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Die Kirche und das Fitnesscenter

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Ich traf einmal einen jungen Mann, der als Jugendlicher in Brasilien in meinem Chor gesungen und auch in der Band gespielt hatte, aber seit einigen Monaten verschwunden war. Als ich ihn fragte, erklärte er, dass er mit der Kirche nichts mehr am Hute habe. Es sei ihm nicht gelungen, mit seinen Vorschlägen, gewisse Dinge in der Band und allgemein in der Kirche zu verbessern, durchzudringen, und darüberhinaus habe die Kirche ihm nichts zu geben. Er könne auch zu Hause ein guter Mensch oder eben ein guter Christ sein, sogar die Bibel und andere ethische Bücher könne man ja zu Hause lesen, und so ein Buch von bekannten Theologen oder Philosophen sei bestimmt umfassender und tiefer als eine gewöhnliche Predigt am Sonntag.

Da wechselte ich das Thema und fragte ihn, ob er denn noch immer ins Fitnesscenter gehe. Als er bejahte, fuhr ich fort: „Und ist es dir nie in den Sinn gekommen, dass du die Übungen auch zu Hause machen könntest? Vielleicht nicht genau so, aber die meisten Übungen kann man auch zu Hause improvisieren, um die Muskeln aufzubauen oder fit zu halten.“

„Aber im Fitnesscenter habe ich mehr Möglichkeiten, sie haben bessere Geräte und außerdem Trainer, die einen motivieren und beraten.“

„Also, da kannst du Bücher lesen, die sind umfassender und fundierter als irgendwelche Trainer in Fitnesscentern. Und außerdem gibt es sogar Videos im Internet.“

„Aber zu Hause bin ich nicht motiviert genug. Ich trainiere lieber mit Kollegen, da animiert man sich gegenseitig.“

„Aber findest du denn alles so toll in deinem Fitnesscenter? Oder würdest du einiges ändern, wenn du der Chef wärest und das Geld dazu hättest?“

„Klar, dass es immer etwas zu verbessern gibt. Aber ich bin ja nun mal nicht der Chef, also akzeptiere ich die Sachen so, wie sie sind.“

„Also willst du weiter im Fitnesscenter trainieren, trotzdem dir nicht alles gefällt?“

„Na klar.“

„Na schön, aber das gilt alles auch für die Kirche.“

„Wie meinst du das?“

Ich erklärte: „Man kann Gottes Wort zu Hause lesen, man kann auch zu Hause Gott loben, beten, sich mit ethischen Fragen beschäftigen und sogar Andachten machen, aber in der Kirche hat man mehr Möglichkeiten und Einrichtungen, und außerdem gibt es Pastoren und andere Mitarbeiter. Natürlich wissen die auch nicht alles, und es steht jedem frei, darüber hinaus auch Bücher von bekannten Theologen oder Philosophen zu lesen oder Videos von ihnen zu hören. Aber, wie du schon sagtest, lässt zu Hause schnell die Motivation nach, schließlich motiviert man sich gegenseitig, wenn man mit anderen zusammen ist. Natürlich hat auch die Kirche viele Fehler und du würdest gerne etwas ändern, aber da nicht alle die gleiche Meinung und den gleichen Geschmack haben, muss man eben Kompromisse machen und sich damit abfinden. Und deshalb solltest du trotz mancher Unvollkommenheiten die geistlichen Übungen innerhalb der Kirche weitermachen, so wie du die körperlichen Übungen im Fitnesscenter machst.“



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