Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 84

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Orbitalstation Delta war ein ziviles Weltraumhabitat, das in einer geostationären Umlaufbahn die Erde umkreiste. Etwa hunderttausend Menschen lebten hier. Eine regelrechte Orbitalstadt. Die Wohnungspreise waren entsprechend hoch.

Der Flug mit dem Shuttle dauerte für Rena Sunfrost keine halbe Stunde. Nachdem es angedockt hatte, wartete ein Mann in der Uniform eines Space Army Corps-Angehörigen auf sie. An den Rangabzeichen sah sie gleich, dass er ihr übergeordnet war.

»Commander Sunfrost?«, sprach er sie an.

»Ja, Sir?«

»Commodore Ponlo Hart«, stellte er sich vor. »Ich bin der persönliche Adjutant von Admiral Raimondo und habe den Auftrag, Sie zu seiner Wohnung zu bringen«

»Seiner Wohnung?«, echote Rena etwas erstaunt.

»Ja, Commander. Der Admiral hat eine Wohnung hier auf Delta. Das hat vor allem Sicherheitsgründe. Seit er eine herausragende politische Rolle im Hohen Rat spielt, ist er ein potentielles Ziel von Attentaten.«

Wenig später empfing Raimondo sie in einem weiträumigen, ganz in blau gehaltenen Raum. Große Panoramafenster vermittelten einen fantastischen Blick.

»Ich danke Ihnen, Commodore«, wandte sich der Admiral an seinen Adjutanten, nachdem er Sunfrost begrüßt hatte, und schwieg, bis Hart den Raum verlassen hatte. »Dies ist ein inoffizielles Vier-Augen-Gespräch, Commander Sunfrost. Setzen Sie sich.«

Er deutete auf eine Sitzgruppe aus Schalensesseln, die um einen Glaskubus herum gruppiert waren, der als Tisch diente.

Rena setzte sich.

»Möchten Sie etwas trinken, Commander?«

»Nein, danke, Sir.«

»Dann kommen wir zur Sache.« Der Admiral setzte sich ebenfalls, lehnte sich zurück und schlug dabei die Beine übereinander. Er unterzog Rena anschließend einer intensiven Musterung, ehe er schließlich sagte: »Sie werden sich über die Umstände dieses Treffens vielleicht etwas wundern.«

»Das ist wahr, Sir.«

»Nun, ich bin als Vertreter des Space Army Corps im Hohen Rat zwar offiziell noch im Dienst, aber nicht mehr Teil der eigentlichen Befehlskette. Stattdessen beteilige ich mich auf politischer Ebene an der Entscheidungsfindung. Die Debatte um eine eventuelle Kürzung des Space Army Corps-Etats werden Sie vermutlich verfolgt haben.«

»Ja, Sir.«

»Ich hoffe, dass ich am Ende das Schlimmste verhindern kann. Aber das ist so mühsam wie das Bohren dicker Bretter, und ich bin mir keineswegs sicher, ob es am Ende reichen wird. Wissen Sie, was die Anhänger unseres Vorsitzenden Ling vorgeschlagen haben? Eine Reduzierung des Etats um ein Drittel. Das sind doch alles Bürohengste, die von Raumfahrt so viel Ahnung haben wie ein Toter vom Beißen. Kein Mensch hat sich Gedanken darüber gemacht, wie wir den Betrieb der Flotte auf einem auch nur halbwegs zu vertretenden Niveau mit einer derart drastischen Kürzung aufrecht erhalten sollen. Dutzende von Dreadnoughts würden in Depots verschwinden und eingemottet werden. Das Corps käme nicht umhin, qualifiziertes Personal zu entlassen, das wir mühsam jahrelang ausgebildet haben. Es ist nicht zu fassen!«

Raimondo atmete tief durch.

Die gegenwärtige Debatte im Rat schien ihm einfach nicht aus dem Kopf zu gehen. Rena hatte die Entwicklung am Rande verfolgt und die Vorschläge von Julian Lang und seinen Anhängern wie ein heraufziehendes Gewitter betrachtet.

»Trauen Sie dem Frieden mit den Qriid?«, fragte Raimondo schließlich nach einer Pause. Er wartete Renas Antwort gar nicht erst ab. »Meiner Ansicht nach kann aus dem kalten Krieg, der zwischen uns und den Qriid herrscht, jederzeit wieder eine heiße Auseinandersetzung werden. Im Moment scheinen sie vor allem mit sich selbst beschäftigt zu sein. Möglicherweise gibt es sogar interne Machtkämpfe. Aber irgendwann werden sie ihre Expansionsbestrebungen fortsetzen. Und all diejenigen, die glauben, dass unsere Siege im Qriid-Krieg dazu geführt hätten, dass die andere Seite jetzt Respekt vor der Menschheit hat und an einem ernsthaften Frieden interessiert ist, halte ich für Träumer.«

»Ich bin Ihrer Meinung, Sir«, sagte Sunfrost.

»Tatsache ist, wir wissen nicht, weshalb ihr Expansionsdrang nach der Schlacht im Tridor-System plötzlich verebbte. Sie hätten mit Sicherheit über ausreichend Ressourcen verfügt, den Kampf fortzusetzen, und ich frage mich, ob sie nicht lediglich auf einen günstigeren Zeitpunkt warten. Ich nehme an, Sie wissen über das Bannister-System Bescheid, Commander.«

»Natürlich, Sir.«

»Ein weiterer Punkt, der mir Sorgen macht«, bekannte Raimondo. »Ich sage Ihnen, da braut sich was zusammen, was uns allen noch um die Ohren fliegen wird!«

Das Bannister-System war 56 Lichtjahre von der Erde entfernt und lag damit deutlich außerhalb des 50 Lichtjahre-Radius, den die Menschheit zurzeit als ihr Siedlungsgebiet beanspruchte. 15

Planeten umkreisten eine Sonne von doppelter Sol-Masse. Es war eine Kolonie, die mitten im Niemandsland zwischen dem Einflussbereich der Humanen Welten und dem Qriid-Imperium lag.

In letzter Zeit hatte die Gründung eines so genannten Bannister-Freistaates in den Medien Schlagzeilen gemacht. Eine Gruppe von Siedlern akzeptierte die Autorität der Humanen Welten nicht mehr, weil man sich durch den Space Army Corps nicht ausreichend geschützt fühlte. Auslöser waren bis dato geheim gehaltene Pläne aus dem Umkreis des Ratsvorsitzenden Ling gewesen, die im Zusammenhang mit den Kürzungen des Space Army Corps-Etats zu sehen waren. Danach sollte das Bannister-System evakuiert und den Qriid im Tausch gegen einen sichereren Frieden angeboten werden.

Natürlich hatte Julian Lang dies seinen Pressesprecher umgehend dementieren lassen, aber für die erzürnten Siedler war es der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

»Ling und seine Leute hatten tatsächlich vor, das Bannister-System den Qriid zu überlassen«, erklärte Raimondo. »Auch wenn er das jetzt in der Öffentlichkeit dementieren lässt. Diese Pläne liegen in der Schublade. Bei passender Gelegenheit wird Julian Lang sie wieder hervorholen, davon bin ich überzeugt.«

»Das Argument der astronomisch hohen Unterhaltskosten, die von den Bannister-Kolonien verschlungen werden, ist nicht ganz von der Hand zu weisen«, meinte Rena.

Raimondo lachte heiser. »Ja, wenn man alles nur unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Effektivität sieht, so wie Ling, stimmt das natürlich. Dieser Mann ist eine Krämerseele! Er hat keine Vision von dem, wo der Platz der Menschheit in – sagen wir – fünfzig oder hundert Jahren sein könnte. Das Einzige, was ihn interessiert, ist, dass er einen sauberen Haushalt vorzuweisen hat und die Firmen, die seinen Wahlkampf unterstützen, satte Gewinne machen. Dabei scheint er nicht eine Sekunde darüber nachzudenken, dass seine ganzen Berechnungen nicht den Chip Wert sind, auf denen sie gespeichert wurden, wenn die Qriid erneut angreifen.«

Über das Entscheidende haben wir noch nicht gesprochen, ging es Sunfrost durch den Kopf, während sie den Ausführungen des Admirals zuhörte. Er wird mich kaum hierher beordert haben, um sich über die allgemeine politische Lage zu beschweren.

Raimondo erhob sich, ging auf das Panoramafenster zu und blieb einige Augenblicke davor stehen.

Schließlich drehte er sich um. »Ich möchte jetzt ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, die auch Ihrem Vorgänger Commander Reilly bereits bekannt waren, der tragischerweise nicht mehr unter uns weilt. Die Reparaturarbeiten an der STERNENKRIEGER gehen über die normalerweise turnusgemäß fälligen Wartungen hinaus. Ihr Schiff erhält ein neues System zur Übertragung verschlüsselter Funkbotschaften, da es für eine besondere Mission vorgesehen ist. Botschafter John Aljanov wird an Bord der JEFFERSON ins Bannister-System fliegen, um sich dort mit Abgesandten der Qriid zu geheimen Verhandlungen zu treffen. Die Aufgabe der STERNENKRIEGER ist es, bereits vor dem Geheimtreffen ins Bannister-System zu fliegen, um dort die Lage besser beurteilen und notfalls beruhigen zu können. Außerdem ist es Ihre Aufgabe, nach eventuell vorhandenen verdeckten Operationen der anderen Seite Ausschau zu halten, die zum Ziel haben könnten, das Treffen zu torpedieren.«

»Die Siedler...?«, murmelte Sunfrost.

»Die Siedler.« Der Admiral nickte. »Oder aber interessierte Kreise unter den Qriid, denen es darum geht, einen Zwischenfall zu provozieren. Alles ist möglich.«

»Ich verstehe.«

»Was die Bannister-Siedler angeht, so werden die weder auf Sie als Repräsentantin des Space Army Corps, noch auf Botschafter Aljanov gut zu sprechen sein. Es herrscht nach wie vor der Verdacht, dass der Rat plant, die Existenz der Bannister-Siedler zu opfern. Unseren Erkenntnissen nach gibt es sogar die Bereitschaft zu bewaffnetem Widerstand.«

»Aber im Bannister-System leben auf drei erdähnlichen Planeten zusammen nicht mehr als zwanzigtausend Menschen, die zudem nur über leichte Raumboote verfügen. Die könnten sich weder gegen den Space Army Corps noch gegen einen Angriff der Qriid wehren.«

»Aber sie sind sehr wohl in der Lage, Anschläge zu verüben und durch Terror auf ihre Lage aufmerksam zu machen.« Raimondo zuckte die Achseln. »Diese Leute sind verzweifelt. Sie haben sich eine Existenz aufgebaut, sind teilweise schon in der zweiten Generation im Bannister-System, und nun befürchten sie, dass all ihre Opfer und Anstrengungen umsonst waren. Wie gesagt, Sie sollen deutlich vor der JEFFERSON im System eintreffen. Wir teilen Ihnen einen Geheimdienstoffizier zu Ihrer Unterstützung zu.«

»Ist er mir gegenüber in irgendeiner Form weisungsbefugt?«, hakte Rena nach.

Raimondo schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er nicht. Sein Name ist Kassan Rendup. Er ist Experte für das Bannister-System und wird für Sie eine Art Berater sein. Sicherlich haben Sie bereits bemerkt, dass die STERNENKRIEGER auf Spacedock 13 absolute Priorität genießt. Dabei wird es auch bleiben, sodass ich davon ausgehe, dass Sie bald aufbrechen können.«

Ein überlegenes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ich habe volles Vertrauen zu Ihnen und die Übertragung des Kommandos an Sie unterstützt. Haben sie noch irgendwelche Fragen, die wir besprechen sollten?«

»Ja.«

»Dann schießen Sie los, Commander.«

»Warum wurde in diesem Fall die normale Befehlskette übergangen?«, fragte Rena.

»Seien Sie versichert, dass Ihre direkten Vorgesetzten in die Sache eingebunden und informiert sind. Ihren offiziellen Marschbefehl erhalten Sie von Commodore Jackson, wenn es so weit ist.«

»Commander Reilly war seinerzeit offensichtlich der Einzige, der über den bevorstehenden Einsatz im Bannister-System informiert war. Ich hingegen würde gerne meine Offiziere einweihen.«

»Weihen Sie den I.O. ein«, gestand Raimondo zu.

»Und den Kommunikationsoffizier?«

»Einverstanden. Aber ansonsten bewahren Sie strengstes Stillschweigen, bis die STERNENKRIEGER Spacedock 13 verlässt.«

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