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Es herrschte dichter Verkehr, und daher waren die gut 50 Kilometer zwischen Midtown Manhattan und dem auf der anderen Seite des Hudson in New Jersey gelegenen Paterson eine wahre Quälerei.

Ugarimovs Sandstein-Villa war groß und protzig und hatte vermutlich das Doppelte von dem gekostet, was zwei Agents des Special Cases Field Office in ihrem ganzen Leben verdienten.

Als ich den Wagen am Straßenrand parkte und ich Lews Blick sah, mit dem er das Anwesen bedachte, wusste ich, was in ihm vorging.

So gut kannten wir uns inzwischen.

Seine Gedanken waren in diesem Moment für mich ein offenes Buch.

Er dachte genau dasselbe wie ich.

„Vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet, haben wir wohl die falsche Seite gewählt, was?“

„Tja...”

„Ist doch wahr, Murray!”

Ich hob die Augenbrauen.

„Findest du wirklich?“

„Nun...“

„Ugarimov hat jetzt nicht mehr viel von all seinem Reichtum. Im Leichenschauhaus sind alle gleich. Und wenn er kein Mafia-Boss, sondern ein ganz gewöhnlicher Klempner oder Busfahrer wäre, wäre er jetzt vermutlich noch am Leben.”

„Das ist allerdings wahr.“

„Um ein Haar wäre ich ja selbst dort gelandet. Im Leichenschauhaus, meine ich.”

Lew runzelte die Stirn.

„Kann es sein, dass du im Moment einer ziemlich düster geprägten Grundstimmung nachhängst?“, fragte mein Kollege.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Wundert dich das?“

„Nein.“

„Na, also!“

„Aber du solltest das, was passiert ist, so schnell wie möglich aus einem Kopf bannen, Murray.“

„Wenn das so einfach wäre, Lew!“

„Wer sagt denn, dass es einfach ist, Murray?“

„Ach, Lew...“

„Aber notwendig ist es. Sonst hast du eine Gedanken nicht für den Fall frei, den wir im Moment zu lösen haben. Und wenn du mich fragst, bist du im Moment hart an der Grenze der Dienstunfähigkeit.”

„Hey, nicht übertreiben.”

„Das ist nicht übertrieben. Es ist einfach nur die Wahrheit, auch wenn du die nicht so gerne hören willst.”

„Amen.”

„Bedeutet: Ich habe recht, oder?”

Darauf gab ich keine Antwort.

Er hatte natürlich recht.

Ich gab es ungern zu, aber Lews Worte trafen den Kern der Sache. Jedes einzelne davon.

Allerdings war ich froh, nicht länger darüber reden zu müssen. Ich glaube nämlich nicht unbedingt, dass durch andauerndes Besprechen Probleme besser werden oder einfacher zu ertragen sind. Manchmal wird dadurch nämlich erst richtig kompliziert. Und wozu, so frage ich all die Hobby-Psychoanalytiker, die heute so herumlaufen und die man inzwischen in jeder Behörde, in jeder Firma und in jedem Dienstrang zuhauf findet, wozu hat Allah uns die Kraft zur Verdrängung gegeben?

Damit wir sie nicht benutzen?

Das will ich mir nicht vorstellen.

Will ich einfach nicht.

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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