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DIE DIAGNOSE

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»Das ist eine eindeutige Diagnose. Sie haben ein ausgeprägtes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom«, sagt mir die Psychiaterin bei der Auswertung der zahlreichen Tests, die ich bei ihr durchlaufen habe. »Vermutlich hat das bisher niemand entdeckt, weil Ihre posttraumatische Störung vordergründiger ist. Das ADS ist bei Ihnen sehr ausgeprägt. Hat Ihr Umfeld nicht schon darauf reagiert, als Sie Kind waren?«

»Ich war einfach ein schwieriges Kind. Ich sollte mich zusammenreißen, mich mehr bemühen. Nur meine Mutter hat erkannt, dass ich nichts dafür kann.«

»Oh, das ist gut.«

»Naja, nicht wirklich. Sie dachte, ich sei von einem bösen Geist besessen und hat mich exorzieren lassen.«

Die Psychiaterin reißt die Augen auf. »Ist das im Islam üblich?«

»Nein. Es ist ziemlich strittig. Aber meine Mutter hatte von einem Imam gehört, der große Erfolge mit Geisteraustreibung hatte. Sie war verzweifelt und dachte, dass es mir helfen würde«, erkläre ich. »Meine Mutter ist sehr gläubig. In ihrer Welt gibt es für psychische Probleme keine anderen Erklärungen als die, von einem Djinn oder im schlimmsten Fall vom Satan besessen zu sein.«

»Sie scheinen ja sehr abgeklärt.«

»Inzwischen schon. Meine Eltern tun mir leid. Ihr Respekt vor religiösen Autoritäten ist so groß, dass sie zu grausamsten Handlungen fähig sind, wenn sie glauben, damit das Richtige zu tun.«

»Fast alle Eltern sind bereit, ihren Kindern Schmerzen zuzufügen, wenn sie glauben, dass es notwendig ist. Nur bei uns orientieren sich die meisten glücklicherweise an wissenschaftlich begründeten Empfehlungen. Und auch das bewahrt sie nicht vor Fehlentscheidungen.«

»Meine Mutter hat mir damit sicher helfen wollen. Sie hat den Djinn damit aber eher stärker gemacht.«

»Wir müssen sehen, ob wir Ihnen mit Medikamenten helfen können«, sagt die Psychiaterin.

»Ja, mal sehen, wie der Djinn darauf reagiert. Er hat schon viele Tabletten gefuttert.«

Kafir

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