Читать книгу Performative Zugänge zu Deutsch als Zweitsprache (DaZ) - Alexandra Lavinia Zepter - Страница 22
Sprachverarbeitung auf SatzebeneSprachverarbeitung auf Satzebene – motorische Aktionenmotorische Aktionen mit entgegengesetzter Richtung
ОглавлениеEine der bekanntesten Reaktionszeitstudien im beschriebenen Setting stammt von Glenberg & Kaschak (2002). Das Experiment funktionierte wie folgt (vgl. ebd.: 559f.): Den erwachsenen Proband:innen wurden in ihrer Erstsprache Englisch nicht-sinnhafte Sätzenicht-sinnhafte Sätze (z. B. „Boil the air“) und sinnhafte Sätzesinnhafte Sätze vorgelegt, deren Sinnhaftigkeit es jeweils zu beurteilen galt. Die sinnhaften Sätze thematisierten entweder eine Aktion, bei der eine Armbewegung in Richtung zum eigenen Körper ausgeführt wird (z. B. “Open the drawer!“ ‚Öffne die Schublade!‘); oder eine Aktion, bei der das Gegenteil der Fall ist und die Armbewegung vom Körper wegführt (z. B. “Close the drawer!“ ‚Schließe die Schublade!‘).
Abb. 2.10:
Experimentdesign bei Glenberg & Kaschak (2002) (eigene Nachbildung)
Bei der Beurteilung der Sätze mussten die Testpersonen entweder eine Ja-Taste (für das Urteil ‚Ja, der Satz macht Sinn.‘) oder eine Nein-Taste (für das Urteil ‚Nein, der Satz macht keinen Sinn.‘) drücken. Da als Ausgangsposition eine Taste zu drücken war, die sich auf einer horizontal ausgerichteten Konsole mittig zwischen der Ja- und Nein-Taste befand, involvierte das Antworttastendrücken jeweils eine Armbewegung hin zum eigenen Körper oder weg vom eigenen Körper (vgl. Abb. 2.10). Es gab zwei Testbedingungen. In der einen Testbedingung entsprach die Ja-Taste der (ausgehend von der Mitteltaste) dem Körper ‚nahen Taste‘ und die Nein-Taste der ‚fernen Taste‘ (Abb. 2.10, linke Spalte). In diesem Fall ist bei dem Satz „Öffne die Schublade!“ die ‚BeurteilungsbewegungBeurteilungsbewegung‘, die mit dem Arm zum Drücken der Ja-Taste auszuführen ist, kompatibel mit der Satzbedeutung – denn beide Male wird eine Armbewegung hin zum eigenen Körper ausgeführt. Bei dem komplementären Satz „Schließe die Schublade!“ ist sie es dagegen nicht. Kehrt man die Versuchsbedingung um und vertauscht die Ja- und Nein-Taste (Abb. 2.10, rechte Spalte), dann ist die korrekte Urteilsbewegung kompatibel mit dem Satz „Schließe die Schublade!“ und inkompatibel mit „Öffne die Schublade!“. Unter beiden Testbedingungen mussten die Proband:innen bei einem Teil der sinnhaften Sätze, um die Ja-Taste zu erreichen, eine mit der Satzbedeutung inkompatible Bewegung ausführen, während bei dem anderen Teil der sinnhaften Sätze die Beurteilungsbewegung kompatibel war.
Zu den Ergebnissen der experimentellen Studie von Glenberg & Kaschak (2002): Die Reaktionszeiten waren bei der mit der Satzbedeutung kompatiblen Beurteilungsbewegung deutlich kürzer als bei der inkompatiblen Beurteilungsbewegung. Die Ergebnisse lassen sich dahingehend interpretieren, dass beim Lesen der Sätze Erfahrungsspuren der beschriebenen Aktivität reaktiviert wurden.