Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 79
Оглавление7
Während der nächsten Wachperiode durchstreifte Rena auf eigene Faust das Schiff. Sie hatte keine Lust, sich dabei von dem zwar äußerst korrekten, aber nichtsdestotrotz ausgesprochen distanzierten Ersten Offizier begleiten zu lassen.
Außerdem hatten alle an Bord im Moment offenbar ihre Aufgaben.
Allein der neue Captain schien dabei eine Ausnahme zu sein.
Auf der Brücke traf sie David Kronstein, den Offizier für Ortung und Kommunikation. Er war gerade damit beschäftigt, das interne Datennetz des Schiffs neu zu konfigurieren.
Als er Commander Sunfrost bemerkte, erhob er sich und nahm Haltung an.
»Machen Sie weiter, Lieutenant Kronstein«, forderte sie ihn auf.
»Ja, Ma'am.«
Wieder begegnete sie dem wachen Blick seiner dunklen Augen.
Hättest du diesen Mann nicht unter anderen Umständen treffen können?, ging es ihr dabei durch den Kopf.
Aber wahrscheinlich war das ein Grund dafür, dass sie nach ihrer Trennung von Tony Morton eine so lange Zeit des Single-Daseins hinter sich hatte. Als Offizier der Raumflotte war es einfach ziemlich schwierig, jemanden kennen zu lernen, der nicht derselben Befehlshierarchie angehörte wie man selbst. Und je höher man im Rang emporstieg, desto schwerwiegender wurde dieses Problem.
Immerhin haben wir noch kein offizielles Zölibat im Space Army Corps, wie es die Ordensritter des Mittelalters kannten!, ging es ihr durch den Kopf. Ein ironischer Seitenhieb schwirrte ihr noch durch die Gedanken: Damals wussten diejenigen, die einem Ritterorden beitraten zumindest, was für Opfer in dieser Hinsicht von ihnen erwartet wurden. Den Absolventen der Space Army Corps-Akademie sagt das kein Mensch...
Rena spürte ein deutliches Unbehagen in ihrer Magengegend. Unbewusst berührte sie die Verdickung an ihrer Uniform, wo sich das Projektil von Dambanor II hervorhob.
Bedenke, dass du sterblich bist und nur ein Leben hast, Rena, durchzuckte es sie. Und dass sich die Zahl der Männer, die dich vom ersten Augenblick an derart stark beeindruckt haben, an einer halben Hand abzählen lassen!
»Ich hoffe, Sie kommen gut voran, Lieutenant«, sagte Rena gleichzeitig fast automatenhaft, während in ihren Gedanken und Gefühlen ein einziges Chaos herrschte. Ein Zustand, den sie eigentlich hasste und normalerweise auch umgehend zu beseitigen wusste. Aber nicht in diesem Fall. Wenn du ganz ehrlich bist, dann genießt du es. Zumindest ein Teil von dir...
»Wir haben hier leider ein paar schwerwiegende Probleme mit dem Bordrechner«, erläuterte David Kronstein.
Rena ertappte sich dabei, dass ihr der Klang seiner tiefen, männlichen Stimme im Moment viel wichtiger war als das, was er zu sagen hatte. Reiß dich zusammen! Wenn man es dir ansieht, was mit dir los ist, kannst du dich gleich um ein anderes Kommando bemühen, weil du dann nie die nötige Autorität an Bord gewinnen wirst!
»Was sind das für Probleme?«, fragte sie.
»Es hängt alles mit dem Unfall von Commander Reilly zusammen. Ich weiß nicht, wie viel Sie darüber wissen, Ma'am...«
»Es gab eine Explosion bei den Sandström-Aggregaten.«
Kronstein nickte. »Exakt. Und zwar an einer sehr sensiblen Stelle. Es kam zu einem kompletten Systemausfall. Normalerweise ist der Bordrechner dagegen mit mehreren redundanten Systemen gesichert, aber in diesem Fall kam zum Verhängnis auch noch das Pech. Die Sicherungssysteme versagten, und jetzt kann ich zusehen, wie ich aus dem Datensalat wieder etwas mache, das man ein Daten- und Kommunikationssystem nennen kann!«
»Sie sind um Ihre Aufgabe nicht zu beneiden.«
»Keine Sorge, Ma'am, das bekomme ich schon wieder hin«, versicherte Kronstein.
»Ich habe Ihre Akte gelesen, Lieutenant, und deswegen habe ich keinerlei Zweifel daran.«
»Danke, Ma'am.«
Als sich ihrer beider Blicke abermals trafen, wandte Commander Sunfrost schon nach einem kurzen Moment den Kopf zur Seite. Sie glaubte zu spüren, dass von ihrem Gegenüber zumindest Sympathie herüberkam.
Schlag es dir einfach aus dem Kopf, Rena!, erteilte sie sich selbst einen überaus energischen Befehl. Es ist schlicht und ergreifend sinnlos!
Ein Pfeifton ertönte.
David Kronstein löste seinen Kommunikator aus der Magnethalterung am Gürtel. »Eine Folge des Computercrashs ist auch der zeitweilige Ausfall des Schiffs-Interkoms«, sagte Kronstein an Rena gewandt. »Jeder von uns ist zurzeit nur über den persönlichen Kommunikator erreichbar. Etwas ärgerlich, aber...«
»Sie tun sicher Ihr Bestes, Lieutenant.«
Er lächelte. »Natürlich, Ma'am.«
Jetzt erst schaltete er den Kommunikator frei. Sunfrost stand nahe genug, um zu sehen, dass auf dem Minibildschirm des Kommunikators das Gesicht des Ersten Offiziers erschien.
»Ich brauche Computerkapazitäten zur Berechnung eines Winston-Feldes«, verlangte Raphael Wong.
»Sir, das ist im Moment äußerst ungünstig.«
»Ich kann mir Ihre Schwierigkeiten lebhaft vorstellen, Lieutenant. Aber ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es nicht notwendig wäre.«
»Die Neukonfiguration des Kommunikationssystems würde sich um mindestens 40 Stunden verzögern, Sir!«
»Das nehmen wir in Kauf.«
»Ich weiß nicht, Sir...«
»Was wissen Sie nicht?«
Kronstein blickte in Sunfrosts Richtung.
Die Kommandantin streckte die Hand aus. »Geben Sie mir das Ding!«
Bislang hatte sie geglaubt, dass Wong in der Lage war, seinen Frust über die nicht erfolgte Beförderung herunterzuschlucken und die neue Situation zu akzeptieren. Aber das war offensichtlich nicht der Fall!
Was erlaubt sich der Kerl?, durchfuhr es Rena ärgerlich.
Macht einfach hinter meinem Rücken, was er will!
Zwar war es die Aufgabe des Ersten Offiziers, für den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts an Bord eines Raumschiffs zu sorgen. Aber wenn sich die Rekonfiguration des Kommunikationssystems der STERNENKRIEGER um zwei Standard-Erdtage verzögerte, dann war das etwas, worüber Sunfrost gerne Bescheid wusste.
»Wong?«
»Ja, Ma'am?« Dem Lieutenant Commander war nicht anzumerken, was er von ihrem Eingreifen hielt.
»Sie hätten mich konsultieren sollen.«
»Mag sein, Ma'am, aber...«
»Kommen Sie umgehend in meinen Raum. Dort werden wir uns unterhalten.«
Kronstein mischte sich ein. »Captain, das ist leider nicht möglich. Ihr Raum dient zurzeit als Lagerraum für Ersatzteile der Brückenelektronik. Tut mir Leid, aber...«
»Dann komme ich zu Ihnen, Lieutenant Commander«, sagte Sunfrost eisig.