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Shamos erwachte, als die Sonne um die Hausecke gewandert war und ihre Strahlen durch die nur halb geschlossenen Lamellen der Jalousien warf.

Doch nicht alles an ihm erwachte in diesem Moment. Zwischen seinen Beinen herrschte absolute Funkstille, er spürte dort nicht einmal etwas. Aber das war Shamos egal, Hauptsache er hatte Esha seinen Zorn für ihr Spielchen gestern Mittag vor seinen Freunden spüren lassen.

Und das hatte er, denn noch immer konnte er das Echo ihrer lustvollen, wilden Schreie in der Nacht förmlich hören.

Jetzt lag sie neben ihm, hatte ihm den Rücken zugewandt und die Bettdecke beinahe völlig über ihren Körper gezogen.

Für einen Moment überlegte Shamos ernsthaft, ob er noch einen weiteren Ritt mit ihr versuchen sollte, doch er fühlte sich zu ausgepumpt und deshalb verwarf er seinen Gedanken wieder. Heute Abend war noch genug Zeit dafür...! Wer wusste schon, wie lange Esha es bei ihm aushielt? Immerhin war sie erst 24 Zyklen alt, er bereits 32. Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis er irgendwann eines Morgens aufwachte und sie nicht mehr da sein würde.

Na ja, Shamos hatte Erfahrungen damit, mehr als genug, doch das alles störte ihn nicht, denn er war sich selbst sehr sicher, dass er eine Frau fürs Leben gar nicht haben wollte.

Dann und wann eine Freundin mit der er eine Zeitlang seinen Spaß, besonders in körperlicher Hinsicht, haben konnte. Das war alles, was er brauchte und alles, was er wollte.

Seine einzige, seine wirkliche, seine große Liebe gehörte der Wissenschaft und da war nun mal auf Dauer kein Platz für eine Frau.

Shamos erhob sich aus dem Bett und ging zum Kühlschrank, wo er sich eine Flasche Fruchtsaft nahm und sie in einem Zug leerte.

Sein Körper war ausgepumpt, er brauchte Flüssigkeit. Hunger hatte er auch, aber er wollte vorher erst duschen.

Davor aber musste er noch schnell ein Telefonat führen.

Shamos ging zu seinem Computer, drückte die Return-Taste und der Bildschirm zeigte den Desktop. Er öffnete das Programm seines Teleskops und befahl die Aktualisierung der Anzeige.

Das Bild wurde aufgebaut und Shamos erkannte keine Veränderung zu gestern Abend. Die Schlange befand sich noch immer zwischen den Umlaufbahnen von Moxos, dem sechsten Planeten ihres Sternensystems, der etwas kleiner war als Santara und Bashtafu, dem fünften und kleinsten Planeten, die beide jedoch auf ihren Umlaufbahnen um Lexis weit entfernt von diesem Plasmastrom waren.

Dennoch blieb die Tatsache, dass dieses mysteriöse Objekt bei seinem jetzigen Kurs ziemlich direkt auf Lexis zusteuern würde, der gewaltigen und für Santara so lebenswichtigen Sonne im Mittelpunkt ihres Sternensystems.

Shamos beugte sich vor, nahm seinen Kommunikationschip vom Schreibtisch und steckte ihn in den eigentlichen Kommunikator, einem schwarzen Kasten mit einem Schlitz, einem Nummerndisplay davor und einem 8.Zoll-Bildschirm dahinter.

Als der Chip eingeführt wurde, erschien das Zeichen der Quantos-Corporation, dem Netzanbieter, der für Shamos zuständig war, in leuchtendem Rot und Blau auf dem Bildschirm.

Shamos tippte schnell ein paar Ziffern ein und ein Verbindungssymbol erschien für einige Sekunden, bevor sich der Bildschirm erhellte und einen Büroraum zeigte. Wieder nur einen Moment später schob sich von der linken Seite ein weibliches Gesicht mit einer auffälligen Hornbrille ins Bild. Es war Idis, die in der Telefonzentrale seiner Universität saß. Idis war bereits 54 Zyklen alt und bestimmt doppelt so schwer wie Shamos. Doch ihr Gewicht war pure Herzlichkeit. Idis war Witwe und versuchte fast ständig, einen neuen Mann für sich zu finden. Ihr Alter überspielte sie mit sehr viel Schminke und sie hatte noch immer die Energie eines jungen Menschen. Shamos wusste, dass Idis sofort mit ihm ins Bett gegangen wäre, doch Shamos blockte immer ab, denn er war sehr sicher, dass er ihre pure weibliche Plüscherotik, wie sie es selbst immer in Anspielung auf ihr Körpergewicht nannte, nicht lange würde überleben können.

„Hallo Idis!“ sagte Shamos freundlich und lächelte ehrlich.

„Oh, Hallo Shamos!“ gab Idis mit übertrieben erregter Stimme zurück. Shamos war sicher, dass Idis wusste, dass sie bei ihm niemals würde landen können, dass sie diese Tatsache längst akzeptiert hatte und sich nur noch einen Spaß daraus machte, mit ihm zu flirten. „....und dann auch noch mit nackten Oberkörper! Hast du Sehnsucht nach mir?“

Shamos lächelte erneut. „Klar Idis. Ich kann gar nicht genug kriegen von dir, das weißt du doch!“

„Shamos,…!“ rief sie gespielt überrascht. „...hör auf so zu reden! Sonst lass ich hier gleich alles stehen und liegen und komme zu dir geflogen!“

„Ha! Das glaube ich dir aufs Wort Idis!“

„Bei mir hast du mal richtig was zu greifen, mein kleiner...!“ Sie setzte ihren Schlafzimmerblick auf. „...Schnuckelputz. Nicht in jeder Hand nur eine halbe Hand voll. Bei mir reichen zwei Hände nicht mal für eine Brust!“

„Oh Mann, Idis!“ Shamos lachte auf. „Du bist echt genial, ehrlich! Wie lief dein Date am Wochenende?“

„Pah!“ Idis verzog ihr Gesicht. „Der hat schon nach zwei Stunden schlapp gemacht. Sagte, ich sei ihm zu wild und unersättlich...!“

„Er war 38, richtig?“

„36! Aber ein Waschlappen. Mit dir wäre mir das nicht passiert!“

„Bestimmt nicht. Aber wir müssen das noch einmal verschieben, Idis!“

Idis lächelte wissend, da Shamos immer diesen Spruch brachte, wenn er das Gespräch beenden wollte. „Wen willst du sprechen?“

„Listo! Ich hoffe, er ist da!?“

Idis nickte. „Hab ihn vor einer halben Stunde in der Kantine getroffen. Ich stelle durch. Bye, Süßer!“

„Ach Idis?“

„Ja?“

„Ich bin übrigens auch unten herum nackt!“

Idis erstarrte in ihrer Bewegung. „Eines Tages, Shamos...bist du dran!“ Sie lächelte sehnsuchtsvoll und Shamos konnte ihre Gedanken hinter der Stirn deutlich erkennen.

¤

Idis stellte die Verbindung her und eine Sekunde später konnte er auf dem Bildschirm ein weiteres Büro sehen. Listo, den Shamos sprechen wollte, saß mit dem Rücken zu ihm vor einem Computerbildschirm und drehte sich um, sobald er das Geräusch eines hereinkommenden Anrufs vernahm.

Als er Shamos erkannte, kam ein zerstreutes Lächeln über seine Lippen. „Oh, hallo Shamos!“

Listo war vier Zyklen älter, als Shamosund hatte beinahe dieselbe lockige, wilde Haarpracht wie er. Auf der Nase trug er eine feingeränderte Brille, in der linken Hand ein Sandwich.

„Hey Listo“ gab Shamos zurück. „Iss nicht so viel!“

„Wer viel arbeitet, darf auch viel essen! Kann sich ja nicht jeder so wie du leisten, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Wo zum Teufel bist du?“

„Zuhause!“

„Was hast du gemacht?“

„Die ganze Nacht durchgebumst...!“

Listo erstarrte in seiner Bewegung und hätte sich beinahe an seinem Bissen im Mund verschluckt. Er musste husten, bevor er etwas sagen konnte. „Wie kann sich ein so intelligenter Mensch, wie du, nur diesen banalen Dingen hingeben?“

„Weil ich eben auch ein Mann bin. Außerdem kommen mir in einer Frau immer die besten Ideen!“

Listo pustete entnervt aus. „Na, du musst es ja wissen! Was kann ich für dich tun?“ Er schien leicht verärgert.

„Ich brauche nachher das Teleskop auf dem Mos Iridas! Kannst du das für mich reservieren?“

Listo zog die Augenbrauen hoch. „Klar kann ich. Wozu brauchst du es denn?“

Shamos war Listo keine Rechenschaft schuldig. „Ich will meiner neuen Flamme mal ganz tief in die Bluse schauen!“ sagte er daher lapidar.

„Du willst...?“ Wieder verharrte Listo und starrte Shamos an. „....was? Aber das...!“

„Reg dich ab, Listo. Du wirst noch früh genug erfahren, was ich damit will. Ich möchte, dass du dabei bist!“

Listo lächelte erfreut. „Warte!“ sagte er schnell, stopfte sich das noch verbliebene halbe Sandwich komplett in den Mund, sodass er aussah wie ein Boxer mit Zahnschutz und drehte sich zurück zu seinem Computer.

Während Shamos wartete, schaute er zu Esha, die noch immer schlief. Die Bettdecke war heruntergerutscht und hatte ihre Brüste freigelegt. Ein herrliches Bild, doch bei einem Blick auf seinen Penis musste er enttäuscht feststellen, dass sich dort nichts regte.

Shamos verzog das Gesicht. War ja auch ein verdammt langer und heißer Ritt gewesen.

Einen Moment später sah er, dass Listo sich wieder herumdrehte.

„Umpfhdddrhaieieuhhudrrrrr!“ brabbelte er, weil er mehr versuchen musste, zu verhindern, dass ihm das Sandwich aus dem Mund fiel, als das er reden konnte.

„Was?“

Listo kaute wie ein Wilder, dann schluckte er den Nahrungsklumpen herunter, zumindest versuchte er das, wobei sich Shamos nicht sicher war, ob ihm das wirklich gelingen würde. Doch beim dritten Versuch klappte es und wurde mit einem tiefen Rülpser abgeschlossen. „Sorry!“ sagte Listo nur kurz. „Ich sagte, um drei Uhr ist das Teleskop für zwei Stunden frei!“

Shamos nickte und schaute auf die Uhr hinter Listo an der Wand. Es war jetzt kurz vor eins. „Okay, dann sehen wir uns um drei!“ Er beugte sich vor und nahm den Kommunikationschip. „Versuch bis dahin nicht an deiner Fresssucht zu ersticken!“ Er wartete bis Listo ihn direkt ansah. „Bitte!“ Dann zog er den Chip wuchtig aus dem Gerät und die Verbindung wurde gekappt.

¤

Shamos duschte ausgiebig, bis er sicher war, sich vollständig von der letzten Nacht gereinigt zu haben.

Nachdem er sich das Handtuch um die Hüften gebunden hatte, ging er zurück in die Küche.

Dabei erkannte er, dass Esha aufgewacht war.

Also briet Shamos kurzerhand sechs Eier in einer Pfanne zu Rührei und röstete dazu ein paar Scheiben Toastbrot.

Da Esha noch nicht aufgestanden war, als er damit fertig war, füllte er nur einen Teller damit und setzte sich an den Esstisch, wo er schnell aß, weil er jetzt doch einen ziemlichen Hunger verspürte.

Er hatte sich kaum die zweite Gabel in den Mund geschoben, da erhob sich Esha aus dem Bett, band sich das Lacken um und kam zu ihm. „Hey!“ sagte sie und lächelte ihm zu.

„Hey!“ gab er kauend zurück. „Da ist Rührei!“ Er deutete auf die Pfanne.

Esha nickte. „Gute Idee!“ Sie füllte sich ebenfalls einen Teller, holte sich eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und setzte sich gegenüber von Shamos an den Tisch.

Bevor sie zu essen begann, trank sie einen ausgiebigen Schluck.

Shamos musste bei ihrem Anblick lächeln. „Wie fühlst du dich?“

„Ausgepumpt...!“ sagte sie, stellte die Flasche ab und begann zu essen. „...aber gut! Ich brauche nur dringend eine Dusche!“

Shamos nickte. „Ich muss um drei in der Universität sein. Das dauert etwa zwei Stunden. Was hältst du davon, wenn du hier ein bisschen für Ordnung sorgst...?“

Weiter kam er nicht, denn Esha schaute ihn plötzlich irritiert an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich will meine Eltern besuchen!“

„Äh...!“ Shamos war aus dem Konzept.

„Ich bin gegen sieben wieder hier. Ich werde uns einen Tisch in dem neuen Restaurant am Schlosspark reservieren. Es soll ganz toll sein. Was hältst du davon?“

Shamos pustete die Luft aus den Lungen. „Eigentlich dachte ich, wir beide machen es uns heute Abend auf dem Bärenfell vor dem Kamin...!“

Esha schüttelte erneut den Kopf und Shamos verstummte wieder. „Ich will danach noch ins Pimboss. Da ist immer richtig was los. Ich muss mal wieder tanzen, ablästern, ablachen...mich austoben!“ Sie grinste Shamos breit an.

„Aber wir waren doch am Wochenende erst aus!“ gab er zurück.

„Ach Shamos! Du weißt doch, ich brauche das!“ Sie lächelte nochmals unschuldig, nahm noch eine Gabel Rührei, kaute schnell, trank etwas hinterher, stand auf, trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange. „Also abgemacht. Ich gehe jetzt duschen!“

Shamos schaute ihr hinterher, wie sie das Lacken von ihrem Körper zog, es auf das Bett warf und dann in den Duschraum ging.

Und da war es wieder, dieses Gefühl. Diese Sicherheit, dass Esha eines Morgens nicht mehr da sein würde, wenn er aufwachte.

Esha brauchte ständig Aktion, war rast- und ruhelos. Shamos brauchte all das nicht. Und Disco-Besuche hasste er sowieso. Nicht die Musik – er hörte gern und sehr oft jede Art von Musik, aber er hasste diese Rhythmus-Tempel, in denen jedes Wort geschrien werden musste, um es dann doch nur halb zu verstehen, sodass jede vernünftige Kommunikation völlig unmöglich war.

Shamos war ziemlich sicher, dass er Esha heute Abend nicht begleiten würde - und dass das letztlich der Anfang vom Ende sein würde.

Als ihm das bewusst wurde, war ihm klar, dass er die wenige Zeit, die sie noch zusammen hatten, nutzen musste.

Er leerte daher schnell seinen Teller, spülte seinen Mund mit dem Saft aus, den er sich dazu geholt hatte und folgte Esha dann ins Bad.

Er warf sein Handtuch achtlos zu Boden, öffnete die geräumige Duschkabine und begann Esha einzuseifen.

Anfangs schien sie nicht recht angetan davon zu sein, doch dann gefiel es ihr immer besser.

Und als dann Shamos erfreut feststellen konnte, dass seine Männlicheit endlich auch erwacht war, stand einer weiteren körperlichen Vereinigung der beiden nichts mehr im Wege.

Genesis I

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