Читать книгу Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 68

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Auf der ganzen Fahrt nach Wien ging mir der verdammte Russe nicht aus dem Kopf. War dieser Snegow wirklich an einem Unfall gestorben? Es sah so aus. Es konnte aber auch etwas ganz anderes dahinterstecken. Schließlich war es ja auch möglich, dass die Leute, in deren Auftrag der graue Mann mich angeworben hatte, noch eine ganze Reihe weiterer Geheimnisträger der ehemaligen UdSSR auf ihrer Todesliste hatten, um zu verhindern, dass Libyen, der Iran oder wer auch immer eine Art Ex-Sowjet Brain Trust zusammenstellten. Die Gelegenheit war ja schließlich auch ziemlich einmalig. Preise wie im Ausverkauf auf dem Grabbeltisch.

Später, als wir in Wien waren, versuchte ich, etwas über diesen Snegow in anderen Zeitungen zu finden. Tina war schon ganz kribbelig, weil ich einen Stapel Papier am Bahnhof kaufte und dann mit ins Hotel nahm.

"Was willst du damit?"

"Lesen."

"Steht doch überall dasselbe drin!"

"Manchmal nicht."

Am Abend gingen wir aus. Ins Burgtheater. Tina wollte unbedingt dorthin. Irgendein schwieriges Stück wurde da gespielt, deshalb gab es auch noch mehr als genug freie Plätze. Ich sah auf mein Programm. Glückliche Tage von Beckett. Eine Frau sitzt in einem Sandhaufen und redet und redet und redet, während ihr Mann sich irgendwo auf der Bühne herumflezt und ab und zu mal eine knappe Erwiderung hervorgrunzt. Hinterher gingen wir noch essen.

Als wir ins Hotel zurückkamen, war Tina ziemlich müde und fiel wie ein Stein ins Bett.

Ich blätterte noch die Zeitungen durch. Eine nach der anderen durchforstete ich nach dem Namen Snegow. Ich fand ihn nicht. Nur im Kurier stand eine kleine Meldung, aber ohne Namensnennung. Es war einfach nur von einem russischen Wissenschaftler die Rede.

Schlauer war ich jetzt auch nicht.

Ich sah zu Tina hinüber.

Sie schlief schon richtig tief und fest. Eigentlich war ich müde, aber ich hatte das Gefühl, jetzt unmöglich schlafen zu können. Da war einfach zu viel, was sich mir im Kopf herumdrehte.

Ich stand auf, öffnete die Hebetür und trat auf den kleinen Balkon hinaus, der zu unserem Zimmer gehörte. Es war eine laue Nacht. Eine der ersten lauen Nächte dieses Jahres.

Unser Zimmer war im siebten oder achten Stock. Ich sah hinab auf das Gewimmel. Von der Straße kam ein beständiges Rauschen, fast wie bei einer Meeresbrandung. Mein Blick glitt über die Lichtergalaxie der Stadt und ich dachte an alles Mögliche. Es herrschte ein großes Durcheinander in meinem Kopf. Ich dachte an den grauen Mann, an das Bankkonto in Zürich, auf das in nächster Zeit hunderttausend eingezahlt würden, ich dachte eine Sekunde lang an Erikson und an die Firma Kreuzpaintner, derentwegen ich in Wien war.

Und ich dachte an Tina.

Was wurde mit ihr, wenn ich den Job erledigt hatte?

Ich hatte noch noch nicht genügend darüber nachgedacht, wurde mir klar.

Was sollte ich ihr dann sagen?

Einfach von der Bildfläche verschwinden? Auf Nimmerwiedersehen? Es wäre das Einfachste gewesen. Und vermutlich auch das Sicherste. Aber ich wollte das eigentlich nicht, nicht wenn es sich vermeiden ließ jedenfalls. Ich wollte sie mit mir nehmen, so fern das möglich war. Und das hing von ihr ab. Und ein bisschen auch von mir. Von meinem Geschick, sie zu belügen, um genau zu sein, denn die Wahrheit konnte ich ihr nicht zumuten. Sie hätte sie nicht verstanden.

Aber im Lügen hatte ich ja ein bisschen Übung, warum sollte ich mir da also Sorgen machen?


Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane

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