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Der Festsaal – zu Beginn der Feierlichkeiten ein wundervolles Kunstwerk aus Blumen, Blüten und Girlanden, glich einem mittelgroßen Schlachtfeld, nachdem die gesamte Jubelgesellschaft ausgiebig davon Gebrauch gemacht hatte.

Das kunstvoll aufgebaute und mit viel Hingabe verzierte Büffet mit allerlei Köstlichkeiten war im wahrsten Sinne des Wortes leergefegt worden.

Hinter den vier Barständen, die für die Versorgung der Gäste mit einer Unzahl an verschiedenen Getränken zuständig waren, türmten sich Flaschen, Fässer und Kisten mit Leergut.

Auf den Tischen standen und lagen unzählige Gläser und Krüge, stapelten sich Teller und Besteck.

Die eigens für diesen Abend engagierte Band, die lange Zeit für wunderbar gute Stimmung gesorgt hatte, war ausgepumpt und spielte nur noch seichte, langsame Musik, während bereits einige Bediensteten dabei waren, für Ordnung in dem großen Saal zu sorgen.

Die Nacht war längst vergangen und hatte eine laute, glückliche und ausgelassene Feier erlebt, und jetzt, da bereits die Dämmerung des neuen Tages deutlich hereinbrach, waren nur noch zwei Dutzend Personen anwesend.

In der hinteren linken Ecke saßen an einem großen Tisch etwa zehn ältere Personen, zu denen auch die Eltern von Vilo und Kaleena gehörten und erzählten sich noch immer, dann und wann lachend, Geschichten aus ihren rundum bewegten Leben.

Das Jubelpaar stand am Ausgang des Saales und verabschiedete gerade ein Paar, das sich entschlossen hatte, nachhause zu gehen.

Zu den sanften und ruhigen Klängen der Kapelle tanzten einsam und verlassen Melia und Mavis, engumschlungen, tief in den anderen versunken, sich streichelnd und immer wieder küssend.

Als Jorik die beiden ruhig und gelassen von seinem Platz an einem der Tische in der Nähe der Tanzfläche betrachtete, musste er erneut breit grinsen.

Die beiden gaben ein wundervolles Paar ab, harmonierten den ganzen Abend nahezu perfekt miteinander und bildeten auf der Tanzfläche zu jedem Rhythmus eine geschlossene Einheit.

Ja, Jorik freute sich ehrlich und aufrichtig, besonders natürlich für Mavis, der in der letzten Zeit doch deutlich seine angeborene Leichtigkeit und seinen Spaß am Leben offensichtlich verloren zu haben schien und sich zu einem zurückgezogenen und verbissenen Mann entwickelt hatte.

Melia aber brachte all diese aufgebauten Mauern und Wände innerhalb weniger Stunden zum Einsturz und das mit einer derart liebenswerten Leichtigkeit, das die ganze Tischgesellschaft verzaubert war.

Und Mavis hatte sich in sie verliebt, das konnte Jorik bei jedem Blick auf ihn deutlich erkennen. Und Melia hatte sich in Mavis verliebt, das hatte ihm Alisha, als sie ihre Augen noch offen halten konnte, klar bestätigt.

Irgendwann hatte sie sich neben Jorik auf die gepolsterte Sitzgruppe gesetzt, ihre Beine langgestreckt, sich an ihn gekuschelt, Jorik hatte seinen Arm um sie gelegt und dann war sie langsam eingeschlafen.

Jorik störte das nicht, er selbst war total erschöpft, hatte seine eigenen Beine ebenfalls langgestreckt und genoss bei einem letzten Glas Wein den Anblick eines frisch verliebten Paares.

Während er sehen konnte, wie die beiden nicht voneinander lassen konnten, wie sie ihre Liebe quasi magisch anzog und sie sich innerlich auf ihre erste gemeinsame, körperliche Vereinigung vorbereiteten, empfand sein Herz große Freude, tiefe Genugtuung und wohlige Wärme.

Shamos war ebenfalls noch anwesend und er kam Hand in Hand mit einer jungen Frau mit kurzen, roten Haaren von der anderen Seite des Saales, wo sich ein zweiter Ausgang befand, langsam und schlendernd auf Jorik zu.

Ihre Gesichter zeigten deutlich, dass sie den Saal nicht nur verlassen hatten, um frische Luft zu tanken, sondern sich zumindest auch ihre Lippen ausgiebig getroffen hatten.

Bevor sie Jorik erreichten, flüsterte die junge Frau Shamos etwas ins Ohr, dann trennte sie sich von ihm und verschwand in Richtung Toiletten.

Shamos nahm einen Stuhl und schob ihn neben Jorik. Er setzte sich und schenkte sich ein frisches Glas Wein ein, während er zu der schlafenden Alisha schaute. „Alles in Ordnung mit ihr?“ fragte er.

Jorik nickte. „Sie ist nur müde!“ Er schaute weiterhin verträumt auf die Tanzfläche.

„Das bin ich auch“ gab Shamos zurück. „Es war eine lange Nacht!“ Dabei grinste er gedankenversunken.

Jorik nickte erneut.

Shamos folgte seinem Blick auf die Tanzfläche und musste ebenfalls lächeln. „Wie mir scheint, ist heute nicht nur für das Jubelpaar ein Glückstag!“

Jorik atmete einmal tief durch. „Ich freue mich total für ihn!“ Er schaute Shamos ins Gesicht. „Aber seien wir doch mal ehrlich: Das wurde auch höchste Zeit. Mavis ist mir mit seiner pissigen Art tierisch auf den Sack gegangen!“

Jetzt nickte Shamos. „Stimmt. Er ist in letzter Zeit verteufelt ernst gewesen!“

Jorik nickte. „Klassische Spaßbremse!“

„Kann es sein, dass du seinem Glück ein wenig nachgeholfen hast?“

Jorik grinste einmal kurz. „Nur ein wenig“

„Du hast bei der Zeremonie mit ihm die Plätze getauscht!“ Das war keine Frage.

Wieder nickte Jorik. „Ja, das habe ich!“

Shamos drehte sich zu ihm und hob sein Glas, um mit ihm anzustoßen. „Das hast du gut gemacht! Auf dich alter Freund!“

Jorik hob sein Glas erfreut an und die Gläser erklangen leise, bevor beide einen Schluck Wein tranken.

„Und du hast, wie ich sehe...!“ Jorik deutete zur Toilette. „...auch deinen Spaß gehabt!“

Shamos lächelte verschmitzt. „Du weißt ja, ich bin ein Mann der Wissenschaften. Da fehlt einem sehr oft der Kopf für derartige Dinge. Aber an solchen Tagen wie heute spüre ich deutlich, dass ich auch ein Mann bin. Und dann muss einfach was gehen. Damit der Kopf wieder frei kommt für die Erforschung weiterer fantastischer Phänomene!“

Jorik nickte ihm fröhlich zu und war wie immer in diesem Situationen positiv überrascht, das Shamos nicht nur ein genialer Wissenschaftler war, sondern ganz klar auch ein einfacher, normaler Mann, der es durchaus verstand, einen ureigenen Reiz auf Frauen auszuüben und diesen auch für die manchmal wirklich wichtigen Dinge im Leben auszunutzen. „Auf dich Shamos, dem genialsten Kopf auf diesem Planeten!“ Jorik hob sein Glas.

„Du übertreibst maßlos, Jorik!“ Shamos grinste verlegen, nahm den Trinkspruch aber gern entgegen.

„Du wirst uns allen irgendwann einmal mit einer tollen Entdeckung das Leben leichter machen, Shamos, da habe ich total im Urin, glaub mir. Oder hätte es, wenn ich den Mist nicht schon längst dreimal ausgeschwitzt hätte...!“ Er grinste kurz freudlos. Alisha neben ihm rekelte sich und brummte kurz böse, ohne ihre Augen zu öffnen. Offenbar schlief sie nicht völlig und hatte die blöde Bemerkung ihres Mannes gehört.

Doch Jorik konnte nur nochmals lächeln und atmete lautstark tief durch. „Ach ja, Shamos, ich weiß nicht, aber irgendwie bin ich jetzt in diesem Moment wahnsinnig glücklich, weißt du? Vilo hat Kaleena endlich zur Frau genommen. Bei Mavis und Melia habe ich ein echt gutes Gefühl. Du bist ja schon seit längerer Zeit mit deiner Wissenschaft verheiratet...!“ Er schaute Shamos an, der ihm zunickte. „Aber es ist schön zu sehen, das du immer noch weißt, wie man eine Frau beglückt und das auch dann und wann mal tust!“ Er deutete erneut auf die Toilette und Shamos nickte ihm verschwörerisch zu. „Alisha macht mich mit jedem neuen Tag zu einem wahrhaft glücklichen Mann und...!“ Er beugte sich leicht zu Shamos und senkte seine Stimme. „...wir planen für den nächsten Zyklus mit einem Baby!“

„Aber das...!“ platzte Shamos laut hervor, bevor er sich selbst erschrak und die Lautstärke wieder zurücknahm. „Das ist ja großartig!“

Bevor Jorik ihm antworten konnte, brummte Alisha ein weiteres Mal und boxte ihm in die Seite. „Es wird Zeit, Shamos. Ein Baby wird unsere Liebe vollkommen machen. Ich bin ein wahrhaft glücklicher Mann, mein Freund. Wir alle sind glückliche Geschöpfe, Shamos. Sieh wie alles gedeiht. Jeden Tag aufs Neue, jeden Tag immer besser.

Die letzten, ernsten Konflikte im Süden sind endgültig gelöst, Frieden kehrt ein, überall auf dem Planeten.

Niemand muss hungern, ein Dach über dem Kopf für jedermann!“ Er verstummte tief in Gedanken. „Ja, Shamos, wenn ich mich umschaue, überall, dann sehe ich eine glorreiche Zukunft für diesen Planeten für eine sehr lange Zeit. Für ihn und für alle Lebewesen, die auf ihm leben!“ Jorik schaute Shamos direkt in die Augen und hob erneut sein Glas.

Bevor Shamos es ihm nachtat, schaute er seinerseits stumm in die Augen seines Freundes, bis er überzeugt war, dass Jorik recht hatte.

„Auf Santara!“ prostete Shamos auf ihren Heimatplaneten an.

„Auf Santara!“ gab Jorik zurück und leerte sein Glas in einem Zug.

¤

Und während beide noch einige Zeit ihren glücklichen Gedanken nachhingen, hatte die Plasma-Schlange, deren Weg durch das Weltall das Teleskop auf Shamos Haus automatisch verfolgte, auf dem Computer-Display erneut ihre Richtung geändert und wanderte jetzt deutlich auf die Unterkante des Bildschirms zu und damit direkt in das Zentrum des Planetensystems!

Genesis I

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