Читать книгу In die Mündung geschaut: Thriller Doppel - Alfred Bekker - Страница 23
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ОглавлениеKambodschanisch-laotisches Grenzgebiet, zur gleichen Zeit
Die Soldaten waren vollkommen mit ihrer Umgebung verschmolzen. Schlamm bedeckte ihre Gesichter und verhinderte, dass sie im dichten Blätterwerk aufblitzten.
Eine anstrengende Nacht lag hinter Vanderikke und seinem Trupp. Keiner von ihnen hatte ein Auge zu machen können.
Lautlosen Schatten gleich hatten sie ihren Weg fortgesetzt und inzwischen eine Dschungelregion erreicht, in der niemand genau hätte sagen können, wo Laos aufhörte und Kambodscha begann.
Irgendwo durch das dichte Blätterwerk des Dschungels zog sich eine Linie, die weder für die Bergstämme der Region noch für Fauna oder Flora irgendeine Bedeutung hatte. Und Guerillas wie die Roten Khmer hatten sie noch nie respektiert.
Lieutenant Pierre DeLarouac führte eine genaue Positionsbestimmung durch und stellte schließlich zweifelsfrei fest, dass sich der Trupp bereits einen halben Kilometer auf kambodschanischem Gebiet befand. Außerdem versuchte der Franzose via Satellit Verbindung zu Fellmer und Karels aufzunehmen, was ihm bisher nicht gelungen war.
Der Grund dafür lag auf der Hand. Der Dschungel nördlich des Rantanakiri Plateaus wuchs auf einem sehr unebenen Untergrund.
Es gab enge Schluchten und steile Anhöhen, sodass es immer wieder zu Funklöchern und ungünstigen Anmesswinkeln für den Satellitenfunkverkehr kam.
„Wenn Sie mich fragen, dann sollten wir uns von der Obduktion dieses CIA-Mannes nicht allzu viel erhoffen“, meinte DeLarouac an Vanderikke gerichtet.
Der Colonel zuckte die Achseln.
„Warten wir es ab“, meinte er.
DeLarouac deutete auf den aktivierten Bildschirm seines Laptops.
„Neue Satellitenbilder?“, fragte der Colonel.
„Sie sind gestern Nachmittag geschossen worden. Ich konnte sie allerdings jetzt erst empfangen“, antwortete DeLarouac.
Im Gegensatz zu früheren Missionen des ISFO-Teams hatten diesmal im Vorfeld der Operation nur wenige brauchbare Satellitenaufnahmen des Zielgebietes zur Verfügung gestanden, was einfach damit zu tun hatte, dass in der Regenzeit diese Region durch einen extrem wolkenverhangenen Himmel verdeckt worden war.
Die letzten verwendbaren Aufnahmen waren also mehr als ein halbes Jahr alt gewesen, aber deren Auflösung war nicht genau genug, um jene Details erkennen zu können, die für den Einsatz des ISFO-Teams relevant gewesen wären. Sie stammten zumeist nicht von den militärischen Satelliten der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern von Trabanten, die zur Wettervorhersage im Erdorbit kreisten.
Dem Gebiet im Norden Kambodschas gehörte weder das besondere Interesse des US-Militärs noch irgendwelcher Forscher.
DeLarouac markierte ein bestimmtes Gebiet. Es hatte eine Ausdehnung von mehreren Quadratkilometern und lag in einer unwegsamen, von Wald bedeckten Schlucht. „Hier befindet sich nach Erkenntnissen der Amerikaner eine geheime Kommandozentrale, die von den Roten Khmer nach ihrer Machtübernahme eingerichtet wurde. Sie trägt die Bezeichnung Phumi Svay.“
„Nach ihrer Machtübernahme?“, wunderte sich Vanderikke.
„Ja“, bestätigte DeLarouac. „Sie fürchteten ständig eine Invasion – erst der Amerikaner und später, als sie sich mit ihren sozialistischen Brüdern in Vietnam zerstritten hatten von dort. Die Kommandozentrale Phumi Svay ist unterirdisch und scheint von den Neuen Roten Khmer in Besitz genommen worden zu sein. Leider ist die darüber liegende Gesteinsschicht derart massiv, dass auch Wärmekameras und dergleichen nicht durchdringen. Ich habe unser Informationsmaterial auf dem Flug von Fort Conroy nach Vietnam noch einmal durchgesehen. Wir wissen so gut wie nichts über diese Zentrale.“
„Nur, dass es sie gibt“, murmelte Vanderikke.
Codierte Funksignale gingen von dort aus. Bislang war es noch niemandem gelungen, sie zu entschlüsseln.
In den Geheimdienstzentralen mehrerer Großmächte arbeitete man daran mit fieberhafter Intensität.
DeLarouac deutete auf ein paar weitere markierte Punkte. „Hier befinden sich rund um die Zentrale einige Stützpunkte, an denen unser Gegner seine Verbände konzentriert hat. Sie verfügen über moderne Kampfhubschrauber und Flugabwehrraketen vom Typ Stinger, sofern die Berichte der kambodschanischen Armee glaubhaft sind.“
Vanderikke nickte grimmig.
„Gegen uns können sie ihre schweren Waffen nur bedingt einsetzen“, murmelte er. Ein Grinsen erschien in seinem mit Schlamm beschmierten Gesicht. Zähne und Augen blitzten. „Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass wir die Taktik der alten Roten Khmer gegen ihre selbsternannten Nachfolger einsetzen!“
DeLarouac klappte das Laptop zu und verstaute es wieder in seinem Spezialrucksack.
Dann setzten sie ihren Weg fort.
An einem winzigen Nebenarm des Kông machte das Team kurz Rast. Hier bestand die Möglichkeit, die Wasserflaschen aufzufüllen. Das Wasser musste dabei jedoch zunächst mit Desinfektionstabletten behandelt werden. Andernfalls hätte die akute Gefahr bestanden, dass die Kämpfer der International Security Force One durch einen winzigen, aber heimtückischen Feind mehr oder weniger ausgeschaltet worden wären: Mikroparasiten, die den Magen-Darm-Trakt befallen konnten.
In einem von dichtem Unterholz zugewachsenen Gebiet machte die Gruppe eine weitere Pause.
Es galt Kraft zu tanken für das, was noch vor ihnen lag. Sie hatten eine Nacht ohne Schlaf hinter sich und so hatte jeder von ihnen in dieser Hinsicht einiges aufzuholen. Immer zwei Teammitglieder blieben wach, während die anderen sich ausruhten.
In voller Montur und mit der schussbereiten MP7 auf den Oberschenkeln lagen sie auf dem Boden, die meisten an irgendeine Baumwurzel angelehnt, und schliefen.
Das Knattern von Hubschraubern weckte sie.
„Ruhig verhalten und tot stellen!“, murmelte Vanderikke seinen Befehl in das Mikro des Interlink hinein, über das alle Teammitglieder untereinander verbunden waren.
Die Helikopter kreisten hoch über den Baumwipfeln. Die Piloten wussten genau, dass sie inmitten des Dschungels niemals hätten landen können.
Das Risiko war zu hoch.
Viel zu hoch.
Die ISFO-Soldaten gingen in Deckung. Gomez verharrte zusammen mit Harabok neben einer knorrigen Baumwurzel. DeLarouac und Vanderikke kauerten im Unterholz. Sie waren so gut getarnt, dass sie kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden waren. Mancuso ging etwa zehn Meter von Vanderikke entfernt zwischen ein paar großblätterigen Stauden in Deckung.
Die Soldaten hielten den Atem an.
Das Geräusch der Helikopter schwoll zu ohrenbetäubender Lautstärke an und wurde anschließend wieder schwächer.
Für die Soldaten des ISFO-Teams waren sie nur als dunkle Schatten über dem relativ dichten Blätterdach sichtbar.
Die Helikopter kehrten zurück. Offenbar suchten sie systematisch das Gebiet ab.
„Harabok, was glauben Sie, mit welchen Helis scheinen wir es zu tun zu haben?“, fragte Vanderikke über das Interlink.
„Das sind Apaches“, gab der Russe seine ebenso prompte wie lakonische Antwort.
„Woran haben Sie das erkannt?“, fragte Vanderikke ziemlich perplex.
„Am Klang“, behauptete Harabok allen ernstes.
Die Soldaten bewegten sich nicht einen einzigen Zentimeter. Zwar bot das dichte Blätterdach des Dschungels einen ganz guten Sichtschutz, aber wenn Harabok recht hatte und es sich bei den Helikoptern, die über ihnen herumkreuzten, tatsächlich um Kampfhubschrauber vom Typ Apache handelte, so war damit zu rechnen, dass sie auch über Wärmebildkameras verfügten, die im Infrarotbereich arbeiteten. Und für die war das Blätterdach überhaupt kein Sichthindernis. Schon geringste Temperaturunterschiede wurden durch sie erkannt und auch abgebildet. Wenn sich jetzt einer von ihnen bewegte, war das auf den Infrarotschirmen des Gegners sofort zu sehen.
Die Sekunden verstrichen und sammelten sich zu Minuten, in denen die Motorengeräusche der Helikopter immer wieder näher herankamen oder sich entfernten.
Schließlich verschwanden sie ganz. Eine Weile war in der Ferne nicht das sonore Brummen der Maschinen zu hören.
„Scheint, als hätten wir es überstanden“, meinte der Colonel und erhob sich.
Doch er sollte sich getäuscht haben.
Wieder schwoll das Brummen an.
„Anderer Klang, anderes Fabrikat“, sagte Harabok nüchtern.
Vanderikke tauchte zurück in seine Deckung und verhielt sich ebenso still und regungslos wie beim ersten Herannahen der Helikopter.
Diese Maschine war größer.
Sie warf einen gewaltigen Schatten und verdunkelte den Himmel über dem Blätterdach. Außerdem flog sie sehr tief. Kaum ein Meter war zwischen den Baumkronen und den Landekufen.
Mehrere zylinderförmige Gegenstände wurden abgeworfen.
Der Helikopter flog ein paar Mal hin und her und warf dabei fast zwei Dutzend dieser Metallzylinder ab, die nacheinander explodierten.
Es waren allerdings relativ kleine Detonationen.
Ein gelbliches, stark riechendes Gas breitete sich aus.
„Masken“, befahl Vanderikke.
Die ISFO-Kämpfer trugen bei diesem Einsatz keine herkömmlichen Gasmasken bei sich, wie sie in den meisten Armeen üblich waren, sondern eine modernere und vor allem handlichere Version. Sie bestand aus einem in der Höhe der Augen transparenten Plastiksack, der über den Kopf gezogen wurde. Vor Mund und Nase befand sich das Filterstück, mit dem man etwa zwanzig Minuten lang gegen einen Gasangriff geschützt war. Diese Maske ließ sich auf die Größe einer halben Zigarettenschachtel zusammenfalten und wurde auf Grund ihres handlichen Formats vor allem von Personenschützern verwendet, die gezwungen waren, ihre Ausrüstung verdeckt zu tragen.
Der Gasschutz war natürlich nicht ganz so umfassend und dauerhaft wie bei herkömmlichen Masken. Insbesondere war die Hitzebeständigkeit der Folie für den Einsatz gegen Rauchgase im Brandfall nicht hoch genug.
Aber angesichts der ohnehin schon extremen körperlichen Belastungen durch Klima und Gelände hatte man ihnen auf Grund des weit geringeren Gewichts bei dieser Operation den Vorzug gegeben.
Vanderikke war der erste, der seine Maske übergestülpt hatte. Er blickte sich um. Das Gas breitete sich rasend schnell aus. Immer weitere Gasgranaten wurden vom Heli abgeworfen. Er zog noch ein paar Runden und sorgte dafür, dass sich eine gewaltige gelbliche Wolke ausbreitete.
Weitere Hubschrauber flogen heran und warfen ebenfalls Gasgranaten ab.
Die unverkennbaren Stimmen des Dschungels veränderten sich. Tierische Schreie vermischten sich jetzt mit den Lauten von knackenden Ästen. Die umgebende Fauna folgte ihrem Fluchtinstinkt. Für die meisten Tiere würde es jedoch zu spät sein.
Vanderikke schätzte, dass das Operationsgebiet mindestens einen Quadratkilometer groß war.
Wie konnten wir noch hoffen, dass sie uns übersehen haben?, ging es Vanderikke ärgerlich durch den Kopf.
Innerhalb weniger Sekunden hatten alle Teammitglieder ihre Masken aufgesetzt. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Gummimasken gab es bei diesem Typ keinerlei Schwierigkeiten mit Haaren oder anderen Dingen, die unter Umständen verhindern konnten, dass die Gummiabdichtung luftdicht mit der Haut abschloss.
Selbst das Headset der Interlink-Verbindung brauchte nicht abgenommen zu werden.
„Los, vorwärts!“, rief Vanderikke. „Wir haben zwanzig Minuten. Wenn wir bis dahin nicht aus dem verseuchten Gebiet heraus sind, gibt es auf unserer Seite einen Totalverlust!“ Vanderikke deutete mit der MP7 in die Richtung, in die es gehen sollte. „Dorthin!“, rief er.
Das entsprach nicht dem eigentlichen Weg, den das ISFO-Team vor sich hatte.
Aber um am schnellsten aus dem Einflussgebiet des Gasangriffs herauszukommen, mussten die Teammitglieder gegen die Windrichtung laufen, damit das Gas ihnen nicht folgte.
Eine leichte Brise wehte trocken und heiß von den Anhöhen des Hochlandes von Annam herab.
Vanderikke legte ein mittleres Dauerlauftempo vor.
Unter der Maske war das selbst für die gut durchtrainierten ISFO-Kämpfer eine extreme Belastung.
Der kampferprobte Colonel wusste sehr genau, dass sie mit ihren Kräften haushalten mussten. Sie durften nicht riskieren, dass einer von ihnen auf Grund von Sauerstoffmangel bewusstlos zusammenbrach, was leicht geschehen konnte.
Das dröhnende Geräusch der Helikopter-Motoren ließ einfach nicht nach.
Sie schienen die Order zu haben, ein sehr großes Gebiet mit Gas zu verseuchen.
Das bedeutet, dass sie uns sehr ernst nehmen, ging es Vanderikke durch den Kopf.
Schon der massive und sehr gezielte Angriff am Fluss hatte Vanderikke überrascht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Patrouille der Neuen Roten Khmer, die auf laotischem Gebiet operierte, zufällig auf sie aufmerksam geworden war, war ziemlich unwahrscheinlich.
Es wäre schon schwierig gewesen uns zu finden, wenn die andere Seite gewusst hätte, dass wir dort irgendwann auftauchen!, durchzuckte es Vanderikke.
Der Gegner hatte offenbar von Anfang an zumindest gewusst, dass ein entscheidender Schlag gegen seine Zentrale geplant war. Anders war die massive Abwehr nicht nachvollziehbar.
Schließlich bestand Vanderikkes Gruppe aus gerade einmal fünf Personen.
Die Minuten gingen dahin.
Die Helikopter zogen sich zurück. Das gesamte Waldgebiet war jetzt von gelblich-weißem Gas erfüllt. Man konnte kaum noch etwas sehen. Orientierung war nur anhand der Kompassuhr möglich.
Nach dem Abzug der Helikopter herrschte eine gespenstische, tödliche Ruhe im Dschungel.
Hin und wieder lagen tote Vögel auf dem Boden.
Gasschwaden zogen den Soldaten entgegen. Der Wind trieb sie vor sich her. Ein Zeichen dafür, dass sie in die richtige Richtung liefen. Aber noch immer war keine Verringerung der Gaskonzentration feststellbar.
Schweigend liefen sie weiter. Vanderikke führte die Gruppe an, dann folgten Mara Gomez und Mancuso.
Harabok und DeLarouac bildeten die Nachhut.
Dumpf klangen die Atemgeräusche unter den Masken hervor.
Die Minuten rannen dahin und noch immer war kein Ende der vergasten Zone erkennbar.
Die Soldaten hatten einen steilen, rutschigen Hang vor sich. Der Untergrund bestand aus rutschigen, mit Feuchtigkeit durchtränkten Lehm, der in dicken Klumpen an den Stiefeln hängen blieb. Sie brachten die Steigung hinter sich, zogen sich das letzte Stück an über den Boden wuchernden Schlingpflanzen empor und erreichten ein Waldgebiet mit etwas weniger dichter Vegetation. Auch hier herrschte dieselbe tödliche Stille.
Fast fünfzehn Minuten lang hatte keines der Teammitglieder auch nur einiges Wort gesagt.
Jeder Atemzug war kostbar und jede unnötige Anstrengung musste vermieden werden.
Vanderikke war aufgefallen, dass Mara Gomez immer weiter zurückgefallen war.
Sie erklomm als letzte den Hang – was bei ihrem ausgeprägten sportlichen Ehrgeiz eigentlich ungewöhnlich war. Schließlich hatte sie sich schon in ihrer argentinischen Heimat als erste Frau bei der Eliteeinheit ComSubIn durchsetzen müssen und war stets darauf bedacht, ihren Job mindestens so gut zu machen wie die Männer, mit denen sie zusammen diente.
„Alles in Ordnung, Gomez?“, fragte Vanderikke.
„Ja!“, gab Gomez knapp zurück.
Sie atmete schwer.
„Wirklich, Sergeant?“
„Fragen Sie doch lieber mal die Männer, Colonel!“, gab Gomez giftig zurück. Es folgte noch ein Satz auf Spanisch, den glücklicherweise niemand unter den anderen Teammitgliedern verstand.
Vanderikke wandte sich wieder der Zielrichtung zu und marschierte vorwärts.
An einen Dauerlauf war jetzt nicht mehr zu denken.
Der in der Maske integrierte Filter war bereits zu einem erheblichen Teil mit Gaspartikeln gesättigt.
Nicht mehr lange und Vanderikkes Truppe hatte die Wahl, entweder die giftigen gelblich-weißen Schwaden einzuatmen oder zu ersticken.
Der Colonel blickte auf die Uhr.
Siebzehn Minuten waren vorbei.
Der andauernde Sauerstoffmangel machte sich bei allen Teammitgliedern bemerkbar.
Es fiel immer schwerer, seine Gedanken zu konzentrieren und aufmerksam zu bleiben. Vanderikke fühlte, wie sich Müdigkeit ausbreitete und ihn zu lähmen begann. Wie automatisch bewegte er die Beine, in denen sich langsam ein bleiernes, schweres Gefühl ausbreitete. Erste Warnzeichen!, durchzuckte es die Gedanken des Colonels. Ein Schritt folgte dem anderen.
Achtzehn Minuten vorbei.
Neunzehn.
Als er das nächste Mal auf seine Uhr schaute, waren es zweiundzwanzig. Aber das erschreckte ihn nicht.
Agonie begann von ihm Besitz zu ergreifen.
Gleichgültigkeit.
Selbst dem eigenen Tod gegenüber.
Einfach hinlegen und einschlafen.
Alle Empfindungen verblassten.
Nichts schien noch von Bedeutung zu sein.
Alles drehte sich vor Vanderikkes Augen.
Er hielt an, sank auf die Knie.
Luft!, durchfuhr es ihn. Luft!
Ein innerer Schrei.
Er ließ die MP7 fallen und wollte sich die Maske vom Kopf reißen.
Aber nicht mal dazu hatte er noch die Kraft.
Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen.
Mit einem dumpfen Geräusch fiel er auf den weichen Waldboden.
Vanderikke drehte sich wie im Krampf herum.
Er sah Mara Gomez, die inzwischen weit zurückgeblieben war. Sie lehnte an einem Baum und rutschte an dessen Stamm zu Boden. Die Waffe entfiel ihren kraftlos gewordenen Händen.
Vanderikke öffnete den Mund, rang nach Luft. Das Sichtfenster seiner Maske beschlug.
Dunkelheit legte sich über sein Bewusstsein.
Als ob jemand einen Leichensack schließt und du liegst drin!, war Vanderikkes letzter Gedanke.