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DER DJINN

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»Was ist nur mit dem Jungen los?«, fragten sich die Lehrer, meine Eltern und die Nachbarn. Ich fragte mich das auch. Hatte Gott mich wirklich so geschaffen? War etwas bei der Geburt falschgelaufen oder war ich ein vertauschtes Kind? Kam es von der Beule vom Teppichunfall? Hatte der Autounfall meinen Kopf kaputt gemacht oder der Schlag meines Vaters?

Ich war elf Jahre alt, in der Schule wurden meine Noten dramatisch schlechter und der Haussegen hing schief. Weder die Beschwerden der Lehrer noch die Schläge meines Vaters, die Ermahnungen meiner Mutter oder meine eigenen Gebete halfen. Zu allem Übel entdeckte meine Mutter auch noch, dass ich nachts im Schlaf durch das Haus wandelte. Und so fand sie zu der Überzeugung, ich sei von einem Djinn besessen.

»Hör zu, ich habe einen amerikanischen Spezialisten in Kerkûk gefunden«, sagte sie eines Tages in den Ferien. »Mein Onkel wird uns hinfahren. Es ist ein sehr guter Arzt, er kann deine Füße heilen.« Ich war überrascht, denn wir hatten lange nicht mehr über meine Füße gesprochen. Aber dann ließ ich mich überreden. Natürlich wollte ich gerne besser laufen können.

Der Onkel meiner Mutter wartete schon draußen vor unserem Haus in seinem Auto.

Ich schaute meine Mutter an.

»Wir haben diesen Termin heute bekommen«, sagte sie nur.

Mein Großonkel begrüßte mich fröhlich aus dem Auto heraus, so, als solle es eher zu einer Feier als zu einem Arzt gehen. Das verwirrte mich, denn normalerweise hatte er nicht viel für mich übrig.

Wir fuhren raus aus der Stadt. Die Häuser wurden immer spärlicher und vor dem staubigen Fenster zog die Landschaft an mir vorbei. Hügel, trockenes Gebüsch, gelegentlich ein Haus oder eine Tankstelle. An der Scheibe klebte ein Insekt. Meine Mutter saß schweigend vor mir auf dem Beifahrersitz und lächelte mich gelegentlich durch den Rückspiegel an. Es dauerte ewig.

»Wann sind wir denn endlich da?«, fragte ich.

»Gleich, Kúřim.«

Irgendwann kamen wir zum Checkpoint vor Kerkûk.

»Salām«, begrüßte mein Großonkel den Beamten. Der guckte kurz und winkte uns durch.

Wir fuhren in die Stadt hinein, mein Großonkel nahm das Tempo runter. Er lenkte das Auto durch eine schmale, verfallene Gasse und parkte vor einer kleinen Moschee. Das 'Asr, das Nachmittagsgebet, war gerade vorbei. Männer kamen aus dem Haus und gingen an uns vorbei.

»Was sollen wir denn hier?« Ich war irritiert. »Das ist keine Arztpraxis.«

»Wir möchten vor der Behandlung beten«, sagte meine Mutter.

»Nein, ich warte im Auto.«

»Komm bitte mit.« Meine Mutter öffnete meine Tür, ich stieg zögerlich aus.

Mein Großonkel legte seinen Arm an meinen Rücken und meine Mutter lächelte mich an.

Ich hatte plötzlich Angst, riss mich los, drehte mich um und lief weg. Doch mein Großonkel fing mich schnell ein und ließ mich nicht wieder los. Die beiden schleiften mich förmlich zwischen ihnen her.

»Was ist bloß los mit dir?«, rief meine Mutter. »Du gehst doch sonst so gern in die Moschee.«

Kafir

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