Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 87
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In den letzten vier Tagen hatten die Arbeiten an der STERNENKRIEGER erhebliche Fortschritte gemacht. Fast die gesamte Mannschaft war inzwischen an Bord, und Rena Sunfrost wagte die Prognose, dass das Schiff in ein bis zwei Tagen startklar war.
Inzwischen hatte Sunfrost auch von Commodore Jackson den offiziellen Marschbefehl ins Bannister-System bekommen.
Allerdings hatte sie ausdrückliche Order, nur Wong und Kronstein einzuweihen, was sie bisher noch nicht getan hatte.
Wongs Ermittlungen, was den Tod von Commander Reilly anging, traten auf der Stelle. Er hatte lediglich herausgefunden, dass das Shuttle, das kurz vor der Explosion an die STERNENKRIEGER angedockt hatte, vermutlich vom Genfer Raumhafen aus gestartet war und einer Verleihfirma gehörte.
Der Pilot hatte zwar eine gültige Raumlizenz vorgezeigt, aber seine Identität war offensichtlich falsch.
Sunfrost hatte sich dazu entschlossen, über den tatsächlichen oder angeblichen Mordfall Reilly mit allen Offizieren des Schiffes zu sprechen und die Angelegenheit nicht als Geheimsache im kleinen Kreis zu handeln. Schließlich wusste zumindest Lieutenant White durch ihre Assistenz von Wongs Ermittlungen, und Sunfrost nahm an, dass auch die anderen Offiziere längst eingeweiht waren.
Wahrscheinlich war der Verdacht, dass der ehemalige STERNENKRIEGER-Captain vielleicht Opfer eines Anschlags geworden war, sogar Gesprächsstoff unter den Mannschaftsgraden.
Daher saß sie nun mit ihrem gesamten Offiziersstab im Konferenzraum der STERNENKRIEGER – der schon jetzt überfüllt wirkte.
Gerade erstattete Lieutenant Kronstein zu dieser Angelegenheit Bericht. Er war erfolgreicher gewesen als der Erste Offizier, indem er sämtliche ausgehenden und eintreffenden Transmissionsdaten der letzten Zeit unter die Lupe genommen hatte und auf etwas Interessantes gestoßen war.
»Kurz vor dem Zeitpunkt der Explosion gab es eine verschlüsselte Richtstrahl- Überlichttransmission«, sagte er.
»Sie bestand aus einer codierten Impulsfolge, die ich nicht zu entschlüsseln vermag. Diese Transmission war darüber hinaus äußerst geschickt unter anderen Daten versteckt worden, die zur gleichen Zeit die STERNENKRIEGER verließen, zum Beispiel die automatisch laufende Routinekommunikation mit dem Zentralrechner von Spacedock 13.«
»Mein Respekt, Lieutenant Kronstein«, sagte Sunfrost. »Es scheint so, als hätten Sie aus diesem Datenwust die einzige Perle herausgepickt, die uns weiterbringen kann...«
»Das ist nicht gesagt, Captain. Es könnte sein, dass da nur jemand eine private Nachricht schicken wollte, keine Lust hatte, Gebühren dafür zu zahlen, und deswegen seine Übertragung in den Strom der abgehenden Daten gemischt hat. Bei kleinen Speichermengen geht das, ohne dass es auffällt und in diesem Fall wäre es auch nicht auf gefallen, wenn ich nicht gezielt danach gesucht hätte.«
Kronstein lächelte spitzbübisch und zwang Sunfrost damit förmlich dazu, dieses Lächeln zu erwidern.
»Es waren nur Captain Reilly und der Unbekannte aus dem Shuttle an Bord«, gab Wong äußerlich ungerührt zu bedenken, dem das stumme Einvernehmen zwischen Kronstein und Sunfrost nicht entgangen war.
»Mal vorausgesetzt, dieser Unbekannte existierte tatsächlich«, erwiderte der Lieutenant. »Aber seien wir doch mal ehrlich, die meisten von uns haben den Trick, den ich gerade beschrieben habe, schon einmal benutzt, um den Lichtjahre weit entfernten Lieben einen Gruß zu schicken. Da ist man schon allein in der Unendlichkeit, und dann soll man für seine persönlichen Botschaften auch noch Gebühren entrichten! Wer empfindet das schon als gerecht? Es ist zwar streng genommen eine illegale Aneignung von flotteneigenem Kommunikationsvolumen, aber ich kenne keinen öffentlich bekannt gewordenen Fall, dass ein Angehöriger des Space Army Corps dafür jemals vor Gericht gestellt worden wäre. Und ein Heiliger war Captain Reilly nun wirklich nicht! Der hat bei Vorschriften gerne mal Fünf gerade sein lassen.«
Rena hatte von dieser Methode auch schon gehört, sie selbst aber nie angewendet. Vielleicht lag es daran, dass die Zahl ihrer »Lieben, denen sie eine private Nachricht hätte schicken können« im Laufe der Zeit einfach zu klein geworden war. Da waren ihre Eltern, ihre Schwester, einige Freunde... Außerdem war die Veruntreuung von Regierungseigentum – und darunter fiel auch Kommunikationsvolumen oder Speicherplatz – letztlich ein Grund für die unehrenhafte Entlassung, und das hätte Sunfrost für eine relativ geringfügige Ersparnis niemals riskiert.
»Konnten Sie den Zielpunkt des Richtstrahl ermitteln?«, hakte sie nach.
Kronstein nickte. »Das Bannister-System.«
»Und warum sollte Captain Reilly dorthin eine Nachricht schicken?«, fragte Wong skeptisch.
»Das habe ich auch überprüft, Sir«, wandte sich Kronstein jetzt direkt an den Ersten Offizier. »Im privaten Kreis hat er des Öfteren mal von einer alten Flamme gesprochen. Teresa Gonzales. Captain Reilly hatte seine sentimentale Seite. Er ist von dieser Teresa nie wirklich losgekommen, wollte sich aber andererseits nicht dauerhaft binden, weil er meinte, das wäre mit seinem Job unvereinbar. Ich habe herausgefunden, dass Teresa Gonzales als Ärztin in Asimovtown auf Bannister IV praktiziert.«
Wong wandte sich an Sunfrost. »Ich bin dafür, dass Sie noch einmal eine offizielle Untersuchung verlangen. Meiner Ansicht nach reichen die neuen Indizien dafür aus.«
»Nein, das werde ich nicht tun, I.O.«, erwiderte Sunfrost etwas schroffer, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.
»Darf ich Sie bitten, Ihre Entscheidung zu erläutern?«, hakte Wong nach, der sich alle Mühe gab, den Ärger, der jetzt in seinem Inneren tobte, so wenig wie möglich nach außen dringen zu lassen. Sein Gesicht wirkte regungslos, die Lippen waren aufeinander gepresst und wirken wie ein gerader Strich.
»Bei unseren letzten Gesprächen vermittelten Sie mir den Eindruck, dass Sie meinen Verdacht teilten«, fuhr er fort, als der Captain nicht sofort antwortete. »Ich muss schon sagen, dass ich etwas irritiert bin, Ma'am.«
Seine Stimme klirrte wie Eis.
Wer von uns beiden hätte in diesem Moment den Spitznamen Eisbiest wohl mehr verdient, Wong?, ging es Sunfrost durch den Kopf, während sie ihre Gedanken ordnete. Sie spürte, dass in dieser Sekunde das gesamte Offizierskorps der STERNENKRIEGER, Wongs Ablehnung teilte. David Kronstein eingeschlossen. Und das tat Sunfrost besonders weh. Eine klare Linie ist immer der beste Weg, dachte sie. Dieser Maxime war sie stets gefolgt und damit gut gefahren. Es war sinnlos, etwas nur im Hinblick auf die Reaktion eines anderen willen zu tun oder zu lassen, wenn die sachliche Begründung dafür einer objektiven Prüfung nicht standhielt.
»Ich werde keine Untersuchung verlangen«, sagte sie, »weil ich mir sicher bin, dass man sie ablehnen würde. Im Gegensatz zu Ihnen, Lieutenant Commander Wong, bin ich überzeugt, dass wir damit keinen Erfolg hätten. Dass ich Ihren Verdacht teile, stimmt allerdings auch. Also schlage ich vor, dass Sie weiter ermitteln wie bisher. Sollten wir während unseres Fluges in unser nächstes Einsatzgebiet zu dem Schluss kommen, dass eine Untersuchung notwendig ist, hätte ich das Recht, sie in eigener Verantwortung anzuordnen. Ich habe mir die Dienstvorschrift diesbezüglich noch mal genau angesehen.«
Sunfrost wandte sich an Wong. »Ich glaube, diese Vorgehensweise dient unserer Sache am besten. Sie und Lieutenant Kronstein möchte ich gleich noch zu einem Sechs-Augen-Gespräch hier behalten. Die übrigen Offiziere möchte ich nicht länger von ihren Aufgaben abhalten.«