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Das Schimpansenmädchen

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Es war einmal in einem Zoo ein junges Schimpansenmädchen, das intelligenter als alle anderen Affen dort war. Eines Tages verliebte es sich, aber nicht in einen anderen Schimpansen, sondern in einen jungen Biologen, der in den Zoo kam, um die Affen zu studieren. Der war längst auf das Schimpansenmädchen aufmerksam geworden, da ihm deren Intelligenz aufgefallen war. In ihrer Zeichensprache bat das Mädchen den Biologen, dass er es mit nach Hause nehme. Da das eine gute Gelegenheit zum Studium war, willigte der Biologe ein, und auch der Direktor des Zoos gab grünes Licht.

Der Biologe gewann das Mädchen lieb, aber eben so, wie man ein Haustier liebt. Daher war er sehr erschrocken, als das Mädchen ihm bedeutete, dass es mehr von ihm wolle, dass es nämlich seine Partnerin werden wolle. Als er dem Schimpansenmädchen erklärte, dass das unmöglich sei, war es untröstlich und weinte tagelang. Es bedeutete dem Mann: “Ich werde mir die Haare ausrupfen bis ich nur noch am Kopf Haare habe, so wie eine richtige Menschenfrau, ich werde eure Sprache lernen, ich werde lernen, wie ein Mensch zu gehen, zu essen und mich zu benehmen und notfalls auch zum Schönheitschirurgen gehen. Ich werde mich quälen und alle Schmerzen ertragen, aber meine Liebe zu dir ist so groß, dass ich dafür alles tue.”

“Gut,” antwortete der Biologe, “ich vertraue deinen Worten. Aber was soll ich machen, wenn dir nach einigen Wochen, wenn du bereits halb verändert bist, plötzlich die Lust vergeht, weil alles zu anstrengend ist und du aufgibst? Dann kannst du ja schlecht wieder als normaler Schimpanse in den Zoo zurückkehren. In diesem Falle werde ich dich zwingen müssen, damit du zu deinem Ziel kommst, so wie ein Dompteur einen Tiger oder Elefanten zwingt, bestimmte Übungen zu vollbringen.”

“Ja”, bestätigte das Schimpansenmädchen. “Ich will Mensch werden und mit dir leben, wenn ich das vergessen sollte, bitte zwinge mich notfalls mit Gewalt, denn dieses Ziel ist mir wichtiger als alles andere.”

(Wer zum Beispiel Spitzensportler werden will, muss sich hart trainieren, um Körper und Geist zu formen, und wenn er das alleine nicht schafft, braucht er eben einen strengen Trainer. Auch im religiösen Leben kommen wir nur voran, wenn wir hart daran arbeiten, und das beinhaltet oft auch Opfer und schmerzhafte Prozesse.)


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