Читать книгу Falscher Stolz und dumme Streiche: Heimatroman Doppelband 2 Romane um Liebe, Berge, Heimat - Alfred Bekker - Страница 8
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Eine anstrengende Wanderung lag hinter den beiden jungen Leuten, die sich in diesem Moment an den Ufern des reißenden Wildbachs niedersetzten.
"Mei, ich glaub, von meinen Füßen spür ich gar nix mehr", seufzte Andrea Ramayer.
Um die Lippen des hübschen Dirndls spielte dabei trotzdem ein versonnenes Lächeln.
Thomas Bernrieder, der junge Mann, der sie auf dieser Wanderung begleitet hatte, erwiderte dies.
Beide saßen sie nun am Ufer des Baches, zogen Schuhe und Strümpfe aus und ließen die Füße in das erfrischende kalte Nass hineinbaumeln. Eine willkommene Erfrischung an einem derart heißen Tag. Der Bernrieder-Thomas nahm den kleinen Rucksack von den Schultern und setzte ihn neben sich.
"Sehr viel von unserem Proviant ist net mehr darin", stellte er fest.
Das Madl machte eine wegwerfende Handbewegung. "Im Moment könnte ich ohnehin nix essen", meinte sie. Ihre Blicke trafen sich. Andrea wurde es dabei ganz warm ums Herz.
Mei, mir wird ganz anders, wenn der Thomas mich so ansieht!, ging es dem Madl durch den Kopf.
"Das war ein sehr schöner Tag mit dir zusammen", murmelte Andrea dann.
"Und die Kraxelei ging dir net ein bisserl auf die Nerven!"
"Mei, für das heiße Wetter kannst du doch nix!"
"Das ist natürlich wahr, aber..."
"...und außerdem ist für mich nur wichtig, dass wir zwei zusammen sind. Wo auch immer das sein mag."
Thomas lächelte. Er nahm ihre Hand.
"Mir geht das ganz genauso, Andrea."
Das Madl atmete tief durch. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte sie. Ein Gefühl, von dem sie gewünscht hätte, das es niemals aufhörte.
Könntest dir den Thomas vielleicht auch als Ehemann vorstellen?, fragte sie sich.
Geh, um darüber nachzudenken ist es doch noch ein bisserl früh!, entgegnete eine andere, skeptischere Stimme in ihr.
Hast dich gerade erst frisch verliebt und denkst schon an den Altar! Warte doch erst einmal ab, ob dein Liebesglück überhaupt über längere Zeit anhält und von Dauer ist!
Thomas' Stimme drang jetzt in ihre Gedanken.
"Hast vielleicht Lust, mit mir übermorgen auf den Dorftanz zu gehen?"
"Beim Kramer-Wirt?", fragte das Madl zurück.
"Ja, freilich!"
"Gerne, Thomas. Ich freue mich schon sehr darauf." Dann seufzte sie. "Ich hoffe nur, dass ich an dem Abend auch frei bekomme. Ich habe dir ja erzählt, was im Moment bei uns los ist..."
Ludwig Ramayer, Andreas' Vater, war der Wirt des kleinen, idyllisch gelegenen Gasthofs ZUM GIPFEL. Und zur Zeit herrschte dort ein wahrer Hochbetrieb. Ausgerechnet jetzt war eine der Kellnerinnen, die der Vater zusätzlich eingestellt hatte, ausgefallen. Sie hatte sich den Fuß verstaucht und fiel in der nächsten Zeit mit Gewissheit aus.
Ersatz war nur schwer zu bekommen. Der Ramayer-Wirt bemühte sich zwar redlich darum, aber bislang ohne Erfolg.
"Ich weiß wie das ist, wenn man im elterlichen Betrieb mitarbeitet", meinte der Thomas, dessen Vater Sägemüller war. "Man kann sich net einfach wie ein x-beliebiger Angestellter aus der Verantwortung stehlen, schließlich geht es ja immer auch um die Zukunft des Betriebes, den man einmal weiterführen soll."
"Mei, da sagst ein wahres Wort!", seufzte Andrea. "Aber das ändert nix daran, dass es auch mal möglich sein muss, zum Tanz zu gehen."
"Ich freue mich schon sehr, Andrea."
"Ich mich auch..."
Thomas strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus der Frisur herausgestohlen hatte. Andrea schluckte.
Und einen Augenblick später trafen sich ihre Lippen zu einem vorsichtigen, tastenden Kuss.