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La Jolla, Kalifornien

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Sarah Hansen, die bei ihrem letzten Fall in ihrer Heimat in Schleswig-Holstein fast ums Leben gekommen wäre, kommt in ihrem neuen Wirkungsbereich in Freiburg im Breis­­gau an. Kaum hat sie ihre neuen Kollegen kennen­gelernt, werden sie und ihr Partner Thomas Bierman be­auftragt, die Todesumstände eines Demon­stranten zu klä­ren, der nach dem Einsatz von Wasserwerfern tot auf­gefunden wurde. Doch bevor Rechtsmediziner Dr. Schwarz eine Obduktion durchführen kann, geschieht ein besti­ali­scher Mord, der die Arbeit an diesem Fall zunächst ver­zögert. Sehr bald kommt der Verdacht auf, dass die bei­den Tode zusammenhängen. Was Sarah, Thomas und die Kol­leg*innen im Laufe der weiteren Ermittlungen her­aus­finden, hätten sie sich nicht einmal im Traum vorstellen können!

Andre Rober, geboren 1970 in Freiburg im Breisgau, studierte Volkswirtschaftslehre und arbeitete nach dem Ab­schluss mehrere Jahre für Banken im In- und Ausland. Mit der Absicht, sich beruflich zu verändern, machte er eine Aus­bildung zum Business Coach und arbeitete parallel an seinem Erstlingswerk „Sturmernte“.

Nach „Sündenlohn“ schickt er mit „Ackerblut“ seine Pro­tagonisten Sarah Hansen und Thomas Bierman zum dritten Mal in den Einsatz.

Andre Rober

Ackerblut

Thriller

Ungekürzte Taschenbuchausgabe

1. Auflage April 2019

© Andre Rober, Merzhausen

Korretorat: Christiane Portele, Dr. Friederike Zimmermann

Umschlaggestaltung: Büro für angewandte Reklame, Merzhausen

Umschlagfoto: © Andre Rober

Satz: Andre Rober

Gesetzt aus der Palatino

Papier: Munken Cream

Druck: Online Druck.biz

ISBN: 978-3-947252-02-2

Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden!“

(Genesis 4, 10)

Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, wischte sich Tra­vor Willard mit seinen übergroßen Funktions­schweiß­bän­dern über das Gesicht und konnte so verhindern, dass das Transpirat seine Brauen durchdrang und ihm in die Augen lief. Trotz seiner vierundfünfzig Jahre war er in über­durch­schnittlicher körperlicher Verfassung und lief die knapp zehn Meilen, die er täglich noch vor dem Frühstück zu­rücklegte, deutlich unter einer Stunde. Und das, obwohl ihn die Stre­cke nicht nur über den Sand von La Jolla Shores führte, sondern auch hinauf bis zum Gipfel des Mount Soledad. Zugegeben, dort oben angekommen, hielt er seinen Polar-Trainingschronographen immer für einige Minuten an, und auch heute ließ er die letzten Meter eher lockeren Schrittes hinter sich, bevor er den linken Arm hob, Zeit und Puls kontrollierte und dann die Uhr anhielt. Er stemmte seine Arme auf die Knie und atmete einige Male tief durch. Dass jetzt der Schweiß von seiner Nasenspitze herunter tropfte und auf dem staubigen Asphalt Spuren wie bei einem ein­setzenden Herbstregen hinterließ, störte ihn nicht. Ein Mann seines Alters durfte ruhig ordentlich schwitzen, wenn er derart hart an seinem Körper arbeitete. Als sich sein Atem innerhalb kürzester Zeit beruhigt und sein Puls eine Frequenz unter achtzig Schlägen pro Minute erreicht hatte, richtete er sich auf und wandte seinen Blick als erstes gen Westen auf die Weite des Pazifiks, wo der Horizont um die­se Uhrzeit noch eine ungetrübte dunkelblaue Farbe hatte. Obwohl er diese Aussicht, seit er dem Ruf an die UCSD vor fünfzehn Jahren gefolgt war, beinahe jeden Tag genießen konnte, war sie für ihn immer aufs Neue über­wältigend. Und da sich heute der June Gloom, ein häufig im Frühsommer auftretender Morgennebel, nicht über dem Küstenstreifen gebildet hatte, war die Sicht atemberaubend. Langsam drehte er sich nach links. Im Sü­den konnte er nun Richtung San Diego sehen. Er erkann­te die Bauten des Sea World an den Wasser­flächen von Mission Bay. Westlich vom Point Loma waren eindeutig die Umrisse einiger Kriegsschiffe zu erkennen und der Flugzeug­träger, der langsam hinter der Landzunge auftauchte, bestätigte Tre­vors Verdacht, dass gerade ein kompletter Trä­ger­ver­band den Hafen von San Diego verließ. Richtung Osten konn­te er selbst mit zu­sammengekniffenen Augen nicht schauen, zu grell war bereits das Licht der Sonne, die über den Bergen des Cleveland National Forrest und des Cuyamaca Rancho State Parks stand. Erst als er seine Augen weiter in Rich­tung Norden wandern ließ und mit ausgestreckter Hand für Schatten auf seinem Gesicht sorgte, konnte er wie­der in die Ferne schauen. Er versuchte die weißen Kuppeln des etwa 50 Meilen entfernten Palomar Observatory auszu­machen, durch dessen Teleskope er und seine Tochter am letzten Wo­chenende Sterne und Planeten beobachtet hatten. Die sech­zehnjährige Helena, benannt nach der nach Troja ent­führten griechischen Prinzessin, hatte sich seit langem wieder einmal zu einem Wochenendausflug mit Trevor über­reden lassen. Auch wenn er als alleinerziehender Vater alles un­ternommen hatte, um seine Tochter behütet auf­wachsen zu lassen, forderte die Pubertät ihren Tribut. Trotz­dem konnte er zufrieden sein, sie war ein anständiges Mäd­chen, das Zu­sammenleben mit ihr - angesichts der Ge­schich­­ten, von de­nen er bei Elternabenden erfuhr - insge­samt sehr harmonisch. Und dass sie sich seit dem Tod von Christine, ihrer Mutter, gegenseitig umeinander kümmer­ten, sprach für das gute Verhältnis. Sein Blick traf jetzt den Campus der UCSD und wanderte die Küste entlang bis zu seinem Haus in der Marine Street. Wenn er zurückkam, hatte sie bestimmt schon das Frühstück vorbereitet, peinlich auf die Erfordernisse beider abgestimmt: für ihn, seit bei ihm eine Laktoseintoleranz diagnosti­ziert worden war, ohne Milch oder mit entsprechend anderen Pro­dukten. Für sie, da sie sich mit dreizehn für ein Leben als Vegetarierin entschieden hatte, ohne Fleisch. Trevor muss­te lächeln. Er schüttelte die Beine ein wenig aus, star­tete seine Polar-Watch, und nahm sein Training wieder auf. Das Gipfelkreuz ließ er hinter sich und lief, um seine Knie zu schonen, etwas langsamer durch den Soledad Park hinunter. Als er an der Via Capri ankam, lief ihm bereits wieder der Schweiß durch das Gesicht. Die Abbiegung zur Hidden Valley Road war einer seiner Mess­punkte, und als er abbog, sah er auf seine Polar am Hand­ge­lenk. Da er fast vierzig Se­kunden über seiner Durchschnitts­zeit lag zog er das Tempo merklich an. Als er sich von hin­ten einem am Straßen­rand geparkten schwarzen Chevrolet Tahoe näherte, bemerkte er ein undefinierbares Gefühl in der Herz­gegend. Er maß dem keinerlei Bedeutung bei und lief un­ver­ändert weiter, doch das Gefühl wurde stärker. Mit ei­nem Mal glaubte er, sein Herz sei etwas aus dem Rhyth­mus gekommen. Auch solche Aussetzer beunruhigten ihn nicht. Er hatte dies bereits von einem Kardiologen untersu­chen lassen, der ihm versichert hatte, dass nichts so besorg­nis­erregend sei wie ein Herz, das immer stur seinen mono­tonen Takt schlug. Ein paar Hüpfer waren folglich sogar ge­sund und mit diesem Gedanken lief er stoisch vor sich auf den Boden blickend weiter. Selbst als das Organ endgültig sei­nen Dienst einstellte, die Welt um ihn herum dunkel zu werden schien und er aus vollem Lauf auf dem Asphalt zu­sammenbrach, spürte er keinerlei Schmerzen.

Ackerblut

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