Читать книгу Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 76
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Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, ehe ich wieder zu mir kam. Alles erschien mir seltsam unwirklich. Wie ein Alptraum, von dem man dumpf ahnt, dass er nicht real ist. Aber dieser Alptraum war real. Leider. So schwer es mir in diesem Moment auch fiel, aber ich musste jetzt meine fünf Sinne beisammenhalten. Für Tina konnte ich nichts mehr tun, aber wenn ich etwas Glück hatte, konnte ich vielleicht noch meine eigene Haut retten.
Ich legte Tina zurück auf den Boden und erhob mich. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, sie mir nicht noch einmal anzusehen, aber dann tat ich es doch.
Mit ihren geschlossenen Augen wirkte sie fast wie schlafend. Ich konnte noch immer kaum fassen, dass sie nicht mehr aufwachen würde. Nie mehr.
Ich ging hinaus in den Flur. In der Küchentür lag der Killer. Ich sah ihn mir zum ersten Mal wirklich an. Er sah aus, als könnte er immer noch nicht wirklich begreifen, dass er tot war.
Ich beugte mich über ihn und schlug sein Jackett zur Seite und durchsuchte die Innentaschen. Ich fand eine Brieftasche samt Führerschein, ausgestellt auf den Namen Hellmut Deschner. Das Foto stimmte überein, aber trotzdem hatte ich bei dem Führerschein den Verdacht, dass er falsch war.
Ich nahm das Kleingeld aus der Brieftasche und steckte es ein. Dreitausend D-Mark, der größte Teil in Fünfhundertern und Zweihundertern.
Der Leiche, die sich Deschner genannt hatte, konnte es nichts mehr nützen, aber mir ersparte es einen Gang zur Bank. Ich hatte jetzt ein paar Dinge zu tun, die wichtiger waren. Und zwar sehr schnell.
In Deschners Hosentaschen fand ich neben einem benutzten Taschentuch noch einen Wagenschlüssel mit dem BMW-Emblem als Anhänger. Ich würde mir den Wagen noch genau unter die Lupe nehmen, falls ich ihn fand.
Dann ging ich ich und packte meine Sachen. Es war nicht viel. Nicht viel mehr als das, womit ich eingezogen war. Es passte in einen Koffer.
Schade, dachte ich, als ich wieder im Flur stand. Ich hatte mich hier zu Hause gefühlt. Aber es gab keinen anderen Weg für mich. Wie sollte ich einem Polizisten zum Beispiel die beiden Leichen in der Wohnung erklären? Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich einen Mordauftrag angenommen hatte und irgend jemand offenbar etwas dagegen hatte, dass ich ihn auch ausführte und deswegen versuchte, mich vorher auszuschalten.
Außerdem würde derjenige, der diesen Bluthund namens Deschner auf mich gehetzt hatte, sicher nicht so schnell aufgeben. Sobald dieser Jemand davon erfahren hatte, dass ich seinem Todesengel das Licht ausgeblasen hatte, würde er den nächsten beauftragen.
Das Schlimme war, dass ich keine Ahnung hatte, wer mein Feind war. Ich war wie ein Blinder, der versucht, einen Boxkampf zu gewinnen; einer, der die Schläge seines Gegners immer erst bemerken kann, wenn sie seinen Schädel schon getroffen haben.