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Während der etwa zwanzig Minuten andauernden Fahrt zum geweihten Steinkreis, an dem die Zeremonie zwischen Vilo und Kaleena stattfinden sollte, redeten beide nicht mehr über das merkwürdige, kosmische Phänomen, sondern über die bevorstehenden Feierlichkeiten.

Mavis lenkte seinen offenen Hovercraft zügig, aber dennoch mit gewohnt sicherer Hand durch das verkehrsreiche unterirdische Tunnelsystem Ara-Bandiks, der Hauptstadt des über 600 Millionen Einwohner zählenden poremischen Reiches, von denen allein rund achtundzwanzig Millionen in diesem ultramodernen Zentrum an der Westküste des Landes lebten.

Wenig später hatte er die südliche Stadtausfahrt in Richtung Küste erreicht und Mavis lenkte den Hovercraft hinaus aus der Welt des Tunnelsystems mit seiner künstlichen Beleuchtung in das strahlende Licht der Planetenoberfläche, erleuchtet durch Lexis, der sonnenähnlichen Supernova im Zentrum der Galaxie, die dem Planeten Licht und Leben spendete.

Zu beiden Seiten der erhöhten Reisetrasse fügten sich endlose grüne Wiesen und farbenprächtige Felder in majestätische Wälder und sanfte Hügel.

Die Trasse führte in einem weiten Bogen hinaus nach Süden an die Küste des galpagischen Meeres mit seinem smaragdgrünen Wasser und der gold-funkelnden Schaumkronen im sanften Spiel des landeinwärts wehenden Windes.

In der Bucht, in die Mavis den nahezu lautlosen Hovercraft steuerte, gab es eine kleine Siedlung. Mavis verringerte die Geschwindigkeit, lenkte das Fahrzeug durch die kleine verträumte Hauptstraße – hier gab es kein unterirdisches Tunnelsystem, wie in den größeren Metropolen, da das Verkehrsaufkommen recht gering war – mit ihren ein- nur manchmal zweistöckigen, pastellfarbenen Wohnhäusern an das andere Ende der Siedlung, wo eine kleine einstöckige Kapelle den Ort der Zeremonie darstellte.

Als Mavis den Hovercraft zu einer ganzen Reihe gleichartiger Fahrzeuge lenkte, konnte Shamos schon eine aufgeregte Gestalt vor dem Bauwerk aufspringen und auf sie zukommen sehen.

Es war Jorik, ihr gemeinsamer Freund aus den Tagen der zentralen Lehren. Während Mavis sich für den Militärdienst und Shamos sich für die Erforschung der Wissenschaften entschieden hatte, wählte Jorik für sich die große Ausbildung der Technik, die er mit großem Erfolg absolvierte und jetzt beim größten Luftfahrtkonzern des Planeten – Imrix Corporation – die gewaltigsten, leistungsfähigsten und schnellsten Lufttransportmittel entwickelte, die man je gesehen hatte.

Und ganz nebenbei war er mit der hübschesten und begehrtesten Frau des ganzen Lehr-Jahrgangs vor einem Zyklus das Band der gemeinsamen Existenz eingegangen und hatte damit unzählige Männer ihrer Träume beraubt.

Auch Mavis und sogar Shamos waren von der makellosen Schönheit, der umwerfenden Anmut und der irrsinnigen erotischen Ausstrahlung von Alisha jedes Mal tief beeindruckt. Doch während Shamos niemals gewagt hätte, sich ihr körperlich zu nähern, hatte Mavis es als echte Herausforderung angesehen und versucht, ihre Gefühle für sich zu wecken.

Alisha aber entschied sich schon früh für Jorik und beide gaben ein wundervolles Paar ab. Mavis war stets ein harter und unbequemer Gegner, aber auch ein echter Sportsmann, der wusste, wann er verloren hatte. Und hatte er sonst immer an jeder Niederlage, die er erlitt, schwer zu arbeiten, so fiel ihm diese schon bald sehr leicht, denn gegen Jorik zu verlieren, war absolut keine Schande.

Mavis sah in Jorik seinen genetischen Zwilling, der ihm selbst in Nichts nachstand. Ebenfalls fast eins neunzig groß hatte er einen muskulösen, hervorragend durchtrainierten Körper und verband, wie auch Mavis, körperliche Kraft mit extremer Schnelligkeit und der Geschmeidigkeit einer leichten Meeresbrise gepaart mit hoher Intelligenz und geistiger Flexibilität – und das alles verpackt in einem extrem attraktiven und aufregenden Äußeren, wie Mavis immer wieder augenzwinkernd realistisch an sich selbst feststellte.

Dass Jorik nicht den Dienst an der Waffe antrat, konnte Mavis gerade noch akzeptieren, war Jorik doch mit schier unglaublichen und vor allem verblüffenden Fähigkeiten ausgestattet, wenn es darum ging, Dinge zu konstruieren und zu reparieren, auseinander- und in völlig anderer Form und Funktion wieder zusammen zu bauen. Dass er aber dennoch nicht beim Militär sein Wissen zur Ausbildung brachte, konnte er nur schwer hinnehmen.

All das, was Jorik bei Imrix tat, konnte er genauso gut auch in Kos Kampalot tun, was nebenbei auch den Vorteil gehabt hätte, das sich beide öfter als bisher gesehen hätten.

Doch Jorik wählte den Schritt in die zivile Welt der Technik und versorgte von da an nahezu den gesamten Planeten mit immer größeren, leistungsfähigeren und atemberaubenderen Flugmaschinen, die natürlich auch in abgewandelter Form vom Militär – in diesem Fall dem Nadi, dem Oberbefehlshaber der Lufttruppen - genutzt wurden.

Sowohl Jorik, als auch Mavis und Shamos waren Freunde von Vilo, dessen Band der gemeinsamen Existenz sie heute feiern wollten.

Vilo wiederum war ebenfalls Mitglied des Militärs und unterstand im Bereich Taktik und Missionen im Hauptquartier in Kos Kampalot direkt dem Nuri.

Auch Vilo war ein Kandidat für dessen Nachfolge, doch war die Chance als feldunerfahrener Krieger für ihn eher gering.

Mavis schaltete das Triebwerk des Hovercrafts ab, als Jorik auch schon nervös neben ihnen erschien.

„Teufel noch mal, wo bleibt ihr denn?“ platzte er vorwurfsvoll hervor.

„Himmel Jorik, es tut mir leid!“ Shamos stieg aus dem Hovercraft und streckte Jorik die Hand zur Begrüßung entgegen, „Es war meine Schuld“

„Ach, hör auf!“ stoppte ihn Jorik sofort, umarmte ihn kurz freundlich und schaute dann provozierend zu Mavis. „Du brauchst Mavis nicht zu schützen. War doch klar, dass er nicht pünktlich sein kann!“

Mavis stieg ebenfalls aus dem Hovercraft, umrundete es und trat zu den beiden. „Nun krieg dich mal wieder ein, Alter!“

„Dann sei du das nächste Mal pünktlich!“ raunte Jorik und ließ von Shamos ab.

„Ich nehme ja wirklich immer gern jede Schandtat auf mich - bin ja nicht so ein Weichei wie du - aber diesmal war es wirklich Shamos!“

Jorik schaute Shamos an. „Wirklich?“

„Wirklich!“ Shamos nickte verschämt.

„Er hat mir ein neues Computerspiel gezeigt. Wie heißt es noch gleich?“

Shamos schaute Mavis irritiert an, weil er nicht wusste, was Mavis meinte.

„Plasma-Schlange! Richtig?“ Mavis schaute Shamos auffordernd an.

„Äh...ja...richtig!“ stammelte Shamos.

Plasma-Schlange?“ Jorik war sehr erstaunt und verzog zweifelnd das Gesicht. „Und das soll ich euch glauben?“

„Mir völlig egal, was du glaubst. Und jetzt gib mir schon endlich deine verdammte Hand!“ Mavis trat dicht zu Jorik und streckte ihm seinerseits seine rechte Hand entgegen. Nur eine Sekunde später schaute Jorik ihm direkt ins Gesicht und lächelte ehrlich erfreut über beide Ohren.

Ihre Hände klatschten ineinander und auch sie beließen es nicht dabei, sondern umarmten sich herzlich.

„Jorik, alte Brechbohne! Es tut gut, dich zu sehen!“ sagte Mavis mit ehrlicher Freude.

„Mavis, alter Wichsguru! Endlich sehen wir uns mal wieder!“ Jorik grinste noch immer erfreut.

Plötzlich aber schob er Mavis mit versteinertem Blick von sich. „Plasma-Schlange? Das ist jetzt aber nicht irgendein Codewort für irgendwas mega Schwules, oder?“

Mavis sah Jorik ausdruckslos an, dann pustete er die Luft hörbar aus den Lungen. „Scheiße Shamos, er hat uns entlarvt!“

„Was?“ Shamos war erneut total verwirrt. „Aber...wieso?“

„Komm Junge, es hat kein Zweck es noch länger zu leugnen. Jorik ist einfach zu schlau für uns!“

Mavis schaute Shamos todernst an, doch der konnte nur große Augen machen.

Völlig perplex entwich ihm ein Einfaches: „Hä?“

„Okay!“ Mavis schaute wieder zu Jorik. „Die Plasma-Schlange ist...“ Er nickte zu Shamos und seinem Unterleib. „...sein, na du weißt schon...und ich musste sie...also ihn...ähm...fangen...!“ Mavis erkannte, dass Joriks Blick immer angewiderter wurde, während ihm bewusst wurde, dass sie noch immer ihre Hände ineinander gelegt hatten. „...mit meiner rechten Hand!“ Ergänzte Mavis mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und den Augen auf ihre Hände gerichtet.

Jorik folgte seinem Blick mit der Verzögerung eines Wimpernschlages, bevor er die Situation erkannte und seine rechte Hand wie vom Blitz getroffen aufs äußerste angeekelt an sich riss.

„Iihh...bäh! Pfui Teufel, verdammt!“ quiekte er langgezogen, während er seine Hand an seinem dunklen Anzug abwischte. "Das ist ja abartig! Shamos!“ Jorik warf seinen Kopf herum und starrte Shamos böse in die Augen.

Sein Gegenüber zuckte nervös zusammen.

„Von Mavis hab ich nichts anderes erwartet. Der wird sicher eines Tages die Wichsweltmeisterschaften gewinnen, aber du?“ Jorik schüttelte den Kopf. „Und ich dachte immer, du bist noch einer der normalen Menschen hier auf diesem Planeten...!?“ Er legte Shamos seinen linken Arm auf die Schulter.

„Bin ich doch! Aber bin ich doch!“ japste Shamos hervor.

„..und gehst zum Wichsen ordnungsgemäß in eine stille, abgeschiedene Kammer!“ Jorik grinste ihn breit an und wartete, bis auch Shamos ihn ansah.

„Was?“ Die Verblüffung im Gesicht des Wissenschaftlers hätte nicht wirklich größer sein können.

Jorik drehte den Kopf und grinste jetzt Mavis breit an, der sofort laut und in einem tiefen Brustton loslachte.

„Ja!“ Jorik schaute wieder zu Shamos. „Zu häufiges Wichsen lässt das Haar krausen!“ Er blickte zu Shamos wilder Naturkrause und musste jetzt ebenfalls laut loslachen. „Hat dir das noch niemand gesagt?“

Shamos begriff endlich, konnte aber nur verlegen lächeln. „Also ehrlich Leute. Ihr seid echt krank. Und pervers. Und...komplett irre!“

Jorik und Mavis drehten sich um und zogen Shamos mit sich.

„Sag mal, das mit den Wichs-Weltmeisterschaften...!“ Mavis wurde schlagartig wieder ernst und schaute zu Jorik, „Das war jetzt aber nicht ernst gemeint, oder…?“

Jorik grinste Mavis diebisch an. „Na, ich weiß ja nicht? Das letzte Mal, als ich dich mit einer Frau zusammen gesehen habe, hast du versucht, unsere Geschichtslehrerin zu küssen!“

Shamos blieb abrupt stehen. „Du hast versucht, Miss Podari anzubaggern?“ Er musste laut auflachen.

„Ja, Mann, hab ich. Verdammt ich war voll wie zehn Eimer! Ich war völlig unzurechnungsfähig...!“

Jorik nickte. „Schon klar, Alter. Wir alle haben unsere Fehltritte gemacht. Aber für heute würde ich dir empfehlen, die Finger vom Alkohol zu lassen!“

„Was? Wieso?“ Jetzt blieb Mavis stehen und war fast schon entsetzt, weil er sich tatsächlich auf ein herrliches, sinnloses Absaufen gefreut hatte, da am Ende bei dieser Art von Feierlichkeiten eh immer früher oder später die Paare zusammenhockten oder verschwanden und er dann als Single allein blieb.

„Weil ich vielleicht eine Überraschung für dich habe!“ Jorik blickte ihn vielsagend an.

„Eine Überraschung?“

„Ein echte Überraschung!“

„Eine echte Überraschung?“

„Eine verdammt heiße echte Überraschung...!“

Mavis schaute ihn mit großen Augen an. „Ich glaub, ich muss wichsen!“

„Keine Chance!“ Jorik zog ihn mit sich. „Wenn du es richtig anstellst, mein Freund, wirst du heute Nacht Mütze - Glatze zur Abwechslung mal wieder ohne deine eigenen Finger spielen können!“

Genesis I

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