Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 53
Оглавление12. Kapitel
Als Lorant das Sluiter'sche Geschäft betrat und im nächsten Moment in die Mündung eines Revolvers blickte, bereute er schon, ausgerechnet jetzt mit Sohn Ubbo und den Angestellten sprechen zu wollen. Lorant hatte es für praktisch gehalten. Das Präsidium der Kriminalpolizei lag in unmittelbarer Nachbarschaft des Bahnhofs Emden West und der Postzentrale.
Von da aus war es nur ein Katzensprung bis zur Nesserländer Straße.
Die beiden jungen Männer gehörten hier ganz offensichtlich nicht hin.
Wie ertappte Einbrecher wirkten sie.
Und der Kleinere von ihnen mit seiner albern wirkenden weißblonden Haarpracht feuerte seine Waffe sofort ab.
Lorant duckte sich zur Seite. Ein reflexhafter Bewegungsablauf. Die Kugel zischte an ihm vorbei. Die Schaufensterscheibe ging zu Bruch.
Lorant schnellte vor, ließ das Bein hochfahren. Mit einem gezielten Tritt kickte er dem Weißblonden die Pistole aus der Hand. Der Weißblonde war völlig perplex, Lorant verlor fast das Gleichgewicht. Es war eine Ewigkeit her, seit er seine Nahkampfausbildung absolviert hatte. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst hinaus hatte Lorant sich in dieser Hinsicht fit gehalten, das Training dann aber irgendwann sträflich vernachlässigt. Im Kampf gegen den Aktenberg hatte ihm die hohe Kunst der Selbstverteidigung schon während seiner Beamtenjahre nicht allzu viel helfen können.
Lorant wich zurück, hielt die Balance.
"Ey, der Alte hat's ja echt drauf!", knurrte der Größere der beiden Eindringlinge.
Im ersten Augenblick war Lorant genauso über sich erstaunt gewesen. Die antrainierten Reflexe funktionierten offenbar noch.
Dachte er.
Bis er den stechenden Schmerz spürte, der sich von der linken Pobacke das Bein hinunterzog.
Der Ischias!
Offenbar bin ich wohl doch nicht mehr so beweglich, wie ich gedacht habe, durchfuhr es ihn.
Lorant warf einen kurzen Blick zu dem kurzläufigen Revolver, der auf dem Boden lag. Vielleicht eine Sekunde lang dachte er darüber nach, sich auf den Boden zu hechten, um die Waffe an sich zu bringen. Aber seine Ischiasbeschwerden hielten ihn davon ab. Außerdem war es fraglich, ob er schnell genug gewesen wäre.
Der Weißblonde zog ein Springmesser unter der Jacke hervor, ließ die Klinge herausschießen. Sein Gesicht glich einer verzerrten Maske. Dass Lorant ihm den Revolver aus der Hand gekickt hatte, konnte er einfach nicht verwinden.
"Mach dein Testament, Großväterchen!", knurrte er.
Dann stürzte er sich auf Lorant.
Die Hand mit der Klinge fuhr auf Lorant zu. Der Ausfallschritt, den Lorant fast automatisch vollführte, tat höllisch weh. Er bekam den Messerarm zu fassen, bog ihn zur Seite. Der Stoß der Klinge glitt knapp an ihm vorbei. Einen Sekundenbruchteil später knallte Lorant seine rechte Gerade mitten in das Gesicht seines Gegenübers.
Der Weißblonde taumelte zurück, stolperte rückwärts bis zur Schaufensterdekoration.
Im selben Moment hatte sich der Große über den Tresen geschwungen. Ohne zu zögern stürzte er sich auf Lorant. Dieser drehte sich herum, versuchte den Angriff noch abzuwehren. Aber er war nicht schnell genug. Der Tritt des Großen traf Lorant genau vor den Solar Plexus. Er japste nach Luft, taumelte zurück und prallte gegen eine Regalwand. Lorant rutschte zu Boden und stieß einen röchelnden Laut aus. Alles schien sich vor seinen Augen zu drehen. Nur nicht das Bewusstsein verlieren!, hämmerte es in ihm. Wach bleiben, nur wach bleiben...
Der Weißblonde hatte sich indessen wieder aufgerappelt.
Die beiden Schläger redeten auf Russisch miteinander. Ihre Unterhaltung machte einen ziemlich hektischen Eindruck.
Schließlich schrien sie sich an.
Der Weißblonde hob den Revolver auf, richtete den Lauf auf Lorant.
"Ich bring dich um, du Arsch!", schrie er.
Lorant blickte zu ihm auf. Der Tritt des Großen hatte höllisch wehgetan. Ihm war schlecht. Wenn ich jetzt kotzen muss, verschwinden sie vielleicht, dachte Lorant.
Es war sein letzter Gedanke, bevor der Weißblonde abdrückte.