Читать книгу Ruhrpott, Venedig, Tanger - tot! 3 Krimis - Alfred Bekker - Страница 28

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Linda schlief in dieser Nacht nicht in dem Zimmer, das Jaffar ihr tags zuvor hergerichtet hatte, sondern bei Patrick. Zuvor hatte sie Jaffar gebeten, sorgfältig alle Türen zu verschließen. Patrick sollte nicht noch einmal zu einem seiner schlafwandlerischen nächtlichen Ausflüge aufbrechen.

"Ich werde auch dieses Zimmer abschließen", erklärte sie ihm, währenddessen er sie ziemlich verwundert ansah. "Es ist das beste."

"Und wo kommt der Schlüssel hin?"

"Ich werde ihn bei mir haben!"

"Wenn es dich beruhigt..."

"Ja, das tut es."

Patrick zuckte die Achseln. Er holte die Tabletten hervor, die Dr. Andretti ihm in einer metallenen Pillendose gegeben hatte und nahm eine davon.

Sie lagen noch eine ganze Weile wach auf dem Bett.

"Du kannst nicht einschlafen, was Linda?", stellte Patrick fest, während er ihr das Haar strich.

"Ja," gab sie zu. An mangelnder Müdigkeit konnte das nicht liegen. Aber da war einfach zu viel, was ihr durch den Kopf ging. Nach einer langen Weile des Schweigens sah sie plötzlich auf und fragte ihn: "Was glaubst du, was könnte Tarek noch an Indizien haben, die gegen dich sprechen?"

"Wie kommst du darauf?"

"Er würde sonst nicht morgen noch einmal mit dir sprechen wollen."

"Es gibt da nichts, Linda. Zweifelst du noch immer? Glaubst du wirklich, ich wäre fähig. einen Menschen umzubringen?"

Sie schüttelte den Kopf. "Nein" gab sie mit matter Stimme zu.

"Na, also. Vertrau mir, Linda!"

"Ich werde es versuchen."

"Gut!"

Sie schmiegte sich an ihn, legte den Arm um seinen Oberkörper, gerade so, als wollte sie ihn festhalten und schlief ein. Sie schlief ziemlich tief, aber irgendwann nach Mitternacht schreckte sie plötzlich hoch. Etwas war anders. Etwas stimmte nicht und im nächsten Moment wurde ihr auch klar, was es war. Der Platz neben ihr war leer.

Es war, als ob eine kalte Hand nach ihrem Herzen griff. Ihr Puls beschleunigte sich und sie fühlte ihn bis zum Hals schlagen.

"Patrick!", flüsterten ihre Lippen halblaut in die nächtliche Stille hinein.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die junge Frau vollends wach war. Sie sprang aus dem Bett und fühlte etwas kaltes. Die Balkontür stand offen und von draußen kam ein kühler Wind vom Meer her, der Linda frösteln ließ.

"Patrick!"

Wie einen Schatten sah sie ihn auf dem Balkon stehen. Er ging mit unbeholfenen, etwas tapsig wirkenden Schritten voran und berührte dann das Geländer. Seine Bewegungen glichen denen eines Blinden...

Er wandte leicht den Kopf und dann sah Linda das Gesicht.

Es war Patrick. Er schien wie in Trance. Sein Gesicht machte einen entrückten Eindruck.

Und dann schwang er ein Bein über das Geländer, so als wolle er in die Tiefe springen.

"Patrick, nein!"

Sie schnellte vor und packte ihn unter dem Arm. Mit aller Kraft riss sie ihn zurück, so dass sie beide recht unsanft zu Boden kamen.

"Was ist los?", hörte sie ihn wenig später fragen. Er sah sie an und sein Gesicht drückte jetzt Verwirrung aus. Er wirkte wie jemand, der aus einem langen, sehr tiefen Schlaf erwacht war und sich an einem ganz anderen Ort wiederfand, als dort, wo er sich niedergelegt hatte.

"Was los ist? Patrick, das könnte ich dich eher fragen! Du hast versucht, über das Geländer zu springen. Du hättest dir den Hals brechen können, weißt du das eigentlich."

"Ich weiß gar nichts", sagte er und rieb sich die Stirn. "Wie komme ich hier her? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was geschehen ist..."

"Oh, Patrick..." Sie strich ihm sanft über die Schulter. Dann standen sie beide auf und umarmten sich.

In der Art wie er sie hielt, spürte sie seine Verzweiflung.

"Es ist furchtbar", sagte er. "Ich weiß nicht, was ich tue... Wer weiß. Vielleicht bin ich wirklich dieses Phantom, das des nachts durch Tanger schleicht und wahllos Menschen umbringt..."

"Nein, Patrrick, das würdest du nie tun!"

"Kann ich es ausschließen? Ich war da draußen, in jener Nacht als der Brite starb."

"Aber Dr. Andretti hat doch unter Hypnose..."

"Du hast selbst gesagt, dass das kein Beweis ist, Linda! Und du hattest recht! Ich habe es mir einzureden versucht und würde es so gerne glauben... Aber die Unsicherheit bleibt trotzdem."

Linda seufzte. Was er aussprach, entsprach nur ihren eigenen Zweifeln. Und wenn er selbst schon nicht sicher war, dass er niemanden umgebracht hatte - wie konnte es dann jemand anderes sein.

"Vielleicht wollte ich mich umbringen, weil ich unbewusst von meiner Schuld weiß", murmelte Patrick dann.

Sein Gesicht war kalkweiß und fahl und erst jetzt fiel Linda auf, dass sich die Bewölkung und der Nebel verzogen hatten.

Draußen stand hell und schon fast ganz rund der Mond.

"Du darfst dir nichts einreden, Pat", sagte sie.


Ruhrpott, Venedig, Tanger - tot! 3 Krimis

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