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HANSSON-SIEDLUNG

Der Segen der Kinder

„Samma froh, dass ma die Ausländer do ham, sonst hätt ma ja kane Kinder do. Hätt ma nix z’tuan, den gonzen Tog. So vü Kaffee kemma gor net trinken.“

Das sagt der einzige Mann in der Runde der Lernbegleiter in der „Bassena Am Schöpfwerk“, aber die anwesenden Damen, die sich auf gleiche Weise wie er engagieren, stimmen ihm zu. Acht bis zehn Lernbegleiter sind hier in der Bassena regelmäßig aktiv, so viel wie nirgendwo sonst in ähnlichen Programmen in Wien. Alle arbeiten ehrenamtlich, in Eins-zu-Eins-Betreuung wird mit den Schülerinnen und Schülern Hausübung gemacht, geübt und Nachhilfe gegeben.

„Man freut sich, wenn das Kind vorankommt und versteht. In einer Stunde kann man gar nicht so viel unterbringen, auch nicht so viel Privates, weil die so viel Hausübung haben“, erzählt eine Dame. „Ich habe auch 34 Lesekinder, gehe jeden Mittwoch in die Schule. Manche holen fantastisch auf, die kann man richtig motivieren. Die haben so eine Freud, wenn’s ma erklären können: ‚Ich hab gestern die ganze Zeit gelesen‘, nur damit ich zufrieden bin“, lacht sie.

Früher sei die Altersstruktur der Hansson-Siedlung ganz anders gewesen, hauptsächlich junge Familien seien damals, vor Jahrzehnten, hier eingezogen.

Wie war damals das Leben in der Siedlung?

„Mühsam“, sagt eine ältere Dame, und sagt es doch so, dass es fröhlich klingt, „es gab noch keine Straßenbahn und keine Geschäfte und nix. Mit den Kindern sind wir durch Eis und Schnee zum 67er marschiert. Es hat sich trotzdem gut angefühlt, einfach weil die Wohnung da war. Die Kinder ham ein eigenes Zimmer bekommen. Das ist schon schön. Zwei Meter Schnee sind gelegen, als wir eingezogen sind. Es war so kalt, dass ich gleich eine Mittelohrentzündung bekommen hab. Mein Sohn war damals ein Jahr alt. Wir haben angefragt, ob wir ein Zimmer mehr haben könnten, weil wir ein zweites Kind wollten. Das war aber nicht möglich, das schon im Vorhinein zu bekommen. 1966 war das. Es war schön und ist noch immer schön. Wir haben’s ja so herrlich grün da herunten.“

Als Nächstes entspinnt sich unter den Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern eine interessante Diskussion über Äpfel, Kirschen und die Segnungen der Moderne in der Hansson-Siedlung:

„Der Ententeich, die Schrebergärten. Da haben wir Äpfel und Kirschen gekauft, das gibt’s heute ja gar nicht mehr.“

„Äpfel und Kirschen gibt’s immer noch.“

„Aber sie werden in den Schrebergärten nicht mehr verkauft, oder?“

„Das ist was anderes. Aber geben tut es sie immer noch.“

„Wir haben ja alles, Fernwärme, alles. Jetzt kommt dann noch die Fernkühle“, meint eine der Anwesenden schließlich und löst mit dieser Idee allgemeine Heiterkeit aus.

Aber noch einmal zurück zur Lernbegleitung: Wer die Erinnerungen der sich hier ehrenamtlich engagierenden Mieterinnen und Mieter an ihre Anfangszeit in der Siedlung hört, der versteht, warum ihnen die Arbeit mit den Jugendlichen heute ein Anliegen ist:

„Früher gab es mehr Nähe zueinander. Man hat mehr geklopft und gefragt: ‚Geht’s gut?‘ Da ist viel verloren gegangen.“

„Jetzt wird das eine Pensionistensiedlung, jetzt gibt’s nur noch alte Leute.“

„Is es eh schon.“

„Und die türkischstämmigen Familien sind zwar ganz fantastische Nachbarn, aber sie wollen einfach nicht so viel Kontakt haben.“

„Man grüßt sich, und das ist es.“

„Trotzdem is es fantastisch, wenn die Jungen wiederkommen.“



Verbesserungsvorschläge für das Programm gibt es nur wenige, denn: „Die Leitung und das Team hier sind so großartig. Die sind also auch mitschuld daran, dass es hier so toll läuft.“

„Ich find es absolut fantastisch, dass es das überhaupt gibt.“

Nur eine Anregung bezüglich des Geschlechterverhältnisses gibt es dann doch noch, und sie ist wichtig:

„Man müsste mehr Männer in das Programm einbauen, weil die Buben brauchen auch Bezugspersonen, um sie da herbringen zu können.“

Die Gruppe der Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter wird jedenfalls mit voller Motivation weitermachen. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag dafür, dass der soziale Zusammenhalt in der Hansson-Siedlung eben nicht verloren geht.


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