Читать книгу In die Mündung geschaut: Thriller Doppel - Alfred Bekker - Страница 24

Оглавление

14



Auf der Nationalstraße 6 zwischen Phnom Penh und Batdambang, 1330 bis 1630 OZ

Fellmer und Karels verließen Phnom Penh gegen Mittag.

Ein weiterer Versuch, mit Vanderikke und seiner Gruppe in Kontakt zu treten war gescheitert. Langsam begann sich Fellmer Sorgen zu darüber zu machen, in wie fern bei den Gruppen des Colonels noch alles nach Plan verlief. Der Wagen, den Berenger ihnen zur Verfügung gestellt hatte, war ein schon etwas älterer Jeep. Aber das Fahrzeug war in tadellosem Zustand und fiel nicht so auf, als wenn sie in einem hochmodernen Geländewagen daher gefahren wären.

Karels übernahm die erste Schicht am Steuer.

Von Phnom Penh aus ging es die Nationalstraße 6 Richtung Batdambang entlang. Im weiteren Verlauf führte sie über die thailändische Grenze auf Bangkok zu.

In acht bis neun Stunden hofften die beiden ISFO-Soldaten Siem Reap zu erreichen, das bereits in unmittelbarer Nähe der Ruinen von Angkor lag.

Es gab auch eine kürzere Route, die am Nordufer des Tonle Sab Sees vorbeiführte und vor dem Krieg in sehr gutem Zustand gewesen war. Allerdings war diese Route zurzeit streckenweise nicht befahrbar. Insbesondere in der Regenzeit und während der Monate danach, in denen das Wasser langsam abfloss, gab es immer wieder überschwemmte und damit unpassierbare Stellen. Außerdem war die Sicherheitslage ungeklärt. Insbesondere Ausländer wurden in diesem Gebiet häufig das Opfer von Kidnappern, die dadurch versuchten, Lösegeld zu erpressen.

Nach zwei Stunden wechselte Karels auf den Beifahrersitz und Fellmer übernahm das Steuer des Jeeps.

Sie passierten den Flusshafen Kampong Cham. Die Straße folgte dem Fluss Tonle Sab, der bei Chhnok Tru schließlich in den gewaltigen, gleichnamigen See mündete. Hier teilte sich auch der nach Norden fließende Stoeng Sen ab, dessen Oberlauf schon seit Jahren als eines der Rückzugsgebiete der Roten Khmer galt.

Zwischen Cchnok Tru und Krakor führte die gut ausgebaute Nationalstraße 6 dicht am Ufer des nach der Regenzeit zu einem gewaltigen Binnenmeer angeschwollenen Tonle Sab Sees vorbei. Zahllose Schiffe unterschiedlichster Größe und Bauart drängten sich rund um die Flussmündungen. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser. Leichte Wellen schäumten auf dem See und vom Wasser her wehte eine relativ frische Brise.

Ab Pursat führte die Straße parallel zu einer Eisenbahnlinie, die inzwischen auch wieder in Betrieb war und von Phnom Penh aus an die thailändische Grenze bis Poipêt verlief.

Je weiter Fellmer und Karels Richtung Osten voran kamen, desto weniger Verkehr befuhr die Nationalstraße 6. Da es in Kambodscha noch immer verhältnismäßig wenige Kraftfahrzeuge gab, blieben Mekong und Tonle Sab die wichtigsten Verkehrswege des Landes.

Bei Phumi Trâpeang Phông wechselte erneut Dr. Karels ans Steuer.

Mark Fellmer packte ein Speziallaptop aus, das zu der Ausrüstung gehörte, die Berenger ihnen im Hotel Wat Phnom hinterlegt hatte. Fellmer verband es über eine Infrarotverbindung mit dem Satellitentelefon. DeLarouac hatte ihn eingehend im Gebrauch des Gerätes unterwiesen, aber natürlich war es unmöglich, in der kurzen Zeit, die für die Vorbereitung des Kambodscha-Einsatzes zur Verfügung gestanden hatte, die Perfektion des Franzosen im Umgang damit zu erlangen.

Fellmer trat mit der ISFO-Zentrale in Fort Conroy in Kontakt. Er lieferte einen knappen Bericht über die Vorfälle, die zu Berengers Tod geführt hatten. Der Mail war auch eine Personenbeschreibung des Killers beigefügt, der die beiden ISFO-Soldaten aus dem Fenster heraus unter Feuer genommen hatte.

„Glaubst du, das bringt was?“, fragte Ina Karels.

Fellmer zuckte die Achseln.

„Warum nicht? Berenger war CIA-Agent. Eventuell sind die Amerikaner bereit, bei der Aufklärung seiner Ermordung mit General Elamini zusammen zu arbeiten.“

„Das glaubst du nur. Die werden versuchen, unsere Informationen abzuschöpfen und uns da im Regen stehen zu lassen.“

„In diesem Fall liegt es aber in Ihrem Interesse, die Kooperation zu suchen, Ina.“

„Und weshalb?“

„Erst McConnery, dann Berenger. Zwei CIA-Agenten hat es in relativ kurzer Zeit erwischt. Da müsse doch ein paar Leute in Washington nachdenklich werden.“

„Worauf willst du hinaus? Dass es da einen Maulwurf gibt?“

„Mindestens einen.“

„Die undichte Stelle könnte aber auch in den Vereinten Nationen liegen oder...“

„Fort Conroy?“

Ina atmete tief durch. „Wir haben keine Ahnung, wer hinter der Khmer Connection steckt, aber die Arme dieser Leute müssen verdammt lang sein, denke ich. Es gibt kaum etwas Geheimeres als eine Operation der International Security Force One – aber anscheinend waren trotzdem eine Menge Leute ziemlich gut über unser Auftauchen in Phnom Penh informiert. Und wenn ich daran denke, was noch alles vor uns liegt, gefällt mir das überhaupt nicht.“

Fellmer klappte den Laptop zu und verstaute es wieder sorgfältig.

„Hey, was ist das denn da?“, hörte er Karels’ Stimme, die das Tempo etwas drosselte.

Fellmer blickte wieder nach vorn.

In einiger Entfernung waren mehrere Jeeps und Geländewagen im Tarnanstrich zu sehen. Soldaten in grünen Kampfanzügen schwenkten ihre Waffen.

Die Fahrzeuge waren so auf der Straße abgestellt, dass eine Barriere gebildet wurde, die nur auf einer Breite von etwa zweieinhalb Metern durchfahren werde konnte.

„Eine Straßensperre“, stellte Fellmer fest.

„Wenn die bei uns die Waffen finden, sind wir dran“, sagte Karels.

Fellmer nickte.

Karels hatte Recht. Das kambodschanische Militär war über die „Operation Khmer“ der International Security Force One natürlich nicht informiert.

Die Maschinenpistolen vom Typ MP7 waren unter den Sitzen verborgen. Nur die Automatics trugen die beiden ISFO-Kämpfer am Körper.

„Wenn wir jetzt einfach umdrehen, machen wir uns nur verdächtig“, war Fellmer überzeugt. „Also fahr weiter.“

„Die Regierung weiß, dass wir eintreffen“, sagte die Niederländerin. „Sie kennt nur nicht die Details des Einsatzplans. Wir haben offiziell freie Hand und ich denke, dass in soweit auch das Oberkommando der kambodschanischen Armee eingeweiht ist.“

„Ja, aber nicht die unteren Ebenen.“

Sie erreichten die Sperren.

Einer der Soldaten bedeutete ihnen mit Handzeichen zu stoppen. Karels gehorchte, drosselte die Geschwindigkeit und fuhr die letzten Meter im Schritttempo.

Die Soldaten traten mit den Waffen im Anschlag näher.

„Aussteigen!“, rief einer auf Englisch. „Los, aus dem Wagen. Hände über dem Kopf zusammen!“

Fellmer blickte in die Mündungen von einem halben Dutzend Sturmgewehren.

„Ganz ruhig“, sagte Fellmer. „Wir sind Mitarbeiter der Vereinten Nationen.“

„Mund halten“, fauchte ein hagerer Mann, der offenbar der Unteroffizier der Gruppe war.

„Wir haben Papiere!“, mischte sich Karels ein.

Aber das schien hier niemanden zu interessieren.

Der Unteroffizier setzte Karels seine Pistole an die Schläfe.

„Noch ein Wort und du bist tot!“

Fellmer bemerkte einen Mann, der bis jetzt in einem der Militärfahrzeuge gewartet hatte. Er stieg aus. Seiner Uniform nach musste er ein Offizier sein. Die Mütze war tief ins Gesicht gezogen. Dunkles Haar quoll darunter hervor.

Viel zu lang für einen Offizier!, ging es Fellmer durch den Kopf. Zumindest in der kambodschanischen Armee!

Er war einen Kopf größer als seine Leute.

Eine Rolex blinkte an seinem Handgelenk.

Er trug eine dunkle Sonnenbrille, die fast ein Viertel des Gesichts verdeckte.

Er nahm die Brille ab.

Sein Teint war so braun wie die Haut der Khmer, aber seine Augen waren blau.

Er griff in die Brusttasche seiner Uniform und zog zwei Fotos hervor.

„Sind es die Richtigen?“, fragte der Unteroffizier.

Wenn er wirklich ein kambodschanischer Offizier wäre, würde er nicht Englisch mit seinen Leuten sprechen!, erkannte Fellmer. Wir sind in eine Falle getappt!

Der Mann mit den blauen Augen steckte die Fotos wieder weg und nickte.

„Erschießt sie!“, befahl er und setzte die Brille wieder auf.


In die Mündung geschaut: Thriller Doppel

Подняться наверх