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Die richtige Marke

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An einem verregneten Tag. Düstere Wolken hängen über dem kleinen Dorf. Kalt ist es außerdem. Eine Stimmung zum Davonlaufen.

Zum Glück treffe ich auf jemanden, der ein wenig Zeit mitgebracht hat und erzählt, dass er sein Anwesen erst 2003 nach dem Tod der bis dahin hier lebenden Großeltern bezogen hat. Er arbeitet im eigenen Autohaus, Reparaturwerkstatt für Renault. „Die richtige Marke, um immer genügend Reparaturen zu haben“, sagt er lachend. Seine Frau ist zu Hause wegen der Kinder. Noch zu Lebzeiten der Großeltern wurde das Wohngebäude von außen saniert (Dach, Fassade, Fenster). Zwei der gut erhaltenen alten Fenster hat er in ein Seitengebäude eingebaut, um dort die maroden Fenster zu ersetzen. Einige Wochen danach flatterte ein Brief vom Denkmalsschutz mit Androhung einer Strafe von einer Viertelmillion Euro ins Haus. Was für ein Schock! Da erst erfuhr die Familie, dass ihr Vierseitenhof in die Denkmalliste aufgenommen worden war.

Er meint, abreißen und neu bauen wäre auf lange Sicht sinnvoller, aber das dürfe man eben nicht. „Nur erhalten kann man die drei Wirtschaftsseiten mit einstigen Stallungen und Scheunen eben auch kaum. Das sind Riesengebäude, die keiner mehr nutzt. Das mit der Strafe haben wir zum Glück aus der Welt schaffen können. Und vor Jahren ist meinem Nachbarn, einem Wessi, der Giebel seiner Scheune zusammengerutscht und hat bei mir das halbe Dach meiner Stallungen zerstört. Der Wessi wohnt nicht im Ort, hat aber mehrere Grundstücke aufgekauft und lässt sie verfallen. Der war so was von unseriös, hat am Telefon erst mal unterstellt, dass wir wohl einen Dummen suchen, um unser Dach neu eindecken zu lassen. Dann hat er Sachverständige von verschiedenen Versicherungen antanzen lassen, die, wie sich herausstellte, alle jedoch andere Objekte versichert hatten. Die merkten das aber erst, als sie die Adressen verglichen. Erst, als ich mir einen Anwalt genommen habe, war die eigentliche Versicherung schnell ermittelt und so ist die Reparatur dann auch bezahlt worden. Bei den Wessis braucht man eben immer einen Anwalt.“

Bei einem Blick in das Grundbuch sehe ich, dass ein Enteignungsverfahren gegen ihn läuft, angestrengt durch das Autobahnamt, weil die neue Autobahn über einige seiner Ländereien führt.

„Ja, wir haben damals nichts unterschrieben, uns einen Anwalt genommen. Mit der Enteignung bekommen wir nun auch noch ein paar Cent mehr pro Quadratmeter als seinerzeit angeboten.“

Man braucht eben für alles einen Anwalt.

Kaum vermessen – schon vergessen

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