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REUMANNHOF

Margareten ohne Partnergewalt

Im Reumannhof in Margareten ist eine Gruppe engagierter Frauen zusammengekommen, um von ihrer Arbeit für die Initiative „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ zu erzählen. Eine von ihnen ist Maria Rösslhumer, die Vorsitzende des „Vereins der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser“, der das Projekt koordiniert.

Aber worum geht es bei der Initiative StoP eigentlich genau?

„Unsere Themen sind Gewalt in der Familie, Gewalt an Frauen und Kindern, das beschäftigt uns täglich“, erklärt Rösslhumer. „Ich bin froh, dass wir Frauen und Kindern helfen können, wir unterhalten auch eine Frauenhelpline, wo wir Frauen täglich unterstützen.“

2002 hatte sie das erste Mal vom StoP-Projekt gehört und war sofort begeistert: „Ich wollte es, wenn ich einmal mehr Zeit habe, unbedingt auch in Wien umsetzen.“

2013 bot sich ihr dann endlich die Möglichkeit, Genaueres aus erster Hand zu erfahren: Die Initiatorinnen und Initiatoren des Projekts in Hamburg veranstalteten in Wien ein Symposion, auf dem sie über ihre Arbeit und die gesammelten Erfahrungen berichteten.

2017/18 machte Rösslhumer schließlich die erforderliche Ausbildung in Hamburg, die es ihr ermöglichte, das Projekt im 5. Bezirk auf die Beine zu stellen.

„Das Ziel des Projekts ist gewaltfreie Beziehung“, erläutert Rösslhumer den Kern ihrer Arbeit. „Auch wenn das ein hoher Berg ist, den wir da erklimmen müssen.“

Dem Projekt StoP liegt die Überzeugung zugrunde, dass das soziale Umfeld entscheidend dafür ist, ob Gewalt in Beziehungen aufgedeckt und damit veränderbar wird. Mittels sogenannter Frauentische bietet der Verein nun seit 2019 in Gemeindebauten in ganz Margareten ein niederschwelliges Angebot, bei dem die Mitarbeiterinnen sich bemühen, mit Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch zu kommen, Vertrauen aufzubauen, aufzuklären und so die Grundlage dafür zu schaffen, dass über Gewalterfahrungen in Beziehung und Familie gesprochen werden kann.

Über direkten persönlichen Kontakt hat Rösslhumer auch viele ihrer Mitstreiterinnen für das Projekt gewonnen. Eine von ihnen erzählt die Geschichte ihrer Rekrutierung: „Es hat an der Tür geläutet und es standen zwei Damen vor der Tür und haben mir vom StoP-Projekt erzählt. Das Projekt ist meiner ganzen Lebenseinstellung sehr entgegengekommen. Ich hab einen starken Gerechtigkeitssinn und bin damit auch oft genug auf die Nase gefallen.“

Eine typische Geschichte für den Beginn des Engagements bei StoP – ein Projekt, das ganz aktiv die Idee eines Schneeballeffekts verfolgt, der immer mehr Aufmerksamkeit für das Thema schafft und auf diese Weise betroffene Frauen aus der Isolation holt: „Das Thema sollte selbstverständlich sein. Die Betroffenen sollten sich trauen zu reden, Vertrauenspersonen in der Nachbarschaft finden und sich Hilfe holen können“, so Rösslhumer.

Der Gemeindebau eigne sich allein schon durch seine offene Bauweise sehr gut für das Projekt, weil man über den Hof viel aus den Nachbarwohnungen mitbekomme. Dadurch werde auch Gewalt mehr wahrgenommen und es gebe bessere Chancen auf Hilfe. „In einem Villenviertel würde da lange Zeit niemand was bemerken. Man hat als Betroffene also im Gemeindebau, wenn die Nachbarschaft funktioniert, eine bessere Chance, aus einer Gewaltbeziehung herauszukommen.“

Rösslhumers Wünsche für die Zukunft? „Dass wir Anstoßgeber für eine Veränderung sind, auch nach Ablauf des offiziellen Projektzeitraums.“ Damit Margareten als Bezirk ohne Partnergewalt ein Vorbild für ganz Wien wird.

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