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Erster Band
IX.
Wie Witwe
ОглавлениеDie Carriole hielt vor der Thür der Madame Snart. Bei dem Rollen der Räder erschien meine ehemalige Protectorin auf der Schwelle; sie war schwarz gekleidet, und ihre gerötheten Augen und ihre durchfurchten Wangen bezeugten das Vorüberkommen von Thränen, wie auf der Oberfläche der Erde nach einem Gewitter die ausgehöhlte Schlucht das Vorüberkommen eines Waldstromes anzeigt.
Und dennoch fühlte man unter diesem entstellten Gesichte ein ruhiges Herz und ein reines Gewissen. Sie lächelte mir traurig zu, und indem sie mich willkommen hieß, sagte sie zu mir:
– Herr Bemrode, ich erwartete Sie. Ich weiß, was Sie herführt, und wünsche, daß dieses Haus, in welchem ich Sie vor drei Monaten empfangen habe, und in welchem ich Sie heute empfange, das Ihrige wird.
Dieser Wunsch war mit so vieler Einfachheit und einer so sympathetischen Stimme ausgesprochen, daß kein Zweifel über seine Aufrichtigkeit zu erheben war.
Ich stieg aus und dankte ihr; dann, während der Kutscher das Pferd in den Stall führte und die Carriole unter den Schoppen schob, sagte sie zu mir:
– Kommen Sie, lieber Herr Bemrode; das erste Mal, wo Sie mir die Artigkeit erzeigt haben, zu uns zu kommen, war ich in meinem Hause, und Sie waren unser Gast; heute, wo Sie Aussichten zu haben scheinen, der Nachfolger meines armen Gatten zu werden, sind Sie in Ihrem Hause, und ich bin Ihre Dienerin … Kommen Sie, ich will Sie das Pfarrhaus in allen seinen Theilen sehen lassen.
Und auf der Stelle ließ sie mich, indem sie mir vorausging, den Hof überschreiten, den Garten besuchen, in die Keller hinunter, auf den Speicher hinauf gehen, und indem Sie mich in dieses Zimmer zurückführte, in welchem bei dem ersten Male, wo ich gekommen war, der würdige Herr Snart auf einem Kanapee lag, in der Erwartung des kalten und letzten Bettes im Grabe, sagte sie zu mir:
– Das ist Ihre zukünftige Wohnung, denn ich habe die Hoffnung, daß die Pfarre Ihnen gegeben werden wird, lieber Herr Bemrode. Ich habe in ihr fünfundzwanzig Jahre glücklich mit dem Manne gelebt, den der Herr zu sich gerufen hat, und mit dem er mich, wie ich hoffe, in seiner Barmherzigkeit bald wieder vereinigen wird . . .
– Fünfundzwanzig Jahre! rief ich aus; aber das ist ein ganzes Leben . . . Sagen Sie mir, wie schwer es Ihnen werden muß, ein so lange von Ihnen bewohntes Haus zu verlassen! . . .
– Indem er es zuerst verließ, lieber Herr Bemrode, hat der Mann, der hier fünfundzwanzig Jahre mit mir zugebracht hatte, das Signal zum Aufbruche gegeben. Sicher, wie ich bin, irgend eines Tages mich wieder mit ihm im Himmel zu vereinigen, liegt mir wenig an dem Orte, wo ich den Augenblick der Wiedervereinigung erwarten werde. . . Aber folgen Sie mir hierher, sagte sie zu mir, es bleibt Ihnen ein letztes Zimmer zu besuchen übrig.
Sie ging voraus, wie sie es bis dahin gethan hatte, und führte mich in ein Schlafzimmer.
– Sie sind jung, begann sie wieder, und im Alter, eine Gefährtin zu haben. Nehmen Sie diese Gefährtin, sittsam, liebend, von einem dem Ihrigen gleichen Stande; nehmen Sie dieselbe aus Liebe, wie Herr Snart mich genommen hat, und nicht aus Berechnung . . . und Ihre fünfundzwanzig Jahre der Wonne und der Glückseligkeit werden verfließen, wie die unsrigen verflossen sind.
Ich blickte diese würdige Frau mit einem mit Achtung gemischten Erstaunen an. – Fünfundzwanzig Jahre der Wonne und der Glückseligkeit! Niemals hat weder bei den Alten, noch bei den Neueren ein menschliches Wesen seinem Gott für fünfundzwanzig Jahre des Glückes danken können.
– Liebe Frau, fragte ich sie, sind Sie denn während fünfundzwanzig Jahren wahrhaft glücklich gewesen?. . . Hat während fünfundzwanzig Jahren – das heißt während einer längeren Dauer der Zeit, als die, welche ich bereits auf der Erde zugebracht habe – keine Betrübniß, kein Schmerz, keine Thräne diese Wonne und diese Glückseligkeit verfinstert, für welche Sie so eben Gott danken?
Indem ich mich nun nach diesen mit einer einfachen Papiertapete bedeckten Wänden kehrte, rief ich aus:
– O gesegnete Mauern! die ihr ein solches Wunder habt geschehen sehen, möchtet ihr eines Tages mein Haupt beschirmen können, wie ihr das dieser beiden Gatten beschirmt habt, und möchte ich späterhin sagen können, wie mir heute diese in Trauer gekleidete Wittwe sagt: »Habe Dank, mein Gott! für diese fünfundzwanzig Jahre des Glücks, ohne Störung und ohne Wolke, welche Du Deinem Diener bewilligt hast!«
Madame Snart lächelte, und indem sie schwermüthig den Kopf schüttelte, sagte sie zu mir:
– Lieber Herr Bemrode, es wäre nicht die Wahrheit, wenn Sie darunter verständen, daß diese lange Periode meines Lebens, wie Sie so eben sagten, ungestört und ungetrübt verflossen sei . . . Nur, da nach meiner Meinung das wahre Unglück in der Schuld und in der Sünde liegt, so sage ich, daß Gott uns gestattet hat, fünfundzwanzig Jahre in der Reinheit der Seele und der Heiterkeit des Gewissens zu leben . . . Ein Glück ohne Störung und ohne Wolke! O nein! im Gegentheil, und ich hoffe, daß meine Schmerzen mir angerechnet werden! . . . Nein! . . . Hier habe ich sehr gelitten; hier habe ich gar viele Thränen vergossen . . . und wenn das Herz bräche, lieber Herr Bemrode, hier würde mein Herz gebrochen sein; denn hier hat die Wittwe nicht allein ihren Gatten verloren, sondern die Mutter hat auch noch ihre Kinder sterben sehen! . . . Ich hatte drei Töchter, lieber Herr, drei Engel auf Erden, drei Engel im Himmel, jung, schön, rein! Der Thautropfen, welcher am Morgen an der Spitze des Weidenblattes zittert, war nicht klarer als ihr Blick; der blaue Maihimmel war nicht reiner als ihr Herz. Eines Tages kam eine Mutter mit ihrem kranken Kinde in ihren Armen, auf der Schwelle des Pfarrhauses, um Almosen zu bitten; die jüngste unserer drei Töchter drückte ein Geldstück in die fieberhafte Hand des Kindes; das Kind hatte die Blattern: meine Tochter brachte den Tod für sich und für ihre Schwestern zurück . . . Sehen Sie, dort . . . dort, Herr Bemrode, unter diesen Ringen, welche an der Decke die Vorhänge von drei Betten zurückhielten, dort war in fünf Tagen Alles vorbei . . . Ich war Mutter von drei Kindern; nach Verlauf von fünf Tagen war ich keine Mutter mehr. Drei kalte und gefühllose Leichen hatten nach einander meine geliebten Kinder ersetzt! Die letzte, welche starb, war die älteste; weit stärker, kämpfte sie länger . . . Sie war vor Kurzem fünfzehn Jahre alt geworden. Sie starb, indem sie zu mir sagte, »Sei ruhig, Mutter, ich sehe bereits im Himmel und sehe noch auf der Erde . . . Auf der Erde bist Du, welche weint, aber im Himmel sitzen meine beiden Schwestern zur Rechten Gottes und sie machen mir ein Zeichen, daß es neben ihnen einen Platz für mich giebt . . . Sei ruhig, meine Mutter, wir werden den Herrn für Dich und für unseren Vater bitten, und wir werden uns dort oben wiedersehen. Dort oben ist die wahre Heimath. Der Mensch ist nur ein Fremdling auf der Erde!« Und nach diesen Worten verschied das arme Kind oder schlief vielmehr ein, denn einen ganzen Tag lang wollte ich nicht glauben, daß sie gestorben wäre, indem ich bei ihr wachte und zu den Besuchenden sagte: » Geht leise! macht keinen Lärm« . . . so ruhig und lächelnd war ihr Gesicht geblieben! Endlich verließ sie als die Letzte dieses Zimmer, wie ihre beiden Schwestern es bereits verlassen hatten . . . Dieses Zimmer, das so viele Todte gesehen und so vieles Schluchzen gehört hat! Dieses Zimmer ist daher auch das einzige des ganzen Hauses, das ich bedauern werde.
– O, liebe Madame Snart, flüsterte ich leise; o, möge Gott mich beschützen, und ich verspreche Ihnen, daß Sie es nicht bedauern werden.
– Ja, fuhr sie fort, ohne mich zu verstehen, ja, ich werde es bedauern, denn dort in diesem Zimmer, an der Wand, sind nicht allein die drei Plätze, an welche ihre drei Betten, weiß wie jungfräuliche Schleier, gelehnt waren, sondern ich sehe auch noch durch das Fenster dieses Zimmers die Bäume, welche ihr Vater an dem Tage der Geburt einer jeden von ihnen gepflanzt hatte. . . Ach, armer Vater! als er sie pflanzte, hatte er nicht bedacht, daß die Trauerweiden Kirchhofsbäume, Schmuck der Gräber sind! Welcher Vater oder welche Mutter vermag in der That auch zu glauben, wenn er sein neugeborenes Kind umarmt, daß dieses Kind eines Tages sterben würde? . . . O doch, doch, Herr Bemrode! ich habe sehr gelitten, fuhr die arme Wittwe fort, indem sie in Schluchzen ausbrach; denn ich habe zugleich alles das gelitten, was eine Gattin, und alles das, was eine Mutter leiden können! . . . Jetzt stehe ich allein auf der Welt; Gott wird mich nach seinem Gefallen zu sich nehmen, ich erwarte seinen Willen . . .
Und sie erhob ihren Blick voller Glauben und Ergebung gen Himmel, indem sie wieder stumm wurde, während Thränen langsam über ihre Wangen rollten.
Ohne mir Rechenschaft von dem abzulegen, was ich empfand, fühlte ich meine Knie sich beugen, und ich befand mich in Anbetung neben dieser neuen Schmerzensmutter.
Ich ergriff eine ihrer Hände und küßte sie.
– Nein, sagte ich zu ihr, nein, Sie stehen nicht allein auf der Welt; nein, Sie haben nicht alle Ihre Kinder verloren! denn es bleibt Ihnen ein Sohn, ein Sohn, der Sie ehren und achten wird, meine Mutter, als ob er die Frucht Ihres Leibes und der Säugling ihrer Milch gewesen wäre. . . Nein, nein, Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen; Gott wird mich begeistern, Gott wird mich beredtsam machen, Gott wird mir den Sieg verleihen, wäre es auch nur zu Gunsten Ihrer Verdienste, meine Mutter, wäre es auch nur, um Ihnen zu erlauben, nach Ihrer Reihe die Augen in diesem Zimmer zu schließen, in welchem alle die gestorben sind, die Sie liebten . . . Nein, Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen, Sie werden jeden Abend Ihr dreifaches Gebet an der Stelle verrichten, welche die drei Betten einnahmen, und am Morgen werden Sie beim Erwachen durch das Fenster noch jene drei Weiden sehen, zu Bäumen der Trauer gewordene Bäume der Freude . . . Meine Mutter, möge das Haus mein sein, und das Haus wird Ihnen gehören, und ich werde immer nur Ihr Gast sein, wie an jenem Abend, wo ich, ohne zu wissen, was dieses Haus an Tugenden, Verdiensten und Schmerzen enthielte, gekommen bin, Sie um Gastfreundschaft zu bitten. Nur wenn das Unglück auch mich erreicht, wenn ich mein Herz brechen fühle, wenn Gott die Hand von mir zurückzieht, dann lassen Sie mich in dieses Zimmer kommen, meine Mutter, um mich dort leiden zu lehren, wo Sie so viel gelitten haben.
Sie blickte mich einen Augenblick lang erstaunt an, als ob sie nicht an das zu glauben vermochte, was ich ihr sagte; hierauf hob sie mich auf, ohne ein einziges Wort aussprechen zu können, und schlang schluchzend ihre Arme um meinen Hals. – Das Schluchzen gab ihr die Sprache wieder.
– Oh! mein Sohn! mein Sohn! sagte sie, sei tausend Mal gesegnet. Du suchtest eine Mutter, wie ich ein Kind suchte; Gott hat uns einander in die Arme geführt; was Gott thut, das ist wohlgethan . . . Mein Sohn, ich verlasse Dich nicht mehr. Hier bleibe ich bei Dir; anderswohin folge ich Dir, denn, mein geliebtes Kind, Du darfst Dir keine zu großen Hoffnungen machen: der Kampf wird schwer sein.
– Oh! sein Sie unbesorgt, meine Mutter, ich habe es Ihnen gesagt, Gott wird mich begeistern.
– Ja, rechnen Sie auf Gott, aber rechnen Sie nicht zu sehr auf sich . . . Erinnern Sie sich Ihres ersten Besuches in diesem Dorfe . . .
– Ich war ein Narr, ein Hochmüthiger: Gott hat mich bestraft; dann komme ich, wie Sie wissen, mit der Protection des Rectors.
– Enttäuschen Sie sich, im Gegentheile, rief die würdige Frau lebhaft aus . . . Sie werden sehen! Sie werden sehen! . . . Weil sein Neffe, ein Mensch von wenig Verdienst, sich um diese Pfarrstelle bewarb, hat er sie ihm nicht ohne Weiteres geben wollen, aus Furcht, der Parteilichkeit gegen die Seinigen beschuldigt zu werden … Er hat Sie hierher gesandt, Ihre Probepredigt zu halten, damit kein Anderer käme, der den Sieg über diesen Neffen davon trüge, und das wegen seiner Unwissenheit auf eine leichte Weise… während Sie…
Sie unterbrach sich erröthend.
– Endigen Sie, gute Mutter, sagte ich mit einem Lächeln zu ihr.
Dann, da sie fortfuhr zu schweigen, so sagte ich zu ihr:
– So sprechen Sie doch, gute Mutter… Sie wollen nicht?. . . Ich glaubte, daß eine Mutter kein Geheimniß für ihr Kind hätte; ich irrte mich: die meinige zögert, denn ihr Sohn ist ein Hochmüthiger. . . Wohlan! geliebte Mutter, um mich für diesen Hochmuth zu bestrafen, will ich Ihnen helfen. – Während ich, nicht wahr, noch weniger Verdienst habe, als dieser Neffe? . . .
– Er hat es geglaubt; er hat sich geirrt.
– Und Jedermann hat es glauben können, Sie zuerst, meine geliebte Mutter.
– O! er irrte sich . . . ich irrte mich gleichfalls . . . Wir irrten uns Alle, und das war erlaubt, mein armes Kind, fügte Madame Snart leise und in ihrem sanftesten Tone hinzu, denn die Predigt, die Sie gehalten haben…
– War sehr abscheulich, nicht wahr!… aber fürchten Sie nichts, es wird mit dieser da nicht eben so sein.
– Und über was predigen Sie am Sonntage, mein lieber Sohn?
– Ich weiß es noch nicht, meine Mutter.
– Wie! Ihre Predigt ist nicht gemacht?
– Sie war es . . . ich habe sie am Eingange des Dorfes zerrissen.
– Und warum das?
– Weil sie vielleicht noch weit schlechter war als die erste.
– Das ist viel, daß Sie das bemerkt haben, bevor Sie sie gehalten.
– Und dem wird von nun an mit allen meinen Predigten so sein, meine Mutter; denn, wenn ich sie mit meinem Verstande mache, den ich für falsch zu halten anfange, so werde ich sie mit meinem Herzen beurtheilen, welches, wie ich hoffe, rechtschaffen und gut ist.
– Wohlan! sagte sie, gehen Sie in Ihr Zimmer hinauf; es ist das, in welchem während fünf und zwanzig Jahren ein würdiger Pastor seine Predigten verfaßt hat. Es waren vielleicht keine Muster der Beredtsamkeit, aber es waren Ermahnungen zu einer Frömmigkeit, zu einer Mildthätigkeit, zu einer Bruderliebe, zu denen er das Beispiel gab. Die einfachen und guten Leute dieses Dorfes liebten ihn, weil sie ihn einfach und gut wie sie fanden. Streben Sie nicht danach, Besseres als er zu machen: es eben so gut zu machen wird für Ihr Glück und ihr Heil hinreichen.
– Ach! beruhigen Sie sich, meine gute Mutter, sagte ich zu ihr: da ich nur Ihr Glück im Auge habe, so stehe ich von heute an unter dem Schutze derer, die Sie geliebt haben; diese da werden mir eingeben, was ich thun muß, und Alles wird gut gehen.
Ich drückte ihr von Neuem die Hand, und ging in mein Zimmer hinauf; aber vergebens wollte ich an meine Predigt denken, es war etwas Unmögliches. Ich vermochte nur alles das wieder in meinem Gedächtnisse durchzugehen, was mir diese vortreffliche Frau gesagt hatte, und zu bewundern, welche Beispiele der Frömmigkeit, des Muthes und der Ergebung Gott zuweilen in einem unbekannten Winkel der Erde verbarg.
Die Stunde des Abendessens kam herbei; Madame Snart hatte es selbst zubereitet, seit dem Tode ihres Gatten hatte sie ihre Magd fortgeschickt.
Als das Abendessen angerichtet war, rief sie mich.
Ich hatte großen Hunger, den Appetit eines jungen Mannes von dreiundzwanzig Jahren, mein lieber Petrus; außerdem ein zufriedenes Herz ohne Sorgen für den folgenden Tag; denn dieses Mal fühlte ich, ohne daran zweifeln zu können, daß der Herr mit mir wäre.
Sie, die arme Mutter, aß im Gegentheile kaum und trank nur ein Glas Wasser. Als sie sah, daß ich mich an diesen Tisch, an die Stelle setzte, die gewöhnlich ihr Gatte einnahm, waren ihr dicke Thränen in die Augen gekommen, die sie unterdrückt hatte, aber die auf ihr Herz zurückgefallen waren.
– Und Ihre Predigt? sagte sie an dem Ende des Abendessens zu mir.
– Ich habe noch nicht daran denken können, meine gute Mutter, aber Sie sehen, wie ruhig und unbesorgt ich bin . . . Gott hat seine Absichten mit mir, nicht wegen meiner Verdienste, sondern wegen der Ihrigen.
– Dem sei so! sagte sie lächelnd.
Und indem sie mir eine Lampe reichte, sagte sie:
– Gehen Sie, für mich zu arbeiten, ich werde für Sie beten.
Und sie trat allein und ohne Licht in dieses Zimmer, in welchem ihre drei Kinder und ihr Gatte verschieden waren; denn ohne Zweifel glaubte sie in der Dunkelheit jene unbestimmten und undeutlichen Gestalten, die stummen Bewohner des Reiches der Todten, wiederzusehen.