Читать книгу Ruhrpott, Venedig, Tanger - tot! 3 Krimis - Alfred Bekker - Страница 33
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Es war irgendwann am frühen Abend, als Linda aus einem leichten Schlummer erwachte, in den sie gefallen war. Sie war sofort hellwach und begriff, dass das Geräusch, das sie gehört hatte, Haralds Landrover war.
Linda eilte zur Haustür.
Jaffar war ihr zuvorgekommen und hatte geöffnet.
Sie sah Harald mit zufriedenem Gesicht. Linda glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können, als sie Patrick an seiner Seite sah. Es war kaum zu glauben, aber offenbar waren Haralds Bemühungen von Erfolg gekrönt gewesen.
"Pat!", rief sie.
Sie lief zu ihm hin und umarmte ihn, aber er blieb merkwürdig steif, fast abweisend.
"Patrick, ich bin so froh..."
Er schwieg und strich ihr flüchtig über das Haar. Sein Gesicht war bleich, seine Augen blickten ins Leere.
"Haben sie dich gut behandelt?", fragte sie.
Er schwieg und nickte nur.
"Er wird sicher recht müde sein", meinte Harald. Sie gingen ins Wohnzimmer. Patrick ließ sich in einen der Sessel fallen und sagte zu Jaffar: "Ich brauche etwas zu trinken!"
"Ich auch!", sagte Harald. Dann wandte der Schweizer sich an Linda und erklärte: "Das war ein hartes Stück Arbeit, das können Sie mir glauben!"
"Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll!"
"Die Aussage des Schuhputzers hatte zu viele Widersprüche", sagte Harald dann. Er zuckte die breiten Schultern und setzte dann ein wenig später noch hinzu: "Mag der Teufel wissen, warum dieser Mann so ein Geschwätz erzählt."
"Vielleicht ist er dafür bezahlt worden", sagte Linda.
Harald sah sie erstaunt an.
Seine blauen Augen blitzten dabei für den Bruchteil einer Sekunde ganz eigentümlich.
"Bezahlt?"
"Ja."
"Aber wer sollte ein Interesse daran haben, Patrick so etwas anzuhängen oder ihn in Schwierigkeiten zu bringen?"
Linda zuckte die Achseln. "Zum Beispiel dieser Chemie-Konzern, gegen den Patrick prozessieren wird. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Gerichtsverfahren mit unfairen Mitteln beeinflusst werden soll - zum Beispiel dadurch, dass man den Anwalt der Gegenseite in Schwierigkeiten bringt."
"Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür", sagte Harald ernst.
"Doch", widersprach Linda und berichtete von dem Brief, den sie bei Dr. Andretti gesehen hatte. "Was, wenn Dr. Andretti durch einen Scheck des Scarlatti-Konzerns dazu bewegt wurde, Patrick in Verdacht zu bringen. Es war eine einmalige Gelegenheit. Er wusste über alle Einzelheiten Bescheid, schließlich war er anwesend, als Tarek zum erstenmal hier auftauchte..." "Scarlatti stellt alles Mögliche her, auch Medikamente", gab Harald zu bedenken. "Und Sie wissen doch, wie Ärzte mit Musterpackungen und Werbebriefen von der Industrie überhäuft werden! Ich halte es nicht für
ungewöhnlich, dass Sie bei Dr. Andretti einen Brief gesehen haben, wie Sie ihn gerade beschrieben, Linda."
Linda strich sich das Haar zurück.
"Aber es wäre möglich", gab sie zu bedenken.
"Für Dr. Andretti lege ich meine Hand ins Feuer", erwiderte Harald und schüttelte anschließend energisch den Kopf. "Nein, so etwas würde er nie tun - mal abgesehen davon, dass er nicht in Geldschwierigkeiten ist und seine Karriere hinter sich hat, so dass man ihn auch damit nicht locken könnte. Ich kenne ihn seit Jahren, Linda..."
Einen Augenblick stutzte Linda, als sie Harald diese Möglichkeit so vehement ausschließen hörte.
Dann mischte sich plötzlich Patrick in das Gespräch, der auf einmal aus seiner Lethargie erwacht zu sein schien.
"Linda, es ist völlig absurd, was du sagst."
"Und warum, bitteschön? Ist es nicht merkwürdig, dass dieser Mann sich so plötzlich von einem fürsorglichen Arzt zu jemandem wandelt, der dich schwer belastet?"
"Er hat nur seine Pflicht getan."
"Was?"
Linda war fassungslos. Sie sah Patrick mit einer Mischung aus Verwunderung und Wut an. Was war plötzlich in ihn gefahren. Patrick stand auf und sie tat es ebenfalls. Er sah sie einen Moment lang mit nach innen gekehrtem, abwesenden Blick an und sagte dann: "Ich habe mich mit Dr. Andretti einmal etwas intensiver über meine Arbeit unterhalten. Natürlich fiel dabei auch der Name Scarlatti..."
"Na, und?"
"Dr. Andretti war vor Jahrzehnten einmal in der Forschungsabteilung dieses Konzerns beschäftigt und verließ das Unternehmen, weil er die Art und Weise verabscheute, in der dieser Konzern den Umweltschutz missachtete. Das hat damals auch einen ziemlichen Pressewirbel gegeben..."
Linda konnte einen Augenblick lang nichts sagen.
"Das wusste ich nicht", murmelte sie dann schließlich fast tonlos. "Aber wenn das so ist, hast du natürlich recht..."
Sie zuckte mit den Achseln. "Es war nur so ein Gedanke..."