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Der Weinbergbesitzer und die Pächter
ОглавлениеEin mit der Zeit zu ansehnlichem Reichtum gelangter Weinbauer war in die Jahre gekommen und wollte sich zur Ruhe setzen. Damit seine Nachfolger gut zurechtkämen, investierte er in seinem letzten Jahr kräftig, ließ die Weinkeller renovieren, baute einen neuen, großen Weinkelter zum Auspressen der Trauben, erneuerte Mauern, Zäune und Gebäude. Dann vermietete er das Anwesen und zog sich mit seinem Fahrer, seinem Verwalter und einem Hausmädchen in sein großes Stadthaus zurück. Nach der nächsten Ernte, die reichlich ausgefallen war, schickte der Mann seinen Fahrer zu dem Weingut, um an die noch ausstehende Jahrespacht zu erinnern. Die Mieter aber reagierten patzig, der Streit eskalierte, es kam zu einem Handgemenge und die Mieter verprügelten den Fahrer.
Der Weinbauer war entsetzt. Er dachte sich aber: “Vielleicht hat der Fahrer irgendetwas Grobes gesagt, deshalb will ich lieber mein Hausmädchen schicken. Sie ist eine so liebe und sanfte Person, sie wird wohl kaum grob behandelt werden.” Die Mieter aber spotteten darüber, dass der Besitzer ein einfaches Hausmädchen schickte, misshandelten und vergewaltigten es und schickten es blutig und mit zerrissenen Kleidern heim.
Da sagte der Mann sich, dass er den Verwalter persönlich schicken müsse. Dieser ehrenwerte und studierte Mann würde ganz anders behandelt werden. So machte sich dieser trotz seines hohen Alters auf, um in Erfahrung zu bringen, aus welchem Grund die Mieter nicht zahlten. Die Mieter aber ergriffen den Greis ebenfalls und misshandelten ihn so sehr, dass er verstarb.
Da wurde der Weinbauer sehr traurig und sagte sich: “Ich würde gerne persönlich dorthin gehen, um mit den Mietern zu sprechen, aber ich bin alt und mein Fahrer ist immer noch verletzt.”
So rief er seinen Sohn an, der in einer benachbarten Stadt wohnte, und bat ihn, auf dem Weingut nach dem Rechten zu sehen. Der Weinbauer wusste, dass man seinem Sohn nichts tun würde, da die Familie durch ihren Reichtum und Einfluss sehr geehrt war und es ein Riesenskandal wäre, wenn jemand seinem Sohn etwas zuleide täte. Aber die Mieter waren so unbedacht und aggressiv, dass sie auch den Sohn erschlugen. “Jetzt hat der Weinbauer niemanden mehr, den er uns schicken kann”, freuten sie sich sogar noch. “Damit gehört das Weingut nun praktisch uns selbst!” Der Weinbauer aber rief die Polizei an. Und diese umzingelte das Weingut mit einer Hundertschaft, verhaftete alle Frauen und Männer, und deren Kinder landeten in Waisenheimen.
So führte Jesus seinen Zuhörern vor Augen, wie Gott in seiner Langmut Propheten schickt, die misshandelt werden, dann seinen Sohn schickt, der sogar getötet wird und so schließlich gezwungen ist, ein großes Kriegsheer gegen die aufmüpfigen Bewohner in seinem Land herbeizurufen, damit diese endlich ihr Unrecht erkennen. (Original in Matthäus, 21, 33ff)