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BOSSIGASSE

In der Mitte der Gemeinschaft

Es gibt in Wien viele engagierte Mietervertreterinnen und Mietervertreter – und dann gibt es Frau Lenikus und Herrn Zaufal.

In ihrem Wohnhaus in der Bossigasse 18–22 in Hietzing heben sie Engagement auf ein neues Level, indem sie nicht nur das von wohnpartner ins Leben gerufene Programm „Willkommen Nachbar“ fleißig umsetzen, bei dem Neuzugänge im Haus begrüßt werden. Nein, die beiden Mietervertreter haben darüber hinaus ihr eigenes, noch einen Schritt weiter gehendes Konzept kreiert: „Wir haben das ‚Hallo Du‘ getauft, und der Sinn davon ist, dass sich zumindest die Leute auf der Stiege kennenlernen, wo der Neuzugang einzieht“, erklärt Mieterbeirat Hans Zaufal. Seine Stellvertreterin Regina Lenikus ergänzt: „Wir versuchen dann zu einem Austausch bei Kaffee und Kuchen einzuladen und so eine Gelegenheit für ein gegenseitiges Kennenlernen zu schaffen.“

Als Herr Zaufal erzählt, wie er 1976 in die Bossigasse kam, verspricht er sich gleich einmal in, wenn man so möchte, Freud’scher Manier: „Ich selber hab den Gemeindebau geheiratet – nein, meine Frau hab ich geheiratet im Jahr 1976 – und bin in die Wohnung meiner Frau hierhergezogen.“ Regina Lenikus wiederum lebt zwar schon seit ihrer Kindheit im Gemeindebau, zog aber erst im Jahr 2002 in der Bossigasse ein. Beide vereint, dass das Gemeinschaftsgefühl im Gemeindebau für sie an erster Stelle steht: „Ich bin im 8. Bezirk aufgewachsen, da gab’s nur vier Stiegen mit je sechs Stockwerken, alle kannten sich, man war überall zu Hause. Wir versuchen auch hier mit den Mietern viel zu machen, aber es sind doch 190 Wohneinheiten, da ist es nicht so leicht. Wir haben hier aber viele Grünanlagen und viele Neuzugänge mit Kindern, was das Ganze verjüngt“, erzählt Frau Lenikus. Herr Zaufal ergänzt, dass es mit den alteingesessenen Mieterinnen und Mietern gerade in puncto Gemeinschaft manchmal nicht so einfach sei: „Manche sehen das dann fast schon als ihr Eigentum, weil sie schon so lang da wohnen, und wollen, dass alles passiert, was sie sagen. Das kann dann natürlich zu Konflikten führen.“

Um solche rechtzeitig zu erkennen und einer Lösung zuführen zu können, haben Zaufal und Lenikus eine weitere Gemeinschaft stiftende Initiative, nämlich ein regelmäßiges Kaffeekränzchen, ins Leben gerufen: „Die Kaffeekränzchen machen wir im Winter ein Mal monatlich, im Sommer alle 14 Tage. Natürlich kämpfen wir beim Gemeinschaftsgefühl mit den Windmühlen, meistens kommen dieselben Leute. Aber wir bemühen uns, die Neuzugänge zu motivieren, und das funktioniert eigentlich sehr gut“, erzählt Herr Zaufal. In der ungezwungenen Atmosphäre des gemeinsamen Kaffeetrinkens kommen die Themen oft leichter auf den Tisch als bei einer formellen Sprechstunde, das haben die beiden in ihrer ehrenamtlichen Funktion als Mieterbeiräte inzwischen schon oft erfahren. „Wenn’s Probleme gibt, dann kommen die Leute auch auf der Straße auf mich zu oder rufen mich einfach an“, berichtet Regina Lenikus.

Die beiden sind offensichtlich Mieterbeiräte zum Anfassen – was nicht heißt, dass sie nicht auch die segensreiche Wirkung neuer Technologien für ihre Arbeit nutzen würden: „Wir haben auch eine Whatsapp-Gruppe für die Mieter eingerichtet, wo man sich an uns wenden kann“, sagt Herr Zaufal stolz. „Da kann ich auch denjenigen Neumietern, die noch nicht so gut Deutsch können, eine Nachricht auf Deutsch schicken und darunter gleich die Übersetzung vom Whatsapp-Translator in ihrer Muttersprache, das klappt sehr gut.“

Wobei es nicht Frau Lenikus und Herr Zaufal wären, wenn sie nicht auch zur Verbesserung der Sprachkenntnisse von Neumietern bereits eine Initiative gestartet hätten: „Wir wollen jetzt etwas in der Art des Kaffeekränzchens schaffen, wo Leute zum Deutschlernen zusammenkommen können“, erzählt Herr Zaufal.

Kurz nachdenken muss der Mietervertreter aus Leidenschaft nur, als er zum Abschluss nach seinem Lieblingsplatz gefragt wird, während seine Kollegin auf dieselbe Frage gleich – wie könnte es anders sein – den Hof während eines Kaffeekränzchens genannt hat.

„Mein Lieblingsplatz ist in der Mitte einer Gemeinschaft“, sagt Herr Zaufal dann.

Es ist ein Satz, der das Gespräch und die Arbeit der Mietervertretung in der Bossigasse wohl perfekt zusammenfasst.


Hans Zaufal und Regina Lenikus sind Mietervertreter aus Leidenschaft



„Ich selber hab den Gemeindebau geheiratet …“

Wiener Wohnwunder

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