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"Was hast du getan?" Thomas Bernrieder sah seinen Vater fassungslos an.

"Mei, ich sag's doch! Dem Ramayer hab ich den Pachtvertrag gekündigt!"

Sie saßen zusammen in der Stube. Die Bernriederin hatte das Mittagessen auf den Tisch gestellt, aber im Augenblick hatte niemand so recht Hunger.

"Ich glaube kaum, dass das im Sinne des Großvaters gewesen wäre", gab Thomas seiner Überzeugung Ausdruck.

"Die Zeiten haben sich geändert, und wir müssen auch sehen, dass wir über die Runden kommen", verteidigte sich der Bernrieder. "Hast vielleicht vergessen, wie uns der Borkenkäfer im letzten Jahr zugesetzt hat? Unser Waldbestand hat erheblich an Wert verloren und die Aufträge für die Sägemühle sind auch net zahlreicher geworden! Ganz schön abstrampeln müssen wir uns..."

"Mei, wem sagst denn das", brummte Thomas. Er war ja schließlich Tag für Tag in der Sägemühle und wusste ganz genau, was sich da tat. Natürlich war dem jungen Mann klar, dass die Konkurrenz hart geworden war. Härter vielleicht als zu den Zeiten, in denen der Großvater noch den Betrieb geführt hatte.

Aber konnte das heißen, dass man deshalb alte Übereinkünfte einfach über den Haufen warf und sich an nichts mehr gebunden fühlte?

"Ich gebe zu, dass mir das schon lange auf der Seele brennt", meinte nun der Sägemüller. "Aber solange der Vater noch am Leben war, da..."

"Da hast es net gwagt, einfach seinen Willen zu missachten!", fuhr Thomas ihm dazwischen.

Jetzt mischte sich die Bernriederin empört ein.

"Geh, Thomas! Wie red'st denn mit deinem Vater!"

Der Thomas hob die Schultern. Er war selbst ein bisschen erschrocken darüber, mit welcher Heftigkeit er reagiert hatte. Andererseits entsprach das, was er gesagt hatte, seiner Überzeugung. "Mei, ist es denn net wahr?"

"Ich verstehe ja, dass dir das net in den Kram passt...", versuchte ihn seine Mutter etwas zu beruhigen. Die Bernriederin war sichtlich bemüht, die aufschäumenden Wogen zwischen Vater und Sohn etwas zu glätten.

"Net in den Kram passt? Mein Vater hat sich mit der Familie meiner zukünftigen Braut vollkommen zerstritten - so sieht es aus! Und darüber soll ich mich net aufregen?"

Der Bernrieder sah seinen Sohn erstaunt an.

"Zukünftige Braut?", echote er. "Hab ich das richtig gehört?"

"Mei, das hab ich jetzt halt so gesagt."

"Soweit seit ihr also schon..."

"Wenn du meinst, dass ich die Andrea schon einmal gefragt hätt', dann bist auf dem Holzweg. Soweit sind wir dann doch noch net. Aber dran gedacht hab ich schon. Und bislang hast auch noch nie etwas gegen die Andrea einzuwenden gehabt..."

"Ich versteh dich ja, Bub! Die Andrea ist ein fesches Madl. Aber mit dem Pachtzins hat das nix zu tun."

"Und den Willen des Großvaters? Meinst net, dass du den vielleicht respektieren solltest?"

"Mei, der wusste doch gar net mehr, wie es im Geschäftsleben zugeht! Zu seiner Zeit hat man mit einem Handschlag unterschrieben - aber da hat man auch noch Gehilfen für ein paar Groschen anstellen können!"

Der Bernrieder atmete tief durch.

Seine Frau ergriff jetzt das Wort. "Wie seid ihr denn nun verblieben, der Ramayer und du?", erkundigte sie sich.

"Verblieben?" Ihr Mann lachte heiser auf. "Der Ramayer besteht auf seinem Vertrag - und ich auf der Kündigung und einem höheren Zins! So ist es ausgegangen. Wir werden ja sehen, wer am Ende den längeren Atem hat...."


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