhängt, und das, glaubt mir, in meinem Busen sterben wird, wenn Ihr es mir zu enthüllen die Gnade haben wollt. Vor dem Crucifix, das ich hier über Eurem Haupte erblicke, schwöre ich es Euch, Madame; man würde mir eher das Leben als Euer Bekenntniß entreißen. Und überdies könntet Ihr mich immer noch Lügen strafen; man würde Euch mehr glauben als mir, und ich verlange keinen Beweis von Euch, sondern nur Euer Wort, Madame. Madame, sollte Jacques von Montgommery der Vater von Diana von Castro Sein?«

»Ah! ah!« sagte Diana, in ein verächtliches Gelächter ausbrechend, »die Frage ist in der That vermessen, und Ihr hattet Recht so lange Umschweife zu machen. Beruhigt Euch jedoch, mein lieber Herr, ich grolle Euch deshalb nicht, Ihr interessiertet mich wie ein Rätsel, und in der That, Ihr interessiert mich noch; denn was kümmert es Euch, Herr d’Ermès, ob Frau von Angoulême die Tochter des Königs, oder das Kind des Grafen ist? Der König gilt für ihren Vater, das muß Eurem Ehrgeiz genügen, wenn Ihr ehrgeizig seid. In was mischt Ihr Euch also, und warum befragt Ihr so anmaßend und so unnütz die Vergangenheit? Ihr habt einen Grund, sagt Ihr, doch was ist dieser Grund.«

»Ich habe wahrhaftig einen Grund, Madame; doch ich beschwöre Euch, habt die Gnade, mich nicht darnach zu fragen.«

»Ah! ah!« versetzte Diana, »Ihr wollt meine Geheimnisse ergründen und bewahrt die Eurigen. Der Handel wäre für Euch wenigstens vortheilhaft.«

Gabriel machte das elfenbeinerne Crucifix los. das über dem hinter Diana stehenden geschnitzten Betpult von Eichenholz befestigt war, und sprach:

»Bei Eurem ewigen Heile, Madame, schwört, zu verschweigen, was ich Euch sagen werde, und es auf keine Weise gegen mich zu mißbrauchen?«

»Ein solcher Eid . . .« sagte Diana.

»Ja, Madame, denn ich weiß, daß Ihr eine eifrige, fromme Katholikin seid, und wenn Ihr bei Eurem ewigen Heil schwört, so werde ich Euch glauben.«

»Und wenn ich mich weigere, zu schwören?«

»So schweige ich, Madame, und Ihr habt mir mein Leben verweigert.«

»Wißt Ihr, mein Herr,« versetzte Diana, »daß Ihr auf eine seltsame Weise meine weibliche Neugierde reizt? Ja, das Geheimniß, mit dem Ihr Euch auf eine so tragische Weise umhüllt, zieht mich an und führt mich in Versuchung. Ihr habt diesen Sieg über meine Einbildungskraft davongetragen, ich sage es Euch offenherzig, und ich glaubte nicht, daß man mich in diesem Grade stacheln könnte. Wenn ich schwöre, so geschieht es, um mehr über Euch zu erfahren, das glaubt nur. Reine Neugierde, ich muß es gestehen.«

»Ich flehe Euch auch an, um etwas zu erfahren, Madame, nur ist meine Neugierde die eines Angeklagten, der sein Todesurtheil erwartet; eine bittere, furchtbare Neugierde, wie Ihr seht! Wollt Ihr diesen Eid sprechen, Madame?«

»Sagt die Worte, und ich werde sie wiederholen; mein Herr.«

Und Diana wiederholte wirklich nach Gabriel:

»Bei meinem Heile in diesem und in jenem Leben schwöre ich, Niemand in der Welt das Geheimnis zu entdecken, das Ihr mir sagen werdet, nie mich desselben zu bedienen, um Euch zu schaden, und in allen Punkten zu handeln, als ob ich es nie gewußt hätte und noch nicht wüßte.«

»Gut, Madame,« sagte Gabriel, »ich danke Euch für diesen ersten Beweis von Nachgiebigkeit. Mit zwei Worten werdet Ihr nun Alles begreifen: Ich heiße Gabriel von Montgommery, und Jacques von Montgommery war mein Vater.«

»Euer Vater?« rief Diana, indem sie sich ganz bewegt und erstaunt hoch aufrichtete.

»So daß . . .« fuhr Gabriel fort, »Diana von Castro, die ich liebe, oder mit einer wahnsinnigen Liebe zu lieben glaubte, ist sie die Tochter des Grafen, meine Schwester ist!«

»Ah! ich begreife,« versetzte Diana von Poitiers, sich ein wenig erholend. »Das rettet den Connetable,« dachte sie.

»Nun, Madame,« fuhr Gabriel, bleich, aber fest fort, »wollt Ihr mir die Gnade bewilligen, wie Ihr es so eben gethan, auf dieses Crucifix zu schwören, daß Frau von Castro die Tochter von Heinrich II. ist? . . . Ihr antwortet nicht? Oh! warum antwortet ihr nicht, Madame?«

»Weil ich diesen Schwur nicht aussprechen kann.«

»Ah! mein Gott! mein Gott! Diana ist das Kind meines Vaters?« rief Gabriel ganz wankend.

»Ich sage das nicht! ich werde das nie zugestehen,« sprach Frau von Valentinois, »Diana von Castro ist die Tochter des Königs.«

»Oh! wahrhaftig, Madame! o wie gut seid Ihr!« sagte Gabriel, »doch verzeiht, Euer Interesse kann Euch so zu sprechen gebieten. Schwört also, Madame, schwört: im Namen meines Vaters, der für Euch gestorben ist, im Namen Eures Kindes, das Euch segnen wird, schwört.«

»Ich werde nicht schwören,« erwiderte die Herzogin. »Warum sollte ich schwören?«

»Aber, Madame, so eben habt Ihr einen Eid ausgesprochen, dem ähnlich, um welchen ich Euch anflehe, einzig und allein, um eine alltägliche Neugierde zu befriedigen, Ihr habt es mir selbst gesagt; und nun, da es sich um das Leben eines Menschen handelt, da Ihr mit ein paar Worten zwei Existenzen aus dem Abgrunde ziehen könnt, fragt Ihr: Warum sollte ich diese paar Worte sagen?«

»Kurz, mein Herr, ich werde nicht schwören,« sprach Diana kalt und entschlossen.«

»Und wenn ich nichtsdestoweniger Frau von Castro heirathe, Madame, und wenn Frau von Castro meine Schwester ist, glaubt Ihr, das Verbrechen werde nicht auf Euch zurückfallen?«

»Nein, da ich nicht geschworen habe.«

»Gräßlich! gräßlich« rief Gabriel. »Doch bedenkt, Madame, daß ich überall sagen kann, Ihr habet den Grafen von Montgommery geliebt, Ihr habet den König verraten, und ich, der Sohn des Grafen, habe Gewißheit darüber.«

»Moralische Gewißheit, doch keine Beweise,« versetzte mit einem schlimmen Lächeln Diana, welche nun wieder ihre freche, hochmüthige Gleichgültigkeit annahm. »Ich werde Euch Lügen strafen, mein Herr, und Ihr habt es, auch selbst gesagt, wenn Ihr behauptet, und ich leugne, so wird man nicht Euch glauben. Fügt dem bei, daß ich dem König sagen kann, Ihr habet es gewagt, mir eine unverschämte Liebe zu erklären, und mir gedroht, mich zu verleumden, wenn ich nicht nachgeben würde. Ihr wäret dann verloren. Herr Gabriel von Montgommery. Doch verzeiht,« fügte sie aufstehend bei, »ich bin genöthigt, Euch zu verlassen; Ihr habt mich wahrhaftig sehr interessiert, und Eure Geschichte ist eine ganz seltsame.«

Sie klopfte an ein Glöckchen, um ihren Pagen zu rufen.

»Oh! das ist schändlich!« rief Gabriel, indem er sich mit seinen geballten Fäusten vor die Stirne schlug. »Oh! warum seid Ihr eine Frau, und warum bin ich ein Edelmann? Doch nehmt Euch nicht desto weniger in Acht, Madame, Ihr werdet nicht ungestraft mit meinem Herzen und mit meinem Leben gespielt haben, und Gott wird Euch bestrafen und mich rächen; denn was Ihr thut, ich wiederhole es, ist schändlich.«

»Ihr findet das?« sagte Diana.

Und sie begleitete diese Worte mit einem kurzen, trockenen, spöttischen Gelächter, das ihr eigenthümlich war.

In diesem Augenblick hob der Page, den sie gerufen hatte, den Thürvorhang auf. Sie machte Gabriel einen kleinen ironischen Bückling und verließ das Zimmer.

»Gut!« sagte sie zu sich selbst, »Mein Connetable bat offenbar Glück. Fortuna ist wie ich: sie liebt ihn. Warum des Teufels lieben wir ihn?«

Gabriel ging, trunken vor Wuth und Schmerz, hinter Diana weg.

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