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Fiese Tricks beim Schülerrennen

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Kinder und der Leistungsdruck. Ein viel diskutiertes Thema. Über das nicht zuletzt Marcels Papa Ferdl stundenlang erzählen könnte. „Spätestens im Kindergarten und dann in der ersten Klasse Volksschule geht dieser Druck des Lebens für unsere Kinder los“, weiß Ferdl. Für den es deshalb nie eine Option war, Marcel in ein Ski-Internat zu stecken. „Da hätte mir das Herz geblutet. Die ganze Woche nicht da, Samstag und Sonntag Rennen, dann Wäschewaschen und am Montag um sechs Uhr früh wieder ins Internat? Das entspricht nicht meinen Vorstellungen, das wollte ich Marcel nie antun.“

Mit zehn Jahren steht Marcel am Start eines Nachwuchsrennens. Der Vater eines Konkurrenten sagt zu ihm: „Hirscher, pass auf, beim fünften Tor kommt schon das Gras raus. Da hat’s die Leute reihenweise aus der Bindung rausg’haut, einer hat sich sogar den Haxn brochen!“ Marcel nimmt Tempo raus, kommt zur vermeintlichen Problemstelle. „Und was war? Gar nichts, kein Gras, sondern alles bestens! Er wollte nur, dass ich unnötig abbremse …“ Im Alter von 13 Jahren werden Marcel im Startbereich eines Rennens in Hinterstoder sogar die Skier gestohlen. Papa Ferdl erinnert sich: „Auf einmal war ein Papa von einem anderen Läufer mit Marcels Skiern dahin! Ich hab ihn noch erwischt und gefragt, was das denn soll? Er meinte, dass er unabsichtlich die falschen Ski erwischt hat. Was natürlich ein Blödsinn war, denn Marcels Name stand gut sichtbar auf den Skiern …“

Es sind Psycho-Spielchen und fiese Tricks wie diese, die im Nachwuchsbereich keine Seltenheit, ja, fast gang und gäbe sind. Als Marcel 14 Jahre alt ist, werden Studien präsentiert, die angesichts der damals neuen Carving-Ski besagen: „Wenn die Kinder mit denen fahren, dann können sie mit 18 nicht einmal mehr gehen!“ Was Marcel damit sagen möchte: „Das hat dem Papa schon ordentlich zu denken gegeben. Hätte er das alles für bare Münze genommen, wäre meine Skikarriere mit 14 zu Ende gewesen.“ Der raue Wind im Nachwuchsbereich macht den Hirschers aber Sorgen. „Wir haben uns gedacht: Habe die Ehre, wenn das jetzt schon so ist, wie wird das dann erst im FIS-, Europacup- oder sogar im Weltcup-Bereich? Es war jedoch genau das Gegenteil. Je höher das Niveau wurde, desto respektvoller war der Umgang.“ So war’s dann auch bei Marcels Aufstieg innerhalb des Skiverbands Richtung Weltcup-Gruppe. „Die damaligen Stars waren sehr hilfsbereit, sind mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden.“

Ein entscheidender Mosaikstein hat Marcel jedoch gefehlt. „Niemand hat mich auch nur im Geringsten darauf vorbereitet, was passiert, wenn du mit Anfang 20 als Österreicher den Gesamt-Weltcup gewinnst, im Rampenlicht stehst und bei der Heim-WM in Schladming Weltmeister wirst.“ Genau aus diesem Grund ist es Marcel auch jetzt nach dem Ende seiner Karriere ein entscheidendes Anliegen, seine Erfahrungen und Erlebnisse an Kinder, Jugendliche, Talente weiterzugeben. „Es braucht ein Heranführen an solche Situationen. Eine Ausbildung, was es heißt, eine Person der Öffentlichkeit zu sein.“ Denn es ist kein Geheimnis, dass Marcel genau dieser Teil des Lebens als Superstar am meisten Kraft gekostet hat. Eine Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass Marcel in den letzten zehn Jahren seiner Karriere jener Österreicher war, der die meisten Interviews gegeben hat, Politiker inklusive. Deshalb sagt Marcel auch heute ganz ehrlich: „Ja, das Skifahren vermisse ich! Aber dieses permanente Beobachtetwerden und immer Leistung abliefern zu müssen, das vermisse ich nicht.“

Marcel Hirscher

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