Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 46

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5. Kapitel


"Ma, ich weiß nicht, ob es richtig war, diesen Detektiv zu engagieren!", sagte Rena Sluiter. Sie war eine attraktive Frau, Anfang dreißig, hatte langes, blondes Haar, das sie aufgesteckt trug. Die Jeans und der sehr enge Pullover, den sie trug, zeichneten die geschwungenen Linien ihrer perfekten Figur exakt nach.

Bernhardine Sluiter betrachtete die Attraktivität ihrer Schwiegertochter nicht unbedingt mit Wohlgefallen. Das lag weniger daran, dass sie der Jüngeren die Jugend und Anziehungskraft neidete. Nein, über diesen Punkt war sie schon seit langem hinweg. Es war die Tatsache, dass ihr Sohn Ubbo von Renas Proportionen so fasziniert gewesen war, dass ihm einige wesentliche Aspekte an Renas Charakter völlig entgangen waren.

So zumindest sah Bernhardine Sluiter die Situation.

Sie hielt Rena für kaltherzig und narzisstisch.

Eine egoistische Person, die in Bernhardines Augen keinen Familiensinn kannte und sich bei ihrem Ubbo ins gemachte Nest gesetzt hatte. Friseurin war Rena gewesen, als Ubbo sie kennen gelernt hatte. Dann hatte sie kurz in einer Boutique gejobbt. Sie hatte keinen Sinn für das Geschäft, so wie Bernhardine. Schon deswegen hatte Bernhardine immer gefunden, dass sie nicht die richtige Frau für ihren Ubbo war.

Aber Bernhardine war klug genug gewesen, nicht zu versuchen, Rena ihrem Sohn auszureden. Sie wusste, dass sie gegen Renas Vorzüge letztlich kein Argument hatte. Und ihr Mann Gretus hatte sie wohl auch kaum objektiv betrachten können. Ganz im Gegenteil. Er hatte seiner hübschen Schwiegertochter nichts abschlagen können. Immerhin hatte Bernhardine es geschafft, Renas Einfluss in der Familie einigermaßen klein zu halten. Rena war eine gewisse Durchtriebenheit zu eigen, aber die war glücklicherweise noch nicht gleichbedeutend mit wirklicher Intelligenz. So sah Bernhardine das jedenfalls.

Bernhardine saß ruhig im Sessel, beugte sich etwas vor und goss die Milch in den Tee. Dann wartete sie geduldig ab, bis sich der weiße Fleck verbreiterte und schließlich die gesamte Oberfläche des Tees einnahm.

"Was hast du dagegen, wenn der Tod deines Schwiegervaters gründlich aufgeklärt wird?", fragte Bernhardine.

Ihre Stimme klirrte wie Eis.

Eine dunkle Röte überzog Renas Gesicht.

"Ma, das ist Aufgabe der Polizei!"

"Die hat bis jetzt ihren Job nicht allzu gut gemacht, wie du zugeben musst!"

"Und dieser...dieser..."

"Lorant heißt er."

"Dieser Lorant, meinst du, macht das besser?"

"Mehr als Hauptkommissar Steen kann er auch nicht verbocken, liebes Kind."

LIEBES KIND - das klang aus Bernhardines Mund in diesem Augenblick fast wie Ironie.

Rena war das keineswegs entgangen.

"Wer sollte Pa denn umbringen?"

"Das werden wir ja sehen. Irgendjemand hat es getan. Und ganz gleich, wer es ist oder aus welchem Grund er es getan hat, ich will, dass er der Gerechtigkeit zugeführt wird!"

"Ma! Das will ich doch auch!"

"Hört sich für mich aber nicht so an."

Aus dem Flur waren Kinderstimmen zu hören. Ein schepperndes Geräusch folgte.

Irgendetwas war umgefallen.

Aber Bernhardine Sluiter beschloss, sich darüber nicht zu ärgern. Selbst wenn es die teure Vase auf der Kommode war.

Jetzt wollte sie sich darüber einfach nicht aufregen. Das ist der Vorteil, wenn man echte Probleme hat, dachte sie. Man bekommt wieder einen Blick für die Proportionen. Mein Mann ist ermordet worden und das ist im Moment alles, worüber ich mich aufregen werde.

Bernhardine Sluiter atmete tief durch, führte die Teetasse zum Mund und nahm einen Schluck. Sie schluckte mit der Tee/Milch-Mischung auch einen Teil ihres Ärgers über Renas schlecht erzogene Jungs hinunter.

Nicht mal das hat sie richtig hingekriegt!, dachte Bernhardine bitter. Die Sprüche ihrer eigenen Großmutter fielen Bernhardine wieder ein. Sprüche, die davon handelten, dass Schönheit verging, der Charakter aber blieb.

Ubbo hatte auf die Einwände, die Bernhardine damals sehr vorsichtig ihm gegenüber vorgebracht hatte, einfach nicht hören wollen. Jetzt hatte er die Frau, die er verdiente.

Zwei Jungs rannten ins Wohnzimmer hinein. Etwa elf und neun Jahre alt. Der Jüngere trat dem Älteren vor das Schienbein.

Dieser scheuerte seinem jüngeren Bruder umgehend eine. Beide schrien und beschuldigten sich lauthals.

"Dieser verfickte Hurensohn hat meine Pokémon-Karten in die Hundescheiße gesteckt!", rief der Kleinere.

"Ja, und du blöder Wichser, was hast du gemacht? Na sag's schon, du Arsch!"

"Schluss jetzt!", fuhr Bernhardine dazwischen. Sie war aufgesprungen. Die Jungs starrten ihre Oma an. "Ich will keinen Ton mehr hören!" Bernhardine wandte sich an Rena. "Dass du es den Jungs durchgehen lässt, dass sie so reden!"

"Das lernen sie in der Schule!"

"Das lernen sie, weil du es zulässt!"

"Ma, jetzt hör auf, dich in meine Erziehung einzumischen!"

"Von was für einer Erziehung redest du denn?"

"Jedenfalls lasse ich meine Kinder selbstständiger aufwachsen, als du es bei deinem Ubbo getan hast!"

"Ach, ja?"

"Sie sind auf jeden Fall keine Muttersöhnchen, sondern..."

"Mutterficker!", zischte der Kleinere seinem Bruder zu und fletschte dabei die Zähne wie man es eigentlich eher von der Dogge der Sluiters erwartet hätte.

"Ich will so etwas hier nicht mehr hören!", rief Bernhardine.

"Misch dich nicht ein!", rief Rena zurück.

"Ach, aber du darfst dich umgekehrt sehr wohl in meine Sachen einmischen und mir vorschreiben, ob ich einen Detektiv engagiere oder nicht!"

"Mach doch, was du willst, Ma!"

Rena wandte sich ihren Kindern zu, die interessiert dem Streit der beiden Frauen gelauscht hatten. "Wollt ihr jetzt etwas essen?"

"Nee!"

"Kein Hunger."

"Wollt ihr denn jetzt wenigstens eure Spielsachen zusammenräumen, damit wir nach Hause fahren können?"

"Nee!"

"Ey Scheiße, kein Bock!"

Bernhardine verdrehte die Augen. "Wenn du sie so fragst, wirst du es wohl selber machen müssen!", sagte sie an Rena gewandt.

"Wollt ihr denn vielleicht noch ein bisschen rausgehen, damit ich mich mit Oma unterhalten kann?"

"Wieso denn?"

"Keine Lust."

"Wir bleiben hier, sonst tritt Marvin mich dauernd!"

"Und Kevin muss die Pokémon-Karten aus dem Scheiße-Haufen rausholen, dieser Pisser!"

"Selber Pisser!"

"Schwule Sau!"

"Raus jetzt!", brüllte Bernhardine.

Marvin und Kevin starrten ihre Oma an. Dann verschwanden sie durch die Tür. Kaum waren sie im Flur, da fing der Streit wieder an. Bernhardine machte die Tür hinter ihnen zu.

"War das jetzt eine Kostprobe deiner Super-Pädagogik, Ma?", fragte Rena mit beißendem Unterton. Sie lehnte sich gegen die Kommode.

Bernhardine atmete tief durch. "Nein, ich konnte es einfach nicht mehr aushalten." Ihre Stimme bekam einen belegten Klang.

"Fast dreißig Jahre waren Gretus und ich zusammen und jetzt holt ihn mir irgendjemand einfach weg. Das stecke ich nicht so einfach weg."

Rena näherte sich ihrer Schwiegermutter, berührte leicht ihre Schulter. Aber Bernhardine zuckte zurück. Nein, zuviel Nähe von dieser Frau konnte sie unmöglich ertragen. Eine Gänsehaut überlief sie. Ein kaltes Herz hast du, Rena!, durchzuckte es sie.

Warum sieht das nur niemand? Warum hat Ubbo es nicht gesehen? Nur, weil du große Augen machen kannst und immer dafür sorgst, dass deine prallen Brüste gut zur Geltung kommen?

Bernhardine kochte innerlich.

"Vielleicht solltest du doch mal mit jemandem reden, Ma. Mit jemandem, der mehr davon versteht und das professionell macht."

"Du redest von einem Psychologen."

"Ma, du sagst das, als ob..."

"Früher nannte man so einen doch Irrenarzt, oder nicht?"

"Ma!"

"Ja, guck mich nicht so an. So is' es doch!"

Eine quälend lange Pause entstand.

Bernhardine verschränkte die Arme vor der Brust, blickte hinaus in den Garten. Tasso, die Riesendogge, trottete auf die gläserne Terrassentür zu, versuchte sie mit der Nase zu öffnen.

Bernhardine half dem Riesenviech, bevor es damit anfangen konnte, am Türrahmen herumzukratzen.

Der Hund kam herein, lehnte sich gegen Bernhardines Hüfte.

"Ma, wir müssen noch eine andere Sache miteinander besprechen."

"So?"

"Ja, ich weiß, du bist mit Gretus' Tod innerlich beschäftigt und da ist nicht viel Platz für andere Gedanken..."

"Wie gut du meine Gedanken kennst, Rena!" Bernhardines Tonfall troff nur so vor Spott. Nimm dich zusammen!, wies sich die Witwe selbst zurecht. Was soll denn diese Bitterkeit, dieser Zynismus? Er zerfrisst dich am Ende nur selbst.

"Das Leben geht weiter, Ma!"

"Ja, das vergesse ich schon nicht!"

"Ma, dein Mann wollte die FF-Boutique kaufen... Ich bin jetzt noch mal darauf angesprochen worden. Es müssen da jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden!"

"Vorerst habe ich mit den Geschäften, die bereits im Familienbesitz sind, genug zu tun", sagte Bernhardine ausweichend.

"Ma, ICH würde mich doch um die Boutique kümmern. Du weißt, das war immer mein Traum."

"Geschäfte betreibt man nicht, um sich Träume zu erfüllen, sondern um Geld zu machen, mein Kind!"

"Gretus wollte es so!"

Bernhardine wirbelte herum.

Ihre Augen wurden schmal.

Die Nasenflügel bebten leicht.

Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises, drohendes Wispern.

"Gretus ist tot! Und wie du selbst gesagt hast, geht das Leben weiter, meine liebe Rena!" Bernhardines Blick ruhte auf Renas festen Brüsten und in Gedanken fügte sie noch hinzu: Zu deinem Unglück bin ich ja gegen die Wirkung deiner beiden Hauptargumente ziemlich immun, liebe Schwiegertochter!

Rena schluckte.

"Was soll das heißen?"

"Dass vorerst an so eine große Investition nicht zu denken ist, Rena."

"Das ist nicht dein Ernst!"

"Das ist mein Ernst!"

"Und Ubbo? Hast du das schon mit ihm besprochen?"

Bernhardine verzog das Gesicht. Ein hartes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. "Du magst ihn ja für ein Muttersöhnchen halten, Rena. Aber rechnen kann er!"

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