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Senföle gegen Lungenerkrankungen
ОглавлениеSenföle und sogenannte Glucosinolate (spezielle Zuckerverbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören), sind charakteristische Inhaltsstoffe von Pflanzen aus der Familie der Kreuzblüten- und Kapuzinerkressegewächse. Sie kommen z. B. vor in verschiedenen Kohlarten, Brokkoli, Rettich, Senf, Raps und Kresse. Werden die Zellen dieser Pflanzen verletzt, setzt das pflanzeneigene Enzym Myrosinase (s. Anhang, Lexikon) durch die Spaltung der Glucosinolate die aktiven Isothiocyanate, die sogenannten „Senföle“, frei. Sie bieten der Pflanze einen Schutz vor Fraßschäden und mikrobiellem Befall. Diese Senföle können nicht nur die Vermehrung von Bakterien hemmen, sondern wirken auch gegen Viren und Pilze.
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Senfsamen
Meerrettich und Kapuzinerkresse sind zwei typische Pflanzen, die Senföle und Glucosinolate enthalten. Die Inhaltsstoffe der beiden bekämpfen mehr als 13 Bakterienarten – sogar einige der besonders gefährlichen und resistenten Erreger wie die multiresistenten Staphylokokken, auch bekannt unter der Abkürzung MRSA. Und diese keimhemmende Wirkung macht sich auch der Mensch zunutze. Schon vor langer Zeit verwendete man Senf mit seinem hohen Gehalt an Senfölen als Arzneimittel. Zur schnellen Heilung strich man ihn auf Wunden. Diese Eigenschaft ist auch von anderen Scharfmachern bekannt.
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Meerrettich
Die Senföle zählen heute zu den am besten untersuchten arzneilich wirksamen Pflanzensubstanzen. Sie haben den Vorteil, dass sie nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen Viren wirken, wie verschiedene Untersuchungen belegen. Infolgedessen eignen sie sich sehr gut zur Behandlung unkomplizierter Atemwegsinfekte. Und im Gegensatz zu zahlreichen anderen Heilpflanzen, deren Wirkungsweise oft unklar ist, kann man die keimhemmende Wirkung von Kapuzinerkresse und Meerrettich eindeutig auf die Senföle zurückführen. Setzt man sie tatsächlich bei dieser Art von Atemwegsinfektionen ein, können mit ihrer Hilfe auch die hocheffektiven und überlebensnotwendigen chemisch-synthetischen Antibiotika für ernste und bedrohliche Erkrankungen aufgespart werden.
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Kapuzinerkresse
Nach ihrer Aufnahme in das Blut zirkulieren die Senföle an Eiweiße gebunden in unserem Kreislauf und reichern sich schließlich in der Lunge und in den ableitenden Harnwegen an. Dort töten sie dann Erkältungsviren und Bakterien ab. Deshalb sind sie sinnvoll in der Anwendung von Atemwegs- (Erkältung, grippaler Infekt) und Harnwegsinfekten. Dadurch, dass diese pflanzlichen Wirkstoffe bereits im oberen Darmabschnitt ins Blut gelangen, greifen sie die „guten“ Darmbakterien nicht an. Die im Darm natürlich vorkommenden Bakterien sind für unsere Verdauung und ein funktionierendes Immunsystem wichtig. Während sie durch den häufigen Gebrauch klassischer Antibiotika nachhaltig geschädigt werden, trifft dies für Senföle offensichtlich nicht zu. Ihre gute Wirksamkeit und Verträglichkeit wurde auch in zahlreichen Studien belegt. Resistenzentwicklungen kennt man bisher trotz jahrzehntelanger Anwendung keine und sind aufgrund des breiten Wirkspektrums nicht zu erwarten.
Es gibt auch Studien, die zeigten, dass die Wirkstoffe wiederkehrende Harnwegs- und Atemwegsinfekte verhindern können. Eine Untersuchung wies deutlich nach, dass die Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich in der Vorbeugung von unkomplizierten Atemwegserkrankungen sehr wirkungsvoll ist. In der Vergleichsgruppe, die keine dieser Wirkstoffe erhielt, traten fast doppelt so häufig Erkältungen auf. Dadurch wurde die vorbeugende Wirkung von Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Erkältungen deutlich.
Um ausreichende Mengen an Senfölen aufzunehmen, bekommt man Meerrettich und Kapuzinerkressenkraut in kombinierter und konzentrierter Form rezeptfrei in Apotheken. Es gibt auch ein Fertigpräparat (Angocin®), das in einer Tablette 200 mg Kapuzinerkressenkrautpulver und 80 mg Meerrettichwurzelpulver enthält.
Die Wirkstoffe des pflanzlichen Kombinationspräparates hemmen auch die Vermehrung des pandemischen Influenza-Virus H1N1 (aktuelles Influenzavirus) in menschlichen Lungenzellen. Dieses Virus gehört zu den Virenarten, die sehr schnell ihr Erbgut verändern und Resistenzen bilden. Erst durch die Kombination von Meerrettich und Kapuzinerkresse und der in ihnen enthaltenen ITC wurde ein besonders großes antiinfektives Erregerspektrum erreicht. (Für Fachleute: Die drei Isothiocyanate, kurz ITC, sind das Benzylisothiocyanat aus der Kapuzinerkresse sowie 2-Phenylethylisothiocyanat und Allylisothiocyanat aus dem Meerrettich.)
Die Senfölkombination ermöglicht eine direkte Bekämpfung der Erreger von Erkältungskrankheiten, insbesondere auch der Rhinoviren. Da sie außerdem gut vertragen werden – auch von Kindern –, lässt sich das pflanzliche Arzneimittel auch bei häufig wiederkehrenden Atemwegsinfektionen verwenden.